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"Andere Bildsprachen erschliessen": Fotografen Claude Giger und Erwin Zbinden

Das Bild zur Zeit: Profi-Fotos auf der Datenbank

Auf "picturebale.ch" können 14'000 Basler Fotos abgerufen werden - neu auch wertvolle historische Bilder

VON PETER KNECHTLI

Dass Fotografen auch technologisch innovativ sein können, beweisen Erwin Zbinden und Claude Giger: Innerhalb von vier Jahren bauten sie eine über das Internet öffentlich zugängliche Online-Bilddatenbank "Picturebâle" auf, die mittlerweile fast 14'000 journalistische Fotos aus der Region Basel enthält. Neuerdings bieten sie einen besonderen Leckerbissen: Historische Bilder aus der Zeit zwischen 1968 und 1990.

Fotografen, vor allem im Journalismus tätige, haben ein grosses Problem: In ihren Archiven stapeln Bilder zu tausenden in Form von Negativen oder digitalen Speichermedien, doch die Schätze bleiben möglichen Kunden verborgen. Angesichts der Möglichkeiten, die das Internet bietet, kam der unter anderem für die "Basler Zeitung" und Reuters tätige Basler Freie Fotograf Erwin Zbinden (44) der Gedanke, eine verlagsunabhängige regionale Internet-Bildagentur einzurichten. Die käuflichen Programme, die eine praktische Suche und Darstellung von Fotos erlauben überzeugen ihn jedoch nicht. "Dann mache ich das halt selbst", sagte sich der ausgebildete Historiker.

Mit einer Kiste Fachliteratur begab sich Zbinden in die Ferien und schon bald hatte er ein einfaches Programm geschrieben, das auf Suchbegriffe erste Bilder auf den Bildschirm zauberte. Am 17. Oktober 2001 ging der Server in Betrieb mit 300 Fotos, die Zbinden selbst geschossen hatte. Seine Vision: Die Plattform "picturebale.ch" soll ein virtueller Marktstand für eine ganze Reihe freier Fotografen der Region Basel werden. Mittlerweile ist der Fundus an "Basler Fotografien" auf nahezu 14'000 angestiegen, alimentiert von weit über einem Dutzend professionellen Fotografen.

Personen von überregionaler Ausstrahlung

Einer von ihnen ist Claude Giger (52), einer der bekanntesten journalistischen Profi-Fotografen der Region Basel, dessen Bilder der seit Jahrzehnten in den grossen Zeitschriften und Zeitungen der Schweiz erscheinen. Mit derzeit 7'500 Bildern liefert er den grössten Input in die Plattform, die heute Donnerstag erstmals nach drei Jahren in neuer Aufmachung erscheint. Das Zielpublikum von "Picturebâle" sind regionale und nationale Tages- und Wochenzeitungen sowie andere professionelle Bildverwerter, aber auch alle Einzelkunden, die nach Qualitätsbildern aus der Region Basel suchen. "Wir bieten eine breite Auswahl an Stadtbildern", sagt Claude Giger, "aber auch Porträts von Personen mit regionaler und nationaler Ausstrahlung". Laut Zbinden soll "picturebale.ch" künftig stärker proaktiv bekannt gemacht werden", plant Zbinden.

Die reine Betrachtung der - allerdings mit der Marke überdruckten - Bilder am Bildschirm ist ohne Beschränkung möglich. Wer allerdings Bilder herunterladen und somit erwerben will, erhält als registriertes "Picturebâle"-Mitglied mit User-ID und Passwort Zugang zu den hochauflösenden Fotografien.

Datenbank mittlerweile selbsttragend

Das grosse Geld machten die "Picturebâle"-Fotografen, die sich mit Betreiber Zbinden nach vereinbartem Schlüssel in den Preis teilen, mit ihrem Online-Angebot bisher noch nicht. Erwin Zbinden, Inhaber der im Januar 2002 gegründeten Aktiengesellschaft, über die Rendite: "Anfänglich hätte es mich finanziell beinahe ruiniert." Inzwischen aber ist das Angebot jedoch immerhin selbsttragend. Zudem kann Zbinden sein technisches Knowhow auch anderweitig einsetzen. So erhielt er vom Basler Museum der Kulturen den Auftrag, das Dokumenten-Archiv neu zu ordnen und in eine bestehende Datenbank-Lösung zu integrieren.

Selbsttragend hat sich auch Claude Gigers Aufwand entwickelt, "der nicht unterschätzt werden darf". Denn mit dem Laden der Fotos auf den Server ist es nicht getan. Vielmehr müssen die Fotografen ihre Bilder auch datenbankgerecht mit den passenden Suchbegriffen und einer präzisen Bildlegende mit Datumsangabe versehen.

Historische Fotografie mit wertvollen Zeugnissen

Seit heute bietet "Picturebâle" - und hier wird die Handschrift von Historiker Zbinden deutlich - auch einen dokumentarischen Leckerbissen an, an dem es andern Bildarchiven mangelt: Schwarz-weiss-Fotos aus der Zeit vor 1990. Die Alimentierung dieses bis 1968 zurück reichenden historischen Teils ist nur mit einem Sonderaufwand möglich: Die Fotonegative müssen einzeln gescannt und digitalisiert werden. Dieses besondere Angebot betont Zbindens Motiv: "Unser Angebot bietet eine spezielle Art, sich mit dem Bild zu beschäftigen. Es ermöglicht abseits der Schnelllebigkeit, andere Blickweisen und Bildsprachen zu erschliessen."

Ein Blick in den historischen Teil - am Beispiel der Demonstrationen gegen das Atomkraftwerk Kaiseraugst, von Landschaftsaufnahmen oder der damaligen Jugendmanifestationen - macht Realität auf erstaunliche Weise bewusst: Wie rasant sich Gesellschaft und Umwelt in wenigen Jahrzehnten verändern. "Dies ist eine gute und auch didaktisch wertvolle Art, Geschichte anschaulich zu vermitteln", sagt Erwin Zbinden. Vor allem aber bleiben historisch wertvolle Zeugnisse auf diese Weise vor dem Zerfall verschont.

Jetzt suchen die "Picturebâle"-Fotografen nur noch Geldgeber, die sie beim Einscannen unterstützen. OnlineReports kann ein Engagement sehr empfehlen.

20. Oktober 2005

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