Roche verpasst DSM eine kräftige Vitaminspritze Für 3,4 Milliarden Franken verkauft Roche die Division Vitamine und Feinchemikalien nach Holland VON PETER KNECHTLI Der Basler Pharmakonzern Roche verkauft seine Division Vitamine und Feinchemikalien an den holländischen Kunststoff- und Chemikalienkonzern DSM. Dies gab Roche am Dienstagmorgen bekannt. Der Kaufpreis beträgt 3,4 Millionen Franken. Vom Vitaminkartell-Skandal ist der Verkauf nicht tangiert: Roche steht zu den finanziellen Folgen der Preisabsprachen. Die beiden Unternehmen gaben am Dienstagmorgen bekannt, dass sie die auf Life Science und hochwertige Kunststoffmaterialien spezialisierte holländische Firma DSM "beabsichtigt, die Roche-Division Vitamine und Feinchemikalien zu übernehmen". Aufgrund der bis heute erfolgten Gespräche seien sich die beiden Unternehmen über den Preis und die Zahlungsbedingungen einig. "In naher Zukunft" rechnen die Firmen damit, "einen exklusiven Vertrag abschliessen zu können". Die Transaktion muss nach Abschluss des definitiven Vertrages noch von den Kartellbehörden genehmigt werden. Folgen des Vitamin-Skandals bleiben bei Roche Die Kaufsumme beläuft sich auf 3,4 Milliarden Franken. Damit allerdings verkauft Roche keineswegs die Verantwortung für den Skandal um die Vitamin-Preisabsprachen. "Die gegenwärtigen und künftigen Verpflichtungen im Zusammenhang mit dem Vitamin-Fall werden weiterhin durch Roche wahrgenommen", hält Roche klar fest. Das heisst: Die Kartellsünden früherer Roche-Manager belasten DSM mit keinem Rappen. Schweizer Arbeitsplätze "vorläufig" gesichert Mit dem Verkauf trennt sich Roche - wie schon vor einger Zeit angekündigt - von einem Geschäftsbereich, der als mit einem jährlichen Umsatz von 3,5 Milliarden Schweizer Franken als führender Anbieter von Vitaminen und Carotinoiden gilt. Die weltweit tätige Division mit 7'500 Beschäftigten werde eine separate
Für das Vitamingeschäft und seine Mitarbeitenden ist damit die nötige Kontinuität und eine solide Basis für die Zukunft sichergestellt. Laut Roche-Sprecher Alexander Klauser: "Die Geschäftseinheit bleibt vorderhand in Kaiseraugst. In naher Zukunft sind keine grossen Restrukturierungen durch DSM geplant. Es gibt keine aktuellen Entlassungen aufgrund des Verkaufs." Gemäss Franz Humer, Präsident und CEO von Roche ist der Verkauf "ein weiterer entscheidender Schritt zu einer klaren Fokussierung unseres Unternehmens auf die beiden Grundpfeiler Pharma und Diagnostics". Mit der Übernahme von Boehringer Mannheim, der Ausgliederung von Givaudan, dem Erwerb der Mehrheitsbeteiligung an Chugai und einer Reihe von ergänzenden Akquisitionen und Allianzen sowie mit der Verstärkung der bestehenden Geschäfte positioniere sich Roche als ein "fokussiertes und innovatives Healthcare-Unternehmen." Für DSM stelle diese Übernahme anderseits "einen wichtigen Schritt in der Realisierung der im Jahr 2000 vorgestellten Vision 2005 dar, die eine Konzentration auf die Bereiche Life Science und hochwertige Kunststoffmaterialien anstrebt". DSM hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2005 die Verkäufe auf rund 10 Milliarden Euro zu steigern. Das anvisierte Umsatzwachstum soll sowohl durch organisches Wachstum als auch durch Akquisitionen erreicht werden. Laut DSM-Präsident Peter Elverding wird sein Unternehmen nach dem Kauf der Roche-Division "zum weltweit führenden Anbieter für die Life Science Industrie". Die Roche-Vitamin-Geschichte Seit den Anfängen der industriellen Synthese von Vitamin C im Jahre 1934 ist Roche der führende Hersteller von Vitaminen. Heute bietet die Division Vitamine und Feinchemikalien von Roche eine breite Palette von Produkten an, die helfen, die Ernährung zu verbessern und Krankheiten zu verhindern oder zu behandeln. Die Division forscht, produziert und vermarktet Vitamine, Carotinoide, Zitronensäure und andere Feinchemikalien für die Pharma-, Nahrungs-, Futtermittel-und Kosmetikindustrie. Im ersten Halbjahr 2002 erzielte die Division Vitamine und Feinchemikalien einen Umsatz von 1,747 Milliarden Franken, einen EBITDA von 256 Millionen Franken und einen Betriebsgewinn von 140 Millionen Franken.
3. September 2002
|
Zurück zu Wirtschaft
Zurück zur Hauptseite
© by Peter Knechtli