Probleme mit Ukraine-Stahl am Business-Center: Verzögerungen

Zertifikate auf unkrainisch

Basler Business Center Bahnhof Ost: Verzögerungen wegen Stahl-Fehler

Verzögerungen beim Bau des Basler Business-Centers Bahnhof Ost, dem grössten Hochbauwerk der Nordwestschweiz: Die aus der Ukraine stammenden Stahlträger waren falsch zertifiziert. Ausserdem plant die Post, auch aus dem Ueberresten ihres Hochbau-Engagements auszusteigen.

"Dramatisch" war die Lage auf der Baustelle in den Monaten Dezember bis März selbst nach Angaben des Architekten Hans Zwimpfer (68), seit zwölf Jahren operativer Mentor des prestigeträchtigen Projekts.

Stahlqualität ungenügend

Grund war nicht nur die Liquidation der zur Arbeitsgemeinschaft Stahl gehörenden Firma Geilinger, sondern vielmehr ein gravierendes Qualitätsproblem mit den Stahlträgern, die über dem unterirdischen Postbahnhof die sechs 40 Meter hohen Baukuben zusammenhalten: Erst ergab sich der - später nicht erhärtete - Verdacht auf Radioaktivität, dann stellten die Ingenieure fest, dass die aus der Ukraine stammenden Trägerelemente verdächtig gleichwertig zertifiziert waren.

Proben im Basler Institut für Schweisstechnik ergaben, dass nicht alle gelieferten 35 Zentimeter dicken Stahlstützen den SIA-Normen entsprachen. Laut Zwimpfer mussten drei bereits fixierte Träger ersetzt werden. Folge: Lieferprobleme, Verzögerungen im Baufortschritt von gegen drei Monaten und entsprechende Nervosität bei Investoren und Mietern - darunter die Swisscom, die Post, die staatlichen Pensionskassen beider Basel, die Informatikfirma Systor und die Basler HWV.

Forderungen in sechstelliger Höhe

Zwar stehen jetzt gegenüber der Stahllieferantin Forderungen von mehreren hunderttausend Franken im Raum. Von "millionenschweren Konventionalstrafen-Drohungen" gegenüber der Immobiliengesellschaft Bahnhof Ost AG, wie gerüchteweise verlautet, weiss aber weder die Swisscom noch Systor.

Laut René Graf, dem Leiter des Swisscom-Immobilienbereichs, sollen die kundenorientierten Organisationen vertragsgemäss im August nächsten Jahres einziehen können. Auch Systor, die mit 650 Arbeitsplätzen zwei Komplexe belegt, wird laut Projektleiter Peter Hufschmid "fahrplanmässig am 1. Oktober 1999 einziehen". Auch Projekt-Chef Zwimpfer ist guten Mutes: "Wir sind über dem Berg. Die Verzögerungen können auf rund einen Monat reduziert werden."

Die Post will aussteigen

Dass die Termine voraussichtlich doch noch eingehalten werden können, hat mit der Post als "Manövriermasse" (so ein Insider) zu tun. Ursprünglich wollte die Post neben dem unterirdischen Postbahnhof auch die sechs Hochbauten weitgehend selbst nutzen. Nach der Verselbständigung und der Umsetzung neuer Unternehmenskonzepte beschränkte sich der Gelbe Riese auf ein einziges, baulich relativ weit fortgeschrittenes Gebäude, das jetzt mit der auf termingerechten Einzug drängenden Systor abgetauscht wird.

Mangels Bedarf ist sogar wahrscheinlich, dass die Post kaum je in den überirdischen Teil des Business Centers einziehen wird. Wie Post-Präsident Gerhard Fischer gegenüber "Reports" bestätigte, wird er dem Verwaltungsrat am 20. August beantragen, das reservierte Gebäude gar nicht erst zu beziehen, sondern zu verkaufen.

26. Juli 1998

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(c) by Peter Knechtli