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© Foto by Aurel Schmidt, OnlineReports.ch

"Stärke des Eindrucks": Porträts vom Leben und Tod
In Gesichtern lesen wie in einem Buch
Foto-Ausstellung im Gewerbemuseum Basel: Wenn der Tod nahe ist
VON AUREL SCHMIDT
Am Gewerbemuseum in der Basler Spalenvorstadt hängen Bilder von Menschen, die einmal vor dem Tod und einmal kurz danach fotografiert wurden. Sie machen auf die Ausstellung "Noch mal leben vor dem Tod. Wenn Menschen sterben" aufmerksam. Nur wenige Menschen auf der Strasse schauen zu den Gesichtern empor, die meisten eilen daran vorbei, warten auf das Tram, laden Waren ein oder aus. Zwei Zeiten, zwei Welten stossen aufeinander.
Die Wirkung der Aufnahmen auf den Plakaten ist vielleicht trotzdem grösser, als es den Anschein macht. Sie erinnern an den Tod, der oft verdrängt wird, aber dessen ungeachtet unser Leben doch mehr prägt als wir meinen.
Die Event-, Spass- und Fun-Gesellschaft kann mit dem Tod nicht viel anfangen. Vielleicht verhält es sich jedoch so, dass Event, Spass und Fun die Formen sind, in der sich die Verdrängung des Todes ausdrückt. Übrigens sollte auch die Casino- und Börsengesellschaft in diesem Zusammenhang genannt werden. Wenn die Aktienkurse steigen, sinkt der Lebenssinn.
Im Inneren des Gewerbemuseums halten sich wenige Menschen auf, aber sie bleiben lange vor den überlebensgrossen Schwarzweiss-Aufnahmen der Gesichter stehen. Ein Zeichen, wie ernsthaft sie sich damit auseinandersetzen.
Die Ausstellung "Noch mal leben vor dem Tod. Wenn Menschen sterben" ist ein Gemeinschaftswerk des deutschen Fotografen Walter Schels und der deutschen Journalistin Beate Lakotta, die kurze eindringliche Texte geschrieben hat und wiedergibt, was den Menschen im Angesicht des Todes durch den Kopf geht.
"Jedes Haar, jede Gesichtsfalte
drängt sich wie ein Überfall auf."
Die Menschen auf den Fotos wurden in Hospizien aufgenommen. Sie alle wussten, als sie eintraten, dass sie das Haus nie wieder verlassen würden. Schels und Lakotta haben sie auf ihrem letzten Lebensweg begleitet.
Zu sehen sind immer zwei Aufnahmen, die die Porträtierten einmal im Leben und einmal im Tod zeigen. Auf einem Doppelporträt ist das Leiden im Leben und die Erlösung im Tod besonders eindrücklich zu sehen. Aber vielleicht noch mehr kommt die Nachdenklichkeit, die durch die Lektüre der Gesichter hervorgerufen wird, von der Fotografie selbst her. Die Stärke des Eindrucks geht von der extremen Vergrössern aus, die zur Folge hat, dass sich jedes Haar, jede Gesichtsfalte wie ein Überfall aufdrängt.
Veranstaltet hat die Ausstellung das Ausbildungszentrum perspectiva in Riehen. Es führt jedes Jahr einen thematischen Kongress durch, dieses Jahr über Sterben, Trauer und Tod (am 25. und 26. November). Gleichzeitig führen verschiedene andere Organisationen in Basel weitere Veranstaltungen durch.
"Die Zeit ist reif für das Thema", sagt Lothar Riedel, der Leiter des Ausbildungsinstituts perspectiva. Für den Kongress sind bisher 1'200 Anmeldungen eingegangen. Wenn das nicht eine deutliche Sprache spricht.
Ausstellung im Gewerbemuseum Basel bis 19. November.
Weitere Informationen: www.perspectiva.ch
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