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Hier könnte ein Aktiv-Link auf die Swisscom-Homepage stehen.
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ISDN-Anwender Urs Fröhlicher: "Das ist Abzockerei."
Schneller surfen und doppelt zahlen
Bei der Installation von ISDN kassieren Swisscom und Elektriker zweimal
Die schnelle Telefon- und Datenverbindung ISDN ist ein Boom-Markt, der Swisscom und Elektriker doppelt freut: Die beiden Partner kassieren zweimal. Jetzt mucken Kunden auf.
Der 52jährige Elektroniker und Informatikfreak Urs Fröhlicher aus Münchenstein BL (energyegs@magnet.ch) ist über seine erste Wut hinaus empört: "So geht es nun wirklich nicht. Das ist Abzockerei." Wie Tausende andere bestellte er kürzlich bei der Swisscom einen ISDN-Anschluss mit Variante "light" - "das massgeschneiderte Angebot für alle, die auch zu Hause nicht auf den technischen Fortschritt verzichten wollen" (Swisscom-Werbung). Damit kann er auf dem Internet schneller surfen und auch beim Telefonieren und Datentransfer erhöht sich der Komfort.
Benötigt wird dazu ein Netzabschlussgerät, ein rund 20 mal 20 Zentimeter grosses Kästchen, das in der Nähe des Telefonanschlusses an die Wand montiert wird. Für Inbetriebsetzung und Bearbeitung verrechnete ihm die Swisscom automatisch eine Gebühr von stolzen 266 Franken. Doch damit nicht genug: Der Elektriker, der das Gerät laut Swisscom-Order montieren muss, verrechnete für Installation und Programmierung durch einen "Spezialmonteur" (so die Rechnung) nochmals 163 Franken. Gesamtkosten: Happige 429 Franken.
Gleicher Aufwand zweimal verrechnet
Als Fröhlicher die Rechnungen prüfte, stiess er auf merkwürdige Indizien. Auf Anfrage bei einem Swisscom-Shop hin erklärte ihm eine Mitarbeiterin, 85 Franken des von der Swisscom in Rechnung gestellten Betrags erhalte der Elektriker rückvergütet, weil er am Gerät die Programmierung vornehme. Fröhlicher stutzte: Diese Arbeit hatte ihm der Installateur schon in Rechnung gestellt.
Eine Nachfrage beim Gerätelieferanten Siemens ergab Brisantes: Falls der Elektriker die Installation direkt beim Kunden in Rechnung stelle, dürfte die Swisscom via Telefonrechnung nur den Betrag von 181 Franken belasten, beschied ihm ein Siemens-Manager und offenbarte seine eigene Erfahrung: "Bei der Inbetriebnahme von ISDN bei mir zu Hause war es so."
Fazit: Bei der Installation von Fröhlichers ISDN-Anschluss kassierten Swisscom und Elektriker zweimal.
Swisscom: "Unterschiedliche Verrechnungsmodelle"
Das verschleierte Verrechnungsmodell ist beileibe kein Einzelfall, sondern äusserst einträgliche Praxis, die zahlreiche weitere ISDN-Benützer getroffen haben dürfte: In der Schweiz gibt es 250'000 ISDN-Basisanschlüsse - bei stark steigender Tendenz. Der Deal, glaubt Fröhlicher, bestehe darin, dass der Elektriker als Swisscom-Partner gleichzeitig versuche, dem Kunden Swisscom-Geräte schmackhaft zu machen.
Swisscom-Sprecher Josef Huber: "Doppelte Bezahlung gehört sicher nicht zu unserer Geschäftspolitik. Aber wir können nicht jede Rechnung der Installateure überprüfen." Gleichzeitig gab er aber zu, dass die Abgeltung der Elektriker "noch nicht einheitlich geregelt" sei. Je nach Region würden in der Schweiz "unterschiedliche Verrechnungsmodelle" angewandt. Huber: "Dieses Vorgehen wird in den nächsten Monaten landesweit vereinheitlicht." ISDN-Kunden, die doppelt bezahlt haben, empfiehlt Huber, sich mit dem Installateur oder der Swisscom in Verbindung zu setzen.
Deutsche Telekom offeriert günstige Selbstmontage
Abgesehen von der doppelten Verrechnung kann Kunde Fröhlicher nicht verstehen, dass die Swisscom keine Kostentransparenz herstellt und auch nicht anbietet, was die Deutsche Telekom und Lieferant Siemens von sich aus offerieren: Die - selbst für halbwegs techniktaugliche Laien problemlose - Selbstmontage zum Preis von 100 Mark.
Dass eine Selbstmontage bei der Swisscom nicht möglich ist, erklärt sie damit, dass ihre Geräte auch über analoge Anschlüsse verfügten und die Programmierung deshalb "wesentlich komplexer" sei. Allerdings, so Huber weiter, arbeite die Swisscom an der Beschaffung einer neuen Version von Abschlussgeräten mit Fernprogrammierung und Ueberwachung durch Swisscom, was ein Do-it-yourself ermögliche.
Derweil wird ein Kollege Fröhlichers, der soeben auch einen ISDN-Anschluss bestellt hat, ungeduldig: Er wartet gespannt auf die Rechnung jenes vor dem Börsengang stehenden Unternehmens, das laut Konzernchef Tony Reis "hochwertige bedürfnisgerechte Leistungen" anbietet, "die ihren Preis wert sind".
FOLGE-STORY
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