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ARCOPLAN EINIGUNG KOMMENTAR
Bericht

Sprung aus der formaljuristischen Fallmasche

Nach dem herben Vorspiel hätte die rasche Einigung der Baselbieter Regierung mit der Basler Architekturfirma Arcoplan nicht unbedingt so rasch erwartet werden können. Zu sehr waren die Positionen polarisiert, zu viel Prestige stand im Streit um die Kostenüberschreitung bei der Sanierung des Liestaler Kantonsspitals scheinbar für beide Parteien auf dem Spiel.

Die Einigung ist nicht nur der Bereitschaft der beiden Steitparteien zu verdanken, sondern doch wohl am ehesten der Kompetenz des Freiburger Baurechtsprofessors Peter Gauch: Seine Stimme muss gezählt und den Ausschlag für den Vergleich gegeben haben.

Rein rechnerisch hat Baudirektorin Elsbeth Schneider in diesem Konflikt verloren: Sie hat 7 Millionen verlangt und 360'000 Franken erhalten. Doch abgesehen davon, dass auch Arcoplan mit ihrer 1,2-Millionen-Forderung ins Leere lief, kann eine rein arithmetische Beurteilung des Falles nicht genügen. Die Baudirektorin ist mit Powerplay, allzu forscher Anspruchshaltung und - damals - ohne Spur Selbstkritik in die Auseinandersetzung gestiegen. Aber heute zeigt sie sich flexibel und auch lernfähig. Sie hat gemerkt, dass sie von ihren Rechtsberatern mit dem Argument des "Vertrauensschadens" auf eine gefährlich schiefe formaljuristische Ebene geführt worden war, von der es nur noch den Absturz gab: Vor den Augen ihrer Wählerschaft vorführen zu müssen, wie sie kraft ihrer staatlichen Macht ein Kleinunternehmen bewusst in den Bankrott treibt.

Als KMU-Killerin hätte Elsbeth Schneider die nächsten Wahlen wohl kaum überstanden. Das hat die Christdemokratin eingesehen und eingelenkt. Erst noch am Gängelband ihres Hardliner-Chefjuristen, hat sie das Heft nun selbst in die Hand genommen und richtig entschieden. Auch wenn die parlamentarische Geschäftsprüfungskommission ihrer Direktion noch einige unangenehme Fragen stellen wird, hat sie mit ihrem Einlenken der bevorstehenden Untersuchung doch den entscheidenden Wind aus den Segeln genommen. Sie hat nun eben politisch entschieden. Und das ist gut so.

Peter Knechtli

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(5.2.2002)

SWISS KOMMENTAR
Bericht

Mit "swiss" darf es kein zweites Grounding geben

Crossair rief und die Medienschaffenden aus aller Welt kamen. Der Niedergang der Swissair war ein Thema, das die Schlagzeilen während Monaten, wenn nicht während Jahren dominierte. Kein Wunder, bleibt das Interesse an der nationalen Airline noch immer auf einem Niveau, als würde ein neuer König ausgerufen.

Was die Londoner Agentur des smarten Tyler Brûlé dann präsentierte, war nicht umwerfend. Insbesondere ist die typografische "Tipp-Ex-Variante" ("20 Minuten") von einer Rafinesse, wie sie auch eine Grafikfachklasse hätte bieten können. Die Univers-Textlösung ist konservativ, die alternierenden Hauptmarken auf den Flugzeugen - mal Rätoromanisch, mal Deutsch und meist Englisch - nicht über jeden Zweifel einer Corporate Identity erhaben.

Auch die Anmutung der Marke "swiss" ist in ihrer Knappheit nicht von einer Art, die auf Anhieb Sympathie auslöst - ganz abgesehen von möglichen rechtlichen Problemen durch den Gebrauch von Original-Landesnamen. Kein Zweifel: Dieses nackte "swiss" ist so gewöhnungsbedürftig wie seinerzeit Novartis. Und mit seiner Unauffällgikeit repräsentiert es eben auch eine schweizerische Eigenschaft, die André Dosé "Swissness" taufte.

In der Verdichtung auf das Wesentliche liegt aber auch ein grosser Vorteil: Die Gefahr möglicher sprachlicher Missverständnisse ist ebenso minimiert wie jene der juristischen Haftbarkeit für Altlasten.

Eine ganz andere Frage ist, ob es ethisch erlaubt und patriotisch korrekt ist, sich als privates Unternehmen den Originalnamen in vier Landessprachen unter den Nagel zu reissen. Dies ist das eigentlich Freche an der Londoner Kreation und wird sicher noch Diskussionen auslösen. Anderseits waren es die Medien, die aus Swissair eine Nationalheilige gemacht haben. Nachdem nun die öffentliche Hand über zwei Milliarden Franken eingeschossen hat, ist nicht mehr verwunderlich, dass diese Öffentlichkeit in Form einer fliegenden Litfasssäule mit der Botschaft "Schweiz" einen entsprechenden Gegenwert beansprucht, der erst noch die patriotischen Gefühle ebenso wecken dürfte wie weiland Swissair.

Ein Aspekt der Markenwahl ist allerdings von grosser Brisanz: Solange das Geschäft läuft, ist die fliegende Standortwerbung sehr willkommen. Doch gute Nacht, wenn es nochmals zum Kollaps käme und diesmal ein "Swiss-Grounding" weltweit Schlagzeilen machte. Mit seinem aviatischen 1.-August-Abzeichen hat sich André Dosé eine gehörige Portion Erfolgsdruck ans Revers geheftet: Ein zweites Grounding darf es ganz einfach nicht mehr geben.

Peter Knechtli

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(1.2.2002)

ECHO

Reaktionen zur neuen Schweizer Airline-Marke


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"Die grössten Würfe sind meist die einfachen"

Auch ich habe erst leer geschluckt, als ich das neue Corporate Design der "swiss" sah. Derart banal - das darf ja nicht sein. Und dann diese viersprachigen Anhängsel, die auf dem Flugzeug eher wie einer rote Verschmutzung anmuten (als ob die Farbe im Flug ausgewaschen worden wäre). Und überhaupt ... Gemach, gemach: Ich erinnere mich noch sehr gut an einen ähnlichen Aufschrei, als die Swissair seligen Angedenkens vor Jahren - ich glaube irgendwann Ende der siebziger - ihr Flieger-Pfeil-Symbol mit ebenfalls einer scheinbaren Banalität ersetzte. Das darf ja nicht sein, war der allgemeine Tenor. Und dann diese Farben: Rot, weiss und BRAUN, herjesses! Doch kurze Zeit später wurde die Genialität dieses Designs offensichtlich. Es funktionierte in und auf allen Lebenslagen: riesengross und en miniature. Und dieses CD besass ein unverwechselbares Gepräge, das sich lange Jahre - bis vor kurzem - als Wertsymbol hielt. Ich weiss nicht, ob das auch der "swiss" dereinst beschieden sein wird. Eines ist jedoch gewiss: Die grössten Würfe im Design sind meist die einfachen, schlichten und klaren Auftritte. Also: Abwarten, dieses "swiss" muss sich erst etablieren, dann muss es mit der angestrebten Qualität quasi aufgefüllt werden. Und vielleicht merken wir schon bald, dass es gar nicht so schlecht ist.

Edi Borer
eidg. dipl. PR-Berater
Basel

 

"Es gibt Grenzen der Verkommerzialisierung"

Ist heute der 1. April? Wenn ich mich nicht irre, gibt es schon einen Staat, der ziemlich gleich heisst, jedenfalls in den Landessprachen. Ich bin zufällig Mitglied dieses Staates und absolut gar nicht bereit zu akzeptieren, dass irgend eine Firma mit diesem Namen Werbung oder Geschäfte macht. Wenn diese Firma den gleichen Mist baut wie die Swissair - und wir haben keine Garantien, dass das nicht so sein wird, schliesslich hat sie denselben Paten (Gut) wie die Pleitefirma -, dann wird dieser Name mit in Verruf gebracht. Und irgendwo bin ich da stur: Es gibt Grenzen der Verkommerzialisierung. Nicht weil ich stolz wäre auf mein Land, sondern weil ich Teil bin davon und nicht ungefragt Teil irgendeiner Firma werden will, die sich diesen Namen anmasst.

Bernhard Bonjour
Liestal



ELSBETH SCHNEIDER KOMMENTAR
Bericht

Elsbeth Schneider sollte Arcoplan-Last nicht aussitzen

Der Baselbieter Landrat hat überraschend entschlossen gehandelt: Er beauftragte seine Geschäftsprüfungskommission (GPK) mit Sonderkompetenzen, die Kostenüberschreitung bei der Sanierung des Kantonsspitals Liestal zu untersuchen und somit insbesondere die Vorverurteilung der Basler Architekturfirma Arcoplan zu hinterleuchten.

Im Fokus der Ermittlung steht - politisch - Baudirektorin Elsbeth Schneider. Die Regierungsrätin stellte sich in einer Mischung von Selbstkritik, Lobpreisung ("gute Arbeit des Landrates") und Trotz der Debatte. Doch souverän wirkte sie nicht. "Schuld trage ich ganz sicher nicht", sagte sie gegenüber dem "Regionaljournal", sie sei "so von den Juristen beraten" worden. Die Konsequenz dieser juristischen Beratung wäre, die Arcoplan mit Forderungen über sieben Millionen Franken in den sicheren Ruin zu treiben. Dabei hatte das KMU während fünf Jahren Tätigkeit in Liestal gerade mal sechs Millionen Franken eingenommen.

Elsbeth Schneider machte mit ihrem Auftritt zweierlei deutlich: Sie ist zu stark abhängig von ihren engsten Mitarbeitern und sie hat offenbar nicht begriffen, was ihr ihre Berater und Autoren eingebrockt haben: In der in ihrer Direktion verfassten und von der Regierung akzeptierten Spitalvorlage wird die Firma Arcoplan in einer unerträglichen Weise vorverurteilt und für die Kostenüberschreitung verantwortlich gemacht, während das Vorgehen in der Baudirektion keine Spur von Selbstkritik erhielt erfuhr. Der Schwarze Peter wurde schlicht an ein Kleinunternehmen abgewälzt, während sich Regierungsrätin Schneider die Hände in Unschuld wusch. Das ist politisch unhygienisch.

Zudem kann diese Rechnung nicht aufgehen, weil das Parlament die Verantwortlichkeiten jetzt klären will. Von der GPK muss erwartet werden, dass sie nicht bloss einen Wischiwaschi-Bericht abliefert, sondern jene klaren Antworten gibt, die der Bericht der Bau- und Planungskommission vermissen liess.

Elsbeth Schneider ist somit nicht aus dem Schneider. Es nützt heute nichts mehr, wenn sie erklärt, es habe ihr bisher niemand gesagt, was sie falsch gemacht habe. Sie hätte in der Landratsdebatte am Donnerstag die Möglichkeit gehabt, Fehler aufgrund eigener Analysen selbst einzugestehen. Damit hätte sie der GPK schon einigen Wind aus den Segeln genommen. Aber sie tat es nicht.

"Ich bin mir weder rechtlich noch moralisch einer Schuld bewusst", sagte in den achtziger Jahren Bundesjustizministerin Elisabeth Kopp. Dieser verhängnisvolle Satz, der gleichermassen Lernunfähigkeit wie Sturheit dokumentiert, wurde ihr zum Verhängnis. Elsbeth Schneider steht derzeit - wenn auch in einer ganz andern Sache und Dimension - in einer ähnlichen Situation: Starrsinn wäre jetzt das falscheste Rezept. Statt den mit Bestimmtheit risikoreichen und für den Staat kostspieligen Gerichtsweg zu beschreiten, sollte sie ohne trölerische Tendenz mit Arcoplan eine aussergerichtliche Einigung anstreben. Das wäre die Übernahme der politischen Verantwortung. Und nicht das Aussitzen einer Mitschuld.

Peter Knechtli

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(14.1.2002)

MORITZ SUTERS DEMISSION KOMMENTAR
Bericht

Das sind die Spielregeln der Kapitaldemokratie

Eine gewisse Tragik lag von Anfang an über der denkwürdigen Crossair-Generalversammlung: Während die Aktionäre Ernst Beyeler und Rudolf Boos noch rührig für ihre Aktion "pro Moritz Suter" warben und die über 50'000 Unterschriften tintenfrisch zum Versand nach Bern bereit lagen, hatte sich der alte Verwaltungsrat längst mit der unabwendbaren Situation arrangiert: Kapitän Suter hatte seine Nase wieder einmal weit vor den Aktionären. Er musste die Versammlung unter dem Motto "Gut, Schweiss und Tränen" nur so leiten, dass alle auf ihre Rechnung kamen: Seine Aktionäre, der neue Verwaltungsrat, seine Mitarbeiter - und er selbst.

Obschon die Spannung in der St. Jakobshalle mit Händen zu greifen war, war von Anfang an klar, wie die "Kapitaldemokratie" (so Banken-Vertreter Peter Forstmoser) läuft: Dass nämlich die 2'578 anwesenden Aktionäre gegen die in einer einzigen Person verkörperte 70-prozentige Stimmenübermacht der Banken UBS und CS rein nichts zu bestellen hatten.

Die geballte Moritz-Suter-Armada und die führende Zeitung auf dem Platz Basel, die sich ohne jede Distanz zum Sprachrohr der "alten" Crossair-Interessen machte, hatte den Aktionären suggeriert, dass ein Aufstand das Blatt noch wenden könnte. Das war die grosse Illusion: Nicht nur Moritz Suter hat, wie er selbst einräumte, "Mühe mit dem Loslassen", sondern offensichtlich auch die Promotoren der Suter-Aktion. Hand aufs Herz: Der bisherige Crossair-Verwaltungsrat, der laut Insiderinformationen im Wesentlichen den Vorgaben Moritz Suters folgte, wäre seiner neuen Aufgabe nicht im Entferntesten gewachsen gewesen. Kein Wunder, machte sich unter den Aktionären, die eben noch Gift und Galle über dem neuen Verwaltungsrat ausgeschüttet hatten, Frustration breit, als Moritz Suter das neue Aufsichtsgremium auf die Bühne und die gelichteten Reihen der Aktionäre um netten Beistand bat.

Was sich am Donnerstagnachmittag zu St. Jakob abspielte, war nicht ein Showdown, sondern Moritz Suters grossartig inszenierte Abschieds-Gala, die nur ein Kunststück fertig bringen musste: Die Stimmung innerhalb von sechs Stunden von Empörung in Versöhnung ("ruhige Gewässer") umzupolen. Suter liess seinen Gefühlen zwar freien Lauf bis zu jenem Moment, in denen er zu Tränen gerührt inne halten musste. Sichtlich aber genoss er auch das Medien-Ereignis, wie er es in seiner Laufbahn wohl noch nie erlebt hatte: Er führte die Versammlung vor Live-Kameras fair - und wohl auch im festen Willen, sich dem TV-Publikum selbst während seiner Entmachtung noch mit Stil und Würde zu offenbaren.

Dies ist Moritz Suter gelungen. Im allerletzten Moment hat er durch Demission den Weg für einen Neustart frei gemacht. Dass er auf Ehrenpräsidium und Beratermandat verzichtete, ist klug. Als autokratischer Firmenführer muss er jetzt sein "Baby" (wie er die Crossair selbst nannte) wirklich loslassen. Dafür kann er jetzt unbelastet beobachten, wohin der neue Verwaltungsrat die neue Airline steuert. Und er kann sich rufen lassen, falls sein Know-how je gefragt sein sollte. Die Entmachtung Moritz Suters ist für ihn schmerzhaft. Das ist nachvollziehbar. Vor den Regeln der Kapitaldemokratie bleibt keiner verschont.

Peter Knechtli

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(6.12.2001)

ECHO
Reaktionen zum Crossair-Showdown

"Machenschaften öffentlich ausgefochten"


Der inszenierte und erzwungene Abgang von Moritz Suter und seinem erfolgreichen Team erstaunt mich nicht, überraschend ist nur, dass solche Machenschaften nun öffentlich ausgefochten werden. In der Schweiz bestehen seit Jahrzehnten solche Seilschaften - und sie funktionieren bestens. Die empfehlenswerte Lektüre „Die unheimlichen Patrioten“ von Frischknecht, Haldimann und Niggli geben über dieses "Schweizer System" erschöpfend Auskunft. Nun hoffe ich, dass solche Fronten auch zukünftig bröckeln.

Ruedi Basler
Liestal

 

Beschämender Lokalpatriotismus

Der Verlauf der Generalversammlung der Crossair lässt nun zumindest die Hoffnung aufkommen, dass das "Schwarz-Weiss-Denken" endlich ein Ende hat. Trotz des unbestrittenermassen falschen Entscheides, Herrn Gut mit der Besetzung des Verwaltungsrates zu betrauen, ist es kaum nachvollziehbar, was sich vor allem in der Region Basel in den letzten Wochen "zusammengebraut" hat. Lokalpatriotismus, Intoleranz und eindimensionales Denken prägten die Stimmung der letzten Tage. Den Höhepunkt bildete der beschämende Auftritt von Nationalrat Johannes Randegger im "Zyschtigs-Club". So gab es in den letzten Wochen Momente, in denen ich mich geschämt habe, in Basel zu wohnen. Gerade in einer Zeit, da die Welt etwas näher zusammen rücken sollte. Wir sind scheinbar nicht einmal bereit, dies in der kleinen Schweiz vorzuleben.

Heinrich Moser
Basel

 

Zwei Wetten zur neuen Schweizer Airline

Der Ausgang der Crossair-GV war für mich überhaupt keine Überraschung. Um so überraschender, wie viele noch an die grosse Wende geglaubt hatten. Allerdings: Bei allen Schuldbenennungen, die gestern in der St. Jakobshalle vorgetragen wurden, fehlte eine ganz wichtige Instanz: Jene Personen (auch im Bundeshaus), die den Steuerungsausschuss nominierten und dabei Rainer E. Gut zum Primus inter pares ernannten. Damit war auch das gestrige Ergebnis quasi vorgespurt - aber auch der Image- und Vertrauensschaden, den die neue Airline bei unzähligen früheren Fans von Swissair und Crossair nun erlitten hat - im Minimum bei den 60'000 Unterschreibenden. Eine weitere Hypothek für das ohnehin schwierige Take-Off der neuen Gesellschaft. Zum Schluss noch zwei Wetten. Erstens: Die heutige GL unter André Dosé wird in Bälde ausgewechselt, wodurch dann die Crossair-"Macht" endgültig eliminiert ist. Und zweitens: Die Sonderprüfung zum Swissair-Crash wird nicht zu Ende geführt, sondern mit einem Begräbnis erster Klasse unter den Teppich gekehrt. Der neue VR mit dem Schattenkabinett "Steuerungssausschuss" und mit wohlwollender Sekundanz aus dem Bundeshaus werden es sicher richten. Was wollen wir wetten?

Edi Borer
Basel




NEUE-CROSSAIR KOMMENTAR
Hintergrundbericht

Moritz Suter sollte seinen Verzicht selbst bestimmen

In wenigen Wochen wird es in der Basler St. Jakobshalle zu einer historischen Versammlung kommen: Die Crossair-Aktionäre legen den Grundstein für eine neue Schweizer Airline.

Nebst zahlreichen weiteren Fragen wird die neue Zusammensetzung des Crossair-Verwaltungsrates zu den wichtigsten Traktanden gehören. Im Zentrum steht die emotionsgeladene Frage: Wird Crossair-Gründer Moritz Suter - in welcher Funktion auch immer - diesem neuen Gremium noch angehören?

Dass die Stimmen noch zahlreich sind, die sich eine Crossair ohne Suter nicht vorstellen können und Supporter-Komitees gründen, ist verständlich: Der Basler hat in Steig- und Sinkflügen ein Unternehmen auf die Beine gestellt, das seinesgleichen sucht. Er hat sich grossen Verdienste um die Schweizer Zivilluftfahrt erworben.

Ein Neuanfang wie der nicht risikofreie Aufbau einer Airline ist aber immer auch Anlass zu grundlegenden Zäsuren. Emotionsfrei muss im Blickwinkel eines landesweiten Interesses die bestmögliche Lösung gefunden werden. Wäre allein das Votum der übrigen Aktionäre entscheidend, dann dürfte Moritz Suter mit einer Welle der Solidarität zählen und mit einer Wahl rechnen. Wenn die Banken mit ihrer 70prozentigen Stimmenpotenz vom Wahlrecht Gebrauch machen werden - und darauf deutet heute einiges hin - dann werden sie wahrscheinlich einen Verwaltungsrat wählen, in dem Moritz Suter nicht mehr die führende Kraft sein wird.

Für Moritz Suter ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, den wilden Spekulationen über seine künftige Rolle selbst ein Ende zu setzen: Mit einer unmissverständlichen Erklärung, für ein Verwaltungsratsmandat nicht zur Verfügung zu stehen.

Denn noch ist nicht klar, wohin die Reise des neuen Unternehmens geht. Bliebe Moritz Suter in massgeblicher Funktion im Unternehmen, könnte er schon bald für Entscheide und Entwicklungen geradestehen müssen, die keineswegs seinem Konzept entsprechen: Er verlöre auf einen Schlag den Nimbus des grossen Schweizer Luftfahrtpioniers. Wenn sich Moritz Suter aber nach nahezu einem Vierteljahrhundert von "seiner" Firma trennt und die Verantwortung für die "Neue Crossair", die ohnenin nicht mehr seine Crossair sein wird, einem neuen Team überlässt, kann er erhobenen Hauptes seinen Hut nehmen und auf dem Höhepunkt seiner Karriere als überragender Unternehmer in die Geschichte einzugehen.

Peter Knechtli

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(16.11.2001)


SANS-PAPIERS KOMMENTAR
Pragmatische statt pauschale Lösungen sind gefragt

In der Schweiz leben wohl weit über hunderttausend Menschen so wie der Kosovo-Albaner Hisni: Ohne Aufenthalts- und Arbeitsbewilligung, ohne soziale Sicherheit, ausgebeutet, verängstigt, erniedrigt. Skrupellose Arbeitgeber machen satte Gewinne auf dem Buckel dieser modernen Sklaven, und die Behörden schauen häufig weg. Auch in Basel. Doch damit muss jetzt Schluss sein. Das Problem der "Sans-Papiers" muss dringend angegangen werden.

Doch die Lösung einer pauschalen Regularisierung, wie sie von einem Unterstützungskomitee und einzelnen Parteien vehement gefordert wird, überzeugt nicht. Zu gross sind die Nachteile, die mit einer solchen, radikalen Lösung verbunden wären.

"Kein Mensch ist illegal", heisst es auf einem Spruchband, das seit Tagen an der Basler Antoniuskirche hängt. Doch die Forderung nach einer für alle Menschen dieser Erde geltenden Niederlassungsfreiheit ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt leider utopisch. Denn Millionen von jungen Männern in der dritten Welt warten nur auf eine Gelegenheit, um in den reichen Norden auszuwandern. Sie sehen in ihren Ländern keine beruflichen und persönlichen Perspektiven. Dazu kommen unzählige Menschen, die aus politischen Gründen an Leib und Leben verfolgt sind.

Dass sie ihr Glück in Europa versuchen wollen, ist verständlich. Doch es ist auch legitim, dass sich Europa vor diesen Migrationsströmen schützen will. Denn es geht letztlich um einen Lebensstandard, den hierzulande kaum jemand preisgeben möchte.

Wer aber für eine Kontrolle der Zuwanderung plädiert, spricht sich gleichzeitig für Gesetze aus, welche Niederlassung und Arbeitsbewilligung regeln. Ein Verstoss gegen diese Gesetze muss aber geahndet werden muss, soll der Staat seine Glaubwürdigkeit nicht verlieren. Bei einer kollektiven Regularisierung der illegal in der Schweiz lebenden Ausländer würden diese Gesetzesverstösse nachträglich legitimiert und indirekt sowohl Schweizer wie auch Ausländerinnen und Ausländer bestraft, die sich an die geltenden Gesetze halten. Damit würde auch ein heikler Präzedenzfall geschaffen. Wie wäre es denn zu begründen, dass ein im Frühjahr 2001 illegal eingereister Kosovo-Albaner eine Aufenthaltsbewilligung erhielte, nicht aber ein Landmann, der sein Glück ein Jahr später versucht?

Eine pauschale Regularisierung hätte mit grösster Wahrscheinlichkeit eine Sogwirkung zur Folge. Unzählige Kandidaten würden sich eine Chance ausmalen, früher oder später ebenfalls in den Genuss einer solchen Regelung zu gelangen.

Gegen eine kollektive Legalisierung spricht auch die Tatsache, dass die "papierlosen" Menschen sehr heterogen zusammengesetzt sind: Da gibt es etwa ehemalige Saisonniers, abgetauchte Asylbewerber und Menschen, die von Anfang an illegal eingereist sind. Da gibt es Menschen, die schon jahrelang in der Schweiz leben, und andere, die erst ein paar Monate hier sind.

Schliesslich ist auch in Betracht zu ziehen, welche Auswirkungen die Aufnahme von 100'000 bis 300'000 Papierlosen in unsere Sozialversicherungssysteme und in die obligatorische Krankenversicherung hätte.

Diese und weitere Gründe sprechen gegen eine Pauschallösung. Was es braucht, sind vielmehr klare Kriterien - etwa die Länge des Aufenthalts in der Schweiz - als Grundlage für die Aufnahme bestimmter Gruppen von "Sans-Papiers". Eigentliche Härtefälle müssen gesondert behandelt werden. Unabdingbar ist eine neutrale Ombudsstelle, bei der sich Papierlose ohne Risiko nach der Chance für eine Bewilligung erkundigen können.

Das Problem der Papierlosen stellt die Gesellschaft vor eine schwierige Aufgabe. Es ist eine Gratwanderung zwischen der sturen Anwendung der geltenden Gesetze und humanitären Erwägungen. Pragmatische Lösungen sind gefragt, nicht pauschale.

Beat Stauffer

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(6.11.2001)

SPITAL-MILLIONEN KOMMENTAR
Arcoplan-Vermittlung: So wird Politik zum Phantom

Die Situation letzten Montag muss gespenstisch gewesen sein: Die Spitze der landrätlichen Bau- und Planungskommission lädt die Konfliktparteien im Streit um die Liestaler Spital-Millionen zu einem Vermittlungsgespräch. Verwaltungsratspräsident und Geschäftsführer der Architekturfirma Arcoplan marschieren, beladen mit Papierbergen, ins Sitzungszimmer. Die Baselbieter Regierungsrätin Elsbeth Schneider dagegen setzt sich mit den Worten "Ich bin nur als Zuhörerin da" an den Vermittlungstisch.

Damit war nicht nur die Spitzendelegation Kommission desavouiert, sondern das Parlament an sich : Politik als Phantom.

Wer als Laie in die Kostenüberschreitung der Kantonsspital-Sanierung eintaucht, wird weder schlüssig noch schlau. Doch um eine grundsätzliche Erkenntnis kommt er nicht herum: Zwischen erklärter Projektverantwortung der Baudirektion und der Brutalität der Schuldzuweisung an einen 25-Mitarbeiter-Betrieb klafft eine Lücke, die hellhörig macht. Schuld am Debakel sind nur die andern.

Mit diesem Partei-Standpunkt allerdings ist dem Landrat nicht gedient: Wenn er mehr als eine Phantom-Debatte über den zusätzlichen benötigten Kredit von 18 Millionen Franken führen will, muss er auch präzise Kenntnis davon haben, inwieweit die kantonale Projektführung und Kostenkontrolle funktioniert oder versagt hat.

Damit kann er politisch ein zukunftsträchtiges Zeichen setzen - für Fairness auch im Streit, letztlich aber auch ein Zeichen gegen die fortgesetzte schleichende Entwertung parlamentarischer Arbeit.

Es ist doch nicht zu übersehen, wie sich Politikerinnen und Politiker in den Medien zunehmend an fein säuberlich inszenierten Anlässen immer üppiger selbstdarstellen und lachend beim Fototermin das Volk calmieren. Gerade so, als wäre politische Arbeit reinstes Vergnügen.

Hinter den Kulissen, wo die Knochenarbeit geleistet wird, sieht es ganz anders aus: Im Fall Arcoplan beispielsweise waren einzelne Spitzenbereiche der Baselbieter Baudirektion während Monaten zentral mit dem Arcoplan-Konflikt beschäftigt - offenbar ohne dass das Parlament davon wusste. Droht dem Hintergrund-Gezerre allmählich Öffentlichkeit, wird flugs "Stillschweigen vereinbart", die Beschwichtigungsformel "No comment" hat Hochkonjunktur.

Nichtwissen aber ist Gift für die Demokratie. Mit Nichtwissen und Stillschweige-Vereinbarungen werden Veranstaltungen wie die von Elsbeth Schneider ins Bizarre mutierte parlamentarische Vermittlungsaktion zum Standard politischer Umgangsformen. Die Stillschweige-Strategen und die "No comment"-Protagonisten sollten mit den Versteckspielen aufhören und die Vertraulichkeit auf die absolut nötigen Ausnahmefälle beschränken.

Darum gehört die Akte Arcoplan schonungslos auf und nicht unter den Tisch. Dafür muss der Landrat sorgen. Wer, wie die Baudirektion, einen Kleinbetrieb öffentlich in den Dunstkreis halbkrimineller Machenschaften stellt, muss auch öffentlich argumentieren und nicht stillschweigen. Den finanziellen Ruin eines KMU sozusagen als Kollateralschaden der Gesichtswahrung in Kauf zu nehmen, kann sich der Landrat schlicht nicht leisten.

Peter Knechtli

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(24.10.2001)


MARCEL OSPEL KOMMENTAR
UBS-Chef Marcel Ospel ist nicht der Schuldige

Wenn die Emotionen überschäumen, Milliarden Franken und Tausende Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen, dann sind Sündenböcke gefragt. Im Fall der maroden Swissair ist es nun Marcel Ospel, Präsident der Grossbank UBS. Die einen, wie ein Gewerkschaftsvertreter anlässlich der heutigen Demonstration in Basel, nennen ihn einen "Bank-Räuber", der aus dem Schlamassel durch Börsengewinne Kapital schlägt. Andere, so der "Tages-Anzeiger", werfen ihm vor, er zerstöre mutwillig die Grundlagen seines eigenen Geschäfts. Man könnte den smarten Banker heute sogar für den Morgennebel verantwortlich machen.

Das Feinbild bieter sich geradezu an: Die bösen Banker sind immer schuldig, Machthaber einer Grossbank erst recht. Und der UBS, diesem unnahbaren Gebilde, wollten im Geheimen längst schon viele eins ans Bein treten. Jetzt ist die Gelegenheit dazu gekommen, Pechkübel und Mistkarren über den UBS-Gewaltigen auszuschütten. Sogar stramm bürgerliche Politiker, die bisher servil die Interessen der Geldinstitute vertreten haben, heulen den Anti-Grossbanken-Refrain.

So einfach es wäre - aber werden wir damit dem abgehobenen Marcel Ospel und seinem miserabel kommunizierenden Stellvertreter Alberto Togni gerecht? Leider nicht.

Natürlich hat Ospel in den letzten Tagen Kapitalfehler begangen: Der schlimmste war, dass er nach aussen den Eindruck erweckte, als habe er das Schweizerland schon so sehr unter Kontrolle, dass selbst ein anrufender Bundesrat bei der Vorzimmerdame strandet. Durch sein Abtauchen hat Ospel den SAir-Group-Präsidenten seinen Kontrahenten Mario Corti zudem in die Lage versetzt, seine Sicht der Dinge unwidersprochen darzulegen. Corti hat den Vorsprung genutzt - und gewonnen. Hinterher müssen Ospel und CS-Chef Lukas Mühlemann argumentativ zu retten versuchen, was nicht mehr zu retten ist. Sie stehen als die Bösewichte da.

Aber die Schuldigen am Swissair-Sturzflug sind sie nicht. Es kann in diesem Wirtschaftssystem nicht Sache der Banken sein, einer "um Benzin bettelnden Bankrottfirma" ("Südostschweiz") als Geldfass ohne Boden zu dienen. Es kann auch nicht die Pflicht der Banken sein, ein monopolverwöhntes Unternehmen, das sich am sozialen Nimbus einer National-Heiligkeit orientiert, in eine nicht näher definierte Zukunft zu retten. Wenn sonst schon niemand rechtzeitig in der Lage war, das neue Schweizer Luftfahrtunternehmen zu bauen - wen wundert's, dass jetzt die Banken Hand anlegen!

Mario Corti als designierter Liquidator der Swissair spricht noch. Andere zentrale Akteure und Verantwortliche dieses spektakulären Kollapses - etwa die Herren Honegger und Bruggisser - schweigen. Ihnen kann der Lärm um Ospel und Mühlemann, UBS und CS-Group nur recht sein. Er lenkt von ihrem eigenen Versagen ab.

Peter Knechtli

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(4.10.2001)


Echo
Reaktionen zum Kommentar über "Bösewicht" Ospel

"Das Problem ist gerade, dass die Banker nur ihren Job getan haben"
Es stimmt, Herr M. Ospel hat nur seinen Job getan. "Ich bin nur der Financier", er habe das neue Geschäftskonzept beurteilt und es für gut befunden, lautet sein Kommentar. Die Misswirtschaft der Swissair-Konzernleitung ist erwiesen, seit Monaten und Jahren bekannt. Sie ist die Ursache der Krise, hier gibt es nichts zu rütteln. Das weiss jeder in diesem Land. Dass aber die Banker, die ja alles schon seit Monaten beurteilen und den Niedergang der Swissair begleiten, nur "ihren Job" tun, ist eben das Problem. Bank-Manager, die mit diesem Wissen und mit dieser Verantwortung für die Volkswirtschaft nur ihren Job erledigen, dürfen ohne Hemmungen kritisiert werden. In der Stellung eines Marcel Ospel darf man - auch wenn man für das Debakel der Swissair nicht zuständig ist - nicht nur den "Job" erledigen, hier braucht es "Leadership" und das hat er leider in den kritischsten Stunden nicht erbracht.

Eric Nussbaumer
Frenkendorf

 

"Eine Frage des Anstandes"
Die Harmonie zwischen Wirtschaft und Politik war auch schon grösser als heute. Über den Zusammenbruch der Swissair kann man geteilter Meinung sein. Aber das Verhalten der beiden obersten Schweizer Banker M. Ospel und L. Mühlemann gegenüber dem Bundesrat hat mit Harmonie nichts mehr zu tun. Es ist eine Frage des Anstandes. Wenig bis gar keinen Kredit räumen diese Manager der Politik ein. Die Politik wird zu einer Reparaturwerkstätte wirtschaftlichen Schaltens und Waltens. Die Globalisierung der Wirtschaft führt zu spektakulärem Gigantismus im Scheinwerferlicht. Die Verlierer sammeln sich im sozialen Netz und stellen die gesellschaftliche Solidarität auf eine harte Probe. Die unverfrorene Freiheit kann nicht unbegrenzt sein. Grenzenlose Freiheit trägt immer auch den Kern ihrer eigenen Zerstörung in sich.

Rolf Wehrli
FDP-Gemeinderat
Pratteln

 

"Crossair hat ein Controlling"
Marcel Ospel als den einzig Verantwortlichen für das Swissair-Debakel der letzten Tage zu machen, wäre unobjektiv. Die Hauptverantwortlichen für den Untergang der Swissair sind vor allem die Verwaltungsrätinnen und Verwaltungsräte der letzten zehn Jahre. Expansionsgelüste, Übernahme von maroden Gesellschaften, Fehlinvestitionen, zu hohe Löhne für die Piloten, haben schlussendlich zu einem grossen Schuldenberg, einer Schrumpfung des Eigenkapitals und schlussendlich zum Fehlen von liquiden Mitteln geführt. Die Ereignisse in Amerika haben die Situation noch verschlimmert. Im Gegensatz zur Crossair, welche jedes Jahr ein Kontrolling über Einnahmen und Ausgaben gemacht und entsprechende Korrekturen vorgenommen hat, steht heute finanziell und strukturell besser da. Es ist erstaunlich, dass massgebende Wirtschaftsleute im ehemaligen Verwaltungsrat nicht frühzeitig das Desaster vorausgesehen und die entsprechenden Vorkehrungen getroffen haben. Die letzte Konsequenz, die Stilllegung des Betriebes hätte vermutlich durch eine sorgfältigere und koordiniertere Planung vermieden werden können. Herr Corti hat sich zu wenig abgesichert über die liquiden Mitteln, die Banken haben die versprochenen liquiden Mitteln nicht rechtzeitig zur Verfügung gestellt und der Bundesrat hat zulange gezögert, um die Situation zu retten. Diese Fehlleistungen mehrer Verantwortlicher haben schliesslich zum Crash der letzten Tage geführt.

Heinz Jäggi
Buus

 

"Wo war das Personal, als das Debakel anfing?"
Eine Bauernregel sagt: Nur die dümmsten Bauern schlachten ihre Milchkuh selbst! Dies kommt einem in den Sinn, wenn man die Reaktion des Swissair-Personals sieht. Wo waren diese Herschaften früher, als das Debakel anfing? Hätten sie so klar reagiert, als die Fehler der Herren Bruggisser und Honegger bekannt wurden, wäre ihr Verhalten glaubhafter. Kein einziges diesbezügliches Plakat sah ich an den Demonstrationen! Nun mussten sie selbst erfahren, wie es ihren Kolleginnen und Kollegen in Belgien und Frankreich zu Mute sein muss, notabene mitverursacht von diesen beiden "Top"-Managern der Swissair. Aber eben, Belgien und Frankreich sind in diesem Fall weit weg , dafür tauchten die beiden Herren unter, einen Sündenbock fand man ja in den Banken. Und war es nicht auch Herr Corti, der mithalf, die Swissair zu liquidieren? Unglaublich, welch Kurzzeitgedächnis so manche Zeitgenossen haben.

Bruno Heuberger
Oberwil

 

"D'accord"
Tout à fait d'accord!

Thomas Jenny
Basel

 

"Erstaunliche Kehrtwendungen"
Es ist ein Phänomen, was sich in den letzten Tagen in der Schweiz abspielt. Hysterie wäre wohl ein recht zutreffender Begriff, um dies zu beschreiben. Emotionen verhindern dabei die Sicht für die Realität. So ergeben sich sich erstaunliche Kehrtwendungen: Banker werden innerhalb von einem Tag von Rettern zu Buhmännern der Nation, Herr Corti wird vom harten Sanierer in den Status eines Heiligen emporgehoben, Eindrücke, wonach Zürich der einzige Wirtschaftsstandort der Schweiz sei, werden wieder wach, viele schreien nach dem Bund als Retter in der Not, eine erstaunliche Anzahl an Fachleuten meldet sich, die gewusst hätte, wie die Krise hätte abgewendet werden können. Der Kommentar dazu von Peter Knechtli trifft ins Schwarze.

Patrice J. Baumann
Münchenstein

 

"Die Swissair bisherigen Zuschnitts kann und wird es nicht mehr geben"
Zugegen, auch ich habe "geschäumt" über das unanständige Verhalten von Marcel Ospel bzw. seiner UBS-Kaderleute. Zugegeben, auch ich habe in der ersten Wut mit dem Gedanken gespielt, meine Konti bei der UBS zu transferieren. Ich habe, glaube ich, gut daran getan, noch ein zwei Nächte darüber zu schlafen. Auch wenn ich der UBS attestieren muss, dass sie über die Folgen eines "Grounding" der Swissair - auch in ihrem eigenen (wirtschaftlichen und politischen) Interesse - wohl nicht sehr lange nachgedacht und damit einen veritablen Scherbenhaufen in ihren eigenen Schalterhallen sowie erhebliche Risse an ihrer Fassade produziert hat, darf dies nicht darüber hinweg täuschen, dass die Grossbank für viele ein gar sehr patenter und willkommener Sack ist, auf den man nun hemmungslosschlagen kann - bis es derart stäubt, dass man den Esel nicht mehr erkennt: Die selbstherrliche Swissair-Führung der letzten 10 Jahre. Für die Gewerkschaften ist der entbrannte Volkszorn selbstverständlich ein willkommenes Süppchen, das nun hübsch aufgekocht und am Dampfen gehalten werden kann. Ich meine, die Gewerkschaften leisten mit ihrer konstruierten Dolchstoss-Legende ihren nur allzu verständlich enttäuschten und ergrimmten Mitgliedern unter dem Strich einen Bärendienst. Die Swissair bisherigen Zuschnitts kann und wird es nicht mehr geben. Es wäre sicherlich besser, nun aktiv und konstruktiv an einer positiven Überleitung der Mitarbeitenden in die neue Form einer schweizerischen Airline mitzuarbeiten, anstatt nur Rache bei den Falschen zu skandieren. Ich bin höchst gespannt, wer dereinst der wirkliche nationale Buhmann sein wird, wenn alle Geschehnisse dieser Woche offen auf dem Tisch liegen. Ich mache mich auf Überraschungen gefasst.

Edi Borer
Basel

 

"Unglaublich, was die Leute von den Banken erwarten"

Endlich jemand, der in dieser emotionsbeladenen Stimmung wagt, die richtigen Namen zu nennen. Gratuliere zu Ihrem Artikel. Abgesehen davon, wir brauchen jetzt weder Bösewichte noch Sündenböcke, sondern gangbare Lösungen.

Es kann und darf nicht Sache der Banken sein, das Geld, das schliesslich für uns alle Zinsen tragen soll, in ein absolut abgewirtschaftetes Unternehmen zu verschleudern. Jeder Rappen, der hier gegeben wird, ist ein verlorener Rappen.

Es ist unglaublich, was von den Leuten erwartet wird. Da geben die Banken eine Milliarde Franken zur Ermöglichung einer für unser Land absolut notwendigen Airline und jetzt wird ihnen noch angekreidet, dass sie nicht gleich noch eine weitere Milliarde locker machen, wohlgemerkt eine Milliarde, die gleich von Beginn an als Verlust abzuschreiben ist.

Niemand redet von der grenzenlosen Naivität eines Swissair Verwaltungsrates, der Nachlass-Stundung beantragt, ohne sich zu überlegen, dass dann das Geld für weitere Leistungen jeweils im voraus bezahlt werden muss. Herr Corti hätte vorher darüber nachdenken müssen. Er macht es sich sehr einfach jetzt den schwarzen Peter einfach weiter zu geben.

Niemand redet davon, dass in anderen Ländern (USA, Belgien) die Regierung sofort Geld zur Verfügung gestellt hat, um die Luftfahrtgesellschaften vor einem ähnlichen Schicksal zu retten. Warum kommt der Bundesrat erst auf derartige Ueberlegungen wenn es praktisch schon zu spät ist?

Da es nicht nur um die Erhaltung einer nationalen Airline geht, sondern auch um die damit verbunden Stellen, das Vertrauen in den Wirtschaftstandort Schweiz etc., hätte sich Herr Corti nicht erst 2 Tage vor der Katastrophe um Hilfe von aussen bemühen dürfen. - Jetzt mit dem Finger auf andere zu zeigen tönt doch nach der alt bekannten Formel "haltet den Dieb".

In einigen Tagen, wenn sich die Emotionen wieder normalisiert haben, werden hoffentlich auch klare Stellungnahmen zu den Ereignissen möglich, die zeigen, dass (sicher dieses Mal) die Banken nicht für die absolut katastrophale Lage der Swissair verantwortlich sind.

Udo M. Spornitz
Pfeffingen BL



SWISSAIR KOMMENTAR
Luftfahrt-Standort Basel muss aufgewertet werden

Der Zürcher Volkswirtschaftsdirektor Ruedi Jeker vertritt die Auffassung, die Diskussion rund um das Schicksal der Swissair müsse jetzt primär über Möglichkeiten zu deren Überleben geführt werden. "Partikularinteressen" müssten hinten anstehen.

Die Aussage ist zwielichtig. In ihr versteckt sich die reale Sorge um die Existenz eines National Carriers, der heute noch vom Zürcher Balsberg aus dirigiert wird. Sie enthält aber auch den Anspruch, die Standortfrage auszuklammern - damit alles beim Alten bleibt und die Region Zürich weiterhin Hauptprofiteurin der Schweizer Luftfahrt bleibt. Zumindest ist auffällig, wie sehr die Zürcher Regierung bisher zum Swissair-Absturz geschwiegen hat.

So kann die Debatte nicht geführt werden. Denn die bisherige monopolgeprägte Swissair-Wirtschaft ist ganz offensichtlich in einen vernichtenden Strudel geraten; der Balsberg als ideologisches Zentrum einer fehlgeleiteten Strategie hat ausgedient. Die letzte Überlebenschance der Nationalmarke besteht darin, dass sie organisatorisch, kulturell und klimatisch in der kleineren, in ihrer Substanz aber gesunden Basler Fluggesellschaft Crossair aufgeht. Mit Gründer Moritz Suter steht ein Basler an der Crossair-Spitze; mit UBS-Chef Marcel Ospel ein Basler an der Spitze der Geldhahn-Operateure; und mit André Dosé ein Basler, der künftig die Swiss Air Lines offensichtlich von Basel aus zu führen gedenkt. Nicht zu vergessen sind die Leistungen, die die beiden Basler Halbkantone in die Flughafen-Expansion eingebracht und somit die gedeihliche Entwicklung der Crossair erst ermöglicht haben.

Der Standortkampf um wichtige Teile der künftigen "Schweizer Airline" wird nicht zu umgehen sein. Und er dürfte heftig geführt werden. Basel als zweitgrösster Wirtschaftsraum der Schweiz könnte beispielsweise Sitz der Swiss Air Lines und der Crossair bleiben, Zürich Sitz der Gruppenleitung und der Swissair AG. Das würde bedeuten, dass die Region Zürich einen Teil ihres bisherigen Hauptquartiers abtreten müsste, wobei auch Genf gewisse Ansprüche geltend machen könnte.

Natürlich dürfen beim bevorstehenden Verteilungskampf nicht chauvinistische Gründe den Ausschlag geben. Organisatorische und betriebswirtschaftliche Aspekte stehen im Zentrum. Aber ohne die Crossair-Kultur wäre es um die Zürcher Swissair geschehen. Und diese Kultur hat sich in einer Region entwickelt, die über Jahrzehnte im Schatten Zürichs stand. Angesichts des Debakels ist es an der Zeit, dass Basel als Luftfahrtzentrum aus dem Schatten Zürichs tritt.

Damit sind in erster Linie das operative Geschäft und neue Arbeitsplätze gemeint und nicht das Bestreben, die Zahl der Flugbewegungen in kürzester Zeit zu verdoppeln.

Peter Knechtli

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(28.9.2001)


AL GORE KOMMENTAR
Al Gore war eine zu teure Marke

Das Energieforum Sun21 in Basel ist eine wichtige Veranstaltung. Es löst politische und wirtschaftliche Impulse aus, die weit über die Region hinaus gehen. Was Martin Vosseler und sein kleines Team beherzt und mit viel Idealismus nun zum vierten Mal zustande brachten, verdient Respekt.

Mit Al Gore war dieses Jahr eine Persönlichkeit von besonderer Prominenz der Publikumsmagnet. Der frühere Stellvertreter des US-Präsidenten Bill Clinton und Öko-Vordenker kann für sich in Anspruch nehmen, die Herausforderungen des sich abzeichnenden Klimawandels und hausgemachter Umweltkatastrophen früher als andere erkannt zu haben. Dies ist auch der Grund, weshalb OnlineReports Passagen aus seinem Buch dokumentiert, das bereits vor neun Jahren erschienen ist.

Knapp tausend Zuhörenden hätte Al Gore am Donnerstagabend in Basel eine Lektion in Sachen Nachhaltigkeit erteilen sollen. Eine selbstkritische Analyse müsste die Veranstalter zur Erkenntnis bringen: Al Gore hat's nicht gebracht. Seine Ausführungen enthielten über weite Strecken Altbekanntes, Fragestellungen und moralische Entrüstung. Es fehlten die neuen Informationen und Zusammenhänge, es fehlten konkrete Umsetzungsmodelle - und es fehlte vor allem der zündende Funke. Alle, die Al Gore gehört haben, wissen jetzt, weshalb er im Präsidentschafts-Wahlkampf das Prädikat "hölzern" nie los wurde. Das Publikum applaudierte zwar freundlich und mit einer halbherzigen standing ovation, doch in den Bann gezogen war es nicht.

Diese 100'000 Dollar für diesen Gore-Tag waren zu viel. Aufwand und Erkenntnisgewinn standen in keinem adäquatem Verhältnis. Der Auftritt hätte - auch - ein Medienereignis mit zumindest nationaler Ausstrahlung werden können. Indem aber der Hauptprotagonist keine Fragen hören, keine Kameras sehen und keinerlei Medienkontakte wollte, hat er - ohne Kürzung des Honorars notabene - seine Wirkung in der mehr oder weniger geschlossenen Gesellschaft selbst amputiert. Ging es Al Gore letzten Endes gar nicht mehr um Wirkung, sondern schlicht um Money? Seine Namen-Marke als ehemaliger Polit-Prominenter hat er geschickt verkauft. Eine nachhaltige Wirkung wird seinem Basler Auftritt aber versagt bleiben.

Peter Knechtli

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(21. September 2001)


USA KOMMENTAR
Die Welt-Werte stehen zur Diskussion

Hollywood hat uns vorgemacht, was sein könnte. Jetzt hat die Wirklichkeit die Fantasie-Welt eingeholt. Die Welt nach dem 11. September 2001 ist nicht mehr die Welt, die sie war.

Fassungslos, voller Entsetzen und Abscheu sahen wir die Fernsehbilder. Die menschliche Tragödie, die Toten und die Verletzten, die Angehörigen und die Vermissten steht über allem. Die Flugzeug-Attentate auf die Zwillingstürme des World Trade Centers in New York und auf das Pentagon in Washington hat aber eine Dimension, die jede bisherige Aggression übersteigt, selbst die Versenkung der US-Flotte in Pearl Harbor im Jahr 1941. Noch immer bleibt unglaublich, wie brutal und gleichzeitig professionell finstere Drahtzieher nach dem Muster der psychologischen Kriegsführung und unter perfekter Inszenierung der Massenmedien umsetzten, was wir bisher nur aus dem Film kannten.

Der kriegerische Kamikaze-Angriff von bisher unbekannter Urheberschaft hat die Vereinigten Staaten im Herz getroffen. Die alles überragenden Symbole der Grösse, der wirtschaftlichen und letztlich auch militärischen Überlegenheit sind innerhalb einer Stunde in sich zusammengestürzt. Das Welthandelszentrum und ein Teil des Verteidigungsministeriums der Supermacht USA liegen in Schutt und Asche, die Nation des Stolzes ist traumatisiert - stärker kann der Symbolgehalt des Anschlags gar nicht sein. Der Angriff hat aber weit mehr zum Einsturz gebracht als Wolkenkratzer und Regierungsgebäude - er könnte den Kapitalismus als System in seinen Grundfesten lahmlegen wollen. Zu einem Teil ist ihm dies schon gelungen, der Crash an den Börsen ist nur ein Indiz dafür. Das Vertrauen in die weltweiten Aktienmärkte wird so schnell nicht zurückkehren.

Doch auch das Vertrauen in die relative Welt-Stabilität ist dahin. Wir können heute nicht mehr arbeiten wie gestern, die Schulstunden werden heute anders gestaltet sein als gestern, am Familientisch steht nicht der Nachbar, sondern die Welt zur Debatte. Was sind unsere Alltagssorgen zu dem, was auf dem Spiel steht!

Die Gefahr besteht, dass Schmerz und verletzter Stolz zu unkontrollierten Gegenreaktionen und Vergeltungen verleiten, neue Formen von wie auch immer begründetem Hass schüren und weltweit zu Destabilisierung führen. Das Elend bietet aber auch eine Chance: Dass die Weltgemeinschaft ihre gemeinsamen Grundwerte - Verminderung der Arm-Reich-Gefälle, dezentrale Machtstrukturen, weltanschauliche Toleranz und gewaltfreie Konfliktlösung - neu definiert und nicht in Kalte Kriege zurück fällt.

Peter Knechtli

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(12.9.2001)


Echo
Reaktionen zur Terror-Tragödie in den USA

"USA sind einer der grössten Aggressoren"
Meine Anteilnahme gilt den Hinterbliebenen dieser Katastrophe, aber nicht dem Land Amerika. Schliesslich ist dieses Land eines der grössten Aggressoren auf diesem Planeten. Wenn ein 8-jähriger Mensch sagt: "Wenn Du nicht für mich bist, bist Du gegen mich", entspricht dies seinem Alter. Wenn dies aber Bush sagt, ist es eine Katastrophe.

Ruedi Basler
Liestal


"Keine Konti für Terroristen"
Die USA und mit ihnen die demokratischen Rechtsstaaten der Welt sehen sich mit einer Aggression und Provokation nie dagewesenen Ausmasses konfrontiert. Die Reaktion auf die abscheulichen Terror-Anschläge wird nun von entscheidender Bedeutung sein. Aus Schmerz, Wut und Ohnmacht wird von US-Präsident Bush ein hartes Vorgehen gefordert werden, und je mehr Zeit verstreicht, desto mehr steigt der Druck. Es kann aber lange dauern, bis die Verantwortlichen bekannt sind. Hier ist die Gemeinschaft der Staaten gefordert. Es gilt einerseits den Terroristen, wer immer sie sind, keine Zuflucht, keine Verstecke, keine Konti zu bieten, andererseits den USA bei ihren Ermittlungen solidarisch zur Seite zu stehen und sie darin zu bestärken, auf einen Akt des Hasses nicht mit Hass, sondern mit Mut und Verstand zu antworten. Nur so können unsere gemeinsamen Werte und Errungenschaften, die in diesen Tagen auf gefährliche Weise in Frage gestellt sind, auch in Zukunft bestehen. Wir werden wohl nicht darum herumkommen, uns in nächster Zeit auf allen Ebenen mit Ungerechtigkeiten, Konflikten und Gewalt zu befassen. Vergessen wir nicht: Was heute unsere Weltordnung so bedenklich ins Wanken bringt, nimmt seinen Anfang in den alltäglichen Lebensbedingungen, auf den Strassen und den Pausenplätzen der USA, der arabischen Welt, Asiens, Europas, der Schweiz.

Simone Abt
Landrätin
Binningen (BL)


"USA müssen arrogante Politik überdenken"
So unfassbar und nicht zu entschuldigen diese Tragödie ist, müssen die USA ihre in den letzten Monaten besonders unter ihrem neuen Präsidenten praktizierte überhebliche und arrogante Politik schnellstens überdenken. Dadurch würde sehr viel unseliger Zündstoff von Hass und seinen bekannten Folgen eliminiert werden. Ob solches eingesehen wird bei dem nun schwer angeschlagenen Selbstwertgefühl der Amerikaner?

Bruno Heuberger
Oberwil


"Schweizerische Asylrichter und der islamische Fundamentalismus"
Die grauenvollen Attentate in Amerika haben die mörderische Fratze des islamischen, international tätigen Fundamentalismus mit aller Deutlichkeit gezeigt. Die Angriffe auf Nervenzentren der zivilisierten westlichen Welt zielen auf unsere Vernichtung. Warnende Stimmen vor dem islamischen Fundamentalismus wurden und werden aber in der Schweiz nach wie vor als fremdenfeindlich taxiert. Unbemerkt von der schweizerischen Öffentlichkeit wird die Ausbreitung des islamischen Fundamentalismus von unserem nationalen Asylgericht erleichtert. Nach einem Grundsatzurteil der schweizerischen Asylrekurskommission (ARK) vom 16. Juni 1998, d.h. einem Urteil, an dem sämtliche zwanzig Richter der ARK sowie der Kommissionspräsident beteiligt sind, bildet die Zugehörigkeit zur fundamentalistischen algerischen FIS (Front Islamique du Salut) für sich allein weder einen Grund für den Ausschluss von der Flüchtlingseigenschaft noch für die Annahme der Asylunwürdigkeit (EMARK 1999 Nr. 12, S. 75 ff.). Die Richter der ARK verneinten den totalitären, demokratiefeindlichen und terroristenfreundlichen Charakter der FIS und haben einem islamischen Fundamentalisten zum Asyl in der Schweiz verholfen. Einen afghanischen Richter, der in einem islamischen Gericht der Mudschaheddin tätig war, in welchem nach unfairen Verfahren Todesurteile verhängt wurden, schlossen die Richter der ARK nicht von der Flüchtlingseigenschaft aus (Urteil vom 14. September 1998, EMARK 1999 Nr. 12, S. 83 ff.). Dieses Urteil wurde sogar von der Schweizerischen Flüchtlingshilfe kritisiert, welche sich sonst immer "politisch korrekt" verhält. Am 11. Oktober 2000 hat die ARK ein Urteil gefällt, gemäss dem ein libanesischer Mörder, der in seinem Heimatland zum Tode verurteilt wurde, nicht in den Heimatstaat zu-rückgeschickt werden darf (EMARK 2000 Nr. 26, S. 225); er befindet sich in der Schweiz auf freiem Fuss. Liebe Leserin, lieber Leser, vielleicht haben Sie jetzt leer geschluckt. Mir kommt bei einer solchen Rechtsprechung, die von Richter der SP und sogenannten netten Bürgerlichen beherrscht wird, das kalte Grausen.

Angelika Zanolari
Grossrätin SVP
Basel

 


"Fassungslos und ohnmächtig"

Ich bin fassungslos und ohnmächtig. Finde noch nicht den richtigen Zugang zur Arbeit. Meine Gedanken drehen sich im Kreis. Sind bei den betroffenen Menschen.

Rolf Wehrli
Pratteln


"Wir müssen jederzeit gewappnet sein"

Für mich ist das Wesentlichste im letzten Abschnitt von Peter Knechtlis Kommentar gesagt. Entscheidend wird sein, was die USA - letztlich wir alle - aus dieser Tragödie machen. Die eigentliche Bewährung für die sogenannte "freie, demokratische Welt" steht erst noch bevor. Und noch etwas: Wir müssen uns wieder wirklich bewusst werden, dass wir nicht in einer sicheren Welt leben. Diese Sicherheit gibt es - gab es - nie. Das heisst: Wir müssen jederzeit gewappnet sein, auch gegen das scheinbar Unvorstellbare.

Edi Borer
Basel


"AKWs müssen geschlossen werden"

Ich werde die Schliessung der AKWs anregen. AKWs sind do-it-yourself-Atombomben für Kamikaze-Flieger.

Ruedi Rechsteiner
Nationalrat
Basel


"Solidarität der Weltgemeinschaft nötig"
Ein unsägliches Leid in der Geschichte der Menschheit hat sich abgespielt. Allen Widrigkeiten zum Trotz ist die Hoffnung gross, dass die Solidarität in der Weltgemeinschaft reicht, in wohlüberlegten Schritten diesem beispiellosen Angriff auf die freie Demokratie konsequenz entgegen zu treten.

Samuel Wehrli
Pratteln


"Ich bin noch immer paralysiert"
Vielen Dank für Ihren Kommentar. Sie sprechen mir und vielen Menschen, die Ihre Seite konsultiert haben, aus dem Herzen. Ich bin noch immer paralysiert von den unglaublichen Geschehnissen, die in den USA geschehen sind. Bin unfähig, konzentriert das Tagesgeschäft zu erledigen. Gleichzeitig erscheint nun alles ein bisschen lächerlich: Die "private" Entrüstung, Bitterkeit, Angst und Erregung ist angesichts dieser unglaublichen Todes-Choreographie, dieses barbarischen Aktes auf die Grundwerte der Menschheit, ein armseeliger Wassertropfen. Ein Messer im Sack, die geballte Verzweiflung, Abschaum, Menschenverachtung und den blinden Willen, für ein Ziel das Letzte zu geben reichen, um das System auf sich selbst zurückzuwerfen. Ich habe letzte Nacht geträumt ... Der Albtraum bleibt bestehen.

Isabelle Wilhelm
Basel


"Keine Toleranz für faschistische Ideologien"
Diese Katastrophe sollte uns lehren, dass es für faschistische Ideologien und undemokratische Systeme keine Toleranz geben darf. Zu lange hat man menschenrechtsverachtende Systeme ohne Reaktion walten lassen, in der Hoffnung, es sei ja weit weg von uns. Die zivilsierten Staaten müssen zusammenstehen. Schon bei Hitler wollte man erst mit Verhandlungsgeschick agieren, was sich als falsch erwiesen hatte.

Karl Linder
Basel


"Zeitrechnung ist auf Null gesetzt worden"
New York meine grosse Liebe, New York die Stadt meiner Träume. Diese Welt wird nie mehr sein wie sie einmal war. Unsere Zeitrechnung ist auf Null gesetzt worden. Dieses Ereignis provoziert, neben der grossen Trauer, Gefühle in mir, die ich bisher nicht gekannt habe, für die ich aber auch nicht bereit bin, mich zu schämen. Trotzdem müssen wir uns hüten davor, jetzt nur aus dem Gefühl heraus zu reagieren.

Udo M. Spornitz
Pfeffingen BL


"Wo war die Anteilnahme bei Srebrenica?"

Das eine ist die unfassbare Dimension von Schrecken und Mitgefühl. Das andere ist der nicht mehr überbietbare Pathos-Wettbewerb von Politikern weltweit. Wo war diese Anteilnahme, dieser moralische Marschhalt, zur Zeit von Srebrenica? Wo ist der Hinweis und der ebenso bewegte Blick auf die 40 oder so Krisenherde in aller Welt, in denen Stunde um Stunde ebenso unschuldige Menschen sterben? Kann es sein, dass uns tote Amerikaner mehr bewegen als andere Tote? Mit welchem Abstand von Pietät darf die Analyse anfangen? Die Beurteilung amerikanischer Politik der letzten Monate gegenüber einer unübersehbar eskalierenden Situation im Nahen Osten? Das Mitfühlen einer jahrzehntelangen Entwicklung im Pulverfass der palästinensischen Flüchtlingslager? Die Frage nach dem Sinn von Verteidigungs-, Geheimdienst- und Waffenstrukturen angesichts immer kleinerer, aber umso heftiger lokaler Konflikte oder Anschläge? Diese Gedanken haben viel zu wenig Raum in dieser ganzen hilflosen Repetition und Redundanz der Medien.

Urs Eberhardt
Basel


"US-Bomben haben schon zig Tausende Unschuldiger getötet"
Unrecht kann nicht durch Unrecht vergolten werden. Dennoch ist zu bedenken, dass durch Bombenangriffe der USA schon zig Tausende Unschuldiger getötet wurden, zum Beispiel bei den Atombombenabwürfen über Japan 1945, die militärisch überhaupt nicht nötig waren, sondern dazu dienten, die damals neuartigen Bomben auszuprobieren. Somit könnte man zynisch sagen, dass auch die Yankees 'mal so etwas verdient hätten. Das führt allerdings kaum weiter und es ist zu hoffen, dass die Sache nicht eskaliert. Ob Bush allerdings mit Vernunft vorgehen wird, darf bezweifelt werden, denn die Nation braucht irgend einen Sündenbock (am liebsten den Irak) ... Künftig am besten schützen können sich die USA, wenn sie aufhören, die ganze Welt auszubeuten, und dafür beginnen, ihre Milliarden statt für Waffen für weltweite Sozialprogramme und konsequenten Umweltschutz auszugeben!

Hansruedi Dietrich
Basel


"Die Welt toleriert keine dominierende Macht"
Ich teile Ihren Kommentar. Ich möchte nur noch anfügen, dass für mich ein solcher Schlag keineswegs überraschend kam. Letztlich zeigen auch die (zum Teil versteckten) Reaktionen verschiedenster Kulturen, dass die Welt in ihrer Geschichte noch nie eine dominierende Macht toleriert hat. Um aus dieser angespannten, ja eskalierenden Situation heraus zu finden, müssen wir der Frage auf den Grund gehen, wie solcher Hass überhaupt entstehen konnte, dass Menschen das eigene Leben nichts mehr wert ist. Eine komplexe Frage, deren Beantwortung etwas Zeit beanspruchen würde - etwas, was in unserer heutigen kurzlebigen Denkweise wohl kaum mehr Platz findet.

Heini Moser
Basel


"Bush muss Glaubwürdigkeit einfordern"
Die Buch- und Filmfiktion hat uns mit einem Schlag eingeholt, brutal, ungeschminkt. Die bisherige Haltung der US-Regierung, zuerst in Ruhe die Ermittlungen abzuwarten, macht Mut, aber die Toten auch nicht wieder lebendig. Schwierig wird es wohl dann, wenn herauskommen sollte, dass Nationalstaaten Unterstützung für diesen fast unfassbaren Terror geleistet haben. Wie reagiert George W. Bush dann? Wie löst er sein Versprechen, die Schuldigen zu bestrafen ein? Hält die jetzt gezeigte internationale Solidarität, von Russland über Japan bis nach Europa, auch einem militärischen Schlag der USA gegen einen souveränen Staat stand? Wo und wie würde gerichtet, denn Kriegsverbrecher nach der Genfer Konvention und der UN-Charta dürften es keine sein? Die USA werden Sühne einfordern. Bush muss für seine eigene Glaubwürdigkeit tätig werden. Keine einfachen Zeiten, die uns ins Haus stehen, fürwahr. Wie verhält sich der Volksreflex in den Staaten selbst? Kommt jetzt der Rückzug ins amerikanische, ab sofort besser geschützte Schneckenhaus? Was geschieht dann mit der unter Clinton gelebten internationalen Verantwortung als "Weltpolizist"? Der unglaubliche Terrorakt ist geschehen. Die Toten können wir nicht mehr lebendig machen. Wir können nur weiter daran glauben, dass Hass und Krieg keine Mittel sind, um Konflikte, auch religiöse, dauerhaft zu lösen. Unfassbar bleibt aber, dass "Unschuldige" für die "Verantwortung" einer Nation zur Rechenschaft gezogen wurden. Diese "Verantwortung" wird auch in Zukunft eine Frage der Religionszugehörigkeit, des wirtschaftlichen Status und der eigenen Regierungs- und Staatsform bleiben. Dass es nicht für die "ewige" Zukunft so bleiben muss, ist die Aufgabe von uns allen.

Martin Keigel
Wegenstetten



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