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"Ich kann alles vertreten": Unternehmer Bernhard Fröhlich
"Internationale Kontakte sind für uns äusserst wichtig"
BL-Gebäudeversicherungs-Direktor Bernhard Fröhlich nimmt zu Vorwürfen der Aktivitäten-Vermischung Stellung
VON PETER KNECHTLI
Als Direktor der Basellandschaftlichen Gebäudeversicherung vermische er berufliche und private Tätigkeiten, warf die "Basler Zeitung" Bernhard Fröhlich am Wochenende vor. So würden der FC Liestal, das Schwingfest und der "Chienbäse-Verein" aus dem staatlichen Unternehmen heraus gemanagt. Fröhlich nimmt im OnlineReports-Interview Stellung - auch zur Frage, weshalb er mit Feuerwehr-Kommandanten auf Auslandreisen geht.
OnlineReports: Herr Fröhlich, die BaZ wirft Ihnen vor, private und berufliche Tätigkeiten miteinander zu vermischen.
Bernhard Fröhlich: Dies trifft grundsätzlich nicht zu. Es stellt sich viel mehr die Frage, wie weit sich Führungskräfte gemeinnützig noch engagieren sollen. Es trifft zu, dass ich ehrenamtlich einige Nebenämter ausübe. Dass die eine oder andere Fotokopie oder der eine oder andere Brief im Geschäft erstellt wird, ist auch an andern Orten üblich. Alles, was mit finanziellen Beträgen zusammenhängt wie Briefmarken oder mehrere Fotokopien, wird abgerechnet. Zeitlich handelt es sich um einen sehr marginalen Bereich; meine Mitarbeitenden arbeiten in der Freizeit. Sie tun nichts, das ich nicht vertreten kann.
OnlineReports: Das heisst, die Vereins-Arbeit wird in Überstunden kompensiert?
Fröhlich: Bei mir gibt es im Kaderbereich keine Überstunden. Viele arbeiten oft länger als die vorgeschriebene Arbeitszeit.
"Ohne einen Blick über die Grenze könnten Innovationen gar nicht entstehen."
OnlineReports: Hauptvorwurf sind die jährlichen Ausland-Reisen mit Feuerwehr-Spezialisten und Gemeindepolitikern.
Fröhlich: Gewisse Innovationen hätten gar nicht entstehen können, wenn wir nicht über die Grenze hinaus geschaut hätten. Als ich vor elf Jahren ins Unternehmen kam, gab es noch keine Verbünde, keine Stützpunktkonzepte, keine koordinierte Materialbeschaffung und kein gasbetriebenes Brand-Übungshaus. Alle diese Errungenschaften entstanden auch dadurch, dass sie im Ausland vor Ort angeschaut und überprüft werden konnten. Wir laden die meinungsbildenden Stützpunkt-Kommandanten und Exponenten der Gemeindepolitik ein, damit sie den Weg nachvollziehen können und wir ihre fachliche und politische Akzeptanz haben. Internationale Kontakte sind für uns äusserst wichtig. Wir sind derzeit in der engsten Wahl um einen Feuerwehr-Übungs-Tunnel in Balsthal, in dem Tunnel-Brände authentisch geübt werden können. Dieses Projekt hat eine europäische Dimension.
OnlineReports: Kritisch vermerkt wird, dass die Administration des FC Liestal, dessen Präsident Sie sind, und des "Chienbäse-Vereins" in Ihrem persönlichen Stab erledigt werde.
Fröhlich: Erstens hat der FC Liestal eine professionelle Struktur mit einer Geschäftsführerin und Assistentinnen. Dort wird der Spielbetrieb, die gesamte Mitgliederbewirtschaftung und das Sponsoring betreut. Das Einzige, was bei mir erledigt wird, ist die Präsidial-Post, beispielsweise ein Vertrag mit einem Trainer. Wenn meine Mitarbeitenden bei Anlässen Unterstützung bieten, dann tun sie das in ihrer Freizeit. Der "Chienbäse-Verein" gibt administrativ praktisch keine Arbeit.
OnlineReports: Auch die Websites des "Chienbäse-Vereins" und des Kantonalschwingfestes würden durch die Gebäudeversicherung betreut.
Fröhlich: Dies trifft nicht zu. Mein Assistent betreut diese Websites - und einige andere - völlig in seiner Freizeit, es ist sein Hobby.
OnlineReports: Sie sind - wenigstens formell - der höchste Feuerwehrmann des Baselbiets. Welches sind Ihre diesbezüglichen Aufgaben?
"In keinem Verein verdiene ich einen Rappen."
Fröhlich: Das Feuerwehrwesen ist Gemeindesache. Aber die Gebäudeversicherung ist verantwortlich für die organisatorischen Belange im Kanton. Wir sind für die konzeptionellen Bereiche zuständig, was auch immer wieder kreative Ideen erfordert. Dabei unterstützen wir - etwa in Form von Ausbildung - das Feuerwehrwesen mit Millionenbeiträgen und entlasten damit die Gemeinden.
OnlineReports: Wurden Sie für Ihre Vereins-Aktivitäten je entschädigt?
Fröhlich: Die übergeordnete Feuerwehr-Betreuung gehört zu meinem Job. Alle meine Vereinstätigkeiten sind ehrenamtlich. In keinem Verein verdiene ich einen Rappen. Im Gegenteil, ich trage noch privat zu meinem Engagement bei. Aber ich kenne meine Grenzen. So habe ich das OK-Präsidium des Musikfestes ebenso wie das Präsidium eines grossen kantonalen Verbandes abgelehnt.
OnlineReports: Wie erleben Sie die Atmosphäre in Ihrem Unternehmen?
Fröhlich: Wir hatten letztes Jahr Null Fluktuation. Die Mitarbeitenden werden so behandelt, dass sie das Gefühl haben, sei seien hier am richtigen Ort. Sie werden gefordert, aber auch gefördert. Sie stehen zu hundert Prozent hinter mir - ebenso die Verwaltungskommission.
"Die Hausbesitzer zahlen heute 20 Prozent weniger Prämie als vor neun Jahren."
OnlineReports: Wo steht die Basellandschaftliche Gebäudeversicherung kommerziell und im Vergleich zu andern Einrichtungen dieser Art?
Fröhlich: Ich wurde angestellt, um die Unternehmung fit zu machen, für den Fall, dass es einmal zu einer Marktöffnung kommen sollte, was wir uns natürlich nicht wünschen. Wir wollen aber auch ein Beispiel abgeben, dass eine staatliche Institution durchaus unternehmerisch geführt werden kann. Heute zahlen die Hauseigentümer durchschnittlich 20 Prozent weniger Prämie als 1996. Welche Versicherungsgesellschaft kann das vorweisen? Zudem sind wir eine der günstigsten Gebäudeversicherungen der Schweiz.
OnlineReports: Wie haben die Hausbesitzer auf die Vorwürfe reagiert?
Fröhlich: Viele nennen die Angriffe gegen mich eine Sauerei. Zwei Kunden, die sich kritische äusserten, habe ich persönlich geantwortet, und hoffe, dass sie danach meine Beweggründe und mein Vorgehen verstehen.
OnlineReports: Wie hat Ihr Vorgesetzter, Finanzdirektor Adrian Ballmer, auf die Veröffentlichungen reagiert?
Fröhlich: Er reagierte, wie ein guter Chef reagiert, indem er sagte: Es gibt keinen Grund, sich öffentlich zu persönlichen Angriffen zu äussern.
"Die Frage ist, ob Führungskräfte
in ihrem gemeinnützigen Engagement
noch unterstützt werden."
OnlineReports: Drängen sich aus Ihrer Optik keine Änderungen auf?
Fröhlich: Die Frage, die sich stellt, ist die, in welche Richtung sich die Firma entwickeln soll. Wenn sie sich mit effizienten Strukturen weiter entwickeln und nach Neuerungen zum Beispiel im Feuerwehrwesen suchen soll, dann braucht sie die Kontakte ins Ausland. Ich möchte auch mit den Praktikern zusammen entscheiden können. Grundsätzlich stellt sich aber die Frage, wie weit Firmen, die Privatwirtschaft, der Staat und staatsähnliche Institutionen ihre Führungskräfte in ihrem gemeinnützigen Engagement noch unterstützen. Wer sich gemeinnützig engagiert und am Schluss noch Kritik erntet, dürfte bald genug haben.
> DER GESPRÄCHSPARTNER
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Bernhard Fröhlich, geboren 1951, ist Direktor der Gebäudeversicherung Baselland. Er ist freisinniger Einwohnerrat in Liestal und bekleidet zahlreiche Ehrenämter. So ist er Präsident des FC Liestal und des Liestaler "Chienbäse-Vereins" sowie OK-Präsident des diesjährigen Kantonalschwingfestes in Liestal. Fröhlich ist auch Promoter eines regionalen "Sportzentrums Oberbaselbiet". Er wohnt in Liestal und ist Vater eines 16-jährigen Sohnes.
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"Der Baselbieter Prämien- und Steuerzahler profitiert"
Während über einem Jahrzehnt war ich als Vizekommandant der Stützpunktfeuerwehr Laufen im Dienste der aktiven und vorsorglichen Feuerbekämpfung. Nach dem Kantonswechsel des Laufentals zum Baselbeit habe ich auch das Wirken von Bernhard Fröhlich als Direktor der Basellandschaftlichen Gebäudeversicherung hautnah miterlebt. Mit seiner vorausschauenden und visionären Art zu denken und handeln unterstützte und forcierte er die Fusion von sechs Laufentaler Feuerwehr-Gemeinden zu einer schlagkräftigen Stützpunktfeuerwehr. Diese fusionierte Feuerwehr hat heute die halben Kosten von früher, aber gleichzeitig die Schlagkraft verdoppelt. Davon profitiert nicht zuletzt auch der Steuer- und Prämienzahler des Kanton Basellandschaft!
Leider verfügen wir über zu wenig Unternehmer im Format eines Bernhard Fröhlich, der den unbequemen, aber konsequenten Weg beschreitet. Dass ein solcher Macher dann aber in der Presse für seinen Mut, Weitsicht und Unternehmertum an den Pranger gestellt wird, muss kommentarlos nach dem Motto "es gibt nichts Älteres als die Zeitung von gestern" abgehakt werden.
Peter Hänggi
ehem. Vizekommandant Stützpunktfeuerwehr Laufen
"Auch das emotionale Klima muss stimmen"
Ich kenne Herrn Fröhlich nicht, habe mich aber geärgert, als ich den Artikel in der BaZ las. Über das Thema "Reislein" könnte man aus grundsätzlichen Überlegungen geteilter Meinung sein. Obwohl die informelle und emotionale Ebene - gerade in Sachen Feuerwehr - eine grosse Bedeutung hat. Als PR-Berater erlebe ich immer wieder, dass Menschen den rationalen Argumenten erst zugänglich sind, wenn das emotionale Klima stimmt. Wahrscheinlich gelingt es nur so, die Gemeinden dazu zu bringen, vermehrt im Lösch- und Rettungswesen zusammen zu arbeiten. Dann ist das Geld auch aus der Optik der Prämienzahler gut investiert. Total daneben ist aber der Vorwurf, dass Bernhard Fröhlich während der Arbeitzeit Dinge erledigt für seine ehrenamtlichen Funktionen. Alle unsere Vereine, die Parteien, das Parlament und das Militär leben davon, dass Firmen das Milizsystem unterstützen. Es wäre sogar sinnvoll, dies zu fördern. Mitarbeiter, die sich neben dem Beruf engagieren, sind in der Regel auch im Geschäft die Aktiveren.
Hans Rudolf Bachmann
Basel
"Zum Glück gibt es noch solche Unternehmer"
Ich bin sehr erstaunt über die Vorwürfe, die die BaZ gegenüber Bernhard Fröhlich erhebt. Es zeigt mir wieder einmal, dass eine Zeitung, wenn keine besseren Themen zur Verfügung stehen, darauf abgesehen hat, Personen, die sich gemeinnützlich einsetzen, zu verunglimpfen. Dies war bei Prof. Dr. med. Gaudenz der Fall und trifft in besonders verwerflicher Absicht den Direktor der BL-Gebäudeversicherung. Würden alle Miliztätigkeiten, die kein Geld einbringen, nur am Abend erledigt werden müssen, so könnte man alle Vereine schliessen. Zum Glück gibt es noch Unternehmer, die gute Arbeit leisten und trotzdem bereit sind, sich für die Öffentlichkeit zu engagieren. Seit Bernhard Fröhlich die BGV leitet, haben wir Versicherten oft Prämiengelder zurückerhalten, was auch zu einem Teil auf die gute Führung zurückzuführen ist.
"Fröhlich packt auch selber an"
Ich kann das ganze Theater überhaupt nicht verstehen. Die "Basler Zeitung" versucht wieder einmal, (vergebens) Boulevardpresse zu betreiben. Bernhard Fröhlich habe ich als sehr kompetente, offene aber auch selber zupackende Personen kennen und schätzen gelernt. Schade, dass es nicht mehr solche Leute wie ihn gibt.
"Für Transparenz und gegen Medienpolemik"
Als Kunde der Basellandschaftlichen Gebäudeversicherung bin ich sehr zufrieden. Tiefe Prämien und prompte, klare Antworten auf spezifische Fragen. Ich sehe nicht, wo das Problem liegen soll - wohl kaum bei den Reisen, wenn diese in vernünftigem Rahmen bleiben. Und bezüglich Freiwilligenarbeit frage ich die Medien: Wisst ihr überhaupt, wieviel hier geleistet wird? In Politik, Sozialem und Kultur? Das wär mal ein Thema! Auch da bin ich für Transparenz und gegen Medienpolemik; bei der BGV-Geschichte deucht mich, es sei Sommerflaute im Medienwald ...
"Wegen Bagatellen öffentlich geprügelt"
Man mag Bernhard Fröhlich mögen oder nicht. Man mag ihm auch Umtriebigkeit vorwerfen und ihn kritisieren wegen der Feuerwehrreisen: Was mich an der ganzen Sache wirklich stört, ist der Umstand, dass wieder einmal einer wegen letztlich lächerlichen Bagatellen öffentlich geprügelt wird, der in unserer Gesellschaft zumindest noch eine inzwischen sehr rar gewordene Eigenschaft hat: Er redet nicht ständig im Konjunktiv "Man müsste und man sollte", sondern er packt auch noch selber an. Fröhlich ist ein Macher und das nervt vielleicht im einen oder anderen Fall. Aber er "macht" etwas - und zwar selber, im Gegensatz zu vielen nur Schwätzern. Macher haben in unserer Gesellschaft leider ein zwielichtiges Image. Gefragt ist vielmehr die untere Mittelmässigkeit. Wer sich erdreistet, seinen Kopf etwas darüber hinaus zu strecken, wird gnadenlos in die Erde gerammt. Ich frage mich nur, wie unser Land, unsere Gesellschaft, Politik und Wirtschaft mit dieser Haltung jemals wieder "herausragend" wird. Dringend nötig hätten wirs.
"Danke für Bernhard Fröhlichs Einsatz"
Vielmehr als Kritik verdient Bernhard Fröhlich Lob für seinen Einsatz für die Jugend, den Sport und unsere Gesellschaft. Wohin die Angriffe der "Basler Zeitung" gegen Bernhard Fröhlich zielen und was sie damit beabsichtigt, ist mir schleierhaft. Sicherlich wird die BaZ nicht dazu beitragen, dass sich vermehrt kompetente Persönlichkeiten freiwillig für unsere Gesellschaft engagieren. Wahrscheinlich sogar kommt von den gleichen Kreisen dann sogleich der Ruf nach dem Staat. Ich danke Bernhard Fröhlich, dass er sich mit Herz und Engagement für uns alle einsetzt.
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