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© Foto by Polizei Basel-Landschaft

"Öffentliches Leben unberührt": Brennende Chemie-Fabrik in Grenzach

Chemie-Fabrik brannte: Noch viele offene Fragen

Aus dem Ciba-Produktionsgebäude in Grenzach entwichen Wolken und verzogen sich direkt über die Stadt Basel

VON PETER KNECHTLI

Angst und Verunsicherung löste heute Dienstagmittag ein Brand aus, der sich in einem Betrieb des Spezialchemie-Konzerns Ciba in Grenzach/D, wenige Kilometer östlich von Basel, ereignete. Personen wurden offenbar keine verletzt. Was dagegen in dei Luft oder in Form von Löschwasser in den Rhein entwich, ist ungeklärt.

Nach bisherigen Erkenntnissen brach das Feuer gegen 12.40 Uhr im obersten Stockwerk eines siebenstöckigen Produktionsgebäudes aus, das direkt an Rhein liegt und in Vollbrand geriet. Die Folge war eine starke Entwicklung von Rauch, der sich der Windrichtung entsprechend Richtung Stadt Basel verzog und dort deutlich zu sehen und zu riechen war. Das Basler Sicherheitsdepartement reagierte rund 40 Minuten nach Brandausbruch mit einer dringenden Aufforderung, "Fenster und Türen zu schliessen und nicht unnötig ins Freie zu gehen". Die vorsorgliche Aufforderung wurde auch über Lautsprecherdurchsagen der Patroullienwagen verbreitet. Sirenen wurden dagegen keine in Gang gesetzt.

City-Leben spielte sich wie gewohnt ab

Nach Beobachtungen von OnlineReports trieb bereits gegen 13 Uhr eine stark verdünnte schwarze Rauchwolke auf Basel zu. Der Brandgeruch war in der Stadtmitte deutlich wahrzunehmen. Gegen 14.30 Uhr war der Geruch nur noch minim wahrnehmbar, die Rauchwolke war nicht mehr sichtbar.

Die offiziellen Informationen waren widersprüchlich: Während Radio DRS um 14 Uhr die Gefahr relativierte, hiess es auf andern Radio-Stationen eine halbe Stunde später, Fenster und Türen sollen immer noch geschlossen bleiben. Beobachtungen von OnlineReports ergaben, dass sich das öffentliche Leben in den Strassen und Plätzen Basels - trotz des Gestanks - abspielte, als wäre nichts geschehen: Genuss des goldenen Herbsttages. Bei andern, die die Warnungen der Sicherheitskräfts mitbekamen, stiegen düstere Erinnerungen an den katastrophalen Sandoz-Grossbrand in Schweizerhalle im November 1986.

"Verpuffung mit Folgebrand"

Nach einer ersten Mitteilung der Ciba Spezialitätenchemie Grenzach GmbH war es im Produktionsgebäude zur Herstellung von Zwischenprodukten zu einer "Verpuffung mit Folgebrand und starker Rachgasentwicklung" gekommen. "Erste Messergebnisse im Umfeld des Werkes sowie im Bereich der Gemeinde Grenzach-Wyhlen zeigen neben einer starken Rauch- und Geruchsentwicklung keine erhöhten Schadstoffkonzentrationen", heisst es im Ciba-Communiqué weiter. In einer nachgeschobenen Firmen-Mitteilung hiesst es, es habe "nach jetzigem Kenntnisstand keine Verletzte gegeben". Der Sachschaden aber dürfte gross sein.

Kurz vor 14.45 Uhr gab die Polizei Entwarnung: Der Rauch sei "nicht gesundheitsschädigend". Um 15.42 Uhr gab auch der Basler Katastrophenstab Entwarnung. Der Brand sei nach Angaben der Polizeidirektion Lörrach "inzwischen vollständig unter Kontrolle". Nach Angaben der deutschen Behörden seien nur Brandgase ausgetreten, weswegen kein Chemiealarm ausgelöst worden sei. Ob giftige Dämpfe in die Luft und Löschwasser in den Rhein entwichen ist, ist noch unklar.

Erster Ernstfall für Spital-Ereignisstab

Wie Andreas Bitterlin, Kommunikationschef des Universitätsspitals Basel, gegenüber OnlineReports erklärte, trat der Anfang Oktober neu gebildete Ereignisstab heute Nachmittag zum ersten Mal zu einem Ernstfall zusammen. Dabei seien unter anderem die Mitarbeitenden angewiesen worden, Fenster und Türen zu schliessen und vom Personalrestaurant an den Arbeitsplatz zurückzukehren. Ebenso seien alle Angestellten per Mail über den Brand wie über die Entwarnung informiert worden. Als erstes Fazit sieht Bitterlin aus seiner persönlichen Optik Bedarf nach einer besseren Sicherstellung der Informationen an die Medien. Das Aufgebot des Ereignisstabs, so Bitterlin, habe gut geklappt: Alle sieben Funktionen seien in der spitalinternen Einsatzzentrale vertreten gewesen.

Ciba-Grossbrand in Schweizerhalle 2001

11. Oktober 2005

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"Bevölkerung nicht wegen jedem Räuchlein in Panik versetzen"

Den Verantwortlichen und bei der Bewältigung der "Katastrophe" Federführenden sind überhaupt keine Vorwürfe zu machen. Sie haben meines Erachtens absolut vernünftig und professionell reagiert und jene Massnahmen angeordnet, welche der Situation angemessen waren. Wo kämen wir denn hin, wenn wegen jedem Räuchlein die Bevölkerung unnötig in Panik versetzt und in die Bunker geschickt würde? Das wäre äusserst kontraproduktiv, weil die Bevölkerung dann bei einer echten Katastrophe einen Grossalarm mit Sirenengeheul und allem Pipapo nicht mehr Ernst nähme. Also, bitte etwas mehr Augenmass und weniger Öko-Fundamentalismus, Herr Stumpf.

Abdul R. Furrer
Basel



"Auderset macht seine Arbeit professionell"

Trotz mehrmaligem Lesens des Kommentars von Dieter Stumpf vermag ich nicht nachvollziehen, über was er sich denn so masslos geärgert hat, dass er nicht nur - in diesem Zusammenhang - völlig überzogene Formulierungen, wie "spottet jeder Beschreibung" verwendet, sondern sogar André Auderset in einer fast unerträglichen Art und Weise verunglimpft und in die Wüste schicken will. Ich denke, dass Stumpf seinerseits "schnellstens in einen Deutsch-Kurs gesteckt werden sollte", denn dann würde er wahrscheinlich auch wissen, dass die Formulierung "alle Tests sind negativ", eine positive Aussage ist. Falls er Automoblist ist, würde dies auch einen Adrenalin-Stoss bei ihm verhindern, wenn er bei einem Atemlufttest die Anwort bekäme: "Der Test ist negativ".

Aus meiner Sicht ist die Orientierung der Basler Polizei, soweit ich sie am Basler Radio mitverfolgen konnte, angemessen und verständlich erfolgt. Man muss ja nicht unbedingt wieder Schweizerhalle heraufbeschwören. Und noch etwas: Ich kenne André Auderset seit vielen Jahren. Unter anderem von der gemeinsamen Zeit beim Basler Radio her. Er ist ein engagierter, aber immer nüchtern kommentierender Reporter. Auch seine Arbeit als Mediensprecher der Basler Polizei macht er aus meiner Sicht voll professionell.

Guido Wemans
Hochwald



"Offizielle Information spottet jeder Beschreibung"

Wir sind wieder einmal davon gekommen, der Brand bei Ciba in Grenzach scheint glimpflich auszugehen. Was hingegen Polizeisprecher André Auderset rausgelassen hat, spottet jeder Beschreibung. Da hängt man ängstlich am Radioapparat und kriegt dann zu hören, alle Messungen seien "negativ" gewesen! Um Gotteswillen, ist meine erste Reaktion - bis man dann endlich in allgemein verständlicher Sprache mitgeteilt kriegt, es seien keine Gifte gemessen worden. "Keine Gifte" ist doch eine erfreulich positive Meldung! Man könnte meinen, in Basel lebten 90 Prozent Naturwissenschafter, die dieses orwellsche Kauderwelsch problemlos verstehen. Die erste Entwarnung von Auderset um 14.10 Uhr musste knappe 10 Minuten später zudem wieder relativiert werden. Ein solch unfähiger Mediensprecher gehört entweder schnellstens in einen Kurs über Katastrophen-Kommunikation gesteckt oder schlicht wegbefördert.

Dieter Stumpf
Basel


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