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"Aufgeräumte Stimmung angesagt": Regierungsdelegationen beider Basel

Jetzt ist die Universität beider Basel Tatsache

Und schon steht die Vision einer Universität Nordwestschweiz bevor

VON PETER KNECHTLI

Das ist ein Meilenstein in der Geschichte der Basler Universität: 545 Jahre nach ihrer Gründung tritt der Kanton Baselland als gleichberechtigter Partner in die Trägerschaft der Alma mater ein. Heute Donnerstag präsentierten die Regierungen von Basel-Stadt und Baselland die Grundzüge eines Staatsvertrags für eine Hochschule, die für weitere Trägerschaftskantone offen ist.

Seit die beiden Basel im Jahr 1975 einen Partnerschaftsartikel in die Verfassungen aufnahmen, der sie zu partnerschaftlicher Zusammenarbeit verpflichtet, gingen die Wellen zwischen Basel und Liestal immer wieder mal hoch. Noch vor zwei Jahr schien eine gemeinsame Spitalpolitik an spezifischen Baselbieter Befindlichkeiten zu scheitern. Die Vorbehalte in Liestal waren oft durchaus begründet: Basel-Stadt fordere vom finanziell besser positionierten Landkanton mit Arroganz höhere Zahlungen an zentralörtliche Leistungen, ohne den Bedarf auch hinreichend mit plausiblen Zahlen zu unterlegen.

Jetzt scheint zwischen den beiden Kantons-Exekutiven auf breiter Front Tauwetter angesagt. Nachdem sich die Sanitätsdirektoren mittlerweile ganz gut verstehen, zeigten sich heute repräsentative Regierungs-Delegationen strahlend vor dem Wildt'schen Haus am Petersplatz, um Geschichtsträchtiges zu verkünden: Der Kanton Baselland tritt gleichberechtigt in die Trägerschaft der Basler Universität bei und wird damit neuer Hochschulkanton. Sowohl Finanzdirektorin Eva Herzog, Erziehungsdirektor Christoph Eymann und Sanitätsdirektor Carlo Conti aus Basel-Stadt wie auch Finanzdirektor Adrian Ballmer, Erziehungsdirektor Urs Wüthrich und Sanitätsdirektor Erich Straumann aus dem Baselbiet sprachen, in sichtlich aufgeräumter Stimmung, von einem "Meilenstein in der Geschichte der Partnerschaft und der Universität".

Baselland erhöht von 75 auf 135 Millionen Franken

545 Jahre nach ihrer Gründung im Jahre 1460 erhält die älteste Uni der Schweiz eine erweiterte Trägerschaft: Ein vorerst für die drei Jahre 2007 bis 2009 geltender Leistungsauftrag und ein Staatsvertrag über die "Universität beider Basel" geht jetzt bis Ende Jahr in die Vernehmlassung und soll kommenden Frühling den beiden Parlamenten zur Beschlussfassung vorgelegt werden. Im Baselbiet - so lässt sich aufgrund der kritischen Haltung der SVP bereits erkennen - dürfte es noch vor Projektbeginn zu einer Volksabstimmung kommen, wie der frühere SVP-Kantonalpräsident Karl Willimann gegenüber OnlineReports durchblicken liess.

Bei Inkrafttreten des bikantonalen Universitätsvertrages im Jahre 1994 zahlte Baselland noch 75 Millionen Franken an das Basler Bildungsinstitut und erhöhte die Beiträge in mehreren Tranchen. Ab 2007 wird sich der Betrag gegenüber 2006 um weitere 16 Millionen Franken erhöhen und 127,5 Millionen Franken betragen, wobei die Klinische Lehre und Forschung inbegriffen ist. Bis 2009 erhöht sich der Betrag auf 135 Millionen Franken. Basel-Stadt zahlt als Standortkanton leicht mehr und stellt auch den Präsidenten des paritätisch zusammengesetzten Universitätsrates. Stolz zeigten sich die sechs Regierungsräte darüber, dass die beiden Basel erstmals in der Schweiz die medizinische Fakultät vollständig in die mit einem Globalbudget ausgestattete Universität integrieren.

Bald auch der Aargau im Boot?

Die Berichte der beiden Regierungen waren stark von technischen Termini geprägt, die erahnen lassen, dass bei der Anwendung der früher ausgearbeiteten Standards und der Ausscheidung der Kosten hinter den Kulissen um komplexe Fragen gerungen werden musste.

Deutlich war hingegen die Aussage, dass die Universität beider Basel - analog zur Fachhochschule - nur eine Zwischenstufe zu einer Universität Nordwestschweiz werden soll. Während im Kanton Solothurn noch Funkstille herrscht, sind mit dem Kanton Aarau bereits "Gespräche über ein konkretes Förderungsprojekt" (Eymann) im Gange. Laut Informationen von OnlineReports geht es um den Bereich Nanotechnologie, an dem sich der Aargau mit einer Grössenordnung von drei bis fünf Millionen Franken zu beteiligen gedenkt. Nicht ausgeschlossen scheint unter diesen Umständen, dass der Aargau dereinst auch einen Sitz in der Trägerschaft erhält.

Perspektiven für den "Standort des Wissens"

An der Universität Basel lernten letztes Jahr 9'300 Studierende. Knapp die Hälfte davon stammen aus den beiden Basel, 40 Prozent aus der übrigen Schweiz und 17 Prozent aus der ganzen Welt. Mit der gemeinsamen Trägerschaft, Optionen zu einer weiteren Ausweitung, dem im Aufbau begriffenen Novartis-Campus, dem ETH-Institut für Systembiologie und weiteren wissenschaftlichen Institutionen öffnet sich der Nordwestschweiz - nach Jahren der Stagnation und der eher gedrückten Grundstimmung - die Perspektive eines weltweit führenden Standorts des Wissens, insbesondere in den Bereichen der Life Sciences. Auch die Gesellschafts- und Kulturwissenschaften, so versprachen die Regierenden heute, sollen nicht zu kurz kommen.

Auf die OnlineReports-Frage, wann auch die beiden Basler Halbkanone fusionieren werden, reagierte der Baselbieter Finanzdirektor Ballmer etwas gereizt. Man solle "aufhören, darüber zu diskutieren". Immerhin liess er durchblicken, dass sich die Frage stellen könne, wenn die bikantonale Kooperation in dieser Kadenz Fortschritt macht.

Positive erste Reaktionen

Die Handelskammer beider Basel ("Zukunftssicherung") begrüsst die paritätische Trägerschaft ebenso wie die Gewerkscahft VPOD, die allerdings verlangt, dass darunter das uni-Personal nicht leiden dürfe. Der VPOD werde "nicht akzeptieren, dass die Anstellungsbedingungen und die Pensionskassenlösung auf die jeweils schlechtere Variante der beiden Kantone heruntergefahren werden".

* v.l.n.r.: Christoph Eymann (BS), Urs Wüthrich (BL), Eva Herzog (BS), Erich Straumann (BL), Adrian Ballmer (BL), Carlo Conti (BS)

29. September 2005

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