Foto OnlineReports "Darf Verordnung verletzen": Veralteter Produktions-Bau 9 der Firma Rohner in Pratteln BL Chemiefirma Rohner wusste vom Fisch-Gestank Der vorherige Produzent von Fenamidon kämpfte mit dem gleichen Problem wie die Prattler Firma VON MARTIN FORTER In Pratteln stinkt es seit Jahresbeginn immer wieder intensiv nach Fisch. Viele Anrainer beschweren sich oder machen nur im Sack die Faust. Grund: Die Produktion von Fenamidon durch die Chemiefirma Rohner AG. Jetzt kommt heraus, dass die Rohner wusste, dass die Produktion des Fungizids Gestank nach faulem Fisch auslöst. Denn der vorherige Produzent kämpfte im südfranzösischen Toulouse mit dem gleichen Problem. Fenamidon heisst der Stoff, dessen Produktion im Umfeld der Rohner AG in Pratteln zu einem penetranten Gestank nach faulendem Fisch geführt hat. Rohner stellt das Mittel gegen Pilzbefall im Rebbau im Auftrag des französischen Chemiekonzerns Aventis her; unterdessen ist die Produktion der ersten Charge von 75 Tonnen abgeschlossen. Bevor Rohner im Januar die Produktion übernahm, liess Aventis das Fungizid beim Feinchemikalienhersteller Société Nationale des Poudres et Explosifs (SNPE) im südfranzösischen Toulouse
Rohner half Aventis aus der Patsche Am 21. September 2001 erschütterte eine schwere Explosion die Stadt Toulouse: Beim Düngemittelhersteller AZF waren 300 Tonnen Ammoniumnitrat explodiert. 29 Menschen starben. Die Detonation bei AZF beschädigte auch Teile der Anlagen der benachbarten SNPE, wo Aventis bisher das Fungizid Fenamidon herstellen liess. Die folgenschwere Explosion bei AZF brachte die französischen Behörden auf Trab: Weil sie das Unfallrisiko auch bei der SNPE als zu hoch einstuften, legten sie alle chemischen Produktionen auf dem gesamte Fabrikgelände still. Auch die Anlagen zur Herstellung von Fenamidon wurden abgeschaltet. "Deshalb suchte
Rohner habe Aventis nach der Stillegung der SNPE-Produktion aus der Patsche geholfen und "die Herstellung von Fenamidon schnell aufgenommen", bestätigt Aventis Crop Science. Das lässt den Verdacht aufkommen, dass die Rohner AG die Produktion des Fungizids zu schnell angefahren und zu wenig auf die absehbaren geruchlichen Konsequenzen für die Anwohner geachtet hat. "Wenn das stimmt, dass bei Rohner der Produktionsdruck gross war, dann liegt die Vermutung einer zu schnellen Produktionsaufnahme nahe" , meinte auch Roberto Mona, Chef des Lufthygieneamts beider Basel, als ihn OnlineReports mit ihren Rechercheergebnissen konfrontierte. Anscheinend habe Rohner die verfahrenstechnischen Schwierigkeiten der Fenamidon-Herstellung unterschätzt, meint Mona. Rohner "Wir haben noch gewisse Ideen" Hat Rohner den Gestank für die Nachbarn bei der Übernahme der Fenamidon-Fertigung also in Kauf genommen? Werner Kneubühler, bei Rohner für Sicherheit und Umweltschutz zuständig, verneint: "Wir waren der Meinung, die Gerüche eliminieren zu können". Kneubühler bestätigt aber, dass Rohner von Aventis Crop Science auf die Geruchsprobleme aufmerksam gemacht worden seien. Die von Aventis vorgeschlagenen Massnahmen hätten sie umgesetzt. Er hofft, für die für Juli/August geplante Produktion von weiteren 50 Tonnen die Gestanksprobleme in den Griff zu bekommen. Kneubühler: "Wir haben noch gewisse Ideen". Auf den Ideenreichtum der Rohner AG will sich Philipp Schoch, Einwohnerrat der Unabhängigen in Pratteln, allerdings nicht mehr verlassen. Er war es, der den Fischgeruch als erstes öffentlich thematisierte. "Der Gestank ist eine Zumutung. Mir ist unklar, warum das Lufthygieneamt beziehungsweise Baudirektorin Elsbeth Schneider nicht härter durchgreifen."
15. Mai 2002 |
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