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"Verhindert Kaufkraft-Abfluss": "Stücki"-Bauherr Sven Hoffmann

"Die Wohngebiete werden kaum touchiert"

Weshalb der Wirtschaftsanwalt Sven Hoffmann das geplante "Stücki"-Einkaufszentrum bauen will

VON PETER KNECHTLI

Das geplante "Stücki"-Einkaufszentrum in Kleinhüningen sei eine grosse Chance für Basel: Das sagt Sven Hoffmann, als Verwaltungsratspräsident der Tivona Eta AG Bauherr des fünftgrössten Einkaufszentrums der Schweiz. Er plädiert dafür, der Umzonung des Projektgeländes am 24. September zuzustimmen, um so den Bau des 200-Millionen-Zentrums zu ermöglichen.

Seine Karriere hat den Juristen Sven Hoffmann (53) als Pharmaleiter der Roche nach Peru und nach Hongkong geführt. Nein, sagt er heute in seiner Kanzlei im Barth-Haus, ein klassischer Immobilienlöwe sei er mittlerweile nicht geworden: "Ich sehe mich als praktizierenden Wirtschaftsanwalt." Doch seit Jahren treibt er auf dem brach liegenden "Stücki"-Areal im Basler Stadtteil Kleinhüningen gegen Einsprachen und teils heftigen Widerstand von grünen Parteien und Umweltverbänden hartnäckig den Bau eines riesigen Einkaufszentrums voran: Es wird deutlich grösser als jenes im St. Jakobs-Park und zu den grössten der Schweiz gehören. "Ich habe nie daran gedacht, den Bettel hinzuschmeissen", sagt Hoffmann auf eine Frage hin gelassen, "es gehört zu meinem Job, durch Schwierigkeiten hindurch zu gehen".

Bessere Erschliessung durch öffentlichen Verkehr

Wenn die Umzonung in gut drei Wochen die Hürde der Volksabstimmung nimmt, soll auf dem "Stücki"-Areal eine Grundfläche von 32'000 Quadratmetern ein Einkaufszentrum mit Shopping Mall und rund hundert Ladengeschäften mit Artikeln des täglichen Gebrauchs (Essen, Kleidung, Elektronik, Bau- und Hobbymarkt) sowie ein die Kundschaft der Geschäftsleute anpeilendes Dreisterne-Hotel mit 145 Betten realisiert werden. Mit den Mietern sind noch keine Verträge abgeschlossen, hingegen steht der Vertrag mit dem Hotelbetreiber. Um wen es sich handelt, will Hoffmann noch nicht verraten: "Es ist eine Schweizer Gruppe, die einer Familie gehört." Spätestens im Jahr 2010 soll der markante Komplex eröffnet werden.

Die Befürchtungen der Projektgegner, das riesige Einkaufszentrum an der Landesgrenze lasse das ursprüngliche Fischerdorf Kleinhüningen "noch ganz im Verkehr ersticken", hält Sven Hoffmann für unbegründet. "Klar gibt es Mehrverkehr. Aber die Wohngebiete werden kaum touchiert, weil hier die Autobahnen und die Nordtangente zusammen kommen und 85 Prozent des Verkehrs über den Wiese-Kreisel führt." Mit geplanten 8'000 Ein- und Ausfahrten pro Tag ("das erträgt es") erfolgt die Erschliessung des Zentrums klar durch den Individualverkehr. Aber auch die heute noch ausgesprochen schlechte Anbindung an den öffentlichen Verkehr soll verbessert werden. Eine diagonale Brücke über die Wiese für Fussgänger und Radfahrer verkürzt den Weg zur Tram-Endstation der Linie 8 auf 300 Meter. Vor allem aber soll die Buslinie 36 alle 7,5 Minuten (statt alle 14 Minuten wie bisher) direkt vor dem Shoppingcenter anhalten. Hoffmann: "Diesbezügliche Verhandlungen sind mit den BVB im Gange."

"Wir wollen Konsumenten abfangen"

Auch die Angst der Gegnerschaft, wonach die Autolawine mit Einkaufstouristen, die gleichzeitig auch in Einkaufspalästen hinter der Landesgrenze in Deutschland vorbeischauen, noch länger wird, mag der Bauherr nicht teilen: "Wir wollen ja gerade die Konsumenten abfangen, die nach Deutschland, Frankreich oder Pratteln fahren." Im "Stücki"-Zentrum werde kein Hochpreispolitik betrieben. Vielmehr werde sich das Preisniveau im Vergleich zur ausländischen Konkurrenz nach unten angleichen müssen ("Das wissen unsere Mieter"). Hoffmann erinnert auch daran, dass der Billig-Einkauf jenseits der Landesgrenze bald unattraktiver werden könnte, wenn die Rückerstattung der Mehrwertsteuer, derzeit offenbar zur Diskusion steht, "reduziert oder abgeschafft" wird.

Aus diesem Grund sei das "Stücki"-Areal "eine städtebaulich ideale Lage", die zudem den Abfluss von Kaufkraft ins Ausland verhindere. Zudem gebe auch die Investition von 200 Millionen Franken und die Schaffung von 650 neuen Arbeitsplätzen einen bedeutenden volkswirtschaftlichen Impuls. Abwegig hält Sven Hoffmann die Idee der Grünen, auf der Brache Sportplätze zu erreichten: "Auf einem Areal, das 40 Millionen Franken kostet, baut niemand Sportplätze."

Kompliment für rot-grüne Regierung

Mit ihrem Projekt sieht sich die Bauherrin Tivona Eta AG von den meisten politischen Parteien getragen, wie die Parolen zeigen. "Hervorragend" sei auch der "Rückhalt durch die Regierung", lobt der Tivona Eta-Chef, die Beziehungen seien "offen und sehr konstruktiv". Freilich kostet das Projekt den Staat keinen Rappen - sämtliche Aufwendungen werden durch die Bauherrin finanziert. Chef-Bauherr Hoffmann ist zielstrebig und durchsetzungswillig, aber kein Hardliner. Selbst seine politischen Gegner anerkennen, dass er den Dialog immer angenommen hat, den Kontakt mit ihnen nicht scheut und auch zu Kompromissen bereit war.

Als Beispiel dafür nennt Hoffmann die Tatsache, dass nur 825 Parkplätze vorgesehen seien - 62 weniger als erlaubt. "Luft, Lärm und Dreck bewegen sich innerhalb der gesetzlichen Normen." Werde der motorisierte Ansturm höher aus erwartet, gibt er zu bedenken, "müssen wir Massnahmen ergreifen und beispielsweise die Parkgebühren erhöhen". Ein langfristige Absicht, das Zentrum aufzustocken, bestehe nicht.

Der Fahrplan ist ambitiös. So ist denn für Sven Hoffmann klar, wie es nach einem Ja am 24. September, dem er mit Zuversicht entgegen blickt, weiter gehen soll: "Dann werden wir sofort das Baugesuch einreichen."

1. September 2006

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"Die Rechnung wird kaum aufgehen"

Personenwagen mit Autokennzeichen BS/BL/AG, aber immer mehr auch aus SO/BE bewegen sich in Kolonnen Richtung Deutschland. Aldi, Lidl und weitere locken mit günstigen Lebensmitteln. Coop schloss an der Wiese ihre Filiale, andere Filialen im 4057 haben keine Frischmetzgereien mehr. Die Holding des grossen "Marktkauf" gleich über der Grenze, der Tausende Schweizer Konsumenten anspricht, schrieb aber im 2005 einen Verlust von 17,7 Millionen Euro. Wenngleich die Fachmärkte wie Hobby/Sport/Mode mit ihren Zuwachsraten den Detailhandel zu stützen vermögen, scheint die Sättigungsgrenze des Marktes erreicht. Im St. Jakobs-Park klagte man über fehlende Umsätze, bei anderen grossen Einkaufszentren stellt man fest, dass die Zuwächse zulasten kleineren Filialen in der Stadt entstehen.

Bei mehr Verkaufsflächen und gleich vielen Konsumenten findet ein Verdrängungswettbewerb statt. Man beklagt einerseits den Verlust von Geschäften in der City, und forciert dennoch an allen möglichen Standorten Shopping-Center Konzepte grossen Ausmasses. Die Rechnung wird kaum aufgehen. Ein Nein zum Stücki Konzept ist ein Entscheid der Vernunft.

Karl Linder
selbstständiger Kaufmann
Delegierter/Genossenschaftsrat eines Grossverteilers
Basel



"In diesem Staate regiert eine bolschewistische Geisteshaltung"

Genug! O-Ton "Komitee Grenztram Basel": "Giganten dieser Art dürfen - wenn überhaupt - aber erst dann 'ans Netz gehen', wenn ein kompletter Tramanschluss eingerichtet ist."

Was meine Wenigkeit als wirklich sehr stossend empfindet: In diesem Staate regiert je länger, je mehr eine - nennen wir das Kind beim Namen - bolschewistische Geisteshaltung die Debatten! Bolschewistisch? Die Frau Genossin im Finanzdepartement hat die Generosität, die Gnade, authentischen Baslern, "eine Hintertür offen zu lassen", um das in höchstem Masse in-spirierte und ebenso inspirierende wie altruistische Projekt einer Dame - die Basel viel schenkte und noch mehr schenken möchte – "zur Prüfung gegen ein rein kommerzielles, zürcherisches zuzulassen"?

Beat Leuthardt will mehr- und minderjährigen, urteilsfähigen Bürgern dekretieren, wie man sich zum "Shopping" zu bewegen hat. Fakt: Ein mehrjähriger, mündiger, offenkundig finanziell nicht impotenter Investor kalkuliert, auf dem "Stücki" mit einer beachtlichen, Basel finanziell nutzenden und ansonsten nicht schadenden Investition eine langfristig komfortable Rendite zu erzielen! Was kann daran bloss falsch oder gar verwerflich sein?

Patric C. Friedlin
Basel



"Aldi, Lidl und Minimal ziehen uns Schweizer magisch an"

Was soll denn bloss ein Einkaufszentrum auf dem "Stücki"-Areal? Vollkommener Blödsinn, vermutlich leiden die Investoren an Wahrnehmungstörungen, eine ernste Krankheit. Auch ich gehöre zu den wackeren Eidgenossen, die schon lange am brach liegenden Stückiareal vorbeifahren - Richtung Grenze. Solange irgendein Anbieter die Preise in Deutschland nicht unterbieten kann, ist von vornherein Hopfen und Malz verloren. Ausser beim Benzin schafft das die Schweiz nie. Aldi Lidl, Minimal und wie sie alle heissen ennet der Grenze ziehen doch uns Schweizer magisch an. Die Deutschen kommen auch, aber nur zum Tanken, oder wenn "Nudel und Schokotag" ist, wie an Allerheiligen.

Der Rest ist ein müdes Grinsen, mehr nicht. Migros, Coop und Denner gibts in Kleinhünigen, das reicht meine Herren, mehr brauchts gewiss nicht.

Eric Cerf
Basel



"OeV- und altenfeindliche Projekt"

Über den Sinn eines solchen Giganten kann man geteilter Meinung sein. Giganten dieser Art dürfen - wenn überhaupt - aber erst dann "ans Netz gehen", wenn ein kompletter Tramanschluss eingerichtet ist. Wenn die Tivona das erste Tram vor der "Stücki"-Tür zufahren sieht, kann der Gigant seine Tore öffnen, doch keinen Tag zuvor.

Heute ist ein Nein zwingend wegen des miserablen Zugangs für Ältere und alle übrigen, die mit Tram oder Fahrrad unterwegs sind. Von "OeV-Förderung" zu sprechen, wie Tivona dies tut, ist schon fast unlauterer Wettbewerb. Die Einrichtung einer simplen Dieselbushaltestelle ist eine Lachnummer. Mit anderen Worten: Die Erschliessung ist jenseits von Gut und Böse.

Zudem gefährdet der Gigant die dringend notwendige Tramverbindung nach Weil am Rhein, denn die Tausende Autofahrten, die vom "Stücki"-Giganten weiterführen würden zum Rheincenter, würden das Quartier und damit auch das Grenztram lahmlegen.

In Basel ist nun mal der Boden nicht vermehrbar, die Autos stauen sich gegenseitig und rauben der Anwohnerschaft dringend notwendigen Erholungsraum - und ihren eigenen Strassenraum. Mit Tausenden auswärtiger Autofahrten die Basler Strassen zu blockieren, ist daher auch aus Autofahrersicht unklug. Daher meine ich, das OeV- und altenfeindliche "Stücki"-Projekt sei dringend abzulehnen.

Beat Leuthardt
Komitee Grenztram
Basel



"Arbeitsplätze statt Friedhofsruhe!"

Hoffentlich erkennen die Basler Stimmberechtigten die Chance, dass auf diesem ehemaligen Industrieareal ein privater Investor 200 Millionen verbauen kann, dazu gut 700 neue Arbeitsplätze schafft und dies alles den Staat (d.h. die noch in Basel Steuerzahlenden Bürger) keinen Rappen kostet. Wir brauchen in Basel in erster Linie neue Arbeitsplätze, ohne diese kommt die Friedhofsruhe früher als uns lieb ist.

Bruno Honold
Basel



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