© Foto Peter Knechtli OnlineReports "Nicht mehr verantworten": Mutter Daniela Bitterlin, mit Buben, vor einem Tatort Schul-Boykott nach Sex-Übergriffen Ein schwieriger Konflikt beschäftigt die Oberbaselbieter Gemeinde Eptingen ebenso wie kantonale Behörden VON PETER KNECHTLI Nach wiederholten sexuellen Übergriffen durch Kinder nahm in der Oberbaselbieter Gemeinde Eptingen die Mutter Daniela Bitterlin ihre Buben von der Schule. Dabei stiess sie auf Unverständnis seitens der Behörden und Lehrerschaft. Sie versuchten krampfhaft, Täter und Opfer weiterhin ins gleiche Schulhaus zu schicken - eine nicht unumstrittene Politik. Der Fall bewegt die Gemeinde. Daniela Bitterlin, 31, Mutter von vier Kindern in der Oberbaselbieter Gemeinde Eptingen, weiss nicht mehr ein und aus. Seit ihre beiden Buben Roger* (8) und Kevin* (7) Opfer von sexuellen Übergriffen wurden, kommt sie sich vor, "als seien die Täter die Opfer". Sexuelle Übergriffe von Buben auf Buben Wirklicher Täter war nicht ein erwachsener Unhold, sondern der damals 8jährige kosovo-albanische Schüler Zeqir (Name geändert), der damals, wie OnlineReports aus erster Hand geschildert wurde, zu Hause Pornofilme
Im August 2001 kam Kevin auf dem Vorplatz der Kirche dran: Zeqir und ein Schweizer Kollege urinierten ihm über das Gesicht und führten laut den Ermittlungen einen Stecken in seinen After ein. Täter und Opfer mussten zusammen auf Papiersammlungen Zwar verfügte die Eptinger Vormundschaftsbehörde gegen Zeqir dessen Beaufsichtigung durch Erwachsene auf dem Schulweg und eine fachärztliche Therapie. Doch die Schule reagierte auf ihre eigene Art: Als Rogers Schul-Götti wählte die Lehrerin ausgerechnet den Schweizer Komplizen. Bei zwei späteren Papiersammlungen teilte sie Roger zudem genau in jene Gruppe mit Zeqir und dem Mittäter ein. Während die Familie Bitterlin und ihre Anwältin darauf hinzuwirken versuchten, die Täter aus der Schule zu nehmen und ihre eigenen Kinder somit zu
Die erwartete Entspannung trat indes nicht ein. Obschon das Strafverfahren lief, hielt Zeqir mit weiteren Drohungen gegen die Bitterlin-Kinder, denen verbale Provokationen auch nicht fremd waren, nicht zurück. Als Kevin gegen Ende November letzten Jahres während der Schulzeit in einer versteckten Ecke des Pausenplatzes erneut an ein Geländer gefesselt wurde, nahm die Mutter ihre vier Kinder aus Schule und Kindergarten. Daniela Bitterlin: "Ich konnte es nicht mehr verantworten." Ein Strafverfahren, das diesen Fall klären soll, ist derzeit hängig. Prompt dagegen flatterte der Familie Bitterlin eine "Verwarnung wegen unentschuldigtem Unterrichtsversäumnis" durch die Schulpfelge ins Haus. An einer anschliessenden Besprechung Anfang letzten Dezember versuchten Schulpflege, Schulinspektorat, Schulleitung und Gemeindebehörden nochmals, die Mutter zum Einlenken zu bewegen. Falls die Kinder auch im neuen Jahr unentschuldigt der Schule fernblieben, setzte das Schulinspektorat dabei Druck auf, könnten 500 Franken, nach neuem Bildungsgesetz ab Jahresmitte sogar 5'000 Franken Busse drohen. Frau Bitterlin, so heisst es, "sieht nur noch Gegner" So weit kommt es nun nicht: Seit Anfang Jahr gehen die Kinder im mindestens 20 Autominuten entfernten Nachbardorf Zeglingen zur Schule, wo die Bitterlins bald hinziehen wollen. Dies allerdings mit enormem Transportaufwand: Eltern und Verwandte sind fast pausenlos damit beschäftigt, die Kinder zu unterschiedlichen Zeiten hin und heim zu fahren. Im Eptingen heisst es, Frau Bitterlin sehe in ihrer dauernden Angst, es könnte ihren Kindern wieder etwas passieren, nur noch Gegner und identifiziere sich völlig mit ihren Sprösslingen, insbesondere auch mit ihren Aussagen. Es fehle ihr die selbstkritische Distanz. Ihre Anwältin Stefanie Mathys-Währer dagegen meint: "Ich hätte genau so gehandelt. Schulpflege, Gemeindepräsident und Lehrerschaft haben
Sowohl Schulinspektor Walter Brönnimann wie Gemeinde- und Vormundschaftspräsident Hansjörg Schmutz halten die Forderung der Eltern Bitterlin für "übertrieben", Zeqir und seinen Hauptkomplizen aus der Schule zu nehmen und in ein Heim einzuweisen. Dass dies bloss wegen hoher Folgekosten für die Gemeinde nicht geschehe, bestritt Schmutz gegenüber OnlineReports. Vielmehr biete die Dorfschule mit ihrem heilpädagogischen Sonderangebot die beste Möglichkeit, dass "auch ohne Heimeinweisung wieder die Normalität eintreten kann". Schmutz: "Wir sind die Gemeinde mit den höchsten Bildungsausgaben im den ganzen Kanton. Um unsere integrierte Schulform beneiden uns viele." Unterstützung durch Kinderpsychiatrischen Dienst Doch für die Familie Bitterlin war Normalität nicht mehr denkbar, wenn sich Täter und Opfer in derselben Schule wieder begegnen. Vielmehr fühlt sie sich als Opfer hilflos und allein gelassen. Pikant wird der Fall, weil die Bitterlins mit ihrer Einschätzung, die Kinder in die selbe Schule zu schicken, keinewegs allein sind. Sukkurs erhalten sie nämlich ausgerechnet von einer kompetenten kantonalen Stelle: Der Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienst des Kantons Baselland hielt in einem "ärztlichen Zeugnis" vom 18. Dezember 2002 zuhanden von Schulpflegepräsident Thomas Gerber fest, dass die Situation in Eptingen "die Entwicklung der Kinder ernsthaft gefährdet". Aus ärztlicher
Besonders schwierig jedoch ist insbesondere der Transport der Kinder zu immer wechselnden Unterrichtszeiten nach Zeglingen. Gemeindepräsident Schmutz, von OnlineReports darauf angesprochen, ob die Gemeinde bei der Transport-Organisation Hand biete, wollte auch davon nichts wissen. Dagegen drohte er den Eltern in einem Brief, sie müssten letztlich das Schulgeld selbst zahlen. Hier zumindest irrte der Gemeindevater offensichtlich: Da Schule staatliche Pflicht ist, und die Kinder tatsächlich eine öffentliche Schule besuchen, ist eine private Finanzierung gar nicht möglich. *Namen geändert
Recherchen-Bewertung
28. Januar 2003 |
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