Foto Claude Giger
Minime Gewichtsverschiebung in der neuen Basler Regierung
Nach Remo Gysin (SP, 1992) und Christoph Stutz (CVP, 1996) muss jetzt die Basler SP-Regierungsrätin Veronica Schaller über die Klinge springen. Eine Abwahl ist schmerzlich. Doch letztlich ist sie tröstlich, denn politische Ämter sind Macht auf Zeit. Nur bestimmt eben zuweilen das Volk, wann die Zeit abläuft.
Dass es dieses Jahr Veronica Schaller traf, überrascht nach dem ersten Wahlgang wenig. In den letzten vier Jahren zeigte sie wohl sehr viel Profil - aber nicht immer nur zu ihren Gunsten. Wer die Rationierung von teuren Medikamenten via verunglückte TV-Sendung kommuniziert, als frühere Gewerkschafterin an der Privatisierung eines nicht konkurrenzfähigen Staatsbetriebs scheitert und wenige Wochen vor der Regierungsrats-Kür eine mutige, aber ungenügend abgefederte Wahl eines neuen Kunstmuseums-Direktors trifft, darf sich über ein ungnädiges Volksverdikt nicht wundern.
Auch Hans Martin Tschudi hatte heftige Unruhen in seinem Departement zu verdauen und sein politischer Standort war und ist unberechenbar mal hier, mal dort. Diese Position kam ihm bei der jetzigen Ausgangslage zupass: Er holte zusätzlich Stimmen im linken und im rechten Lager, das stramm zur Urne marschiert ist - bei den Linken jene, die Schaller nicht wollten, und bei den Rechten jene, die ihn im ersten Wahlgang mieden, um das unverfälscht bürgerlich deklarierte Heu zuerst ins Trockene zu bringen.
Angesichts der vierjährigen Vorgeschichte war der an die weibliche Solidarität appellierende Slogan "zwei starke Frauen für Basel" zu durchsichtig, um der umstrittene SP-Frau doch noch zur Wahl zu verhelfen. Dass Barbara Schneider fast doppelt so viele Stimmen wie Veronica Schaller zulegen konnte, zeigt, dass auch das Frauen-Kombi keinen Stimmungsumschwung herbeizuführen vermochte. So ist die Vermutung naheliegend, dass Schaller nicht nur im bürgerlichen, sondern auch im linken Lager zu sehr an Gunst verloren hatte.
Basel wird deswegen nicht untergehen. Anstelle von Veronica Schaller wird der liberale Christoph Eymann wirken. Die politische Gewichtsverschiebung wird sich somit in relativ engen Grenzen halten. Dagegen ist nicht ausgeschlossen, dass die neue Regierung die Wahl von Kunstmuseums-Direktor Bernhard Bürgi in Erwägung zieht und die Weichen in Richtung Theodora Vischer zu stellen versucht.