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"Damit können wir antreten": Badische Wein-Präsentation in nobler Basler Umgebung

Badische Wein-Produzenten:
Friedlicher Angriff auf die Schweiz

Weinmesse Offenburg präsentiert sich erstmals in Basel: Schweizer Konsumenten im Visier

VON GERARD WIRTZ

Die badischen Wein-Produzenten treten aus dem Schatten: Erstmals präsentierten sie heute in Basel ihre Spezialitäten, die kommenden Mai zu den Höhepunkten der Weinmesse vom 7./8. Mai in Offenburg zählen. Die Absicht ist klar: Schweizer Konsumenten sollen für die badische Rebensaft-Qualität begeistert werden.

Der Aufmarsch der Spitzenwinzer und Funktionäre im grossen Prachtssaal des Hotel "Merian" heute Dienstagmorgen war eindrücklich und ungewöhnlich. In schlimmen Zeiten wären V-Leute davon geeilt und hätten sofort verschlüsselte Alarmmeldungen in den Aether geschickt. Dabei hatte sich die Einladung so nett wie harmlos gelesen. Sie kam aus Offenburg und lautete: "Die Badische Weinmesse weiter auf Erfolgskurs."

Na ja... Die Stühle hinter den grossen Namensschilder vieler Basler Redaktionen blieben im Plenum heute unbesetzt. Wo ist überhaupt Offenburg? Stöhn: Schon wieder eine Weinmesse. Igitt: Deutscher Wein!

Den langjährigen Beobachtern der Szene und den hellhörigen unter den lokalen Medien-Novizen, die sich dennoch unter die angereisten Journalisten aus Deutschland gemischt hatten, lief es dann kalt den Rücken herunter, als die Namen der Reihe am Rednertisch verlesen wurde. Und sie tauschten lange, vielsagende Blicke, bevor sie sich über Notebooks und Schreibblöcke vertieften. Gerhard Hurst, Präsident des Badischen Weinbauverbandes, Herr über 16'000 Hektar Rebfläche auf einer Länge von 400 Kilometern zwischen Würzburg und Bodensee, verkündet in Nadelstreifen: "Das gemässigte Klima des vergangenen Jahres liess einen Weinjahrgang mit mehr fruchtigen und frischen Aromen heranreifen."

"Hochburg des zeitgemässen Weinanbaus"

Gastgeber Werner Bock, Geschäftsführer der Messe Offenburg-Ortenau, diktierte graumeliert und englisch gewandet: "Wir stellen 96 badische Produzenten mit über 1'000 Weinen und Sekten vor. Damit sind wir der grösste Anbieter badischer Weine auf allen Fachmessen Deutschlands." Paulin Köpfer, Geschäftsführer Ecovin Baden, Ausbildner und Kontrolleur über 80 badische Biowein-Betriebe, schwärmte in Bienengelb: "Wir sind in Deutschland die Hochburg des zeitgemässen Weinanbaus."

Da fehlte nur noch die Badische Weinkönigin. Sabine Langenbacher, mit frischem Gesicht und mit Krönchen geschmückt, kommentierte die Weinprobe mit der Feststellung: "Man schmeckt, wie vielfältig unsere Böden und wie unterschiedlich unsere Klimazonen sind.

Die Referate schnurren, "Powerpoint"-begleitet, immer neue Dossiers werden nachgereicht und es werden neue vielfältige Verkostungsreihen erstellt. Die Weine sind geschickt ausgewählt - allesamt perfekt, charaktervoll und verblüffend für den, der bis jetzt einen Bogen um Gewächse aus Deutschland gemacht hat. Es wird still und andächtig im Saal. Nachgeschlürft. Notiert. Wenige Fragen, kaum noch Nachhaken. Und dann endlich fragt einer: "Was veranlasst Sie eigentlich, in die Schweiz zu kommen?" Messechef Bock erklärt pragmatisch: "Wir sind im Inland an die Grenzen unserer Kapazität angelangt. Jetzt suchen wir einen neuen Markt." Und weiter: "Unser Konzept stimmt jetzt. Damit können wir antreten." Immerhin haben die Messeveranstalter festgestellt, dass 16 Prozent der Besucher eine Anreise von über 300 Kilometern in Kauf nehmen. Wie nah' liegt doch das gerade mal 120 Kilometer entfernte Basel bei Offenburg!

Basler Staatswein aus dem Markgräflerland

Gerhard Rüdlin, Vorstandsvorsitzender der grössten Markgräfler Winzergenossenschaft und Präsident der Badischen Weinwerbung, erinnert an die historische Bindung zu Basel und erkennt, dass sich die Schweiz in kleinen Schritten öffnet. "Das Land hat einen hohen Kopfverbrauch und ist als Konsument sehr kritisch. Das kommt uns natürlich entgegen." Rüdlin freut die Initiative der Offenburger Messe. Schliesslich ist er ein Pionier des badischen Weinhandels über die Grenze. Der neue offizielle Basler Staatswein kommt aus seiner Gemarkung und aus seinem Keller. Und bezahlt hat er die erste Tranche aus dem eigenen Säckel.

Gerhard Hurst möchte die Politik lieber aus dem Spiel lassen: "Wein hat doch immer mit Gesundheit zu tun. Nun möchten wir einmal etwas für die Gesundheit unserer Schweizer Nachbarn unternehmen..."

Badische Weinmesse Offenburg / 7. und 8. Mai 2005
www-messeoffenburg.de
info@ messeoffenburg.de
Eintritt 13 Euro, im Vorverkauf 9 Euro, Seminare 7 Euro
Basel-Offenburg mit ICE Fahrzeit 75 Minuten. Shuttle ab Bahnhof.

19. April 2005

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"Markgräfler Winzer sind bewusst quaitätsorientiert"

Ja, Markgräfler Weine sind in der Tat noch zu wenig geschätzt. Dabei werden qualitativ gute Produkte erzeugt. Ich rate jedem Basler, in die "Krone" nach Mauchen zu gehen und dort vom offenen Fasswein aus eigenem Anbau zu trinken.

Markgräfler Winzer sind ganz bewusst qualitätsorientiert, egal ob Weiss- oder Rotwein. Auch bei den Anbaumethoden wird bewusst auf Umweltschonung geachtet - das muss nicht immer biologisch-dynamisch sein. Zur Schädlingsbekämpfung setzt die Britzinger Winzergenossenschaft zum Beispiel ganz bewusst Pflanzensymbiosen ein oder hängt Duftsäckchen in den Rebbergen aus.

Das Markgräflerland ist bestimmt - um ein Modewort zu gebrauchen — ein Terroir, das grössere Anerkennung verdient und erreichen wird, davon bin ich überzeugt!

Soviel von einem Basler, der in der Nähe des Sonoma und Napa Valley wohnt.

Jean-Pierre Salzmann
San Anselmo
Kalifornien/USA



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