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"Eigenständige Crossair schützen": Finanzminister Ueli Vischer, ex-Crossair-Präsident Moritz Suter*


Moritz Suter machte mit Basel Kasse

Noch rechtzeitig verkaufte der Crossair-Chef Aktien an den Staat / Fünf Monate später stürzten die Kurse ab


VON PETER KNECHTLI

Für Kauf und Renovation seiner noblen Basler Altstadtliegenschaft verkaufte der damalige Crossair-Präsident Moritz Suter Aktien des Flugunternehmens im Wert von 9,24 Millionen Franken an den Liegenschaftsbesitzer Basel-Stadt. Für den Stadtkanton war es kein gutes Geschäft: Die Aktien stürzten einige Monate später ab und verloren die Hälfte ihres Werts.

Der liberale Basler Finanzdirektor Ueli Vischer glaubte im Interesse des Kantons zu handeln: Zweimal in kurzen Abständen hintereinander liess er sich durch die Regierung das Plazet geben, massgebliche Aktienpakete der Crossair zu kaufen. Beim der ersten Tranche ging es am 8. Februar 2000 um ein Paket von 12'000 Aktien à 770 Franken für insgesamt 9,24 Millionen Franken. Am 16. Mai desselben Jahres schlug der Kanton nochmals zu: 21'500 Aktien à 775 Franken, vom Kanton Genf angeboten, für insgesamt 16,6 Millionen Franken.

Das Geld floss vom Kanton zu Suter und von Suter zum Kanton

Empfänger des Kaufpreises der ersten Tranche von 9,24 Millionen Franken war nach Informationen von OnlineReports nicht irgendwer, sondern einer, der mit Basel eng verbunden ist: Moritz Suter, Gründer und damaliger Präsident der Regionalfluggesellschaft Crossair.

Brisant am Deal, den die grossrätliche Finanzkommission - ohne Namen zu nennen - bekannt machte: Die
Ob Insiderwissen bestand, können und wollen wir nicht beurteilen.“
Crossair-Aktienkurse stürzten im Sommer massiv ab und verloren rund die Hälfte ihres Wertes. Unter den parlamentarischen Finanzprüfern tauchte die Frage auf, ob Suter als "Kenner der Schweizerischen Flugszene" den Kurseinbruch habe voraussehen können. In einem Brief an die Finanzkommission "konnte und wollte" die Regierung nicht beurteilen, "ob auf der Gegenseite Insider-Wissen bestand". Vielmehr habe der Käufer "Geld für private Investitionen" benötigt. Falls der Kanton nicht zugreife, werde das Paket an die Swissair verkauft.

Gegenüber OnlineReports präzisierte Moritz Suter spontan, er habe den Erlös aus dem Aktienverkauf für den Kauf und Umbau seiner noblen Liegenschaft an der Augustinergasse verwendet. Pikant: Verkäufer der Residenz Altstadtresidenz über dem Rheinufer unweit des Münsters war der Kanton Basel-Stadt. Von dieser Ausnahme abgesehen, so Suter weiter, habe er nie mit Crossair-Aktien gehandelt. Noch heute sei er einer der grössten alten Aktionäre der neuen Fluggesellschaft.

Aus heutiger Sicht eher nicht getätigt

Finanzminister Ueli Vischer verteidigte den Aktienkauf auf Anfrage als "korrekt und richtig". Basel-Stadt sei es Anfang 2000 aus standortpolitischen Gründen darum gegangen, die "relativ eigenständige" Crossair vor der vollständigen Übernahme durch die interessierte Swissair zu schützen: "Damit erschwerten wir der Swissair,
Der Vorwurf, der Sturz der Aktien sei vorhersehbar gewesen, ist lächerlich.“
die Selbstständigkeit der Crossair zu vernichten." Der damalige Preis von 770 Franken pro Aktie habe dem Marktwert entsprochen. Auch sei Wirtschaftsminister Ralph Lewin als Basler Regierungsvertreter im Crossair-Verwaltungsrat über das Geschäftsjahr 1999 informiert gewesen, so dass der Verkäufer nicht von exklusivem Insiderwissen habe profitieren können. Gegenüber der Finanzkommission rechtfertigte die Regierung das wirtschaftliche Motiv zum Kauf der Suter-Aktien mit der Dividende und den Aktionärs-Flugbons der Crossair.

Als "vollends lächerlich" bezeichnet Vischer den Vorwurf, der Absturz der Swissair und der Crossairkurse ab Sommer 2000 sei voraussehbar gewesen. Anderseits hätte die Regierung den Aktienkauf "aus heutiger Sicht eher nicht getätigt".

"Vischer muss sich in der Budgetdebatte warm anziehen"

Laut SP-Grossrat Daniel Goepfert, der als früherer Fraktionspräsident schon verlustreiche Derivatgeschäfte des Finanzdepartements kritisierte, will seine Partei den Aktienkauf in der Budgetdebatte Ende Juni nochmals aufnehmen: "Der Finanzdirektor wird sich warm anziehen müssen. Wenn er keine plausiblen Antworten gibt, werden wir parlamentarische Vorstösse einreichen."



* Im Sitzungszimmer der Regierung im Basler Rathaus.

9. Juni 2002

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