Basler Zeitung übernimmt "Beobachter"-Verlagsrechte

Verleger Hagemann: "Keine Aushöhlung der Jean Frey AG"

Das Druckunternehmen Basler Zeitung (BaZ) übernimmt die Verlagsrechte des "Beobachters". Damit verliert die zur BaZ gehörende Zürcher Mediengruppe Jean Frey AG eine wichtige Substanz-Säule.

Was BaZ-Generaldirektor Peter Sigrist an einer Personalinformation in Basel in einem Nebensatz erwähnte, bestätigte Verwaltungsratspräsident Matthias Hagemann der SonntagsZeitung: Das Basler Mutterhaus hat die Verlagsrechte des "Beobachters" übernommen. Dies, so berichten Insider, als Sicherheit für eine kräftige Basler Mehr-Millionen-Finanzspritze nach Zürich.

Verleger Hagemann begründete den Titel-Transfer unverbindlich mit "Konsolidierungs-Arithmetik innerhalb der Gesamtgruppe". "Beobachter"-Chefredaktor Ivo Bachmann spricht von einer "buchhalterischen Transaktion ohne jede Bedeutung". Peter Sigrist betont die Bemühungen um Integration aller Firmenteile in ein einziges Unternehmen: die Basler Mediengruppe.

Zürcher Verlagswerker erkennen hinter dem bisher nicht veröffentlichten Lizenzgeschäft mehr: Der Jean-Frey-Gruppe, zu derzeit 74 Prozent im Besitz der Basler Zeitung, könnte auf diese Weise ausgehöhlt werden, fürchten sie. Der "Beobachter", von Beat Curti Anfang der achtziger Jahre übernommen, verliert zwar Leser, ist mit einem Gewinn von zwei Millionen Franken der einzige gut rentierende Titel und vor allem der verlässlichste Substanzlieferant des BaZ-Verlagszweigs an der Limmat: Die "Weltwoche" stand letztes Jahr mit zwei Millionen, der "Sport" gar mit über fünf Millionen Franken in der Kreide. Die "Bilanz" schwimmt wieder knapp in schwarzen Zahlen.

Dass die Jean-Frey-Gruppe mit einem Gesamtverlust von nur rund zwei Millionen Franken (Vorjahr: minus acht Millionen) dasteht, ist dem Beitrag der Druckerei Winterthur zu verdanken, die derzeit laut Insider "auf guten Wegen" an einer festeren Anbindung des "Newsweek"-Druckgrossauftrags und mit schönem Gewinn arbeitet. Ausgeglichen mit Aufwärtstrend geschäftete die früher tiefrote Cliché+Litho (heute: ColorServ), die laut Sigrist "jetzt echt gute Zahlen bringt".

Obschon die Basler Zeitung in Zürich noch Geld verliert, ist Matthias Hagemann guter Dinge: "Wir haben keine existenziellen Probleme, die Entwicklung durchzustehen", sagt der Verleger und wird deutlich: "In Zürich ist über die Jahre viel kaputt gemacht worden, das jetzt wieder aufgebaut werden muss." Darum trete die Erholung auch erst mit Verzögerung ein: "Das Zürcher Geschäft läuft in die richtige Richtung. Die Kostenseite haben wir jetzt im Griff dank dem, dass Peter Sigrist zum rechten geschaut hat."

Unter anderem trennte sich Sigrist von teuren Zürcher Top-Managern wie dem Geschäftsleitungsvorsitzenden Erich Hirschi, der noch drei Jahressaläre bezieht und die Basler gegen eine dreiviertel Million Franken kosten dürfte.

Hagemann räumt zwar ein, dass er mit der Zürcher Gruppe "ein Problem" hat. Doch dementiert er Absichten, ihr an die Substanz oder sich gar aus Zürich zu verabschieden zu wollen: "Die Jean Frey AG bleibt auf alle Zeiten Herausgeberin des 'Beobachters'. Wir haben auch nicht die Absicht, Teile der Zürcher Gruppe zu verkaufen."

Der 35jährige Unternehmens-Chef ist weiterhin "überzeugt, dass die Expansion nach Zürich für uns zentral und sehr wichtig ist." Dort übernahm Ende August Willy Toggwyler (55) das Ruder. Der frühere Coop-Manager und amtierende Charles-Veillon-Verwaltungsratsdelegierte ist mit Veillon-Verwaltungsrat Peter Sigrist, dem starken Mann der Basler Mediengruppe, seit zwei Jahren persönlich vertraut. Im Verlagswesen aber, so alte Jean-Frey-Füchse, "schwimmt er noch ein bisschen".

19. September 1997

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(c) by Peter Knechtli