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Foto OnlineReports

"Wenn schon, Fleisch aus Amerika": Novartis-Chef Daniel Vasella
Rinderknochen in der Agro-Krippe
"Nur US-Beef": Novartis-Chef Daniel Vasella verärgert Bauern als Syngenta-Kunden
VON PETER KNECHTLI
Bös ins Messer der Schweizer Bauern ist Novartis-Chef Daniel Vasella gelaufen: Nachdem er bekannt hat, dass er "seit Jahren kein europäisches Rindfleisch mehr gegessen" habe, lassen Schweizer Bauern ihren Ärger am Agrokonzern Syngenta aus - obschon dieses Unternehmen seit einem Monat von Novartis unabhängig ist.
Novartis-Chef Daniel Vasella, 47, ist bekannt dafür, dass er seine Meinung ungeschminkt äussert - diesmal zu seinen Essensgewohnheiten. Dem "SonntagsBlick" vertraute er an, wegen der BSE-Gefahr "viel weniger Rindfleisch als früher" zu kosten. Bei ihm zu Hause sei "seit Jahren kein europäisches Rindfleisch mehr gegessen" worden. Vasella: "Wenn schon, ist es Fleisch aus Amerika. Nachdem nun aber auch dort erste BSE-Fälle aufgetreten sind, wird auch das fraglich."
Vasella: "Vielleicht übervorsichtig"
Das Rindfleisch-Statement ("Vielleicht bin ich da übervorsichtig") geriet vor allem den Bauern in den falschen Hals. "Herr Vasella, so nicht!", titelte der "Schweizer Bauer" in einem geharnischten Kommentar. Wenn "ein Chef einer Weltfirma so pauschal Schweizer Fleisch ablehnt, so wirft dies ein schlechtes Licht auf ihn und damit wohl auch auf seine Firma". Pikanter Hintergrund: Erst vor wenigen Wochen gliederten Novartis und AstraZeneca mit der Gründung von Syngenta ihre Agro-Geschäfte aus, deren beste Kunden die Bauern sind.
Auch innerhalb der jungautonomen Syngenta stiess Vasellas kulinarische Offenbarung sauer auf. Es sei unverständlich, wie der Chef die Kundschaft eines Industriezweigs vergraule, der eben noch zu Novartis gehörte. Rolf Furter, CEO der Syngenta Agro AG in Dielsdorf ZH, sibyllinisch zur SonntagsZeitng: "Diese Äusserung war nicht zwingend." Gleichzeitig bestätigte er Informationen, wonach vor allem unter den 40 Schweizer Aussendienst-Mitarbeitern ein "momentaner grosser Aerger" besteht. Bauern hätten sich bei den Front-Leuten von Syngenta über "die Reaktion eines Mannes beklagt, der so viel weiss und über ein grosses Differenzierungsvermögen verfügt". Dass die Rinderzüchter auf Vasellas Botschaft verärgert reagierten, hält Furter angesichts der eingebrochenen Margen für "verständlich".
Syngenta ist die falsche Zielscheibe
Mit fetten Leserbrief-Schlagzeilen ("Ich verzichte auf Syngenta-Produkte") zog der "Schweizer Bauer" jedoch auch die Falschen zur Verantwortung: Seit einem Monat steht Syngenta nicht mehr unter Vasellas Oberkommando. Agro-Kader Furter zeigte sich indes bemüht, die pikante Aussage seines früheren Chefs in die Relation zu stellen: "Es gab auch telefonische und schriftliche Reaktionen. Aber eine Schadensbegrenzung unsererseits ist nicht nötig." Daniel Vasella und Novartis verzichteten auf das Angebot von OnlineReports, zur Rindfleisch-Aussage einen präzisierenden Kommentar abzugeben.
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