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Fotos © Ruedi Suter, OnlineReports

Bietet Zürich Angriffsflächen: Kulisse der Basler Altstadt


Echo vom "Kuhdorf": Was Basel aus der "Facts"-Polemik lernen könnte

Spitze Pfeile aus Zürich: Bedenklich sind vor allem die hysterischen Basler Reaktionen darauf


VON PETER KNECHTLI

Mit dem Hammer drosch das Zürcher Nachrichtenmagazin "Facts" auf Basel ein - und mit dem Zweihänder gaben die Basler zurück. So geführte Städte-Rivalitäten sind unfruchtbar: Sie führen zu Polarisierung und Rückzug. OnlineReports versucht im Schlagabtausch die Zwischentöne zu finden und zur Reflexion über die Befindlichkeit der Rhein-Metropole anzuregen.

Er sei ein "riesiges Arschloch", ein Nestbeschmutzer, donnerte es in Leserbriefen, sofort sollte er entlassen werden. Brutal, wie der in Basel lebende Journalist und frühere BaZ-Redaktor Jost Auf der Maur (Bild) für seine ungehobelte Kritik am "Kuhdorf" Basel, am brachialen und unerotischen Spiel- und Führungsstil des FC Basel und an den gesellschaftlichen Basler Eliten im Zürcher Magazin "Facts" zur Kasse kam. Der Beitrag verdarb tausenden aufrechten Bebbi die Festtage. Selbst ein Verleger konnte seinen Ärger über "diesen läppischen Artikel dieses läppischen Auf der Maur" nicht verbergen. Natürlich sollte es nicht bei dieser einen Polemik bleiben: Eine Woche darauf brachten es die "unverstandenen Basler" (Headline) sogar auf die "Facts"-Titelseite, auf der süsse Basler Leckerli in einem Fondue rührten.

Polit-Polemik als Kriegserklärung verstanden

Nun hat sich Grenadier Auf der Maur fraglos mit Angriffslust und gespitztem Griffel an sein Lieblings-Sujet Basel heran gemacht. Er hat Tabus gebrochen, Protagonisten der Kicker-Szene ungeschminkt mit unangenehmen Bewertungen konfrontiert und er hat - dies macht die explosive Mischung seiner Analyse aus - radikal die Befindlichkeit des führenden Basler Sportclubs mit dem Schicksal der Rhein- und Randmetropole Basel verknüpft. Aber erstaunlicher als der Schuss vor Basels Bug waren die Antworten darauf: 400 messbare Reaktionen trafen auf der Zürcher Redaktion ein, in überwältigendem Ausmass militant gegen den Autor und seine Thesen gerichtet. René C. Jäggi, Präsident des FC Basel, demonstrierte in einem offenen Brief umgehend Gelassenheit. Doch in Wahrheit kochte er derart vor Wut, dass er öffentlich sein "Facts"-Abonnement aufkündigte. Dabei hätte Jäggi den Beitrag zur Kenntnis nehmen und zur Tagesordnung übergehen können. Würden nämlich die FCB-Fans seinem Beispiel folgen, müssten sie schon beim nächsten Formtief der Mannschaft davon
FCB-Präsident Jäggi kündigte öffentlich sein
'Facts'-Abonnement.“
laufen. Allen Negativ-Reaktionen war eines gemeinsam: Der beleidigte Tenor der verletzten Volksseele. Den Fakten hat kaum einer widersprochen.

Nun wird "Facts" in Basel nicht als ein nationales Nachrichten-Magazin wahrgenommen, sondern vor allem als ein Zürcher Medienprodukt, das sich gelegentlich auch als Kampfblatt geriert - vor allem und insbesondere gegen Zürichs grösste wirtschaftliche Konkurrenzregion Basel. Dies erklärt, dass die publizistische Polit-Polemik als regionalpolitische Kriegserklärung aufgefasst und mit dem Ziel in Verbindung gebracht wird, die - faktisch zwar nie wirklich gefährdete - wirtschaftliche Vormachtstellung Zürichs nach dem Swissair-Debakel wieder herzustellen. Besonders empfindlich sind die Basler auf Zürcher Papier-Angriffe, seit die Basler Mediengruppe durch den Verkauf des Jean-Frey-Verlags den Status einer landesweit wirksamen publizistischen Macht einbüsste, was als zusätzliche Schmach empfunden wird.

"Basler Zeitung" prägte Debatten-Kultur

Doch selbst unter diesen Umständen drängt sich die Frage auf, weshalb die Basler auf Kritik aus Zürich mit derart überdrehter Verletzlichkeit reagieren, wogegen umgekehrt auch Basler Presseprodukten die Kanone kaum je Richtung Zürich in Stellung gebracht wird. Ausgerechnet die Basler, deren gnadenloser Spott während drei Fasnachtstagen im Jahr - im Austeilen wie im Einstecken - Kern ihrer Identität zu sein scheint, lassen sich durch einen Presseartikel zu einer kollektiven Hysterie provozieren. Dabei haben bestenfalls ein halbes Dutzend Redaktoren den Entscheid gefällt, das Basler Thema in der jetzigen Variation zu präsentieren, und nicht eine Volksmehrheit. Die Flut an gröbsten emotionalen Regungen war somit mindestens teilweise eine Bestätigung der früher schon von andern Medien wie dem "Spiegel" - dessen damaliger Schweizer
Der Medien-Wettbewerb hat Debattierlust und Kritikfähigkeit begünstigt.“
Korrespondent Jürg Bürgi waschechter Basler ist - vertretenen These, dass die Basler an der Fasnacht ihren "Weltschmerz zelebrieren".

Dieser Weltschmerz, verbunden mit Gefühlen der Bedrohung, als randständige Region gegenüber dem zentralistischen Konzept um Zürich zu unterliegen, mag ein Grund sein, weshalb Basel seine ganze Fähigkeit zur Betroffenheit auf einen einzigen Zeitungsartikel zu fokussieren vermag. Insofern schliesst Basel angesichts der Zürcher Presse- und Swissair-Attacken tatsächlich seine Reihen, wie die sozialdemokratische Nationalrätin Anita Fetz meint.

Möglicherweise wäre aber auch die Frage zu stellen, ob Reihenschliessen im Kampf um die wirtschaftlichen Spitzenplätze eine Erfolg versprechende Strategie ist, und wer die Neigung zum Reihenschliessen in den letzten Jahren gefördert hat. Sicher hat Basel nach der Zeitungs-Fusion im Jahr 1978 nicht an Fähigkeit gewonnen, sich gelassen und in Ruhe mit Kritik auseinander zu setzen. Es besteht kein Zweifel, dass der publizistische Wettbewerb, der zuvor herrschte, die Debattierlust und die Kritikfähigkeit immer wieder aufs Neue angeregt hat. Dass diese Debattierlust und die Bereitschaft, sich mit andern Meinungen ernsthaft auseinander zu setzen, heute Hochkonjunktur hat, kann niemand ernsthaft behaupten. Einzelne Beobachter stellen innerhalb des politischen Basel gar eine "Narkotisierung" fest. Zwar trifft zu, dass der politische Werteverlust andere Regionen genauso heimsucht, und dass die "Basler Zeitung" durchaus auch mal kritisch mit Autoritäten vorwiegend subalterner Rangordnung umgeht. Aber ebenso offensichtlich ist, dass ab einer bestimmten hierarchischen Höhe Schonung angesagt ist oder - zwischen Regierungsrat, Chemiemanager und Filmproduzent Arthur Cohn - die Schonung gar der Huldigung weicht. Und von da bis zur Nomenklatura als geschlossene Gesellschaft ist es nicht mehr weit.

Einige Merkwürdigkeiten der letzten Zeit

So gäbe es in einer städtischen Debatte immer wieder Anlass, mit der exzessiven Hingabe der "Kuhdorf"-Kontroverse über einige Merkwürdigkeiten der jüngsten Zeit nachzudenken, die es auch noch gibt. So sind zwar die weltweit beachteten Leistungen der Achitekten Herzog & de Meuron in keiner Weise anzutasten. Dennoch ist erstaunlich, dass die Branchenstars mittlerweile wie selbstverständlich beanspruchen, bei prestigeträchtigen Projekten wie dem Kunstmuseums-Erweiterungsbau sich den Niederungen eines lokalen Wettbewerbs nicht mehr stellen zu müssen, als gäbe es in Basel ausser ihnen keine herausragenden Entwerfer mehr. Wer eine Demeuronisierung der Stadtarchitektur voran treibt, neutralisiert alle andern Talente - die jungen erst recht. Ein weiteres Beispiel: Es kann nur mit der totalen Identifikation erklärt werden, dass im Verlauf einer Unterschriftensammlung zugunsten des Basler Flugpioniers und Crossair-Gründers Moritz Suter keine mediale Stimme rechtzeitig deutlich genug davor warnte, dass diese rührige Aktion der 50'000 ausser enormer Frustration nichts weiter
Fragen werden oft erst gestellt, wenn die Antworten schon dringlich wären.“
bewirkte, weil sich nämlich Suter mit dem Rücktritt längst arrangiert hatte und seine Kaltstellung irreversibel war.

Ähnlich erstaunlich ist, wie wenige politische und publizistische Autorität sich dagegen wendet, wenn FCB-Anhänger in der "Muttenzer Kurve" rudelweise beleidigende und strafrechtlich fassbare Parolen gegen den gegnerischen Torhüter skandieren. Wer dem FCB-Präsidenten die Frage nicht oft genug stellt, wie er diesen groben Unfug abzustellen gedenke, braucht sich nicht zu wundern, wenn auswärtige Kommentatoren etwas präziser hinter die Kulissen des neuen Fussballstadions St. Jakobspark leuchten. In Basel werden häufig Fragen erst gestellt, wenn Antworten schon dringlich wären.

Journalismus als Standort-Marketing

In den zwanzig Jahren ihres faktischen Monopols vor Aufkommen der Online-Medien hat die "Basler Zeitung" im Bewusstsein der wirtschaftlichen und politischen Elite auch eine grundlegende Gesetzmässigkeit geprägt: Dass die Medien ein Instrument standortpolitischer Interessen zu sein und alles zu unterlassen haben, was sie beeinträchtigen könnte. Die grösste Zeitung der Region hat weitgehend auch den Kommunikations-Standard im öffentlichen Bereich gesetzt: Die Gewohnheit, wo wie gesprochen, und wo weshalb geschwiegen wird.

Unvergesslich entlarvend waren Äusserungen des damaligen Regierungsrats Eugen Keller, der in den achtziger Jahren kritische Berichte über die beinahe in den Konkurs führende Finanzierung der "Grün 80" im Grossen Rat mit der Bemerkung quittierte, der Medienschaffende habe seine Recherchen "in offensichtlicher Verkennung der regionalen Interessenlage" betrieben - gerade so, als sei Standort-Marketing die journalistische Hauptaufgabe. Die Beispiele liessen sich vermehren bis in die heutige Zeit, in der Novartis-Chef Daniel Vasella gegenüber der "Financial Times" offenbarte, er habe beschlossen, mit "gewissen Schweizer Medien nicht mehr zu sprechen". Wer solche Kommunikationskonzepte für erfolgversprechend hält und die Gesprächsbereitschaft offensichtlich an Gehorsam knüpft, missversteht nicht nur die Rolle der Medien fundamental, er begibt sich mit seinem Anachronismus letztlich selbst in die Isolation. Bestes Standort- und Firmenmarketing besteht in einer offenen Gesellschaft.

Die Chancen eines neuen Ansatzes

Daraus abzuleiten, Zürich biete diesbezüglich paradiesische Verhältnisse, wäre verfehlt. Auch die Zürcher Medien parieren, oder zeigen zumindest branchenunübliche Geduld, wenn der Ausnahmezustand droht. So blieb die Zürcher Regierung während des Swissair-Debakels monatelange vor kritischen Medienfragen geschützt in Deckung. Anderseits konnte der kompetenteste Swissair-Kritiker Sepp Moser seine ätzende Kritik an der Swissair-Geschäftspolitik immerhin in Zürcher Medien während Jahren unbehelligt anbringen. Ein Basler Sepp Moser wäre nicht denkbar. Weil dazu die klimatischen und kulturellen Voraussetzungen nicht gegeben sind. Im langjährigen Quervergleich pflegen die Zürcher Medien eine deutlich kritischere Lokalkultur als jene
Ein penetrant kritischer Geist wie Sepp Moser wäre in Basel derzeit nicht denkbar.“
in Basel. Auffällig ist ebenso, dass Basler Journalisten häufig in Zürcher Medien Episteln über Basel schreiben - offenbar, weil ihnen hier das geeignete Gefäss nicht zur Verfügung stand.

Jost Auf der Maur, gebürtiger Sankt Galler, ist keineswegs der einzige Zugezogene, der diese Stadt in einer ambivalenten Art liebt und sie gleichzeitig scharf mustert. Auch der im Aargau aufgewachsene Schriftsteller Hansjörg Schneider diagnostizierte Basel in seinem jüngsten "Hunkeler"-Roman ("Tod einer Ärztin") als eine Stadt, "in der Reichtum nicht Glück schenkte, sondern seelische Not". Eine Stadt, in der "die Leute nicht lebten, wie sie wollten, sondern wie sie leben zu müssen glaubten". Fremde würden in Basel "nicht schikaniert, sondern schlicht übersehen".

Q-Dorf statt "Kuhdorf"

Solche Sätze sind An-Sätze einer Rollenüberprüfung: Basel sollte besser lernen, Kritik als Hefe im Teig der regionalen Entwicklung zu begreifen, und nicht als Kriegserklärung. Statt die Reihen zu schliessen, könnte es ganz im Sinne ihres integrationspolitischen Ansatzes der Schweiz eine neue Kritik-Kultur vorführen, ohne bei jedem Einwand sofort die Freund-Feind-Frage zu stellen. Ansätze eines solchen Dialogs sind in Wirtschaft und Politik spürbar. Auch an der Spitze der Basler Mediengruppe beispielsweise sind neue Kapitäne wie Matthias Hagemann und Beat Meyer am Werk, die nicht jede kritische Frage gleich als Beleidigung empfinden. Basel braucht eine neue Dialog-Kultur, die das Gemeinsame sucht und nicht das Trennende. Auf dieser Basis könnte nicht nur die "Kuhdorf"-Breitseite mit Gelassenheit überdacht, sondern das nach wie vor vorhandene immense wirtschaftliche und kulturelle Potenzial besser ausgeschöpft werden. Denn Basel ist in der Tat ein Q-Dorf. Q wie Qualität.

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1 Jahr "Kuhdorf": Jost Auf der Maurs Bilanz ein Jahr danach


ECHO
"Eine ausgezeichnete Analyse"

Grosses Lob für den Text über verletzte Basler Befindlichkeiten - eine ausgezeichnete Analyse und die richtige Anwort auf die völlig unverständliche Hysterie zum Auf der Maur-Text. Es gibt auch Basel-Liebhaber, die auf diesen gelassenen Diskussionsbeitrag gewartet haben!

Daniel Gerny
Basel

 

"unglücklich war die art und weise"

ich weiss zwar nicht, ob ich weltoffen bin, aber offen genug, dass ich es als student bis nach bern geschafft habe und dass ich auch schon in zürich war, als der fcb nicht gerade spielte. scheinbar gibt es immer noch einige, die nicht begriffen haben, worum es in der basler kritik am facts-artikel (jedenfalls so, wie ich die ernstzunehmenden stimmen verstehe) geht. es ist nicht die kritik als solche, welche die basler, wie auch in ihrem artikel erwähnt, normalerweise nicht so in rage bringt (es gibt gar viele basler, die es überhaupt gar nicht interessiert, was die "schweizer" denken oder sagen). es ist die art und weise dieses bissigen artikels, die als nicht sehr glücklich angesehen wird.

fabian vetsch
bern

 

"Es bleibt garantiert alles beim Alten"

Gratulation! Peter Knechtlis Kommentar zur Facts-Kontroverse ist etwas vom Besten, was man in letzter Zeit zum Thema Basel und über den BaZ-Monopolog lesen konnte. Das Tragischste an dieser Situation ist ja, dass die BaZ-Verantwortlichen die Tatsache ihres Print-Meinungsmonopols partout nicht einsehen wollen - womit sich die Katze in den Schwanz beisst und garantiert alles beim Alten bleibt. Festzuhalten bleibt allerdings auch die traurige Tatsache, dass es damals leider nicht gelang, mit der "Neuen Zeitung" eine Print-Alternative aufzubauen. Umso dankbarer sind wir heute den kritischen Online- und Radio-Stimmen.

Dieter Stumpf
Basel

 

"Unzulässige Vereinfachung"

Der liebe Jost auf der Maur hat einen glänzenden Schreibstil und nutzt ihn genüsslich. Er findet auch immer wieder ein Körnlein Wahrheit und schält es treffend heraus. Das Problem fängt dort an, wo er die verschiedenen Körnlein zu Thesen und dann zu Wahrheiten verbindet. Das tönt zwar sehr spannend, ist aber eine unzulässige Vereinfachung. Die Menschen sind zu verschieden und doch alle gleich. Die normale Reaktion auf solche Berichte ist kollektive Wut. Gescheiter wäre die Suche nach dem Körnlein, und dann - lächeln bitte.

Klaus Kocher
Aesch

 

"Als iberdriibene 'Lokaal-Patriotismus' abgstämplet"

Yych dängg die groossi Differänz zwische Basel und Ziiri isch d "Liebi" zer aigene Stadt. Vo Ziiri wiird vyyl iiber der iberdriibeni "Lokaal-Patriotismus" vo de Basler gfluecht. Doch find yych, dass grad daas seer loobenswäärt isch. Denn die allgemaini Glyychgiltigkait isch doch ains vo de groosse Brobleem vo der hittige Zyt. Und ganz eerlig, wie sell me denn doodergeegen eppis mache, wenn me sich nit emool fir die aigeni Regioon interessiert?

Dass Basel nit berait isch, sich stillschwyygend hinter Ziiri aazstelle, sondern sich weert, schyynt dääne grefftig Buuchwee z mache. S isch halt scho so, wie letschti in der BaZ gstanden isch, dass d Ziircher gäärn s Gfyyl hänn, dass alles, was fir Ziiri guet isch, au der Nation nitzt, und wenn sich epper dergeegen uffläänt wiird daas als iberdriibene "Lokaal-Patriotismus" abgstämplet.

Patrick Bischoff
Muttenz

 

"Ein schlechter Ruf ist schwer loszuwerden"

Ein guter Artikel, den Sie da verfasst haben. Einige der Reaktionen auf den "Facts"-Artikel waren wirklich äusserst fragwürdig. Im Gegensatz zu Ihnen las ich bei der Mehrheit aber das heraus, was wirklich das Problem war. Es ging überhaupt nicht um den Inhalt. Es ging um die Art und Weise, wie mit Halbwahrheiten, Blödsinn (Fasnacht erst seit 100 Jahren) und Beleidigungen gefüllt ein Artikel in einer Zeitschrift landen soll, die gemäss eigenen Ansprüchen das 'Spiegel'-Pendant in der Schweiz sein soll. Dass Kacke Fliegen (diverse primitive Reaktionen im Forum dieses Blättchens) anzieht, ist ebenso sonnenklar.

Dass die Macher des Blättchens tatsächlich nichts von der Materie begriffen haben, zeigt der aktuelle Artikel in der 'Fondue'-Ausgabe. Ob der Artikel nun von einem Heftchen aus Zürich, Bern, St. Gallen, Genf oder sonstwo kam, ist für mich total irrelevant. Natürlich ist es kaum überraschend, dass es ein Zürcher Magazinlein war. Dem Klischee zufolge sind es die Freunde aus der Zwinglistadt, welche der Schweiz vorturnen und es nicht ausstehen können, wenn eine Stadt anders tickt (sorry, Basel tickt nun mal anders). Warum sich die Basler unverstanden und mit dem Rücken zur Schweiz fühlen sollen, ist mir allerdings schleierhaft. Ist doch eher so, dass Beliebtheitsumfragen im Lande zumeist Berner ganz oben stehen haben, und die Zürcher ganz unten. So ein schlechter Ruf ist halt schwer loszuwerden.

Wie auch immer, nachdem es halt wieder einmal Zürcher waren, die sich wie ein Elefant im Porzellanladen benahmen, muss man sich über die erwähnten Reaktionen (die durchaus nicht nur aus Basel kamen) nicht wundern. Wir Basler sind uns durchaus bewusst, dass wir als Basler (und Schweizer) auf der Weltkarte ein Fliegenschiss sind, aber ich glaube, einigen Herren ennet dem Bözberg täte diese Erkenntnis halt doch allem auch sehr (Rainer E) gut.

Stephan Häfliger
Münchenstein

 

Fürchtet "Flop Zürich" eine Wachtablösung?

Mit grossem Interesse habe ich Ihren Artikel gelesen. Die von Ihnen indirekt angebrachte Kritik an Basel ist absolut verkraftbar und wird auch in Basel niemandem schlaflose Nächte bereiten. Deshalb verstehe ich nicht ganz, warum auswärtige uns als "kritikunfähig" ansehen. Ich denke auch Basler können sehr gut mit Kritik umgehen, vielleicht sogar besser als die besagten selbstzufriedenen Bürger ennet dem Bözberg in "Downtown Switzerland". Dieser "Facts"-Artikel war einfach der Tropfen auf dem heissen Stein aus einer Reihe von "antibaslerischen" Artikeln aus der Zürcher Schreiberzunft. Vielmehr frage ich mich, warum ausgerechnet Zürich dermassen Geschütz auffährt in letzter Zeit. Haben die vielen wirtschaftlichen Pleiten ihre Wunden hinterlassen und das Selbstwertgefühl der Downtown Schweizer dermassen angekratzt, dass sie es nötig haben, derartiges zu tun. Fürchtet "Flop Zürich" eine Wachtablösung? Früher waren wir den Zürchern doch gleichgültig, ja meistens sogar sympatisch, heute interessieren sich die Zürcher anscheinend mehr für uns Basler als umgekehrt. Solange die Kritik konstruktiv ist, darf von mir aus gesehen jeder Kritik an allem ausüben - auch an uns Baslern.

Guido Briccos
Basel

 

"die basler sind sehr selbstkritisch"

mit ihrem artikel habe ich keine probleme, denn mit kritik kann ich und vermutlich die meisten basler umgehen. nur muss sie einigermassen konstruktiv sein. mit dem begriff "kuhdorf" kann ich nichts anfangen. ja, man kennt sich in basel, es ist ruhiger als in zürich, familärer, aber das hat nichts mit dorf zu tun, sondern mit dem gemüt der basler. ich lebe als basler seit einigen jahren in zürich. was mir hier auffällt, ist die hektik und die distanz.

nun zu einigen fakten. die langzeitarbeitslosigkeit in zürich so hoch wie nirgends sonst, das wirtschaftswachstum in basel ist in den letzten zehn jahren höher gewesen als in zürich und die stundenproduktivität ist in basel ebenfalls höher. nun werden die basler deswegen nicht ein jubelgeschrei anfangen, denn so wie ich sie kenne, sind die basler sehr selbstkritisch und versuchen, das erreichte noch zu verbessern. bei den zürchern fiel mir auf, dass sie sich schnell mit dem erreichten zufrieden geben und sich damit brüsten. auch das hat seine vorteile, kann aber auch gefährlich sein.

der fussball ist erfolgreich, jetzt wollen wir auch noch schönen fussball sehen. gross ist auf dem weg dahin. erfolglos war der fussball in basel vor ein paar jahren. jetzt nicht mehr. die muttenzer kurve kann primitiv sein, ja. aber gehört das nicht zum fussball? das mit den torhütern gibt es schon seit jahren, seit ich fan bin, nur hat sich bisher niemand dran gestört. jetzt, just in dem moment, in dem weniger primitive sprüche auftauchen, wird darüber debatiert. das "jehle ist nervös" ist nicht primitiv, sondern subtil und hat auch wirkung gezeigt. dass die fans versuchen, die spieler oder schiris zu beeinflussen ist legitim und gehört zum fussball. schliesslich können die fans der 12. mann sein.

als ich nach zürich kam, mit sehr kurzen haaren, meinem basler dialekt und meinem fcb-fan-bekenntnis, musste ich regelmässig mehr oder weniger ernst gemeinte kommentare zu meiner politischen ausrichtung anhören. das wort "nazi" fiel des öfteren, obwohl ich überhaupt nichts gegen ausländer habe und aus der stadt komme, in der mehr als 30 prozent ausländer wohnen.

noch ein wort zur fasnacht. unsere schnitzelbängg sind ironisch, entbehren nie einer gewissen wahrheit, sollten aber klar verständlich auch komisch sein. das gelang dem herrn auf der maur leider nicht. vielleicht sollte er mal mit der "striggede" an einen tisch sitzen.

christian hufschmid
zürich

 

"Dringend nötige kritische Analyse"

Bravo Peter Knechtli für diese kritische Analyse, die dringend nötig war. Es ist zu hoffen, dass die Bereitschaft zur kritischen Analyse dadurch etwas geweckt wird.

Xaver Pfister
Basel

7. Januar 2002

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