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Schlechte Noten für Top-Sanierer Millionen-Betreibung für Basler Treuhandfirma im Sanierungsfall "Optima" Die Basler Treuhandfirma BTG sieht sich mit einer Millionen-Forderung konfrontiert. Ein Gutachten der KMPG Fides Peat attestiert dem Unternehmen im Sanierungsfall Optima Pfusch und Filz. Ausgangspunkt des Streits waren Liquiditätsengpässe der Dachbegrünungs-Einzelfirma Optima und eine Ueberschuldung der Optima-Immobilien-Aktiengesellschaft in Münchenstein und Oberwil, die dem Gärtnermeister Hans Gilgen gehören. Dass er seine Geschäftsliegenschaft diesen Sommer unter massivem Druck zu 3,8 Millionen Franken unter dem Buchwert verkaufen musste, schreibt er vor allem der BTG zu: Statt ihm in einer schwierigen Situation zu helfen, habe die Revisionsstelle mit der kreditgebenden Basellandschaftlichen Kantonalbank, der Verlust in Millionenhöhe droht, gemeinsame Sache gemacht. "Die wollen mich metzgen", meint der jahrzehntelange BTG-Kunde. Als exekutive Kraft sieht Gilgen den BTG-Direktor Urs Baumann. Der umtriebige CVP-Landrat und mehrfache Verwaltungsrat, der seit einiger Zeit zusätzlich auch lukrative Mandate zur Sanierung regionaler Firmen oder als gerichtlich eingesetzter Sachwalter ausübt, sieht sich im Fall Optima in der Tat vor brisante Fragen gestellt. Grund: Ein von Gilgens Rechtskonsulent in Auftrag gegebenes Gutachten der KPMG Fides Peat, die Buchführung und Rechnungslegung der beiden Optima-Firmen untersuchte. Das Ergebnis ist für die Treuhandfirma seitenweise so niederschmetternd, dass die Bilanzen wie Phantome erscheinen. Stichworte aus dem Bericht: Verfälschung der Jahresabschlüsse, Steueroptimierungen, seit 1992 falsche Steuererklärungen, Willkürbewertungen, steuerlich unzulässige Aufwandverbuchungen, theoretische Mehrwertsteuerüberlegungen. Auch sei - ohne Vermerk in den Revisionsberichten - die längst überschuldete Immobilien-AG "seit 1992 durch verdeckte Zuschüsse aus der Einzelfirma saniert" worden. Das KPMG-Fazit: Die "Befähigung" der BTG müsse in diesem Fall "angezweifelt" werden. Fraglich, ob der Fall nur die Spitze eines Eisbergs ist. Denn der Streit offenbart sich wie ein Lehrstück von Filz und wechselseitiger Abhängigkeit von Bank und Treuhandfirma, die gemeinsam KMU-freundlich auftreten und sich gegenseitig Aufträge zuschanzen. Dass die Interessen des Kreditgebers in der - vom Baselbieter Gewerbeverband bisher wärmstens empfohlenen - BTG nötigenfalls nachhaltig vertreten werden, dafür sorgt Kantonalbankdirektor und Kreditchef Lukas Spiess: Er sitzt im Verwaltungsrat der BTG. Dazu gehören auch Vertreter des Baselbieter Gewerbeverbandes. Der baselstädtische Gewerbeverband dagegen trägt keine Verantwortung: Er hat sich vor einiger Zeit im Streit aus der BTG zurückgezogen. Statt alarmiert eine unabhängige Untersuchungskommission mit der Abklärung der Vorwürfe zu beauftragen, wäscht der BTG-Verwaltungsrat die Hände in Unschuld: Sein Präsident Markus Bürgin sprach - auf Anwaltspapier - von einem "reinen Parteigutachten". Dieses Exposé basiere "auf unvollständigen und in wesentlichen Teilen unwahren Grundlagen", ergänzt BTG-Direktor Baumann gegenüber der SonntagsZeitung. Auch sei er "zu keinem Zeitpunkt weder schriftlich noch mündlich um Auskunft gebeten worden". Interne Ueberprüfungen drängten sich nicht auf. Pikant ist eine weitere Interessenkollision: Präsident Bürgin ist als Anwalt gleichzeitig sehr aktiver Rechtskonsulent der BTG. So wird nie klar, wofür Bürgin bürgt: Ob er die Treuhandfirma oder seine privaten geschäftlichen Interessen vertritt - oder gar beide zusammen. Als Rechtsberater ist er von Direktor Baumann abhängig, als Präsident somit kaum in der Lage, die Geschäftsführung unbefangen zu kontrollieren. Das Auftrags-Duo Bürgin-Baumann spielte schon in andern Fällen: So trug Bürgin als Verwaltungsrat jahrelang Verantwortung für die Geschicke des Liestaler Lokalradios Raurach. Als der Sender kurz vor dem Konkurs stand, stellte Bürgin auf Anwaltspapier ein Gesuch um Nachlassstundung beim Baselbieter Obergericht. Im Rahmen des Nachlassverfahrens beantragte er, dass Urs Baumann als Sachwalter eingesetzt werde. Kaum war das lukrative 90'000-Franken-Mandat erteilt, beauftragte Baumann Bürgin mit der rechtlichen Verfahrensbeteuung. Der Filz ist so umstritten, dass Gilgens Anwalt dem BTG-Präsidenten "schärfstes präsidiales Eingreifen in die Personal- und Aufgabenstruktur" seiner Treuhandfirma empfahl. Gleichzeitig erhob er gegenüber der BTG die Schadenersatzforderung von 5,9 Millionen Franken. Ein Begehren in gleicher Höhe ging auch an die auf Druck der Kantonalbank als Troubleshooter eingesetzte Luder Management AG, die am verlustträchtigen Immobilienverkauf mitbeteiligt war und laut Gilgen vertrauliche Firmeninterna unbefugt an Dritte weitergereicht haben soll. Wie der "Optima"-Anwalt gegenüber der SonntagsZeitung bestätigt, hat er am Donnerstag die Betreibung der BTG auf 5,9 Millionen Franken eingeleitet. Eine Betreibung in gleicher Höhe ging auch an die Luder Management AG, die am Immobilienverkauf beteiligt war. Auf den Bericht der SonntagsZeitung über den sich anbahnenden Rechtsstreit reagierte der BTG-Geschäftsführer mit einem breitgestreuten Mailing. Dabei sparte Baumann nicht mit ätzender Kritik an KPMG Fides Peat: Aus den für die kompromittierenden Erkenntnissen des Gutachtens folgerte er eine "Inkompetenz der Verfasser". Dass er selbst, Baummann, "von Gerichten" als Sanierer beauftragt werde, spreche "in dieser Beziehung eine deutliche Sprache". 14. November 1997 |
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(c) by Peter Knechtli