Foto Online Reports ![]() Organisatoren des Basler Gentech-Workshops: Befürworter unter sich Kritik an Gentech-Workshop: Ja-Sager bleiben unter sich Oeffentlich finanzierte Basler Forschungs-Agentur BATS gerät unter Beschuss VON PETER KNECHTLI Die öffentlich finanzierte Basler Gentech-Fachstelle BATS gerät unter Beschuss: Am internationalen Workshop über Gentechnlogie in Entwicklungsländern sind die zunehmend kritischen Stimmen aus den betroffenen Staaten nicht zu hören. Vom morgen Montag bis Mittwoch treffen sich Wissenschafter in der Pharma-Metropole, um die Bedeutung gentechnisch veränderter Pflanzen für Drittwelt-Staaten zu diskutieren. Haupt-Organisator des Workshops ist die BATS, die 1993 als ein Kernprojekt des Schwerpunktprogramms "Biotechnologie" des Schweizerischen Nationalfonds eröffnet wurde. Ihre Ziele: Die Akquisition und Aufbereitung sowie die Kommunikation von anwendungsorientiertem Wissen zur Bio- und Gentechnologie. Doch unter den zwanzig Referierenden ist gentech-oppositionellen Kreisen kein einziger Name aufgefallen, der ihnen als kritisch bekannt wäre. Auch unter den Schweizer Referenten - so BATS-Leiter Othmar Käppeli und der Berner Professor Klaus Ammann, Direktor des Botanischen Gartens Bern und ETH-Professor Ingo Potryktus - gäben Genschutz-Hardliner den Ton an. Aufstand in Entwicklungsländern bleibt unreflektiert "Unerhört" findet die WWF-Stiftungsrätin und bekannte Gentech-Kritikerin Florianne Koechlin, dass ein mit öffentlichen Geldern finanziertes Forschungsinstitut "eine Gentech-PR-Veranstaltung durchführt, obschon klar ist, dass diese Technologie nicht die Lösung gegen den Welthunger ist". Wenn in Indien "Bauern Monsanto-Felder bestürmen" und sich der grösste brasilianische Sojaproduzenten-Gliedstaat "zur gentechfreien Zone erklärt und darin neue Exportchancen entdeckt", dann müsste deren Stimme dringend wahrgenommen werden. Dass Novartis überdies zu den Sponsoren dieses kritiktechnisch veränderten Workshops zähle und durch Pharma-Manager Oreste Ghisalba eng mit dem Forschungsprogramm verknüpft sei, spreche für sich. Auch eine ungebundene amtliche Quelle glaubt, die BATS sei "nicht unabhängig". Gentech-Skeptiker Daniel Ammann von der Schweizerischen Arbeitsgruppe Gentechnologie "weiss von Leuten, die der BATS Parteilichkeit vorwerfen". Er selbst habe Käppeli auf Podien erlebt, wo er "unglaublich einseitig" gegen die Genschutz-Initiative Stellung bezogen habe. In einem Interview offenbarte sich Käppeli auch kürzlich als überzeugter Gentech-Anhänger: "Es stehen viele Fragen über mögliche Auswirkungen der Gentechnologie im Raum, die beantwortet werden müssen, damit Nutzen und Sicherheit der neuen Technologie offensichtlich werden." Käppeli: "Von Anfang an unabhängig" Gegenüber ONLINE REPORTS wies Othmar Käppeli die Vorwürfe zurück: Die Fachstelle habe "seit ihrem Bestehen dem Grundsatz der Unabhängigkeit nachgelebt". Der BATS-Chef: "Wir wollen nicht bewerten, sondern Wissen vermitteln." Auf die Frage, weshalb kritische Stimmen aus den aufgewühlten Entwicklungländern am Workshop nicht zu Wort kämen, sagte der BATS-Chef ausweichend: "Von den Referentinnen und Referenten kann erwartet werden, dass sie Auskunft erteilen über Probleme in den einzelnen Ländern, und ob die Gentechnik überhaupt ein Mittel zur Problemlösung darstellt." Käppeli bestätigte, dass seine Forschungsstelle ausschliesslich durch den Nationalfonds, Bundesämter und kantonale Ämter finanziert werde. Der Kanton Basel-Stadt stelle die Räumlichkeiten zur Verfügung. Die finanzielle Unterstützung des Workshops durch Novartis sei mit 5'000 Franken "sehr bescheiden". Bemühen um Intergration in die Uni Basel Laut Nationalfonds-Sprecher Christoph Dieffenbacher läuft das Schwerpunktprogramm "Biotechnologie" und damit auch die Fachstelle mit einem Gesamtbudget von 2,7 Millionen Franken Ende 2001 aus. Für die Zeit danach sorgt Käppeli schon vor, denn das Interesse an einer "unabhängigen Fachstelle" sei gross: "Gegenwärtig führen wir Gespräche bezüglich einer Integration in die Universität Basel."
28. November 1999 |
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