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Interview mit der Basler Finanzdirektorin Eva Herzog

© Foto by Wasserfallenbahn

"Verbundenheit mit dem Baselbiet": Von Finanzsorgen geplagte Wasserfallenbahn

Jura-Bähnchen stellt der Basler Kassenwartin die Gretchenfrage

Basel-Stadt soll auch seinen Beitrag an den Neubau der einzigen Luftseilbahn der Nordwestschweiz leisten

VON PETER KNECHTLI

Seit Jahrzehnten fordert Basel-Stadt vom Baselbiet höhere Beiträge an seine städtischen Zentrumsleistungen. Jetzt stellt sich die Frage plötzlich umgekehrt: Basler Politiker fordern, dass sich der Stadt-Kanton am Neubau der Luftseilbahn Reigoldswil-Wasserfallen beteiligt. Die Basler Finanzdirektorin hat für das Ansinnen noch wenig Musikgehör.

Es ist ein Bähnchen, das niemand vergisst, der sich schon hat hochschaukeln lassen: Von der Baselbieter Gemeinde Reigoldswil zuhinterst im Fünflibertal auf die Wasserfallen, 928 Meter über Meer. Die einzige Luftseilbahn der Nordwestschweiz führt in einer Länge von 1'930 Metern über saftige Matten und romantische Wälder auf den Jurakamm, von dem aus sich bei Wetterglück im Sommer beim Wandern und im Winter beim Skifahren die Alpenkette auf faszinierende Weise präsentiert.

Sanften Tourismus befördern

Doch an der Bahn, die kommendes Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum feiern kann und die den sanften Tourismus in der Jura-Region fördern soll, nagte der Zahn der Zeit. Folge: Das Bundesamt für Verkehr erneuert die Konzession, die am 31. Mai 2007 ausläuft, nur unter der Bedingung, dass die Nostalgiebahn von Grund auf erneuert wird. Bis Ende dieses Jahres muss Heidi Tschopp, die frühere FDP-Landrätin und heutige Präsidentin der Trägerschaft "Stiftung Luftseilbahn Reigoldswil-Wasserfallen", den Bundesbehörden den Finanzierungsnachweis liefern.

Zehn Millionen Franken kostet das faktische Neubau-Projekt: Berg- und Talstation werden ebenso komplett erneuert wie die technischen Anlagen. Führen heute 36 Godeln stündlich bis 320 Passagiere in die Höhe, werden nach dem Neubau 25 Kabinen stündlich bis 600 Gäste transportieren können, wie Projektteam-Mitglied Thomas de Courten erklärte. Die massive Investition wird von der Stiftung hingebungsvoll geplant, doch bisher sind erst gut fünf Millionen Franken zugesichert: Zwischen 3,5 und 4 Millionen Franken durch den Standortkanton Baselland und 1,5 Millionen Franken durch Gemeinde, Private, Vereine und die Wirtschaft.

Bei Basler Ausflüglern sehr beliebt

Die noch fehlenden fünf Millionen Franken brachten Heidi Tschopp dazu, einen unkonventionellen Weg einzuschlagen: Die Oberbaselbieterin klopfte bei der baselstädtischen Regierung an, auf dass sie aus dem Lotteriefonds einen namhaften Beitrag locker mache. "Ich dachte an einen Beitrag von zwei Millionen Franken", meinte Heidi Tschopp gegenüber OnlineReports. In einem ersten Gespräch mit ihrem Parteikollegen und Basler Polizeidirektor Jörg Schild habe er einen "rechten Beitrag, aber nicht zwei Millionen Franken" in Aussicht gestellt. Die Basler SP-Finanzdirektorin Eva Herzog sagte öffentlich, eine Unterstützung sei in der Regierung "kein Thema".

Der Grund, der ein baselstädtisches Engagement an der Bahn rechtfertigt: Die Gondelbahn ist bei Basler Ausflüglern äusserst beliebt. So führt auch ein Bus vom Basler Aeschenplatz direkt nach Reigoldswil in die Nähe der Talstation.

CVP spricht von "grossartiger Einrichtung"

Doch jetzt wächst der Druck auf die Basler Regierung, die für die zentralörtlichen Leistungen jährlich weit mehr als hundert Millionen Franken aus dem Baselbiet im Empfang nimmt. Als Erste forderte kürzlich die grüne Grossrätin Beatrice Alder in einem Vorstoss, Basel soll sich an der Investition beteiligen. Heute Montag nun doppelte die CVP nach. "Partnerschaft kann nicht nur heissen, dass Basel-Stadt von Baselland Abgeltungen für ihre zentralörtlichen Leistungen verlangt, sondern dass sie auch beiträgt zu Leistungen, welche der Nachbar für die ganze Region erbringt", heisst es in einem Communiqué. Konkret bedeute dies "einen finanziellen Beitrag für den Erhalt dieser grossartigen Freizeit- und Erholungseinrichtung", begeistern sich die Christdemokraten.

Das Eis scheint zu brechen: Gegenüber OnlineReports zeigte sich auch FDP-Präsident Urs Schweizer offen für einen Basler Beitrag "im Sinne einer gelebten Partnerschaft". Zwei Millionen Franken seien allerdings "viel Geld", meinte er, brachte aber gleich eine neue Idee ins Spiel: Damit der Staat nicht den ganzen Betrag allein aufbringen müsse, könnten auch Basler Firmen und Institutionen in den Spenderkreis einbezogen werden. Diesem Modell könnte sich auch CVP-Präsident Markus Lehmann anschliessen.

100'000 Franken von der Baselbieter Gebäudeversicherung

Dass auch im Standortkanton die Spenderlaune anhält, zeigte heute die Basellandschaftliche Gebäudeversicherung, die 100'000 Franken spendete, um damit ein Projekt zu unterstützen, das die "Verbundenheit mit dem Baselbiet" fördert. Gleichzeitig übernahmen die Mitglieder der Verwaltungskommission und der Direktion symbolisch je eine Landpatenschaft, die online beworben wird.

Die offizielle Meinung der Basler Regierung wird am 13. Dezember bekannt. Dann ist das Baselbieter Beitragsbegehren traktandiert. Finanzdirektorin Eva Herzog konnte für eine Stellungnahme nicht erreicht werden: Die Exekutive befindet sich in einer zweitägigen Klausur - Gelegenheit, die Zukunft der Wasserfallenbahn vorzubesprechen.

Interview mit der Basler Finanzdirektorin Eva Herzog

28. November 2005

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"Jetzt kneift die Finanzdirektorin"

Einmal mehr zeigt die Basler Finanzdirektorin, dass sie von kluger Politik keine Ahnung hat. Noch nicht im Amt, wollte sie einen Teil der Goldmillionen an das (notleidende) Staatspersonal verteilen. Und jetzt, wo es darum geht, dass sich Basel-Stadt an der Finanzierung der Wasserfallenbahn grosszügig beteiligt, hat sie plötzlich andere Sorgen. Hunderte von Subventionsmillionen werden in Basel an Hinz und Kunz für alles Mögliche, was sich Kunst und Kultur nennt, verteilt. Jetzt, wo es darum geht, ein deutliches Zeichen freundnachbarschaftlicher Solidarität zu beweisen, kneift die Finanzdirektorin. Die Basler Stimmbürgerinnen- und Stimmbürger tun gut daran, bei den nächsten Wahlen zu wägen und was zu leicht befunden auf der Wahl-Liste zu streichen.

Bruno Honold
Basel



"Die Wasserfallenbahn ist kulturell wertvoller als Basler Kultur-Krüsi-Müsi"

Mit einem finanziellen Engagement im Baselbiet würde die Basler Regierung ein deutliches Zeichen setzen. "Geben ist seliger denn nehmen ...", wären die passenden Worte an Frau Herzog. Man kann nicht immer vom Nachbarkanton x-Millionen Franken für teilweise unnötige und von der Bevölkerung kaum wahrgenommene Kulturproduktionen und -stätten fordern und gleichzeitig selber nichts für die Erhaltung unserer traditionellen schweizerischen Kultur machen wollen. Diese Doppelzüngigkeit wird vom Baselbiet richtigerweise kritisiert. Wenn durch eine solche Unterstützung der Wasserfallenbahn für den Steuerzahler keine Mehrkosten enstehen, ist eine solche Idee prüfenswert, gleichzeitig könnte man die Gelder in anderen Kulturbereichen einsparen. Die Wasserfallenbahn ist kulturell sehr wertvoll und als Naherholungsgebiet für die Städter weitaus interessanter und weniger abstrakt als vielerlei "Kultur-Krüsi-Müsi" in unserem Kanton.

Joël A. Thüring
Grossrat SVP
Basel



"Bikesport sollte nicht vergessen werden"

Dass für die Wasserfallenbahn noch ein Millionenbetrag fehlt, ist vielleicht auch eine Frage des Nutzungskonzepts. Anfragen an die Gemeinde Reigoldswil, ob es auch möglich wäre, für den Bikesport eine Infrastruktur aufzubauen und den Transport für Velos einzuplanen, wurden bisher abschlägig beantwortet. Hat man denn wirklich noch nicht erkannt, dass es nebst Wanderfreunden auch noch andere Outdoorsportler gibt, welche der Region insbesondere auch der Wasserfallenbahn Geld bringen könnte?

Nun wird von Beatrice Alder vom Grünen Bündnis angeregt, dass auch die Baselstädter ihren Beitrag leisten und unter anderem vom Lotteriefonds Beiträge gesprochen werden sollten. Ich würde dieses Ansinnen gerne unterstützen, wenn man an die Betreiber der Anlage bezüglich Nutzungskonzept auch in die Pflicht nimmt. Dabei soll wirklich auch gewährleistet werden, dass die Anlage für ein umfassende sportliche Nutzung konzipiert wird, bzw. auch dem Bikesport der erforderliche Platz eingeräumt wird. Der Baselbieter Tourismusdirektor wird diese Bahn nur dann Gewinn bringend vermarkten können, wenn auch er sich von seiner Zauberformel sanfter Tourismus gleich Wandergebiet löst und auch eine Sensorik für aktuelle Trends entwickelt.

Jakob Weber
Swiss Cycling
Riehen



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