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"Vollen Bedarf abdecken": T-Shirt-Angebot der Grössen "m", "s", und "xs" im Basler Kantonsspital


Basler Spitalpersonal pflegt in schmutzigen T-Shirts

Leere Gestelle für Frauen, Überangebot an Männergrössen: Berufskleider-Notstand seit Jahren

VON PETER KNECHTLI

Anhaltender Kleidernotstand im Basler Kantonsspital: Obschon kürzlich mehrere tausend neue Kleidungsstücke bestellt wurden, sind die Regale für Frauengrössen meist leer. Folge: Krankenschwestern können ihre T-Shirts nicht wechseln. Das Pflegepersonal hat die Nase voll, denn der Missstand ist seit Jahren bekannt.

Es muss ein merkwürdiger Anblick gewesen sein, als in diesen Tagen eine Krankenschwester ihre Arbeit auf dem Klinikum 1 des Basler Kantonsspital in einem T-Shirt verrichtete, das übersät war mit Klebern, auf denen "schmutzig" stand. Kein Wunder: Wenn die Angestellte im Wäschebezugsraum im zweiten Untergeschoss ein frisches T-Shirt beziehen will, stehen die Regale leer. Es ist eine Art früherer DDR-Wirtschaft, die sich in der Kleiderzentrale abspielt: Shirts und Hosen in Männergrössen sind genügend vorhanden, aber in den Regalen der Frauengrössen "m", "s" und "xs" herrscht gähnende Leere.


Notstand schon seit drei Jahren

Der Notstand im Bekleidungswesen ist nicht neu. Schon vor mehr als drei Jahren berichtete OnlineReports über die textile Mangel-Ware. Damals stellte die Spitalleitung eine "Task Force" in Aussicht, die das Problem lösen
"80 Prozent der Chirurgen tragen laut René Gamper
T-Shirts und Hosen."
soll. "Doch daran, dass immer wieder Shirts fehlen, hat sich nichts geändert", tönt es resigniert aus dem "Klinikum 1".

René Gamper, Logistik-Chef des Kantonsspitals, will von einem Versorgungs-Notstand nichts wissen. Allerdings räumte er ein, dass es nach dem Sommer zu einer "Randverknappung" gekommen sei: "Im Oktober hatten wir grosse Probleme bei den T-Shirts." Dies habe mit der Umstellung der Ärztebekleidung von Chirurgen- auf Medizinerschürzen zu tun gehabt. Zudem habe sich ergeben, dass Schürzen bei Ärzten nicht mehr hoch im Kurs stünden: "80 Prozent der Chirurgen tragen T-Shirts und Hosen." Dass Krankenschwestern wegen Angebotsmangel drei Tage dasselbe T-Shirt tragen müssen, komme "sicher nicht vor". Gamper: "Jetzt können wir wieder den vollen Bedarf abdecken."

OnlineReports kann Mangelware bestätigen

Dem Logistik-Chef ist zumindest zugute zu halten, dass er nach Anfrage von OnlineReports nicht rasch den Zustand beschönigte: Als nämlich OnlineReports gleich anschliessend einen spontanen Augenschein nahm, zeigte sich genau der beklagte Zustand: Gähnend leere Regale bei den Frauen-Shirts. Die
Krankenschwestern, Pflegeassistentinnen und das Putzpersonal, von denen Hilfe, Pflege, Zuneigung und Hygiene erwartet wird,
"Leere Regale, obschon soeben 3'000 Kleidungsstücke ins Sortiment kamen."
stossen offenbar auf Ignoranz, wenn es um ihre eigene Hygiene geht.

Dass T-Shirts für Frauen im Klinikum 1 Mangelsware sind, ist umso unverständlicher als Ende Oktober zusätzlich 3'000 Leibchen und Hosen ins Sortiment aufgenommen wurden. Schon macht im Spital die Frage die Runde, ob die neuen Shirts gehamstert oder gar in den Osten verfrachtet worden seien. Dies dementiert Gamper entschieden. Sowohl der Logistik-Verantwortliche wie Sanitätsdirektor Carlo Conti erklärten OnlineReports, es komme zwar immer wieder vor, dass nicht mehr gebrauchte Einrichtungen und Textilien in fernen Ländern Verwendung fänden, sicher aber nicht Neuanschaffungen. Dass seine Krankenschwestern indes unter Wäsche-Mangel leiden, war dem politischen Spital-Chef Carlo Conti bis dahin nicht bekannt.

13. November 2003

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