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"Stärker im Inseratemarkt": Kooperationspartner BZ und AZ

Liestal spannt mit Baden zusammen:
BZ und Mittelland Zeitung kooperieren

Die Basler Zeitung reagiert mit Verärgerung und spricht vom "Auftakt eines Zeitungskriegs"

VON PETER KNECHTLI

Nicht an die Basler Zeitung nähert sich die Basellandschaftliche Zeitung an, sondern an die AZ Medien Gruppe in Baden: Wie heute bekannt wurde, wird die in Liestal erscheinende Lokalzeitung ab September Teil der Mittelland-Zeitung, die den Mantel liefert, während der Lokalteil weiterhin durch die bisherige Redaktion produziert wird. Die Basler Zeitung spricht vom "Auftakt eines Zeitungskriegs".

Ab September wird die Basellandschaftliche Zeitung (BZ) nicht mehr aussehen wie bisher: Sie wird das Layout der Mittelland Zeitung übernehmen. Diese Zeitung ist ein Verbund aus regionalen Zeitungstiteln - Aargauer Zeitung, Limmattaler Tagblatt, Oltner Tagblatt, Zofinger Tagblatt, Solothurner Zeitung und ihre Kopfblätter -, die von der in Baden domizilierten AZ Medien Gruppe von Verleger Peter Wanner kontrolliert wird.

Mit BaZ-Kooperation "zu viele Überschneidungen"

Die BZ, die heute in einer Auflage von 23'456 Exemplaren erscheint, übernimmt von der Mittelland Zeitung den überregionalen Mantelteil (Inland, Ausland, Wirtschaft, Sport), produziert aber den Lokal- und Regionalteil weiterhin in ihrer Redaktion in Liestal. Die Mittelland Zeitung anderseits wird mit dem neuen Partner BZ eine Auflage von 212'813 Exemplaren erreichen und damit ihre Stellung im Schweizer Printmarkt nochmals verstärken. Zum Vergleich: Die Basler Zeitung hat eine Auflage von knapp 100'000 Exemplaren.

Wie BZ-Verleger Mathis Lüdin (Bild) gegenüber OnlineReports erklärte, bleiben die BZ und der Verlag "zu hundert Prozent in unserer Hand" - durch Ausgliederung in die Tochterfirma "Basellandschaftliche Zeitung AG", die weiterhin durch die Verlegerfamilie Lüdin kontrolliert wird. Eine Beteiligung der AZ Medien Gruppe sei nicht vorgesehen. Hingegen werde ein "wildes Hin und Her" an Geld und Leistungen aus der Mantelübernahme und Anzeigenerträgen stattfinden.

Sprachrohr der Baselbieter Autonomie

Dass er das Badener Medienhaus und nicht die Basler Zeitung (BaZ) zur Partnerin wählte, begründete Lüdin damit, dass er mit dieser Lösung "auf dem Inseratemarkte viel stärker auftreten" könne. Im Verbund könnten grosse Werbekunden zurück gewonnen werden, die die Anzeigenpreise allein in der BZ als zu hoch eingestuft hätten. Bei einer Übernahme des BaZ-Mantels wären bei 3'500 Doppelabonnenten "die Überschneidungen bei Lesern und Inserenten zu gross gewesen". Zudem wäre die BZ bei einer Adaptierung von Mantel und Layout der BaZ "ja gar nicht mehr wahrgenommen worden". Mit dem Einstieg in den "Mittelland"-Verbund "können wir den Regionalteil retten". Lüdin: "Das wäre bei einer Kooperation mit der Basler Zeitung nicht möglich gewesen. Ich will die Stimme des Baselbiets retten."

Mit dieser Aussage wird in Mathis Lüdin ein antistädtisch gefärbter Reflex und die Berufung auf seine publizistischen und familiären Vorfahren deutlich: Sie waren als Herausgeber des "Unerschrockenen Raurachers" (so der Titel der ersten BZ-Vorgänger-Blätter) Sprachrohre des autonomen Baselbiets.

Unterschiedlich interpretierte Eigenständigkeit

Anders als die BZ, die von der "Rettung unserer 174-jährigen Eigenständigkeit" spricht, beansprucht die BaZ in einer recht geharnischten Stellungnahme, sie werde nun "zur einzigen eigenständigen Tageszeitung der Region". Die Kooperation werde zu einer "folgenschweren Veränderung der Medienlandschaft in der Nordwestschweiz" führen. Die BaZ zeigt sich kampfeslustig: Sie werde "rasch und effizient auf die neue, vom Grossraum Zürich bestimmte Konkurrenzsituation reagieren". Bereits lägen entsprechende Konzepte vor.

Verärgert reagiert die Basler Zeitung nach eigenen Angaben, weil sie auch gegenüber der BZ wiederholt ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit signalisiert habe - so die gemeinsame Job-Beilage "Stellefant" am Samstag oder die Frühverteilung der BZ durch die BaZ-Distributionsfirma. Das Basler Medienhaus weiter: "Der Schritt der Basellandschaftlichen Zeitung über die lokalen und regionalen Interessen hinweg muss nicht zuletzt auch die Öffentlichkeit im Baselbiet befremden, die seit jeher grössten Wert auf die Eigenständigkeit der Berichterstattung im Verbreitungsgebiet der BZ legte. Die Basler Zeitung sieht dieses Anliegen durch die neue Situation in höchstem Masse gefährdet und ist überzeugt, dass eine langfristige Sicherung der publizistischen und kommerziellen Eigenständigkeit der BZ nur in einem regional inspirierten Kooperationsmodell möglich wäre."

"Deutliche Antwort" angekündigt

BaZ-Verleger Matthias Hagemann sprach gegenüber OnlineReports von einem "ersten ganz klaren Angriff eines ausserregionalen Verlags in unser Stammgebiet mit der BZ als Vehikel". Die Kooperation der BZ sei "der Auftakt eines Zeitungskriegs, den wir nicht wünschten, der uns aber aufgezwungen wird". Hagemann warnt: "Das ist ein ganz ernster Fall für uns. Wir dürfen ihn nicht auf die leichte Schulter nehmen."

Schon seit mehreren Monaten habe die BaZ-Führung bei Mathis Lüdin gespürt, "dass er uns gegenüber verhärtet reagiert". Heute Mittwochmorgen sei er vom BZ-Verleger über die vollendeten Tatsachen telefonisch informiert worden.

In der Zwischenzeit sei die BaZ aber nicht untätig gewesen. Hagemann betonte nur, dass sein Unternehmen eine "recht deutliche Antwort" auf die BZ-Kooperation geben werde: "Das wird eine zünftige Sache." Dass die BaZ nach dem gescheiterten Engagement in Zürich ("Jean Frey Verlag") nun ihrerseits den Kampf über das Wirtschaftsgebiet 31 hinaus aufnehmen werde, mochte Hagemann ebenso wenig ausschliessen wie einen offenen Angriff auf die BZ-Leser: "Der Fächer ist ganz offen."

Hagemann widersprach auch der Aussage, dass die BZ ihre Eigenständigkeit behalte: "Ihre Leser erhalten jetzt die Welt aus Baden und Aarau erklärt."

18. August 2006: Erste Eindrücke von der neuen BaZ

5. April 2006


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"Das ist kein Zeitungskrieg"

Für die Leserschaft kann die Konkurrenzsituation zwischen BaZ, BZ und Mittelland Zeitung nur von Vorteil sein. Beide Zeitungen werden sich bemühen, noch besser zu werden. Diese Situation passiert täglich in der Wirtschaft und kann nicht als Zeitungskrieg angesehen werden.

Heinz Jäggi
Buus



"Bei sich selber nachlesen"

Als langjähriger Leser beider Zeitungen kann ich zwar die Verärgerung bei der BaZ verstehen. Wenn nun die BaZ-Leitung nach Gründen sucht, so sollte sie ganz einfach das Interview mit Jean Ueberschlag, député-maire von Saint-Louis, in der BaZ-Ausgabe vom 5. April 2006 nachlesen. Diese Lektüre bietet einen guten Hinweis darauf, wo die Suche nach Gründen beginnen sollte.

Rudolf Mohler
Oberwil



"Von Krieg zu sprechen, ist total daneben"

Auch in der Zeitungsbranche wird ein weiteres Mal dem Markt gefolgt. Das interessiert die Medien weit mehr als die KonsumentInnen (sofern sie nicht zu den trendigen "Nicht-mehr-BaZ-Leserinnen" gehören, nur weil das gerade Mode ist). Aber in diesem Zusammenhang - öffentlich - von "Krieg" zu sprechen finde ich total daneben! Es gibt genügend gute Texter im Hause BaZ, bei welchen sich der Herr Hagemann ein paar andere Worte für diesen Vorgang hätte auswählen können. Krieg, Herr Hagemann, hat ein anderes Gesicht. Nicht jenes von zwei Verlagsleitern, die ein bisschen böse aufeinander zu sein scheinen.

Daniel Thiriet
Riehen



"Bazlerische Arroganz"

Bazlerische Arroganz hat ihr Hülftenschanz erlitten!

Heinz Moll
Prag



"Die Aargauisierung der Schweiz macht Fortschritte"

Die Aargauisierung der Schweiz macht Fortschritte und hat im Speckgürtel der Stadt Basel einen guten Nährboden gefunden. Man kann nun gespannt sein, wie sich die Sache weiterentwickelt.

Karl Schillinger
Basel



"Wäre die BaZ so stark, wie sie jetzt
laut brüllt ..."


Die Verärgerung von Matthias Hagemann über das Zusammengehen der BZ mit der Mittelland Zeitung ist zwar verständlich; sie spiegelt allerdings lediglich seine Angst davor wider, durch eine ernstzunehmende Konkurrentin gezwungen zu werden, seine Zeitung in qualitativer Hinsicht auf Vordermann zu bringen und sich vom "Blick"-Journalismus und -Image abzuwenden.

Dass es die BZ nach dem katastrophalen qualitativen Abstieg der BaZ nicht geschafft hatte, in die journalistische Bresche zu springen, ist zwar bedauerlich. Der jetzt bekannt gewordene Schachzug der BZ nährt allerdings die Hoffnung, dass es für eine Steigerung der Qualität auch bei der BZ noch nicht zu spät ist. Wäre die BaZ so stark, wie sie jetzt laut brüllt, würde sie sich über die Herausforderung durch die Konkurrenz freuen. Die potentiellen Leserinnen und Leser aller involvierten Zeitungen wird die Erweiterung des journalistischen und informativen Horizonts sowie die daraus hoffentlich resultierende Qualitätssteigerung freuen.

Caroline Rietschi
ehemalige BaZ-Leserin
Basel



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