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"Ansprüche stark gestiegen": AAGL-Geschäftsführer Hansruedi Bieri

Autobus AG Liestal wird 100-jährig

Das älteste Linienbus-Unternehmen der Schweiz blickt auf eine bewegte Geschichte zurück

VON PETER KNECHTLI

Die Autobus AG Liestal (AAGL) wird in diesen Tagen 100-jährig. Das Bus-Unternehmen, das zur Hauptsache die Region Liestal bedient, ist heute aus dem öffentlichen Verkehrsangebot im Baselbiet nicht mehr wegzudenken. Doch seine Existenz stand noch in den siebziger Jahren auf der Kippe.

Am Arbeitsplatz von Geschäftsführer Hansruedi Bieri (57) an der Industriestrasse in Liestal, ging es in den letzten Wochen und Monaten hektisch zu her: Nicht nur steht die Jubiläums-Generalversammlung vor der Türe, sondern auch das Jubiläum samt Rahmenprogramm. Nach der Aktionärsversammlung am 1. Juni folgt am 4. Juni der Tag der offenen Tür und am Sonntag, 5. Juni die Oldtimer-Linienbusparade von Liestal, dem Firmensitz, über Bubendorf-Ziefen nach Reigoldswil.

Bus als Bahn-Ersatz

Genau diese Linie war es, auf der die damalige Automobilgesellschaft Liestal-Reigoldswil AG am 1. Juni 1905 den Linienbusbetrieb aufnahm. Damals waren Pläne aufgegeben worden, die Bahn von Liestal nach Reigoldswil und von dort durch den Jura nach Mümliswil zu führen. Als Ersatz gründeten Pioniere eine Buslinie von Liestal nach Reigoldswil. Noch heute wird das Reigoldswilertal einzig durch den 70-er-Bus erschlossen. Nur endet die Linie nicht Liestal, sondern sie verläuft durchgehend bis nach Basel, was nicht nur Pendler und Einkaufende, sondern auch städtische Jura-Wanderer zu schätzen wissen.

Das zentrale Geschäft der AAGL ist aber der Betrieb des Regionalbusses, der die vier Gemeinden Liestal, Frenkendorf, Füllinsdorf und Lausen untereinander vernetzt und den Zubringer zur wichtigen Bahnlinie nach Basel und Olten sicherstellt. Auch der Stadtbus Rheinfelden gehört zum Liniennetz. Selbst die Gründung der Gondelbahn Reigoldswil-Wasserfallen - inzwischen in eine Stiftung ausgegliedert - zählt zu den Höhepunkten der Firmengeschichte.

Heute ist die AAGL "das älteste konzessionierte Linienbus-Unternehmen der Schweiz", wie sie selbst nicht ohne Stolz verkündet. Die Zahlen im neusten Jahresbericht weisen allesamt Wachstum aus: 7,32 Millionen beförderte Passagiere und 2,3 Millionen gefahrene Kilometer pro Jahr, gegen 80 Mitarbeitende. Der Umsatz stieg vergangenes Jahr von 14,5 auf 16,15 Millionen Franken. Zwischen Bubendorf und Liestal besteht an kalten Wintertagen eine so grosse Nachfrage, dass gleich drei Linienbusse gleichzeitig auf die Piste gehen. Besonders stark entwickelt hat sich auch die Linie 80 von Liestal über Pratteln nach Basel.

Schwere siebziger Jahre für die AAGL

Nicht immer war der Busbetrieb, der heute im Halbstunden- und in Spitzenzeiten im Viertelstundentakt verkehrt, unumstritten. In den siebziger Jahren drohte das Konzept beinahe zu scheitern, als die Gemeinde Füllinsdorf mit einem Ausstieg aus dem Verbund liebäugelte. Wenige Jahren später kam es zu enormen politischen Turbulenzen, als die AAGL an die staatliche Baselland Transport AG hätte verkauft werden sollen, was scheiterte.

Über 80 Prozent des Umsatzes erzielt die AAGL, staatlich subventioniert und an einen Leistungsauftrag gebunden, mit öffentlichem Verkehr. Weniger als je zehn Prozent erbringen der private Car- und Kleinbusbetrieb sowie das Tankstellengeschäft. Insbesondere im Car- und Kleinbusgeschäft sieht Direktor Hansruedi Bieri noch beträchtliche Wachstums-Chancen. Denn: "60 Prozent des Verkehrs ist Freizeitmobilität." So möchte er den Fahrzeugpark an grossen Festen oder kulturellen Anlässen wie beispielsweise während der Freilichtspiele auf Schloss Wildenstein in Form von Shuttle-Angeboten vermehrt einsetzen und Neukunden gewinnen. Bieri: "Wir fahren nicht nur im Takt, sondern auch nach Bedarf."

Mehr Reklamationen

Der AAGL-Geschäftsführer ("Ich will nicht jammern") hat an seinem Job aber auch mit dem Kostendruck von Bund und Kanton zu kämpfen: "Wir müssen immer mehr Kilometer für weniger Geld fahren." Dass im modernen Betrieb nicht nur immer eitel Sonnenschein herrscht, hat manchmal auch mit der wachsenden Zahl an Reklamationen von Fahrgästen zu tun. "Die Ansprüche der Leute haben gewaltig zugenommen."

Doch Hansruedi Bieri, der als früherer FDP-Landrat und Itinger Gemeindepräsident seinen Chef-Job 2002 als Nachfolger von Urs Haener annahm, verdriesst dies nicht: "Mir gefällts sehr gut", sagt er mit einer Selbstverständlichkeit, dass er in diesem Unternehmen mit seiner bewegten und bewegenden Geschichte wohl in Pension gehen wird.

30. Mai 2005

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