Der UBS steht fast nichts mehr im Weg Auch Bankverein-Aktionäre stimmen der Fusion mit der Bankgesellschaft überdeutlich zu VON PETER KNECHTLI Nach der Bankgesellschaft sagt auch der Bankverein Ja zur weltweit bisher grössten Banken-Fusion: Die Bankverein-Aktionäre gaben heute ihre Zustimmung zum UBS-Fusionsvertrag mit einer Mehrhheit von 97,3 Prozent. 3'020 Bankverein-Aktionäre - rund ein Drittel mehr als an sonstigen Generalversammlungen - fanden sich heute Nachmittag zum geschichtsträchtigen Treffen in der Basler St. Jakobshalle, wo 1996 schon die Fusionsversammlungen von Sandoz und Ciba stattfanden. Zwar forderten Mitglieder der Gewerkschaft Unia vor dem Eingang auf Flugblättern die Kapitalgeber und Vollzieher des Zusammenschlusses auf, bei der Megafusion keine Stellen abzubauen und die Beschäftigung langfristig sicherzustellen. Doch an der grundsätzlichen Zustimmung der Aktionäre herrschte keinen Moment Zweifel. Balsam für die Aktionäre Zur guten Grundstimmung trug zweifellos bei, dass Verwaltungsratspräsident Georges Blum den Aktionären nicht nur von einem 60 Prozent über dem Vorjahresergebnis liegenden operativen Rekordgewinn von 2,1 Milliarden Franken berichten konnte, sondern ihnen auch eine von 10 auf 12 Franken erhöhte Dividende in Aussicht stellte. Allerdings resultiert 1997 ein Buchverlust von rund 300 Millionen Franken, weil bereits ein Teil der Restrukturierungskosten von sieben Milliarden Franken die Rechnung belastet. Unter den Augen des als Gast geladenen designierten UBS-Präsidenten Mathis Cabiallavetta erläuterte Blum den Aktionären, weshalb dieses "historische Ereignis" einer Grossfusion nötig geworden sei. Im internationalen Finanzgeschäft sei das Konkurrenz-Umfeld im Begriff, sich fundamental zu wandeln. Im Hinblick auf die Zukunftssicherung, so Blum, wäre ein Alleingang "mittel- und langfristig mit wachsenden Risiken" verbunden gewesen. Auch gegenüber einer ausländischen Partnerschaft sei "die schweizerische Lösung" eines Zusammenschlusses mit einer Schweizer Grossbank "eindeutig die beste". 1'800 Entlassungen in der Schweiz Schnörkellos setzte sich Marcel Ospel, der operative Bankverein-Chef und künftige Präsident der UBS-Konzernleitung, mit Erwartungen und Kritik an der Mega-Fusion auseinander. Das neue Unternehmen mit weltweit 56'000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werde schlank und schlagkräftig sein. Ein Abbau von 13'000 Stellen, davon 7'000 in der Schweiz, sei unumgänglich. Allerdings versprach Ospel erneut, die Zahl Kündigungen auf ein "absolutes Minimum" zu reduzieren. Für die rund 1'800 Entlassenen sowie für alle andern von der Fusion betroffenen Angestellten werde ein "innovativer und ausgesprochen grosszügiger Sozialplan bereitgestellt, wie es ihn in der Schweiz noch nie gegeben hat". Ospel: "Dieser Sozialplan kostet uns zwischen 2 und 3,5 Milliarden Franken." "Zu 100 Prozent vom Erfolg überzeugt" Bei den Bankverein-Kunden ist die Fusion nach den Worten des "mächtigsten Bankers der Welt" ("Bilanz") positiv aufgenommen worden. Die Abgänge seien "sehr gering" gewesen. In den letzten Wochen habe der Bankverein sogar einen Nettozufluss an Kundengeldern feststellen können. Ospel bekannte sich uneingeschränkt zum Fusionskonzept: "Ich selbst bin vom Erfolg zu 100 Prozent überzeugt." Entsprechend präsentierte sich das Abstimmungsergebnis: 97,3 Prozent der Aktionäre - einige Promille mehr als am Vortag bei der Bankgesellschaft - folgten dem Fusionsantrag des Verwaltungsrates. Kritik am Stellenabbau Zuvor hatten sich in einer langen Diskussion zahlreiche Rednerinnen und Redner mit meist kritischen Voten zu Wort gemeldet: Auf teils scharfe Kritik stiessen Kündigungen und Stellenabbau, die Millionen-Abfindung von Bankverein-Präsident Robert Studer, der Verzicht auf "Bankverein" in der neuen Firmenbezeichnung und die allgemein harte KMU-Politik der Banken. Ein Aktionär bemühte für sein Fusionswerben allerdings eine Bauernregel: "Heirate über den Mist, dann weisst du, wo du bist." Bewertung
4. Februar 1998 |
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