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Foto Claude Giger

"Wir organisieren den Abwehr-Kampf": Big-Star-Chef Werner Schnorf


"Wir stehen vor einem Ergebnissprung"

Werner Schnorf, CEO des Jeans-Konzerns Big Star, über die unfreundlichen Uebernahme-Avancen von Firmengründer Laurin Fäh

VON PETER KNECHTLI

Die Gebrüder Fäh lancieren eine Attacke zur unfreundlichen Uebernahme des von ihnen gegründeten Jeans-Konzerns Big Star. Das in Allschwil BL domizilierte Unternehmen wurde von Fähs Plänen völlig überrumpelt. Big-Star-Chef Werner Schnorf (42) nimmt im Interview mit ONLINE REPORTS Stellung zum Abwehrkampf und zu den Strategie-Aussichten des im Aufwind stehenden Unternehmens.

OnlineReports: Womit waren Sie als Chef des Schweizer Jeans-Unternehmens Big Star in den vergangenen Tagen am stärksten beschäftigt?

Werner Schnorf: Mit der Abwehr des Versuchs einer unfreundlichen Uebernahme durch die Gruppe um Firmengründer und Verwaltungsrat Laurin Fäh. Und dabei insbesondere mit der Beruhigung von Mitarbeitern, Lieferanten und Kunden.

OnlineReports: Wie stark wurden Sie vom Uebernahmeangebot überrascht?

Schnorf: Wir erfuhren davon durch den Telefonanruf einer Zeitung. Dabei wurde unsere Strategie im Verwaltungsrat immer sehr offen diskutiert und einstimmig abgesegnet.

OnlineReports: Verwaltungsrat und Geschäftsleitung wurden nicht durch Laurin Fäh selbst orientiert?

Schnorf: Nein. Vielmehr startete er die Aktion und trat einen Tag später aus dem Verwaltungsrat zurück.

OnlineReports: Trifft zu, dass der Verwaltungsrat durch den Machtkampf über längere Zeit handlungsunfähig war?

Schnorf: Nein. Wir konnten unsere Strategie, Restrukturierungen und Umbaumassnahmen vollumfänglich und planmässig verwirklichen.

OnlineReports: Fäh kritisiert, die Neupositionierung sei zu teuer.

Schnorf: Um für unsere Kunden ein begehrter Handelspartner mit starken Markenprodukten zu sein, muss vor der Ernte erst investiert werden. Wir haben sowohl auf der Marketing wie auf der Logistik- und EDV-Seite einen sehr grossen Nachholbedarf.

OnlineReports: Aber wo wollen Sie Kosten sparen?

Schnorf: Dank unserer fokussierten Kollektion kaufen wir günstiger und effizienter ein. Wir stecken diese Einsparung in mehr Wertgehalt unserer Produkte und machen das für den Kunden sicht- und fühlbar. Wir sparen zudem Kosten bei der Logistik-Abwicklung, ebenso wird der Vertrieb schlanker und effizienter gestaltet.

OnlineReports: Fäh kritisiert weiter, es gebe im Big-Star-Verwaltungsrat zu viele Theoretiker.

Schnorf: Unsinn, wir haben sehr erfolgreiche Unternehmer aus der Textilindustrie im Verwaltungsrat, die Herrn Fäh übrigens selber einmal vorgeschlagen hat. Zudem ist das Klima zwischen Verwaltungsrat und mir gut und offen.

OnlineReports: Erkannte er auch, dass die Big-Star-Aktie durch die Umsetzung Ihrer Strategie an Wert schön zulegen könnte?

Schnorf: Laurin Fäh hat für seine Übernahmeattacke einen guten Zeitpunkt gewählt, weil unsere Anstrengungen demnächst voll zur Blüte kommen. Er kennt das Budget für dieses Jahr und weiss, dass wir am Anfang einer Phase des qualitativen Wachstums stehen. Wir glauben sehr an eine gute Zukunft der Big Star.

OnlineReports: Welches ist Ihre neue Strategie?

Schnorf: Wir haben Ende 1998 definiert, dass wir modisch ausgerichtete Top-Produkte zu erschwinglichen Preisen im Rahmen einer klaren Vertriebsstruktur offerieren wollen. Wir konzentrieren uns dabei primär auf die Expansion in unseren Schlüsselmärkten Schweiz, Deutschland, Frankreich und Holland. Dazu gehört auch eine klare Margen-Verbesserung.

OnlineReports: Im Gegensatz dazu will Fäh das Massengeschäft mit den klassischen Jeans ausbauen.

Schnorf: Diese Verzettelung der Kräfte erachte ich für absolut falsch. Der Jeansmarkt erfuhr gerade im unteren, gesichtslosen Preissegment einen enormen Margenzerfall. Deshalb möchten wir uns nicht in dieses Segment begeben.

OnlineReports: Wie sieht die Big-Star-Perspektive unter Ihrer Führung aus?

Schnorf: Wir werden in den nächsten Jahren auf einer gesunden Basis über dem Marktdurchschnitt wachsen, nachdem wir letztes Jahr wieder schwarze Zahlen schrieben. Der Ertrag wird sich überproportional zum Umsatz entwickeln. Innerhalb von drei Jahren soll das angestrebte Ziel eines Betriebsergebnisses von 10 Prozent des Umsatzes übertroffen werden.

OnlineReports: Gleichzeitig unterstützt die staatliche Pensionskasse Ihres Standortkantons Basel-Landschaft die Fäh-Gruppe mit einer Kreditzusage von 15 Millionen Franken.

Schnorf: Es hat vor allem unsere Mitarbeiter in höchstem Mass erstaunt, dass Pensionskassengelder für eine Attacke auf unsere Firma eingesetzt werden sollen.

OnlineReports: Hat die Pensionskassenleitung vor ihrer Kreditzusage an Fäh auch die Meinung des Big-Star-Managements eingeholt?

Schnorf: Nein, erstaunlicherweise nicht.

OnlineReports: Die Pensionskasse glaubt, mit ihrem Engagement Arbeitsplätze erhalten zu können.

Schnorf: Hätte sie uns kontaktiert, wüsste sie, dass unter unserer Leitung kein Stellenabbau zur Diskussion steht. Viel mehr werden jetzt neue Stellen geschaffen, die für ein künftiges Wachstum nötig sind - so im Internet- und im Logistik-Bereich.

OnlineReports: Die Pensionskasse ging auch davon aus, dass sich Big Star "seit drei Jahren im Krebsgang" befinde.

Schnorf: Dies ist eine krasse Fehleinschätzung. Alle Umfragen und Untersuchungen im Markt deuten klar in eine andere Richtung. Wir konnten noch nie so viele neue und gute Kunden gewinnen, wie in den letzten acht Monaten. In der Schweiz sind das beispielsweise Globus, Blue Dog und Box, in Deutschland Karstadt und Kaufhof. Diese erfolgreichen Unternehmen würden sicher keine Beziehungen aufbauen zu einem Unternehmen, das Schiffbruch erleidet.

OnlineReports: Wird Fähs Putsch unter diesen Umständen gelingen?

Schnorf: Wir sind überzeugt, dass wir die Aktionäre und Investoren am nächsten Mittwoch und danach von den sehr guten Zukunftsaussichten der Big Star überzeugen können und sich der Wert der Firma deutlich über jene 450 Franken entwickeln wird, die Laurin Fäh pro Aktie bietet. Wir glauben, dass der Aktionär unsere Strategie honorieren und seine Aktie nicht verkaufen wird.

OnlineReports: Laufen die Aktionäre nicht bereits über?

Schnorf: In den letzten Tagen wurden praktisch keine Aktien gehandelt. Von den Grossaktionären haben wir ganz klare Signale, dass sie unsere Strategie stützen. Viele Grossaktionäre sind ja auch erst in den letzten Monaten bei uns eingestiegen.

OnlineReports: Welches Potenzial hat die Big-Star-Aktie?

Schnorf: Heute liegt sie um 450 Franken. Das Potenzial ist aber deutlich höher. Die Aktie wird sich überdurchschnittlich entwickeln. Wir stehen vor einer kontinuierlichen Ergebnissteigerung.

OnlineReports: Kommt Ihnen der Riesenwirbel nicht ganz ungelegen? Es wird wieder über Big Star gesprochen.

Schnorf: Bei unseren jüngeren Zielgruppen würde ich lieber mit interessanten Promotionen und Produkten Schlagzeilen machen als mit unfreundlichen Uebernahme-Offerten.



Big-Star-Gründer wollen zurück auf die Chef-Sessel

Big-Star-Gründer Laurin Fäh hat seinen Coup seit Monaten mit professioneller Hilfe vorbereitet, ohne dass der Verwaltungsrat, dem er bis 27. März angehörte, davon wusste. Ueber die letzten Februar gegründete Beteiligungs- und Finanzierungsgesellschaft Tsufa halten die Gebrüder Laurin und Edwin Fäh 24 Prozent der Big-Star-Aktien. Mit dem bis 10. Mai geltenden Angebot von 450 Franken pro Aktie wollen die Firmengründer mit Hilfe einer internationalen Investorengruppe die Aktienmehrheit zurück erlangen.

Mit einer Kreditzusage in Höhe von 15 Millionen Franken ist auch die Basellandschaftliche Pensionskasse am Versuch einer unfreundlichen Uebernahme beteiligt. Dieses Engagement ist laut dem Baselbieter Finanzdirektor Hans Fünfschilling zwar konform mit dem geltenden Anlagereglement. Politisch aber sei es "falsch", sagte Fünfschilling zur SonntagsZeitung: "Es kann sicher nicht Sache der Pensionskasse sein, bei unfreundlichen Uebernahmen mitzuwirken." Der Verwaltungsrat werde "mit Sicherheit" das Anlage-Reglement ändern, so dass "dieser Fall mit Sicherheit nicht mehr passieren wird".

Die Big-Star-Führung will die Aktionäre kommenden Mittwochnachmittag im Zürcher Kongresshaus von der Richtigkeit ihrer fokussierten Strategie überzeugen. Die Big Star erzielt 1999 einen Umsatz von 147 Mio Franken und 3,7 Millionen Franken. Die Gruppe beschäftigt 420 Mitarbeiter.

Der heutige CEO Werner Schnorf (42) übernahm die Big-Star-Leitung am 1. August 1998 und führte die Firma in die Gewinnzone zurück.



PENSIONSKASSE BL BIG STAR
Feindliche Uebernahme der Big Star: BL-Pensionskasse dabei
Im Kampf um die feindliche Uebernahme des Allschwiler Jeans-Herstellers Big Star durch seine Gründer mischt auch die Basellandschaftliche Pensionskasse (BLPK) mit: Die Fäh-Firma Tsufa AG vefügt über eine Kreditzusage der öffentlichen-rechtlichen Kasse mit Sitz in Liestal in Höhe von 15 Millionen Franken, die ausreichen, um 18 Prozent des Aktienkapitals zu finanzieren. Laut BLPK-Geschäftsleiter Werner Hertzog handelt es sich "nur um eine Finanzdienstleistung" für den Fall, dass der Uebernahme-Firma wesentlich mehr als 50 Prozent der Big-Star-Aktien angedient werden. Hertzog: "Wir sind nur der Notnagel ganz am Schluss." Das Geschäft mit Tsufa war der Pensionskasse durch den Private-Equity-Promoter Apax vermittelt worden. Die Big-Star-Führung kritisierte, "dass eine staatliche Pensionskasse Darlehen zur Finanzierung eines unfreundlichen Übernahmeangebots gewährt, das letztlich Arbeitsplätze gefährden kann". Hertzog erklärte darauf, seine Aufgabe sei es, "im Rahmen meiner Kompetenzen unternehmerisch zu handeln". Mit Fäh sei eine "marktkonforme Prämie vereinbart" worden. Die Risiken seien angesichts des Bilanzvolumens von 4,5 Milliarden Franken "minimalstens". Das Geschäft ist politisch heikel: Die Führung von Big Star hat den Baselbieter Regierungsrat und den Stiftungsrat der Pensionskasse um eine Stellungnahme gebeten. (6. April 2000)


PORTRÄT VON WERNER SCHNORF JUNI 1998
BIG STAR / LAURIN FÄH GESCHICHTE 1992

9. April 2000

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