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Schmäh-Post vom Gemeindevater

Speichel-Spuren am Pappbecher entlarvten den Gemeindeammann als Täter

VON PETER KNECHTLI

Während Jahren säten in der Fricktaler Gemeinde Wittnau anonyme Briefe Zwietracht. Jetzt ist der Urheber bekannt: Der amtierende Gemeindeammann war's. Bürgerinnen und Bürger entlarvten ihn.

In der 1'100-Seelen-Gemeinde Wittnau stand es in den letzten Jahren mit der Stimmung nicht zum besten. Hinter der Kulisse gaben vor allem die mehr als ein Dutzend anonymen Briefe zu reden, in denen Bürgerinnen und Bürger - darunter ein Lehrer und ein amtierender Gemeinderat - auf ehr- und persönlichkeitsverletzende Weise beschimpft wurden. Der frühere Gemeindeammann Kurt Bischofsberger wurde als "Schleimscheisser" und "SP-Löli" tituliert, begleitet von einem verkehrten Hakenkreuz und einem Kopf in der Schlinge.

Der Täter ging meist nach dem gleichen Muster vor: Die Briefe verschickte er in gelben Gratis-Kuverts der Post, die er mit Adressetiketten versah.

Der Kreis um den Urheber schloss sich, nachdem sich die Betroffenen organisiert und eigene Nachforschungen angestellt hatten. Eine DNA-Analyse des Rechtsmedizinischen Instituts der Universität Bern ergab aufgrund des Briefmarken-Speichels, dass es sich um ein und denselben Täter handeln musste.

Der Gemeindeammann und Oberst unter Verdacht

Unter Verdacht stand Peter Meier (58), militärischer Kanzleichef im Range eines Obersten und ehemaliger kantonaler Schiessoffizier. Der Clou: CVP-Mitglied Meier ist nicht nur Rechnungsführer der katholischen Kirchgemeinde Wittnau, sondern seit viereinhalb Jahren Gemeindeammann und Hauptverantwortlicher der Missstimmung im Dorf.

Erhärtet werden konnte der Verdacht, als ein betroffener Gemeinderat zu einem einfach Trick griff: Den Mineralwasser-Pappbecher des Gemeindeammanns nahm er nach einer Gemeinderatssitzung als Beweisstück mit. Eine erneute Analyse des Berner Instituts erhab, dass der Speichel vom Pappbecher mit jenem auf den anonymen Briefen übereinstimmte.

Betroffene wollen vor Gericht

Die Gruppe der Betroffenen konfrontierte Meier vergangene Woche in einer Vergleichsverhandlung mit den Vorwürfen, worauf dieser gestand, Urheber zumindest mehrerer Schmähbriefe gewesen zu sein. Auf die Forderung, sich zu entschuldigen, Amnesty International 5'000 Franken zu überweisen und dies auch in drei Aargauer Zeitungen zu publizieren, ging er aber nicht ein.

Jetzt wollen die betroffenen Wittnauerinnen und Wittnauer mit dem Gemeindeoberhaupt vor Gericht ziehen. Meier, der für unsere Zeitung nicht erreichbar war, ergriff gestern im politischen und juristischen Würgegriff die Flucht nacht vorn: Er trat mit sofortiger Wirkung von seinem Amt zurück - aus "gesundheitlichen Gründen".

ERWEITERTE FASSUNG

12. August 1998

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© by Peter Knechtli