© Foto Claude Giger ![]() "Viele verunsichert": Novartis-Krebsforschungschef Alex Matter Novartis verliert einen Forschungs-Anker Alex Matter verlässt den Pharmakonzern zu einem überraschenden Zeitpunkt VON PETER KNECHTLI Der Pharmakonzern Novartis verliert eine Forschungs-Ikone: Alex Matter (63), die Nummer zwei der weltweiten Pharmaforschung, verlässt das Unternehmen Ende September. Für Matter sei "der Zeitpunkt ideal, andere Projekte aufzugreifen", sagt Novartis-Sprecher Felix Räber. Doch der Abgang scheint unkoordiniert und wirft Fragen auf. Alex Matter, ein ehemaliger Ciba-Mann, ist seit der Fusion mit Sandoz Chef der strategisch bedeutsamen Novartis-Krebsforschung. Die Entdeckung des sehr erfolgreichen Leukämie-Präparats Glivec ist ein Hauptverdienst des mehrfach preisgekrönten Arztes. In den vergangenen Monaten hatte er noch wichtige Mandate angenommen, die nicht auf ein baldiges Ende seiner Karriere hindeuteten. Bei Beförderung war Abschied schon beschlossen So war er in der März-Ausgabe der Novartis-Hauszeitschrift "Life" ein mehrseitiges Thema. Anlass: Das neue Forschungskonzept von Novartis und Matters Ernennung zum "globalen Leiter des Bereichs Translational Research", dem Übergang der vorklinischen Entwicklung zur klinischen Forschung. Aus der Publikation erfährt die Firmen-Familie Details aus seinem Tagesablauf ("Frühmorgens 'krabble' ich aus dem Bett und spät abends
Doch zu jenem Zeitpunkt wusste ein Matter-Vertrauer bereits, dass der Austritt beschlossene Sache ist: "Dieser Sachverhalt hat mich offen gestanden überrascht." Ein anderer Weggefährte hätte dem Top-Forscher "gut noch zwei, drei Jahre in der Firma gegeben", und er ist ist überzeugt: "Dies ist ein vorzeitiger Rücktritt." Tatsächlich spricht die Ankündigung einer neuen Aufgabe bei gleichzeitiger Planung des Rücktritts für diese These. Eine Quelle glaubt eher an gesundheitliche Gründe. "Matter wurde nicht Fishmans Freund" Die Vermutung liegt nahe, dass die spektakuläre Neukonzipierung der Novartis-Forschung vor knapp einem Jahr Matters Abschiedspläne direkt beeinflusst hat. Damals beschloss die Konzernspitze, die Verantwortung für die gesamte Forschung von Basel in ein neues biomedizinisches Forschungszentrum in unmittelbarer Nähe des Massachusetts Institute of Technology (MIT) bei Boston zu transferieren. Gleichzeitig setze Konzernchef Daniel Vasella mit dem Harvard-Medizinprofessor und Chefarzt Mark Fishman erstmals in der Geschichte des Unternehmens einen Amerikaner als obersten Forschungschef ein und schuf für den bisherigen
Somit blieb Matter als praktisch erprobte Forschungskoryphäe zwar die Nummer zwei. Doch während Novartis Inkompatibilitäten mit dem neuen Chef bestreitet ("trifft absolut nicht zu"), sagen andere, Matter sei in den vergangenen Monaten nicht Fishmans Freund geworden. Das Einvernehmen sei gar "gestört" gewesen: Matters lange Erfahrung in der Erforschung, Entwicklung und Durchsetzung pharmazeutisch-industrieller Produkte gehe dem reinen Schul-Wissenschafter Fishman völlig ab: "Für Matter hat Fishman als Vorgesetzter auch eine demütigende Komponente." Matters Nachfolger ist noch nicht gewählt Der abspringende Top-Forscher liess sich in der Firmenzeitschrift mit den bemerkenswerten Worten zitieren: "In der Übergangssituation zur Forschungsstrategie von Mark Fishman sind viele verunsichert." Offenbar auch Matter selbst. Davon will Novartis nichts wissen: Fishman sei "jetzt gut installiert in seiner neuen Rolle", die wichtigsten personellen Entscheide seien gefällt. Nur: Matters Nachfolger als Chef der Krebsforschung und seiner zahlreichen Führungsfunktionen ist noch nicht gewählt.
13. April 2003 |
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© by Peter Knechtli