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Uebernehmen die Basler Kirschgarten-Druckerei: Ex BaZ-Seilschaft Peter Sigrist und Harry Waltenspühl


Rettungs-Einsatz bei der Konkurrenz

Ex-BaZ-Topmanager Peter Sigrist und Harry Waltenspühl übernehmen die Kirschgarten-Gruppe

VON PETER KNECHTLI

Zwei frühere Top-Manager der "Basler Mediengruppe" ("Basler Zeitung", BaZ) übernehmen die Aktienmehrheit der maroden Basler Kirschgarten-Druckereigruppe: Peter Sigrist (64), kurz vor seiner Pensionierung entmachteter Generaldirektor, und Harry Waltenspühl (58), fristlos entlassener Printchef. Am Montag soll das Personal informiert werden.

Laut Informationen von ONLINE REPORTS übernehmen die beiden seit dreissig Jahren in einer kompakten Seilschaft gebundenen Print-Profis gemäss Entscheid der Generalversammlung vom Dienstag zusammen mehr als 70 Prozent des "Kirschgarten"-Aktienkapitals. Die restlichen knapp dreissig Prozent wird der bisherige Besitzer Alexander Schwabe (32) halten. Diese Informationen bestätigte Harry Waltenspühl der SonntagsZeitung.

Kirschgarten-Gruppe kurz vor dem Bankrott

Die Kirschgarten-Gruppe ("Neue Kirschgarten AG", "Basler Druck und Verlags AG", "Bauer Druck", "Neue Gerber AG", "Neue Bühlmann AG" und "Alexander Schwabe AG") ist ein verschlungenes Konglomerat mit gesamthaft 110 Mitarbeitern und 16 Millionen Franken Umsatz. Doch das kleine Imperium mehrheitlich angeschlagener Kleinbetriebe, das Schwabe vor sechs Jahren übernahm, ist bis zum Hals verschuldet und geplagt durch Kreditorenausstände in Millionenhöhe. Ein Bankrott, so heisst es, wäre in den nächsten Tagen unabwendbar gewesen.

Laut Informationen aus dem Betrieb wurde Papier zuweilen nur noch gegen Barzahlung geliefert, in nächster Zeit hätte der Rücktransport einer neuen Zehn-Farben-Offsetmaschine an den Lieferanten per richterlichen Befehl Tatsache werden können. Laut einem aussenstehenden Kenner des Falles sind auch beträchtliche Beträge der Beruflichen Vorsorge (BVG) ausstehend.

Ab Neujahr neue Firma mit neuem Namen

Mit dem Duo Sigrist/Waltenspühl scheint eine Rettung buchstäblich in letzter Minute möglich. Der Plan: Erst die Sanierung, ab Beginn des neuen Jahres Fusion zu einer einzigen Firma unter neuem Namen. Als einzige Tochterfirma wird die Neue Gerber AG (Schwarzenburg) geführt.

Peter Sigrist, der ehemals starke Mann im BaZ-Imperium, soll Präsident der neuen Firma werden, Waltenspühl Geschäftsführer. Schwabe, der im Alter von 22 Jahren von Vater Hansrudolf den Druckereibetrieb übernahm und später massiv in den Aufbau des Alternativsenders "Radio X" investierte, wird Verkaufsleiter und Waltenspühl unterstellt. Die drei Manager bilden zugleich auch den Verwaltungsrat. Das Aktienkapital von vier Millionen Franken soll stark reduziert werden. In Aussicht gestellt sind "viele private Geldgeber", die dem Betrieb mit langfristigen Darlehen die dringend benötigten liquiden Mittel zur Verfügung stellen.

Alexander Schwabe, wie Sigrist und Waltenspühl gelernter Drucker, gilt als fleissig, technisch beschlagen und draufgängerisch. Er sei aber mit dem gleichzeitigen Betrieb von sechs verschiedenen Firmen überfordert gewesen.

"Konkurrenz in Anstand" in Aussicht gestellt

Mit den beiden ehemaligen BaZ-Kadern bricht eine dynamische Mixtur zur Rettungs-Mission auf: Sigrist, der schon zu BaZ-Zeiten regelmässig im Kirschgarten-Office gesichtet wurde, hat beste Beziehungen zur regionalen Polit- und Wirtschaftsprominenz. Waltenspühl, ein ebenso erfahrener wie radikaler Sanierer ("Druckerei Winterthur"), hat wertvolle Kontakte zu Kunden und Lieferanten.

Pikant: Die Kirschgarten-Gruppe steht als zweitgrösste Basler Druckerei zur "Basler Zeitung" in Konkurrenz. Dem Vernehmen nach sei jedoch kein Krieg mit der BaZ, sondern "Konkurrenz in Anstand" beabsichtigt. Bereits spekulieren Auguren darüber, dass sich das "namhafte finanzielle Engagement" der beiden Supporter dereinst auch für sie lohnen könnte. Denn Waltenspühl ist überzeugt, dass der unternehmerische Kraftakt zum Erfolg wird: "In einem Jahr werden Sie diesen Laden nicht wieder erkennen."

Daran dürfte - neben der Belegschaft - auch der Kanton Basel-Stadt seine Freude haben: Im Falle eines Konkurses hätte er eine staatliche Bürgschaft einlösen müssen.

31. Oktober 1999

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(c) by Peter Knechtli