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"Tot verhandelt": Basler Medienunternehmer Matthias Hagemann


"Nichts kann unsere Autonomie gefährden"

Die Basler Mediengruppe baute sich mit dem Jean-Frey-Verkauf auf den Stand von 1993 zurück


VON PETER KNECHTLI

Die wirtschaftliche Lage der Basler Mediengruppe (BM) sei weit weniger dramatisch als von aussen dargestellt. Dies sagt Verwaltungsratspräsident Matthias Hagemann nach dem Verkauf des Zürcher Jean-Frey-Verlags an die Swissfirst Bank. Der Rückbau auf die Region Basel sei jedoch nötig gewesen, weil sein Unternehmen in Zürich, Winterthur und Basel gleichzeitig Geld verloren habe.

Die vergangenen drei Monate habe er "eigentlich noch locker weg gesteckt", sagt Matthias Hagemann (39), Präsident der Basler Mediengruppe. Kein Wunder: Er hat für den Verkauf seiner Zürcher Jean-Frey-Gruppe ("Weltwoche", "Bilanz", "Beobachter", TR7) erhalten, was er wollte - um 70 Millionen Franken. Allerdings nicht vom Branchenleader Ringier, mit dem er verhandelte und der "den Deal tot verhandelte", sondern von der bisher wenig bekannten Swissfirst Bank, die nun damit beschäftigt ist, die Aktienpakete bei zehn bis zwanzig Investoren zu platzieren.

In Basel, Zürich und Winterthur gleichzeitig Geld verloren

Schon mehr zu schaffen machten dem Basler Verleger die letzten eineinhalb Jahre. In dieser Zeit fuhr Hagemann, erst seit fünf Jahren als Nachfolger seines Vaters an der Spitze des Familienunternehmens, praktisch die gesamte Expansion zurück, die der langjährige CEO Peter Sigrist im Rahmen einer eigentlichen Hunter-Strategie betrieben hatte. Beinahe endlos war die Liste der Firmenkäufe und Investitionen der Basler Mediengruppe - vom Restaurant "Bahnhof" in Gelterkinden BL über zahlreiche kleinere Druckereien und die Druckerei Winterthur bis zur stolzen Übernahme der Jean-Frey-Gruppe. Doch diese Strategie "ging ganz einfach nicht auf". Hagemann: "Wir verloren in Basel, Zürich und Winterthur gleichzeitig Geld."

Stand der Basler Mediengruppe, wie zahlreiche Beobachter vermuteten, "das Wasser am Hals"? Hagemann weist solches entrüstet von sich. Nie habe es Momente gegeben, in denen ein Zusammenbruch seines Unternehmens gedroht habe: "Die Banken haben keinen Rappen verloren und sie haben gemerkt, dass wir uns ernsthaft um eine Besserung bemühten."

Zeitungsdruck "sehr rentabel"

Dazu gehörten insbesondere der Verkauf der Druckerei Winterthur an Ringier und der Versuch, den Jean-Frey-Verlag nach Jahren des Löcherstopfens ganz oder teilweise los zu werden. Weil die "Basler Zeitung" (BaZ) auf den Anzeigeneinbruch mit Kürzungen von redaktionellen
Wir wollen den Druckauftrag für die 'Weltwoche' langfristig absichern.“
Seiten und Budgets reagierte, ist sie nach Hagemanns Angaben immer noch ebenso "rentabel" wie die Druckerei Birkhäuser und das Gratisblatt "Baslerstab". Sogar "sehr rentabel" sei der Zeitungsdruck.

Diese Quelle muss die Basler Mediengruppe, die eben 80 Millionen Franken in eine neue Zeitungsrotation investiert, allerdings zäh verteidigen. Matthias Hagemann macht kein Hehl daraus, dass die Präsenz seines Unternehmens an Schlüsselstellen der künftigen Jean Frey - BM-Finanzchef Peter Wyss sitzt im Verwaltungsrat - auch dem Zwecke dient, "unsere geschäftlichen Interessen zu wahren". Konkret: Den vereinbarten Druckauftrag der "Weltwoche" langfristig abzusichern.

Grosse Sprünge sind von der Basler Mediengruppe derzeit nicht zu erwarten: Hagemann und sein CEO Beat Meyer haben Sigrists national operierenden Konzern auf den Stand von 1993 zu einem regionalen Druck- und Verlagshaus zurück gebaut. "Nachdem wir spektakulär gescheitert sind, ist im Moment nichts Spektakuläres zu warten", räumt Hagemann ungeschminkt ein.

Powerplay am Juranordfuss

So streckt er die Fühler wieder vermehrt am Juranordfuss aus. Eine gewisse Nähe zeichnet sich mit der Basellandschaftlichen Zeitung in Liestal ab: Verleger Mathis Lüdin, "sehr verärgert" über die Leistungen der Post, neigt dazu, seine Lokalzeitung kommenden Herbst durch der BM-Verteilfirma Prevag frühverteilen zu
BaZ und BZ kommen
im Herbst mit
gemeinsamer Frühverteilung.“
lassen. "Aber wir rutschen in keinster Weise näher zusammen", präzisiert Lüdin. Ob sich die Lokalradio-Ambitionen mit Radio Basilisk verwirklichen lassen, scheint derzeit ungewiss. Für "Basilisk"-Chef Christian Heeb kommt ein Verkauf an die Basler Mediengruppe "nicht in Frage". Eher denkbar dagegen wäre ein Engagement bei Radio Edelweiss, dessen Hauptaktionär Bernhard Burgener ("Highlight Communications", Vermarktung der Fussball Champions League) auch vom BM- und künftigen Jean-Frey-Konzernanwalt Martin Wagner juristisch beraten wird - jenem Martin Wagner, der den Swissfirst-Deal als Fallback-Option ausgedacht und mit Swissfirst-Chef Thomas Matter den ersten "lockeren" Kontakt geküpft hat.

Zu den regionalen Aktivitäten der Basler Mediengruppe zählen auch verstärkten Regionalfernseh-Ambitionen: Auf dem Kanal von Tele Basel ist die BM schon mit dem Kultur-Magazin "Magnet" präsent, kürzlich kam - laut Tele-Basel-Chef Willy Surbeck "ziemlich überstürzt" - das Fussball-Magazin "Goool!" dazu.

Basler Mediengruppe macht mit FC gemeinsame Sache

Hintergrund dieser Sportsendung ist die Absicht, angesichts des derzeitigen Hochs des FC Basel auch im Fussball-Fernsehen ein Wörtchen - oder etwas mehr - mitzureden: Die Basler Mediengruppe gründete mit dem FC Basel und der Stadiongenossenschaft St. Jakob die "FCB Media AG". Dabei tritt der FC Basel "sämtliche TV-Rechte und deren Nutzung im Internet und auf Video an die FCB Media AG ab, soweit diese vertraglich nicht bei SF DRS oder SAT1 liegen". Diese weit reichende Okkupierung von FCB-Nutzungsrechten trägt zwar kaum zu Unabhängigkeit zwischen Medienunternehmen und Fussballclub bei, stiess aber bei anderen lokalen Medienanbietern kaum auf kritische Resonanz.

"Noch nicht stabil" ist für den BM-Chef auch die Presseentwicklung im Mittelland. Dabei werde aber "sicher nicht ein Gebilde entstehen, das unsere Autonomie gefährdet". Allen Turbulenzen zum Trotz bleiben für Hagemann die Perspektiven langfristig: Seinen Präsidiums-Job jedenfalls wolle er "noch 25 Jahre machen".


Loch in den Pensionskassen:
Patronaler Fonds zahlte 11 Millionen Franken


pkn. 15,4 Millionen Franken ist der maximale Betrag in den Pensionskassen der Basler Mediengruppe, den der damalige Verwalter mutmasslich veruntreut hatte. Laut Matthias Hagemann hat die Patronale Stiftung seines Unternehmens, die üblicherweise Frühpensionierungen finanziert, nach dem Verkauf an Swissfirst einen Betrag von 11 Millionen Franken an die Jean-Frey-Pensionskasse überwiesen. Den restlichen Millionenbetrag will die BM in Adhäsionsprozessen zurückfordern. Die Erfolgschancen seien intakt, da mehrere Millionen Franken auf verschiedenen Konten blockiert seien.



Jean-Frey-Poker: "Ringier hat keine Chance"
Basler Mediengruppe/Ringier: Verhandlungsabbruch
Die BaZ-Gruppe nach dem Jean-Frey-Verkauf
Basler Zeitung verkauft Jean-Frey-Verlag (Kurzmeldung)
Kommentar zu Verhandlungsabbruch

28. März 2002

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