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"Nur schwarze Zahlen": Neubau-Projekt, Innenansicht


Neues Basler Stadt-Casino: Finanzen liegen auf dem Tisch

Casino-Gesellschaft Basel: Neubau sei "nachhaltig und selbsttragend finanzierbar"

VON PETER KNECHTLI

Die Casino-Gesellschaft Basel veröffentlicht den neusten Mehrjahresfinanzplan und das Betriebsbudget: Mit den Dokumenten will die Bauherrin belegen, dass der geplante Stadt-Casino-Neubaus am Barfüsserplatz "nachhaltig und selbsttragend finanzierbar" ist. Damit ist die Debatte im Hinblick auf die Referendums-Abstimmung vom 17. Juni neu lanciert.

Die Zahlen - seit heute Donnerstagabend um 22 Uhr vollumfänglich auf dem Internet und für die Öffentlichkeit uneingeschränkt einsehbar - waren in früheren Versionen von den Projektgegnern bestritten worden: Es handle sich, so ihre Kernaussage, um eine "Fass ohne Boden".

Gewinn auch im "Bad case"

Der Mehrjahresfinanzplan, erarbeitet durch Binder Corporate Finance in Bern und durch Fachleute und eine sechsköpfige Arbeitsgruppe der Casino-Gesellschaft verifiziert, widerspricht nun klar der gegnerischen These: Danach schreibe das von irakischen Architektin Zaha Hadid entworfene neue Basler Stadt-Casino von allem Anfang an schwarze Zahlen. Schon im Jahr 2012, dem ersten vollen Betriebsjahr, werde ein Gewinn von 415'000 Franken ausgewiesen, der jeweils auf die neue Rechnung vorgetragen wird. Selbst im Falle einer "Bad case-Variante" (so Projektleiter Cyrill Häring) - falls Mehrwertsteuern bezahlt werden müssten - resultierte im Jahr 2012 ein Gewinn von 162'000 Franken.

Die Gesamtkosten von 113,6 Millionen Franken teilen sich der Kanton mit einem vom Grossen Rat beschlossenen à fonds perdu-Beitrag (38,5 Millionen Franken), private Gönner (40 Millionen Franken) und Fremdfinanzierung durch Neuhypotheken (35,1 Millionen Franken). Häring rechnet mit fest verzinslichen Hypothekar-Zinssatz von vier Prozent, Partner werde ein Bank oder ein Bankenkonsortium in der Region.

Hoffnung auf Spenden-Millionen

Etwas höher als erwartet waren die Projektkosten. Dies allerdings nicht wegen Architekturkosten - die Vorprojektkosten wurden eingehalten -, sondern wegen der Fassaden-Visualisierung letzten September, vermehrter Kommunikationsmittel und juristischer Beratungen, die unter anderem wegen der Auseinandersetzung mit der Pächterin Gastrag anfielen.

Die zugesagten Spenden belaufen sich per Ende dieses Monats auf 30,3 Millionen Franken. "Wir hoffen, dass die Zusagen vor der Abstimmung markant steigen", meint Häring. Bis Baubeginn am 1. August nächsten Jahres aber müssen die 40 Millionen bereit liegen. "Günstig" sei die Bauteuerung bezüglich des Vorprojekts verlaufen.

Neue Säle vergleichsweise günstig

Das Betriebsbudget rechnet ab 2012 mit Einnahmen und Aufwand von 4,6 Millionen Franken. Dabei sind Einnahmen aus der Vermietung der Säle von 1,88 Millionen Franken vorgesehen. Errechnet wurde dieser Betrag aus dem um 60 Prozent erhöhten Durchschnitt der bisherigen Einnahmen der Jahre 2004 bis 2006. Für die Mantelnutzung (Gastronomie, Dienstleistung und Verkauf) sind 1,72 Millionen Franken eingesetzt und für "neue Veranstaltungen" wie zusätzliche Vermietungen, Veranstaltungen und Proben und "spezielle Anlässe" wie Jubiläen oder Generalversammlungen eine Million Franken.

Bei der Miete des Musiksaals ist ein Betrag von 5'400 Franken (bisher: 3'250 Franken) eingesetzt. Die Vermietung des Musiksaals ist mit 2'700 Franken budgetiert. Vergleichende Grafiken belegen, dass diese neuen Fazilitäten im Vergleich mit ähnlichen Angeboten - etwa dem KKL in Luzern oder dem Kongresshaus Zürich - immer noch zu den günstigsten in der Schweiz gehören.

Reaktion des Gegen-Komitees

Hintergrund:
So sieht das neue Basler Stadt-Casino aus
Das geplante neue Basler Stadt-Casino zeigt Profil
Neues Basler Stadt-Casino: Architektin geht auf Kritik ein

29. März 2007

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"Auf Basel kommen keine weitere Kosten zu"

Die Gegnerschaft mündet in der Aussage, dass auf Basel "weitere Kosten und Subventionen zukommen". Ich begrüsse die freie Meinungsbildung und -äusserung. Doch wenn integral ignorante Argumente den Weg an die Öffentlichkeit finden, muss diesen widersprochen werden dürfen. Denn was garantiert nicht wird eintreten können ist, "dass auf Basel weitere Kosten und Subventionen zukommen". Auf Seite 12 ihrer exemplarisch transparenten Präsentation weist die Casino-Gesellschaft unter Rubrik "Planbilanzen" für das Jahr 2014 ein betriebswirtschaftliches Eigenkapital (zu Buchwerten) von rund 72 Millionen Schweizer Franken aus, was dem 16-Fachen des jährlichen Gesamt-Ertrags entspricht! Einfach verdeutlicht: Roche müsste über ein betriebswirtschaftliches Eigenkapital von 750 Milliarden Schweizer Franken verfügen, um Ertrags-Imponderabilien vergleichbar solide begegnen zu können, wie die Basler Casino-Gesellschaft das kann, wenn das Volk am 17. Juno zustimmt. Roche verfügt jedoch bloss über sieben Prozent davon. Roche: Ein Hochrisiko?

Patric C. Friedlin
Basel



"Nochmals an den Start"

Das von der Stararchitektin Zahad geplante neue Casino passt auf den Barfi wie die Faust aufs Auge. Zu wuchtig, zu dominant, viel zu gross. Hoffentlich sehen das die Stimmbürger auch so und entsorgen das grosskotzige Projekt an der Urne elegant in den Rundordner. Dann könnte der Bauwettbewerb von vorne losgehen, alle nochmals an den Start!

Eric Cerf
Basel



"Businessplan ist Wunschdenken"

Schön schwarz sind die vielen Zahlen, mit denen die Casino-Gesellschaft beweisen will, dass sich der geplante Neubau auf dem Barfi rechnet.

Allerdings erweist sich dieser Businessplan als Wunschdenken, denn die Befürworter dieses kollossalen Neubauprojektes haben noch nie etwas von den auch beim Casino zu erwartenden Kostenüberschreitungen in Millionenhöhe gehört. Schön brav hält man sich an den Zürcher Baukostenindex und glaubt zu wissen, wie die Unternehmerofferten - vorderhand sind die Baukosten erst Schätzungen - im 2008 bzw. 2009 aussehen werden. Ein weiteres Wunschdenken sind die zahlreichen Konzerte und Anlässe aller Art, die im neuen Koloss zusätzlich stattfinden sollen. Bei der Konkurrenz abwerben? Die Messe und das Stadttheater werden sich freuen.

Konkret hingegen sind die Casino-Manager, wenn es darum geht, die bestehende Hypothek um eine Million zu erhöhen, um mit diesem geliehenen (und zu verzinsenden) Geld den Abstimmungskampf vom 17. Juni zu finanzieren. Zumindest die Werber und Medien haben da einen Nutzen. Und was, wenn die Mehrheit der Stimmenden ein Nein in die Urne legt?

Bruno Hononald
Basel



"Woher sollen die 10 Millionen Spenden noch kommen?"

Es ist noch zu früh, um den Finanzplan der Casino-Gesellschaft für das neue Stadt-Casino ausführlich zu kommentieren. Wenn aber bei (zugesagten) Spenden von 30,3 Millionen im Finanzplan von 40 Millionen ausgegangen wird, dann muss man sich schon fragen: Woher kommen die zusätzlichen 10 Millionen? Fehlende 10 Millionen wirken sich auch auf die Zinszahlungen bei den Hypotheken aus und damit kommt schon der ganze schöne Finanzplan ins Trudeln. Auch gibt der Satz im Finanzplan auf Seite 13 zu denken, dass eine kurzfristige Illiquidität unvoraussehbare Auswirkungen haben könnte. Das heisst, ein Grounding à la Swissair wäre die Folge.

Alexandra Nogawa
Vorstand Komitee "Casino-Koloss-Nein"
Basel



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