"Hilfswerk" unter Betrugsveracht "Hilfswerk Mutter Teresa Anhänger" geschäftete in den eigenen Sack VON PETER KNECHTLI Das in Basel domizilierte "Hilfswerk Mutter Teresa Anhänger" steht unter Betrugsverdacht: Statt Bedürftigen zu helfen, soll es in die eigene Tasche gewirtschaftet haben. Die Staatsanwaltschaft hat den Geschäftsführer verhaftet. Dass dieses sogenannte "Hilfswerk" vor allem seinem Geschäftsführer half, wurde vor Monaten ruchbar, als er den Mietzins für einen Trödlerladen nicht mehr bezahlen konnte und gepfändet wurde. "Da merkten wir langsam, dass auch mit dem Hilfswerk etwas nicht in Ordnung war", sagte Markus Melzl, der Sprecher der Basler Staatsanwaltschaft, gegenüber OnlineReports. Spendengelder und Hausräumungen Die Aktivitäten des so genannten Hilfswerks gehen zurück auf das Jahr 1993, als der heute 52jährige Schweizer Geschäftsführer unter der gemeinnützigen Vereins-Marke "Mutter Teresas Anhänger" begann, zu Sach- und Geldspenden aufzurufen. So warb er in der Vorweihnachtszeit um Spendenzahlungen für humanitäre Hilfe. Zudem wertete das Hilfswerk gezielt auch Todesanzeigen aus: Hinterbliebene wurde bittend angeboten, Wohnungen und Häuser zu räumen, um die Einrichtungen oder den Erlös aus deren Verkauf Hilfsbedürftigen zukommen zu lassen. "Bisher haben wir den dringenden Verdacht, dass die Einnahmen nie an wirklich Bedürftige weiter geleitet wurden", sagte Ermittler Melzl. Vielmehr scheint der Geschäftsführer ausschliesslich in den eigenen Sack gewirtschaftet zu haben. Allein der Erlös durch die Hausräumungen belief sich auf gegen 300'000 Franken. Dazu kommen noch direkte Spendenzahlungen und Erlöse aus Verkäufen, die das "Hilfswerk" in Läden in Basel und in der Baselbieter Gemeinde Augst tätigte. Schon in Januar verhaftet Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Betrug und Urkundenfälschung. Der Geschäftsführer war laut Melzl schon im Januar verhaftet worden. Die Strafverfolger suchen jetzt öffentlich Personen, die "Mutter Teresas Anhänger" in den letzten Jahren grössere Sach- oder Geldspenden geleistet haben oder durch sie Wohnungsräumungen haben dürchführen lassen. Das Schein-Hilfswerk war vor allem in der Region Basel aktiv. Melzl will aber nicht ausschliessen, dass es in der ganzen Schweiz Geld und Güter akquirierte. Ob "Mutter Teresas Anhänger" in ein Netzwerk weiterer "Hilfswerke" eingebunden ist, scheint im Moment noch nicht klar. Laut Melzl betreiben die "Anhänger Mutter Teresas" in der südbadischen Grenzgemeinde Grenzach eine Art Hauptsitz. Offen ist, ob der Basler Geschäftsführer mit dieser Organisation eine Beziehung unterhielt oder ob er einfach den Namen adaptierte. Melzl: "Der Mann ist derzeit nicht so kommunikativ." Er bleibt weiterhin in Haft. Personen, die in den letzten Jahren dem "Hilfswerk Mutter Teresas Anhänger" grössere Sach- oder Geldspenden geleistet haben oder Wohnungsräumungen durch diese Institution vornehmen liessen, wollen sich mit dem Kriminalkommissariat Basel-Stadt, Telefon 061 267 71 71, in Verbindung setzen. 28. März 2001 |
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