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© Fotos by Festival Rümlingen

"Akusmatische Musik": Waschmaschinen-Pyramide als Klang-Installation
Roboter, Stahl und Elektro-Sound
auf der Tafeljura-Idylle
50 Übersee-Container bilden das Zentrum des klangexperimentellen "Festivals Rümlingen" kommenden August
VON PETER KNECHTLI
Kommenden August wird das Oberbaselbiet zum Mekka der Freunde experimenteller Klang-Kunst: 50 Übersee-Container, Roboter und selbst Waschmaschinen bilden das Zentrum einer futuristischen Klang-Welt auf dem Tafeljura bei Wittinsburg. Zu erleben sind Uraufführungen und Schweizer Erstaufführungen international renommierter Künstlerinnen und Künstler.
"Diesmal bestimmt der Kontrast den Charakter des Festivals", kündigte die Dramaturgin Lydia Jeschke an, was die 16. Auflage des "Festivals Rümlingen" am 19. und 20. August zu bieten hat. Nicht sanfte Streicher-Musik auf artiger Freiluft-Bühne im Grünen wird passend auf der Hochebene der Oberbaselbieter Gemeinde Wittinsburg zu hören sein. Vielmehr werden 110 Tonnen Stahl in Form von 50 Übersee-Containern auf den Heuberg gekarrt und - wie aus dem All geschleudert - ebenso zu einem Klang-Konglomerat zusammen gefügt wie 32 Waschmaschinen, die, aufgetürmt zu einer Pyramide, ein aussergewöhnliches Hör-Erlebnis garantieren sollen.
Um den Kontrast zu vervollkommnen: Musiker in Fleisch und Blut werden keine zu sehen sein, sie inszenieren bestensfalls im Versteckten, sie fusionieren und mischen ab: Als Musikroboter-Künstler, als "Altmeister der Musikmaschinen", als virtuelle Dirigenten des Waschmaschinen-Orchesters, als Komponistinnen oder Performance-Artistinnen und als Klang-Akrobaten. Ob "akusmatische Musik" oder Installationen wie die "Hängeklang-Behandlung" in der Hängematte - zu erleben sind multi-sinnliche Auftragsarbeiten, Uraufführungen und Schweizer Erstaufführungen.
Logistische Herausforderung
Während auch ganz feine und unerwartete Klangerfahrungen auf dem Programm stehen, dominieren optisch die 50 Containern, in oder auf denen akustische Überraschung lauert. Nach Angaben des für die Technik zuständigen Uli Kerkmann baut die Elektra Baselland eigens eine Trafostation, um den Mega-Elektronik-Event zu speisen, Bauern aus der Umgebung bieten zur Deckung des Wasserbedarfs ihre Quellen an, die Gemeinde zeigte sich äusserst kooperativ und aufgrund der gelegentlichen Flugtage erfahren im Umgang mit temporärer Infrastruktur. "Ohne die Partner vor Ort", so die Organisatoren, "wäre das Projekt mit seiner Riesen-Logistik nicht durchzuführen".
Wie die Organisatoren betonten, wird das Dorf Wittinsburg durch den Container-Transport auf die Jurahöhen nicht behelligt; ebenso seien mit den Bauern Massnahmen abgesprochen worden, dass es durch die riesigen Stahl-Behälter nicht zu einer Verdichtung des Kulturlandes komme.
Vorlaufzeit von zweieinhalb Jahren
Das Festival, das sich laut Geschäftsführer Lukas Ott "voll und ganz dem Experiment verschrieben" hat und eine planerische Vorlaufzeit von zweieinhalb Jahren benötigt, bietet an den zwei Wochenend-Tagen zweimal dasselbe Programm. Erwartet werden an beiden Abenden je 500 Besuchende. Zwischen dem Heuberg und Buckten wird ein Shuttle-Bus eingerichtet. Das Budget beläuft sich auf 235'000 Franken, zu den Hauptgeldgeber zählt neben dem Kanton Baselland (100'000 Franken) auch die "Fondation Nestlé pour l'art". Die künstlerische Leitung liegt in der Verantwortung von Wolfgang Heiniger und Sylwia Zytynska.
Nach den vorliegenden Informationen dürfen sich die Freundinnen und Freunde des akustischen Experiments auf ein spannendes Ereignis freuen. Lukas Ott jedenfalls glaubt - sofern das Wetter mitspielt - an ein den Publikumserfolg fernab der Kulturmetropole Basel: "Je intensiver wir das Experiment suchen, desto grösser ist der Zuspruch des Publikums."
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