© Foto OnlineReports ![]() "Entscheid, der weh tut": Präsident Pieter Bouw, CEO André Dosé Swiss baut 300 Arbeitsplätze und Teile der Flotte ab Vom Sparprogramm betroffen sind vor allem die Regional-Kapitäne: 120 Ex-Crossair-Piloten müssen gehen VON PETER KNECHTLI Weil ihr die Kosten in konjunkturell unsicheren Zeiten davon laufen, hat sich die Fluggesellschaft "Swiss" zu einem radikalen Sparprogramm entschlossen: 300 Stellen werden abgebaut und unrentable Linien vor allem im Regionalverkehr geschlossen. Betroffen sind vor allem die ehemaligen Crossair-Piloten. Am Ziel, kommendes Jahr keine Verluste zu schreiben, soll damit festgehalten werden. "Das ist ein Entscheid, der weh tut", sagte "Swiss"-CEO André Dosé, selbst ehemaliger Crossair-Pilot, am Dientagmorgen an einer Medienkonferenz im "Swiss"-Hauptquartier in Basel. "Die Leute müssen die Ärmel gewaltig hochkremepln", sagte der Chef via Medien zu seinen 12'000 Angestellten. 400 Millionen Franken sparen Zwar liege das Ergebnis des dritten Quartals auch über dem Businessplan, doch müsse sich die junge Fluggesellschaft "im Ertrag, im Produkt und bei den Kosten noch stark verbessern", sagte Präsident Pieter Bouw. Um 400 Millionen Franken werde sich das Ergebnis verbessern, wenn die "Swiss" die vom Verwaltungsrat am Montagnachmittag beschlossenen drastischen Massnahmen umsetzt: 300 Stellen werden abgebaut, davon durch natürlich Abgänge 160 unter dem Kabinen- und Bodenpersonal und 140 im Cockpit. Von den 140 gestrichenen Pilotenstellen sind 120 Ex-Crossair-Mitarbeiter betroffen. Mit den Pilotenverbänden sollen partnerschaftliche Lösungen erarbeitet werden. Dosé schloss indes nicht aus, dass es auch zu Entlassungen kommen wird. Reduktion der Flotte. Je ein Lang- und ein Kurzstreckenflugzeug (eine Boeing MD-11 und ein Airbus 320) sowie drei 50-plätzige Regionalflugzeuge werden abgebaut. Es sollen vor allem Strecken gestrichen
Der Charterverkehr wird um drei Flugzeuge reduziert und künftig nur noch mit vier statt sieben Mittelstreckenflugzeugen betrieben. Neues Klassen-Konzept. Auf Langstrecken soll die Balance zwischen Zwei- und Dreiklassenangebot nachfragegerecht "optimiert" werden. Die Business Class soll sich auf Regionalstrecken künftig deutlicher von der Economy Class unterscheiden. 200 neue Stellen im IT-Bereich Laut Bouw arbeiten die Piloten der ehemaligen Swissair und der ehemaligen Crossair weiterhin in zwei getrennten Korps. Dies, nachdem die Swiss Pilots Association den angebotenen Gesamtarbeitsvertrag aus Gründen der Ungleichbehandlung abgelehnt hatte. Allerdings kommt es bei "Swiss" nicht nur zu einem Stellenabbau. In den Bereichen Technik und IT sollen 200 Arbeitsplätze neu geschaffen werden, um die zum Teil unbefriedigenden Dienstleistungen zu verbessern. Offensichtlich scheint die "Swiss"-Führung ("wir sind zuversichtlich, ab 2004 profitabel fliegen zu können") keine Gewissheit zu bestehen, das ausgeglichene Ergebnis nächstes Jahr auch tatsächlich erreichen zu können. Falls nämlich neue Unwägbarkeiten wie ein Krieg gegen Irak oder Terroranschläge die Reiselust beeinträchtigen, dann wäre "Swiss" erneut "zu raschem und entschiedenem Handeln verpflichtet". Die "Swiss"-Spitze rechnet damit, dass sich das Fluggeschäft mittel- und langfristig erholt, nicht aber bereits im kommenden Jahr. Bisher 582 Millionen Franken Verlust Mit einem Verlust von 135 Millionen Franken - davon 15 Millionen einmalige Aufbaukosten und 60 Millionen für eine ausserordentliche Wertberichtigung - vermag das Ergebnis des dritten Quartals, das normalerweise das ertragsstärkste ist, selbst das Unternehmen "nicht vollends zu überzeugen". In den ersten neuen Monaten dieses Jahres erzielte die "Swiss" einen Umsatz von 3,13 Milliarden Franken und ein Defizit von 582 Millionen Franken. Der Linienverkehr brachte Erlöse in Höhe von 2, 68 Milliarden Franken, der Rest entfällt auf das Fracht- und Chartergeschäft. Die Liquidität mit 982 Millionen Franken indes bezeichnete Dosé als "sehr gesund". Basel und Genf mit "guten Verbindungen" Der Konzernchef, der vor einigen Wochen wegen seiner Äusserungen über die künftige Rollenverteilung unter den Schweizer Flughäfen tatsächlich oder nur angeblich missverstanden wurde, betonte, dass "Zürich unser Hub" sei, Basel und Genf jedoch weiterhin "gute Europa-Verbindungen" anbieten werden. Der schleichende Abbau am Basler EuroAirport
19. November 2002
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