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© Foto Jürg Bürgi

"Symbol kleinbürgerlicher Weltläufigkeit": Installation auf dem Basler Messeplatz

Trendsetter im internationalen Kunst-Business

Die weltgrösste Kunstmesse, die "Art 35" ist heute in Basel eröffnet worden

VON JÜRG BÜRGI

Die 35. Ausgabe der "Art", des weltweit grössten Kunst-Marktplatzes ist eröffnet. Ab heute bis am nächsten Sonntag, 20. Juni, erwarten die 270 ausstellenden Galerien aus allen fünf Kontinenten rund 50 000 Besucherinnen und Besucher. Der letzte Messetag ist neu zum "Professional Day" ausgerufen worden, der eingeladenen Fachleuten vorbehalten ist.

Masse macht Klasse

Dramatischer – und auch sinnreicher - könnte der Messeauftritt kaum sein: Auf dem Platz vor dem Restaurant "Escale" ist zu beobachten, wie ein Wohnwagen-Gespann – Symbol kleinbürgerlicher Weltläufigkeit – vom Erdboden verschluckt wird. Und weiter in Richtung Rundhofhalle, vor dem Messeturm, reckt sich ein kolossaler Torso in den Himmel. An Betonblöcken befestigte Spannseile halten die Skulptur am Boden: Die Masse ist nur eine Sinnestäuschung. Der Koloss enthält nichts als warme Sommerluft.

Die Tausenden von Gästen, die sich Eröffnungsabend vier Stunden lang in den Couloirs zwischen den Ständen der 270 aus über 850 Bewerbern ausgewählten Galerien drängten, schienen sich nicht besonders für den künstlerisch-ironischen Kommentar über ihre Kunstbeflissenheit zu interessieren. Denn die Inhalte einzelner Ausstellungsstücke sind nicht das, was hier zählt. Wie man auf dem Markt nicht die Schönheit eines einzelnen Apfels bewundert, sondern den Gesamteindruck wirken lässt, bevor man das Preisschild sucht, so macht auf einer Kunstmesse die Masse die Klasse.

Mehr moderne Technik

Die "Art" als Trendsetter im internationalen Kunst-Business, viele vergessen das angesichts hochkarätiger Kunst-Stücke bei berühmten Galerien, ist keine Ausstellung, sondern ein Markt. Hier wird gezeigt, was Käufer finden soll. Typisch die Basler Galerie Beyeler, die feilhält, was die gleichnamige Fondation in Riehen populär machte und macht - zum Beispiel Rothko, Calder und Miró. Wer Interesse zeigt, kann sich vom Kurator der Riehener Ausstellung bedienen lassen. Andere machen es nicht anders.

Trends erschliessen sich Fachleuten allenfalls im Gespräch mit führenden Galeristen, Laien verlieren sich beim Flanieren durch die Stand-Gassen in Einzeleindrücken. Es scheint, dass wieder mehr neue gegenständliche Kunst gefragt ist. Unübersehbar ist der Einbruch der modernen Technik in das künstlerische Schaffen: Holzgerahmte Flachbildschirme mit kleinen Videosequenzen zeigen, was sich zahlungskräftige Aufsteiger nächstens zwecks Konversationsbelebung ins Wohnzimmer hängen werden.

Geringes Angebot für Unbetuchte

Preise sind übrigens nur noch selten angeschrieben. Sie sind gewöhnlich reine Verhandlungssache. Wie schon letztes Jahr regte die Messeleitung an, Werke, die weniger als 5000 Dollar kosten mit gelben Punkten zu markieren. Sie sollen zeigen, wie erschwinglich neue Kunst auch für Unbetuchte ist. Bei unserem – zugegeben typisch oberflächlichen Vernissage-Rundgang – sind uns keine gelben Lockvögel aufgefallen.

Art 35 Basel, 16. bis 20. Juni, täglich 11 bis 19 Uhr. Tageskarte CHF 30.--, Dauerkarte CHF 55.--, Schüler, Studenten, Pensionierte CHF 15.--.

16. Juni 2004

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