© Foto Swiss, Bearbeitung OnlineReports ![]() Sicherheitstechnisch gescannt: Ex-Crossair-Piloten der Kurzstreckenflotte Qualitäts-Check für Crossair-Piloten Swiss begründet Kontrolle sensibler Personen-Daten mit der Sicherheit der neuen Airline VON PETER KNECHTLI Die Stimmung unter den ehemaligen Crossair-Piloten steht auf einem neuen Tiefpunkt. Grund ist nicht nur der Streit um den neuen Gesamtarbeitsvertrag mit der Swiss, sondern auch ein Spezial-Programm, das als Folge des Flugzeugabsturzes von Bassersdorf vertrauliche Daten der 1'000 ehemaligen Crossair-Piloten detailliert überprüft. Die Kontrolle der Piloten sei ein "ständiger Prozess", versucht Swiss-Sprecher Markus Baumgartner die Wogen zu glätten. Dabei gehe es auch um die "Suche nach Risikofaktoren". Denn die Swiss, so Baumgartner, wolle "nur jene Piloten beschäftigen, die den heutigen Anforderungen entsprechen". Diesem Ziel dient auch ein spezielles Prüf-Programm, das derzeit im Gange ist: Die hoch vertraulichen Personaldossiers der Piloten werden systematisch geröntgt. In diesen "Files" (so die offizielle Bezeichnung) sind nicht nur professionelle Fakten wie Prüfungen und Testergebnisse enthalten, sondern auch intime persönliche Angaben. Externe Experten filzen Ex-Crossair-Piloten Die Sonderprüfung löst im Korps der Kapitäne weitere Verunsicherung aus. Es wäre "frech und ungerecht, wenn das Screening nur Crossair-Piloten erfasst", sagt David Bieli, Präsident der von ehemaligen Crossair-Mitarbeitern gebildeten Gewerkschaft "Swiss Pilots". Genau dies trifft zu, wie Swiss-Sprecher Baumgartner bestätigt: Der speziellen Dossier-Kontrolle sei nur die von ehemaligen Crossair-Piloten betriebene Regionalflotte unterworfen, nicht aber der Langstreckenbereich der Ex-Swissair-Piloten. Als Motiv der Kontrolle nannte der Sprecher den Absturz
Swiss hängt die Sonder-Kontrolle tief. So wissen die Crossair-Piloten nicht, dass sich das Screening nur auf sie bezieht. Laut Gewerkschafts-Präsident David Bieli ist auch nicht bekannt, wer die Personalakten durchleuchtet - ob interne Kräfte oder externe Experten. Laut Bieli versucht die Gewerkschaft dies in Zusammenarbeit mit dem Basler Anwalt Stefan Suter derzeit brieflich abzuklären. Denn falls Aussenstehende Einblick in die sensiblen Akten erhielten, müsse "jeder Pilot sein Einverständnis dazu geben", sonst werde "möglicherweise der Datenschutz verletzt". Auf die Anfrage von OnlineReports erklärte Swiss-Sprecher Baumgartner, dass es sich um "unabhängige externe Experten" handle, die das Screening nach "neutralen Kriterien" durchführten. Eine Datenschutzverletzung sei ausgeschlossen, da sich die Beauftragten verpflichten mussten, das Berufsgeheimnis zu wahren. Simulator-Experten haben Selektionsmacht Piloten aus dem "Crossair"-Lager sehen hinter dem Screening aber weit mehr als nur ein Versuch, die Sicherheit der neuen Airline zu optimieren: Die Selektion der Piloten in Hinblick auf einen möglichen Personalabbau. Denn einige Kapitäne müssen im Flugsimulator Nachprüfungen ablegen. "Und dort wird er bis zum Anschlag belastet. Es ist ein Leichtes, ihn durchfallen zu lassen." Mehrere Piloten bestätigen, dass
Swiss-Sprecher Baumgartner verneint, dass das Screening die erste Selektionsstufe für Personalabbau sei: "Es geht nicht um Mobbing, es geht um die Sicherheit der Airline." Wo der Simulator Schwächen aufdecke, würden "Lücken in der Schulung geschlossen oder gezielte Förderung betrieben". Allerdings seien die Resultate "bisher grossmehrheitlich gut bis sehr gut" gewesen. Nur in "ganz wenigen Fällen" seien "besondere Schritte notwendig" gewesen. Die Piloten wundern sich indes, dass Swiss offenbar bereits von einem Pilotenfehler ausgeht, obschon der Ursachenbericht des Unfalls noch in weiter Ferne liegt. Dagegen waren es zwei ehemalige Crossair-Kader, die Vorgesetzte des beim Absturz ebenfalls getöteten Piloten waren: Der heutige Swiss-CEO André Dosé, und Swiss-Flugbetriebsleiter Thomas Brandt.
22. September 2002
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