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"Informationsbeschaffer für alle denkbaren Medien": Neue BaZ-Redaktion, TeleBasel-Kameramann


Basler Mediengruppe will ins Regional-TV einsteigen

Durch die Offensive könnte die Luft für die unabhängige Fernsehstation "TeleBasel" dünn werden

VON PETER KNECHTLI*

Die Basler Mediengruppe, bisher stark im Verlags- und Druckbereich, will jetzt in den elektronischen Bereich vorstossen. Offiziell geht es darum, potenzielle Zürcher Interessenten abzuwehren, faktisch bedeutet die Expansionsstrategie eine Ausweitung des publizistischen Einflusses. Der unabhängige Sender TeleBasel steht vor neuen Herausforderungen.

Nach der Bereinigung des Druckbereichs bereitet die BM ("Basler Zeitung", "Weltwoche", "Bilanz", "Beobachter") das Terrain für eine neue Offensive vor. Unter anderem soll in der zweiten August-Hälfte auch der Baselbieter Regierung in Liestal ein Besuch abgestattet werden, nachdem der Streit um Pendlerzeitungs-Boxen das Klima deutlich getrübt hatten. Hans-Peter Platz, Chefredaktor der "Basler Zeitung" (BaZ), über die neue Kommunikationsstrategie: "Wir müssen Informationsbeschaffer für alle denkbaren und möglichen Medien in dieser Region werden."

Publizistische Herrschaft eingeschränkt

Dies blieb dem Medienunternehmen der Familie Hagemann bisher teilweise verwehrt. Bisher ist die BM nur im Rahmen des "Presse-TV" auf SF2 sprachregional aktiv. Um die publizistische Herrschaft des Hauses einzuschränken, erhielt in den achtziger Jahren nicht sein Projekt "Radio Rhywälle" die Konzession für ein Lokalradio, sondern "Radio Basilisk" (Basel) und "Radio Raurach/Edelweiss" (Liestal). Auch das Regionalfernsehen ging aus denselben Gründen nicht an private Anbieter, sondern an die pluralistische und unabhängige "Stiftung Kabelnetz Basel", die Trägerin des Senders TeleBasel ist. Wie eine Art Mini-SRG wird TeleBasel von der Kabelfirma Cablecom, zu der das Balcab-Netz gehört, durch Gebühren teilfinanziert.

Seit aber die meisten Schweizer Medienhäuser eigene Radio- und TV-Stationen betreiben, ist auch im Basler Medienunternehmen der Appetit neu erwacht. Die Infrastruktur wäre bereits gelegt: Der soeben neu bezogene BaZ-Redaktions-Standort am Aeschenplatz ist mit einem "entwicklungsfähigen Multimediadesk" und einem "fernsehtauglichen Auditorium" ausgestattet, operativ tätig ist die Video-Tochter Basilea-Film. Zudem hat die BM eine 21prozentige Beteiligung an der Dreispitz Studios AG übernommen und programmlich bereits "verschiedene Projekte in Hinterkopf", darunter laut Informationen von OnlineReports ein Sportmagazin.

Gespräche über ein TeleBaZel

"Wir brauchen dafür keinen eigenen Kanal", sagt Vordenker Platz, "sondern den Zugang zu einem Kanal". Dazu bietet sich nur einer an: Jener von TeleBasel. Auch BM-Konzernchef Beat Meyer bekräftigt das Interesse an einer "sinnvollen Zusammenarbeit auf redaktioneller Ebene". Meyer: "Wir wollen in Gespräche darüber eintreten, wie wir Beiträge in einem Regionalfernsehen senden könnten."

Beobachtern schwant bereits, dass aus dem schuldenfreien, finanziell aber schwachbrüstigen TeleBasel mit einem Budget von gerade mal 3,4 Millionen Franken ein finanziell potentes TeleBaZel wird. Grund: Für die Werbeakquisition ist die zur Radio-Basilisk-Gruppe gehörende Medag AG exklusiv zuständig. Und wenn sie dieses Jahr die "überlebensnotwendige Million Werbe-Franken" (so TeleBasel-Chef Willy Surbeck) nicht bringt und Liquiditätsengpässe entstünden, hätte die BM ein strategisches Instrument in der Hand, um die Fernsehfirma als Retterin zu übernehmen.

Enge personelle Verflechtungen und Kritik an TeleBasel

Pikant: Präsident der Medag ist Publigroupe- und BM-Vizepräsident Fritz Schuhmacher, Verwaltungsrat ist auch BM-Chef Beat Meyer. Die Medag gehört zur Ledermann-Heeb-Holding, an der die BM und Schuhmachers Internationale Treuhand AG (Itag)zu je 20 Prozent beteiligt sind.

Beat Meyer dementiert Absichten, TeleBasel "unter die Obhut der Basler Mediengruppe zu bringen". Dagegen übt BaZ-Chef Hans-Peter Platz offene Kritik am TeleBasel-Modell: Die Zusammensetzung der Stiftung und ihre Führung seien "fraglich", das Programm ("zu wenig Qualität, zu wenig professionell") sollte "auf eine andere Ebene gehoben" werden.

Ein Vorkaufsrecht auf Radio Basilisk?

Eine Auge hat die Basler Mediengruppe auch auf Radio Basilisk, wie Beat Meyer einräumt: "Man trifft sich und sucht kleine Zusammenarbeits-Möglichkeiten wie beispielsweise ein Radio/Zeitungs-Werbekombi". Motiv dieser Annäherung ist die Verhinderung der unternehmenspolitischen Schreckensvision: "Dass bei einem allfälligen Verkauf ein anderes Medienunternehmen aus Zürich die Hand auf Radio Basilisk legt".

Einfach dürfte der Einstieg ins Radio/TV- Geschäft indes nicht werden. Basilisk-Mitbesitzer Christian Heeb denkt derzeit "nicht im Traum an einen Verkauf" - weder an die BM noch an ein Zürcher Verlagshaus. Und Professor Heinrich Löffler, Präsident des Stiftungsrats-Ausschusses von TeleBasel, sieht "keinen Handlungsbedarf, das Modell zu ändern". Vielmehr soll die Programmhoheit bei TeleBasel bleiben: "News sind unser Flaggschiff und Kerngeschäft."

Hagemanns Breitseite gegen Politiker

Dass die Zeiten an der Medienfront härter werden, wurde schon letzten Dezember ruchbar, als Verleger Matthias Hagemann in der "Basler Zeitung" zu einer veritablen Breitseite gegen die "absolut vorgestrige Geisteshaltung" der führenden Politiker ausholte. Ihr habe sein Unternehmen "eine Reihe von massiven Einschränkungen in seiner gesunden Entfaltung" zu verdanken. Im Visier hatte Hagemann vor allem TeleBasel: "Der einzige Zweck dieses vermutlich weltweit singulären Konstruktes ist es, zu verhindern, dass die Basler Mediengruppe Lokalfernsehen macht." Überdies, so Hagemann vor zwei Wochen in seiner Zeitung, haben man "hier nicht bemerkt, dass der Trend längst in Richtung eines nationalen Zürcher Medienmonopols läuft". Die politischen Instanzen in beiden Basel könnten deshalb "kein Interesse daran haben, dass der Chefredaktor der Basler Zeitung künftig in Zürich ernannt wird".

Letzten Donnerstag beschwor BaZ-Chef Platz "realitätsferne und überholte Zwangsregulierungen zum Schaden der ganzen Region", sollten im neuen Radio- und Fernsehgesetz restriktive Massnahmen gegen die regionale Medienkonzentration Eingang finden.

Radio-Basilisk-Chef Christian Heeb hält diese Argumentation für ein "scheinheiliges Ablenkungsmanöver". Nach seiner Meinung ist "das Monopol der Basler Mediengruppe in der Region heute stärker als vor 18 Jahren".

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*Der Autor gehört dem Stiftungsrat Kabelnetz Basel als Vertreter der Medienschaffenden an.

5. August 2001

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© by Peter Knechtli