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Bitterer Ernst an Allschwiler Fasnacht: Das Orangen-Geschoss vom Cliquenwagen


Ein Fasnachts-Spass mit Nebenwirkung

Orangengeschoss vom Allschwiler Waggis-Wagen verletzte Frau am Hinterkopf - Versicherung knausert

VON PETER KNECHTLI

Noch nicht erholt hat sich eine 40jährige Hausfrau von einer Verletzung, die sie sich an der Fasnacht in Allschwil BL vergangenen März zugezogen hat. Aus einer Distanz von rund 25 Metern schoss ihr ein Waggis der "Nochwuchs-Clique" eine Orange an den Hinterkopf. Die Clique ist zwar haftpflichtversichert. Ab er weder ihr noch der "Mobiliar" ist es eilig, den tragischen Fall anständig zu lösen.

Vreni Walser*, Mutter zweier schulpflichtiger Kinder aus dem Fricktal, wird den 5. März dieses Jahr nie mehr vergessen. Nach dem Besuch des Fasnachtsumzugs in der Baselbieter Agglomerationsgemeinde Allschwil schon auf dem Heimweg, erhielt sie aus heiterem Himmel einen massiven Schlag schräg rechts auf den Hinterkopf. Es war nicht eine Faust, sondern eine Orange, die ein Mitglied der "Nochwuchs-Waggis" aus einer Distanz von rund 25 Metern vom Wagen geschleudert hatte. In den Haaren der Getroffenen klebte das Fruchtfleisch.

Der Schütze, der zweifelsfrei feststeht, wollte sich mit einem Mimosen-Strauss beim Opfer entschuldigen. Auch Cliquen-Obmann Christian Moser liess an der Urheberschaft keinen Zweifel offen und entschuldigte sich: "Wenn wir jemandem einen Schaden zufügen, dann stehen wir auch dazu", bekräftigte er OnlineReports.

Bleibender Schaden möglich

Der Schaden ist für Vreni Walser gesundheitlicher Art: "Ich habe immer sofort Nackenschmerzen, monatelang hatte ich Kopfweh, nachts schlafen mir die Hände ein." Auch nach ärztlicher Behandlung und über 45 Therapie-Sessionen in der Rehaklinik in Rheinfelden trat keine deutliche Besserung ein. Auch ein halbes Jahr nach dem Zwischenfall ist sie in ihren Arbeiten für Haushalt und Familie noch immer stark eingeschränkt. Stellte der behandelnde Arzt zwei Wochen nach dem Zwischenfall noch eine "gute" Prognose, ist für ihn heute "unklar", ob ein bleibender Nachteil zu erwarten sei.

Eine Strafanzeige zog Vreni Walser zurück, weil Clique und ihre Haftpflichtversicherung Bereitschaft zeigten, den Fall zu übernehmen. Doch jetzt, wo tatkräftige Hilfe und finanzielle Unterstützung nötig wären, zeigt sich die "Mobiliar" von der geduldigen Seite: Ein Ingenieurbüro im deutschen Münster soll erst einmal per Gutachten abklären, ob die gesundheitliche Beeinträchtigung in "Kausalzusammenhang" mit dem Orangen-Geschoss stehe. Wie ein Ingenieurbüro im fernen Deutschland ohne Untersuchung der Patientin zu einem unabhängigen und sachkundigen Befund kommen kann, ist für die Geschädigte und ihren Anwalt schleierhaft. Auf eine à-conto-Forderung von 10'000 Franken ging die "Mobiliar" bisher nicht ein. Sachbearbeiterin Beatrice Gruny wollte gegenüber OnlineReports wegen Persönlichkeitsschutzes keine Stellung nehmen.

Cliquen-Weisung sieht Ausschluss vor

An der Verantwortung der Clique, der nebst Leuten aus dem Polizeidienst auch "namhafte und führende Geschäftsleute" angehören, lässt Obmann Moser ("da könnte ja jeder kommen") heute klare Zweifel erkennen: "Wer an die Fasnacht geht, muss halt damit rechnen, dass etwas zu fliegen kommt." Dabei gelten intern rigide Weisungen: Wer Orangen schiesst "wie ein Handballschuss, wird mit sofortiger Wirkung aus der Clique ausgeschlossen". Obschon die Distanz zum Opfer etwa 25 Meter betrug, blieb der Schütze von Sanktionen unbehelligt.

Die getroffene Frau dagegen bleibt im Ungewissen. Ihr Anwalt erwägt jetzt eine Strafanzeige wegen schwerer Körperverletzung gegen den Schützen.

*Name geändert

5. Januar 2001

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© by Peter Knechtli