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Foto Claude Giger

"Wir bessern auf keinen Fall nach": Big-Star-Opponent Laurin Fäh


"Ende Juni werden wir Big Star kontrollieren"

Zermürbungstaktik im Uebernahme-Poker um den Jeans-Konzern: Firmengründer Laurin Fäh verlängert Andienungsfrist

VON PETER KNECHTLI

Die von Laurin Fäh kontrollierte Tsufa AG verlängert die Frist zur Andienung von Aktien des Jeans-Unternehmens Big Star um sieben Börsentage. Dies kündigt Fäh in einem Interview mit ONLINE REPORTS an. Auch wenn sein Kaufangebot von 450 Franken pro Aktie bisher wenig erfolgreich war, ist der Big-Star-Gründer überzeugt, in wenigen Monaten die Kontrolle über sein Lebenswerk auch mit einer starken Minderheitsbeteiligung zurück zu erlangen.

OnlineReports: Am 10. Mai läuft die Andienungsfrist für Ihr Angebot von 450 Franken pro Big-Star-Aktie ab. Wieviel Prozent haben Sie heute auf sicher?

Laurin Fäh: Wir sind im Besitz von 33 Prozent. Zusätzlich wurden uns einige Prozent angedient.

OnlineReports: Gehen wir von gesamthaft gegen 36 Prozent aus. Damit verfehlen Sie ihr Ziel von 50,1 Prozent deutlich.

Fäh: Man darf nicht vergessen, dass noch in den letzten Tagen viele Aktionäre auf eine Gegenofferte spekulieren und erst in der Nachfrist andienen werden.

OnlineReports: 55,3 Prozent der Aktionärsstimmen haben erklärt, Ihr Angebot von 450 Franken nicht anzunehmen. Ist damit Ihr Plan gescheitert?

Fäh: Nein, mit diesen Aktionären haben wir gar kein Problem. Wir sind überzeugt, dass sie auch gewisse Bedingungen an die Big Star gestellt haben. Von zwei grossen Aktionären wissen wir sogar, dass sie neutral verhalten. Insofern bin ich gar nicht enttäuscht, sondern davon überzeugt, dass wir nach der Generalversammlung am 26. Juni die operative Kontrolle innehaben werden.

OnlineReports: Bessern Sie Ihre Kaufofferte jetzt nach?

Fäh: Nein, auf keinen Fall. 450 Franken sind ein Superpreis.

OnlineReports: Nach unseren Informationen haben Sie wichtigen Aktionärsgruppen wie Vontobel, Swissair, Reutlinger und Bâloise einen Preis von 470 Franken geboten, auf den diese Gruppen aber nicht eingestiegen sind.

Fäh: Das waren rein technische Gespräche.

OnlineReports: Wo müsste der Preis liegen, damit wichtige Aktionärsgruppen verkaufen?

Fäh: Diese Frage stelle ich gar nicht. Aufgrund der Unternehmensanalyse gingen wir mit unserem Angebot ans Limit.

OnlineReports: Wie wollen Sie jetzt an die Macht?

Fäh: Wir haben am Freitagnachmittag beschlossen, die Andienungsfrist um sieben Börsentage bis 19. Mai zu verlängern...

OnlineReports: ...weil Ihr Angebot auf zu geringe Resonanz stiess...

Fäh: ... nein, wir stellten fest, dass selbst Finanzfachleute nicht wussten, worum es uns geht. Darum wollen wir die Investoren in der verlängerten Frist noch besser über unsere Strategie informieren.

OnlineReports: Dass nur mangelnde Information für schleppende Verkaufsbereitschaft sorgte, kaufen wir Ihnen nicht ganz ab.

Fäh: Natürlich erhoffen wir uns nach dem Motto "Zeit ist Balsam", dass noch mehr Investoren auf den Geschmack kommen.

OnlineReports: Also Zermürbungs- und Verleidertaktik.

Fäh: Das ist hart ausgedrückt, aber natürlich geht es um Zermürbungstaktik. Wir wollen jedoch gegenüber Verwaltungsrat und Management höflich bleiben, auch wenn der Turnaround unseres Erachtens noch nicht geschafft ist.

OnlineReports: Die Jeans-Firma Carhartt Ihres Bruders Edwin hat in der zweiten Hälte des letzten Jahres den Produktions-Auftrag bei Big Star sistiert. War dies bereits ein bewusster Schritt, um Volumen und Umsatz der Big Star zu schwächen?

Fäh: Nein, ganz ehrlich nicht. Das war zufällig. Mein Bruder wollte schon lange eine eigene Produktionsabteilung aufbauen.

OnlineReports: Warum wurden Sie überhaupt aktiv - wollen Sie einfach zurück an die Macht oder haben Sie Angst davor, dass der Wert Ihres Aktienpakets unter sinkenden Kursen erodiert?

Fäh: Wir beobachteten seit längerem den Aktienkurs und stellten Handlungsbedarf fest. Es war im Markt auch schon zu hören, dass die Big Star Holding Uebernahmekandidatin werden könnte.

OnlineReports: Laut Studien des Big-Star-Managements hat die Aktie aber ein mittelfritiges Potenzial von deutlich über 600 Franken.

Fäh: Die entsprechende Studie spricht nicht vom heutigen Wert, sondern nur vom Wertpotenzial, falls das Management bis 2002 die ambitiösen Gewinnzahlen erreicht, die es suggeriert. Bis jetzt zeigen die Zahlen in eine andere Richtung.

OnlineReports: Woraus ziehen Sie Ihre pessimistischen Schlüsse?

Fäh: Wir beziehen uns ausschliesslich auf den Geschäftsbericht, der lauter negative Zahlen zeigt. In Frankreich geht das Geschäft noch nicht aufwärts, Italien ist ohnehin ein Problemfall, andere Länder stagnieren.

OnlineReports: Wissen Sie, wie das Geschäftsjahr der Big Star angelaufen ist?

Fäh: Wir wundern uns, dass Big Star diese Zahlen bisher ebenso wenig vorgelegt hat wie einen Budgetvergleich. Nach unseren Informationen hat in Frankreich die Strategie der hoch angesiedelten Kollektion nicht eingeschlagen. Wäre ich am Ruder, würde ich in Frankreich die Kollektion um 50 weitere Bekleidungsstücke ausweiten. Auch das Paradeland Holland liegt unter Budget.

OnlineReports: Wissen Sie, was hinter dem Markenrechtsstreit in den USA steckt?

Fäh: Für die USA gehören die Markenrechte nicht Big Star, sondern dem mir bekannten Franzosen Alain Knafo. Bisher konnte Big Star mit einem Lizenzvertrag an seine amerikanische Vertriebsgesellschaft liefern. Nach unserem Wissen darf Big Star jetzt nicht mehr liefern, weil der Lizenzvertrag abgelaufen und bisher nicht erneuert worden ist. Jetzt haben amerikanische Anwälte bei Big Star interveniert.

OnlineReports: Haben Sie etwa den Streit zwischen Knafo und Big Star im Hintergrund angezettelt?

Fäh: Im Gegenteil, ich finde, Big Star und Knafo sollten jetzt am runden Tisch zusammensitzen.

OnlineReports: Ihre Attacken zielen mal auf Präsident Peter Rutishauser, mal auf CEO Werner Schnorf. Wollen Sie die beiden mürbe machen?

Fäh: Ganz klar: Für uns ist Peter Rutishauser der Schwarze Peter. Spass beiseite: Der Verwaltungsrat steht für die Strategie, die wir für falsch halten. Aber wir sind nicht gegen das Management.

OnlineReports: Das ist klassische Teile-und-herrsche-Strategie.

Fäh: Nein, ich kam im Verwaltungsrat einfach nicht mehr durch. Das frustrierte mich.

OnlineReports: Trotzdem sind Sie über Interna aus der Firma ziemlich gut informiert, obschon Sie am 27. März aus dem Verwaltungsrat ausgeschieden sind.

Fäh: Ich kenne eben viele Mitarbeiter, die mich mögen und mich anrufen. Diese Information funktioniert überraschend gut.

OnlineReports: Herr Fäh, seit Sie 1974 mit Ihren Brüdern in einer Basler Waschküche Big Star gegründet haben, sind Sie ein internationaler Geschäftsmann und Millionär mit zahlreichen verwobenen Geschäftsaktivitäten geworden. Wo zahlen Sie eigentlich ihre Steuern?

Fäh: Seit ich Lohnempfänger bin, in Allschwil, Baselland. Die Bargella Invest, meine Beteiligungsfirma, übrigens auch.



"Schlechtmacherei mit allen Mitteln"

Big Star zur Kritik der Fäh-Gruppe

Dass die von Laurin Fäh (47) kontrollierte Tsufa AG die Frist zur Andienung von Aktien verlängerte, erfuhr Big-Star-Sprecher Edwin van der Geest durch ONLINE REPORTS. Offenbar gehe es der Gruppe um die Gründer-Brüder Laurin und Edwin Fäh bloss darum, die Big Star "mit allen Mitteln schlecht zu machen". besonders widersprüchlich sei, dass Laurin Fäh gegenüber Aktionären widerholt habe verlauten lassen, seine eigenen Aktien nicht unter 550 Franken zu verkaufen.

Dem Vorwurf mangelhafter Transparenz begegnete van der Geest mit dem Argument, noch nie Quartalszahlen, sondern nur Halbjahres- und Jahreszahlen publiziert zu haben. Auch inhaltlich liege Fäh völlig falsch. Mitte Mai werde über den Geschäftsgang seit Jahresbeginn öffentlich informiert: "Die Zahlen werden sehr positiv sein und den Trend bestätigen, was wir an der Bilanzmedienkonferenz skizziert haben."

In Frankreich dürfte dieses Jahr nach fünf Jahren mit rückläufigem Umsatz - auch noch unter Fähs Führung - dieses Jahr der Break even erreicht werden. Der Umsatz in Holland im ersten Quartal liege 15 Prozent über dem Vorjahr.

Der Rechtsstreit um die Markenrechte in den USA, den ein New Yorker Anwaltsbüro per Brief an CEO Werner Schnorf als dramatisch und finanziell folgeträchtig erscheinen lässt, wird bei Big Star gelassen aufgenommen: "Das bereitet uns kein Bauchweh." Big Star sei in den USA nicht aktiv. Der Streit betreffe zwei amerikanische Gesellschaften, auf die Big Star operativ keinen Einfluss hat. Van der Geest: "Entsprechend ist dieses Schreiben bei uns im Papierkorb gelandet."



INTERVIEW MIT WERNER SCHNORF APRIL 2000
PORTRÄT VON WERNER SCHNORF JUNI 1998
BIG STAR / LAURIN FÄH GESCHICHTE 1992

7. Mai 2000

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(c) by Peter Knechtli