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KOMMENTAR
DIE 3 ANGEBOTE IM VERGLEICH
HAGEMANN-INTERVIEW VOM 25. SEPTEBMER
2000
Foto: OnlineReports
"Wir behalten uns alle Mittel vor": Medienwettbewerber Matthias Hagemann
"Jetzt ist die andere Seite am Ball"
Matthias Hagemann, Präsident der "Basler Mediengruppe", über das Gutachten zum Zeitungsboxen-Streit mit er Baselland Transport AG (BLT)
VON PETER KNECHTLI
Der Streit um die Gratiszeitungs-Boxen in der Region Basel geht weiter: "Unzulässig" sei der Entscheid der Baselland Transport AG (BLT) gewesen, die Verteilrechte an Haltestellen exklusiv an "20 Minuten" zu vergeben. Dies geht aus einem von der Basler Mediengruppe (BMG) in Auftrag gegebenen Gutachten des Basler Rechtsprofessors Gerhard Schmid hervor. BMG-Verwaltungsratspräsident Matthias Hagemann holte in der heutigen "Basler Zeitung" zu einem Rundumschlag gegen die "politische Behinderung" seines Unternehmens und die "vorgestrige Geisteshaltung" von politischen Entscheidungsträgern aus.
OnlineReports: Herr Hagemann, der von Ihnen beaufragte Rechtsprofesor Gerhard Schmid bezeichnet den BLT-Entscheid zur Vergabe der Zeitungsboxen an "20 Minuten" als unzulässig. Welches sind seine zentralen Gründe?
Matthias Hagemann: Das Gutachten stuft die BLT als öffentliches Unternehmen ein, das die Grundrechte zu beachten hat. Der Entscheid des BLT-Verwaltungsrates hat aber sowohl bezüglich Verfahren wie auch bezüglich der Exklusivität die Wirtschaftsfreiheit und die Pressefreiheit verletzt.
OnlineReports: Ihr Vater ist auch Rechtsprofessor. In welchem Verhältnis stehen Ihr Vater und Sie selbst zu Gutachter Gerhard Schmid?
Hagemann: Da gibt es kein persönliches Verhältnis. Ich selbst besuchte bei Professor Schmid zwar Vorlesungen, aber wir waren einander nicht persönlich bekannt. Ich glaube auch nicht, dass Herr Schmid und mein Vater befreundet sind. Wohl kannten sie sich als Fakultätskollegen.
Professor Schmid kann sich Abhängigkeit gar nicht leisten. |
OnlineReports: Ist Professor Schmid in dieser Fragestellung unabhängig?
Hagemann: Herr Schmid hat einen Ruf zu verlieren. Er kann sich gar nichts anderes leisten als in dieser Frage unabhängig zu sein.
OnlineReports: Wie werden Sie reagieren?
Hagemann: Die erste und sehr wichtige Reaktion war das, was heute in der Zeitung steht. Ich war heute auch an einer Präsidiumssitzung des "Verbandes Schweizer Presse". Ich habe dort das Schmid-Gutachten abgegeben. Der Verband wird reagieren. Ich welcher Form, weiss ich noch nicht.
OnlineReports: Werden Sie mit juristischen Mitteln gegen den einstimmigen Entscheid des BLT-Verwaltungsrates vorgehen?
Hagemann: Wir behalten uns alle Möglichkeiten vor. Ich sagte immer, dass wir über die Sache diskutieren wollen. Jetzt haben wir die Rechtslage auf den Tisch und jetzt liegt der Ball ganz eindeutuig bei der andern Seite.
OnlineReports: Planen Sie Vorstösse über Ihre politischen Verbindungen in Liestal und Bern?
Hagemann: Wir sind dankbar für jede Unterstützung. So hat Nationalrat Hans Rudolf Gysin hat den Versand des Gutachtens an die Landräte in eigener Regie an die Hand genommen.
Das Konstrukt der Basler Balcab ist völlig unternehmensfeindlich. |
OnlineReports: In Ihrem heutigen Kommentar stellen Sie den BLT-Entscheid in einen grösseren Rahmen. "Im Zweifelsfall gegen die BaZ", habe bei mehreren grundsätzlichen Medien-Entscheiden von politischen Behörden die Devise gelautet. In welchen Fällen spürten Sie dies besonders deutlich?
Hagemann: Der Balcab-Fall ist der krasseste Fall. Dieses Konstrukt ist völlig unternehmensfeindlich. Aber auch mit unserem Lokalradio-Projekt "Radio Rhywälle" waren wir chancenlos. Dort führten nach meiner Interpretation die selben Motive zum politischen Entscheid.
Wir sind sicher in einem grossen Mass benachteiligt worden. |
OnlineReports: Sieht sich die Basler Mediengruppe um ihre vitalen Entwicklungsperspektiven geprellt?
Hagemann: Im Vergleich zu den andern grossen Regionalzeitungen sind wir sicher in einem grossen Mass benachteiligt worden.
OnlineReports: Wie haben sich "20 Minuten" und "Metropol" bisher auf die Verkaufszahlen der "Basler Zeitung" ausgewirkt?
Hagemann: Zu einem Einbruch der Verkaufszahlen kam es meines Wissens nicht.
Unsere grösste Herausforderung besteht darin, dass wir als Familienunternehmen auf lange Sicht selbständig bleiben können. |
OnlineReports: Worin besteht die grösste Herausforderung für Ihr Medienunternehmen in den nächsten zehn Jahren?
Hagemann: Unsere grösste Herausforderung ist, unter den globalisierten Rahmenbedingungen als Familienunternehmen auf lange Sicht selbstständig bleiben zu können. Wir sind auf dem Weg, ein modernes Medienhaus zu werden.
OnlineReports: Hat das Management Ihres Unternehmens in den letzten Jahren die Multimedia-Entwicklung richtig antizipiert und mit genügend Nachdruck darauf reagiert?
Hagemann: Unsere Reaktion im Online-Bereich war vielleicht nicht allzu früh. Aber es ist für uns noch nicht zu spät. Im Lokal- und Regionalfernsehbereich sind uns entsprechende Aktivitäten verwehrt worden. Dies ist nicht dem Management anzulasten.
Schweizerische Medienunternehmen haben ein Recht, sich angemessen zu entwickeln. |
OnlineReports: Ist die "Basler Mediengruppe" angesichts der Gratisblätter-Offensive in Gefahr?
Hagemann: Ich glaube nicht, dass unser Unternehmen in Gefahr ist. Aber die regionale Politik und teilweise auch die nationale Politik - Stichwort Wettbewerbskommission - sollten erkennen, dass schweizerische Medienunternehmen ein Recht haben, sich angemessen zu entwickeln.
Gesprächspartner Matthias Hagemann (38) ist seit Anfang 1997 als Nachfolger seines Vaters Hans-Rudolf Verwaltungsratspräsident der "Basler Mediengruppe" (BMG). Das Unternehmen mit über 2'000 Mitarbeitenden und einem Umsatz von 520 Millionen Franken ist multimedial tätig. Besonders stark ausgeprägt ist der Printbereich. Zu den wichtigsten Titeln gehören die "Basler Zeitung" und die Gratiszeitung "Baslerstab" sowie "Beobachter", "Bilanz" und "Weltwoche" aus der von Beat Curti erworbenen Zürcher Jean-Frey-Gruppe. Matthias Hagemann ist promovierter Jurist und Vater zweier Kinder im Alter von sieben und neun Jahren.
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