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Foto © Claude Giger

Tanzt für alle: Bär am Integrationsfest der Gesellschaft zum Bären


Multikultur erschöpft sich meist in folgenloser Rhetorik

Eine Augenschein im Kleinbasel offenbart eine Kluft zwischen Integrationsanspruch und Realität

VON BEAT STAUFFER

Basel verfügt über ein landesweit beachtetes Integrationsleitbild, ein neues Konzept für Quartiertreffpunkte, und im Unteren Kleinbasel existiert seit fast einem Jahr ein Quartiersekretariat. Doch die Kluft zwischen Leitbildern, Konzepten, Absichtserklärungen und der gelebten Realität im Alltag erscheint oft sehr gross; das Interesse an multikulturellem Zusammenleben hält sich sowohl bei Schweizern wie auch bei ausländischen Menschen in sehr engen Grenzen, wie ein Augenschein im Kleinbasel belegt.

Das Manifest, das im Frühjahr 2000 in verschiedenen Zeitungen der Region Basel erschienen ist, ist beeindruckend: Dutzende zumeist prominenter Baslerinnen und Basler sprechen sich entschieden gegen eine ausländerfeindliche Rhetorik und für ein friedliches Zusammenleben mit der ausländischen Wohnbevölkerung aus. Einmal mehr scheint Basel seinem sorgfältig gepflegten Ruf als weltoffene, tolerante Stadt zu bestätigen. Dasselbe lässt sich sagen vom Leitbild zur Integrationspolitik, das landesweit einen guten Ruf geniesst und immer wieder als Modell genommen wird.

Steht in Sachen Zusammenleben zwischen Schweizern und Ausländern im Stadtkanton demzufolge alles zum Besten? Weit gefehlt. Steigt man nämlich in die Niederungen des ausländerpolitischen Alltags hinunter, so ergibt sich, zumindest in Bezug auf das Kleinbasel, dem Stadtteil mit der höchsten Prozentzahl an ausländischer Wohnbevölkerung, ein weit nüchterneres Bild. Multikulturelles Zusammenleben entpuppt sich in der Regel als Wunschbild, das im Alltag nur wenige konkrete Entsprechung findet: Schweizerische und ausländische Quartierbewohner leben in den meisten Fällen in ihren eigenen Kreisen, Berührungspunkte oder gar echte Begegnungen sind selten. Dies gilt - so zumindest unsere Beobachtung - in den meisten Fällen auch für offene und in Ausländerfragen engagierte Schweizer mit Ausnahme der bikulturellen Paare. Eine deutliche Kluft tut sich auf zwischen Rhetorik und gelebter Realität, im Kleinbasler Alltag leben die Menschen aus den verschiedenen Kulturen weitgehend nebeneinander her. Versuche, Ausländer und Schweizer durch gemeinsame Projekte einander näher zu bringen, sind an einer Hand abzuzählen; oft scheitern sie an fehlendem Interesse. Multikultur erschöpft sich allzu oft im Kulinarischen und in gut gemeinter, aber meist folgenloser Rhetorik.

Offene Schweizer feiern sich selber

Ein paar konkrete Beispiele:

Am Bärenmähli, dem im Januar zum dritten Mal begangenen Fest der Gesellschaft zum Bären in der Kulturwerkstatt Kaserne, das ausdrücklich für Menschen aller Nationen offen steht, war die ausländische Quartierbevölkerung jeweils krass untervertreten. Weshalb nehmen an diesem Anlass nicht mehr ausländische Menschen teil? Wo, wenn nicht an einem solchen Fest, sollen denn die vielbeschworenen Begegnungen stattfinden? Als Beobachter konnte man den Eindruck gewinnen, dass am "Bäremöhli" in erster Linie weltoffene und ausländerfreundliche Baslerinnen und Basler ihre Gesinnung unter Beweis stellten.

Ein Podiumsgespräch im Lokal des Vereins "Regenbogen" an der Haltingerstrasse am 16. Mai dieses Jahres. Das Thema: "Wie weiter mit den Treffpunkten im Unteren Kleinbasel?" Sechs Personen auf dem Podium, höchstens 20 Zuhörer im Saal. Gut zwei Drittel von ihnen sind aus beruflichen Gründen anwesend oder gehören zum kleinen Kern der "Superengagierten", die man immer an diesen Anlässen trifft. Das Thema scheint die überwältigende Mehrheit der über 23'000 Bewohner des Unteren Kleinbasels nicht zu interessieren.

Thema des Abends ist auch der "Regenbogen" selber: Das Lokal ist gefährdet, weil die Mitglieder den Mietzins nicht mehr aufbringen können. Nun engagiert sich aber ausgerechnet dieser Verein für Begegnungen über ethnische und politische Grenzen hinweg und sucht bewusst eine Zusammenarbeit mit dem lokalen Quartierverein. Die zahlreichen ethnisch oder religiös ausgerichteten Vereine mit ihren Clublokalen oder Gebetsräumen scheinen hingegen mehrheitlich zu florieren. Dasselbe gilt von den Cafés und Teestuben, etwa an der Feldberg- oder Klybeckstrasse, die fast alle "Territorium" einer klar definierten Community sind. All diese Orte laufen aber der Idee eines multikulturellen Zusammenlebens zuwider. Das irritiert, auch wenn man bereit ist, diesen Clublokalen eine wichtige Rolle für das psychische Wohlbefinden vieler Migranten einzuräumen.

Am meisten verunsichert aber der Umstand, dass immer wieder Migranten, welche den Brückenschlag versuchen und den engen Pferch einer ethnischen Community verlassen, von ihren eigenen Landleuten nicht mehr akzeptiert werden. Dies scheint im Fall der Vorstandsmitglieder des Vereins "Regenbogen" zumindest teilweise der Fall zu sein. Das ist problematisch, weil solche Personen nur noch sehr beschränkt als "Schlüsselfiguren", als Vermittler zwischen Behörden und Quartiervereinen wirken können.

Das vor knapp einem Jahr eröffnete Quartiersekretariat an der Klybeckstrasse, das für eine zweijährige Pilotprojektdauer von der Christoph Merian Stiftung (CMS) finanziert wird. Entgegen den ursprünglichen Versprechungen wurde bis heute die Stelle für interkulturelle Vermittlung bis heute nicht realisiert. Dadurch fehlt dem Quartiersekretariat aus sprachlichen und kulturellen Gründen die Möglichkeit, auf Migranten zuzugehen. Mindestens so problematisch ist der Eindruck, den dieser Umstand bei vielen ausländischen Mitbürgern hinterlässt: Der Eindruck nämlich, dass es mit dem Einbezug der ausländischen Bevölkerung doch nicht so ernst gemeint ist.

Die Integrationsarbeit im Kleinbasel wird von einer Handvoll hochengagierter Personen betrieben. Sie kämpfen seit Jahren, zum Teil schon seit Jahrzehnten für dieses Anliegen, ehrenamtlich notabene. Gewisse Abnützungserscheinungen machen sich bemerkbar; einige Menschen aus dem Quartier haben sich zurückgezogen, sind müde geworden. Manchmal hat ihr Einsatz etwas leicht Missionarisches an sich, das andere Leute, die sich nicht so stark engagieren können oder wollen, abschrecken kann. Zu behaupten, diese Handvoll engagierter Quartieraktivisten, die sich im Übrigen nicht nur für Fragen des Zusammenlebens engagieren, sondern sich generell für die Verbesserung der Lebensqualität im Quartier einsetzen, verträten die Schweizer Bevölkerung des Quartiers, wäre mit Sicherheit falsch. Die überwältigende Mehrheit dieser Menschen scheinen sich nicht gross für solche Projekte zu interessieren.

Vermintes Gelände, verhärtete Fronten

Wo harzt es denn wirklich im Zusammenleben zwischen Schweizern und Ausländern? Weshalb kommen viele Projekte kaum vom Fleck? Erkundigungen zu diesem Thema gleichen einem Marsch über vermintes Gelände. Das Thema ist heikel und emotional aufgeladen, und aus Dingen, die es nüchtern zu betrachten gälte, werden Glaubensfragen gemacht. Dieser Umstand verwischt mitunter den ungetrübten Blick auf die Realität. Doch soll multikulturelles Zusammenleben nicht zur Worthülse schrumpfen, müssen diese Schwierigkeiten offen diskutiert werden: Sowohl die Probleme, welche die Schweizer mit ausländischen Menschen haben, wie auch umgekehrt. Dass auch Ausländer oft massive Probleme mit den hiesigen Verhältnissen, den hiesigen Menschen haben, gerät allzu leicht in Vergessenheit. Ziel sollte es sein, multikulturelles Zusammenleben auf eine realistische, lebbare Grundlage zu stellen.

Was denken Menschen, die sich beruflich oder im Rahmen eines ehrenamtlichen Engagements mit Fragen von Ausländerintegration und Multikulturalität befassen, von den erwähnten Defiziten? Aus dem zahlreichen Aspekten dieses vielschichtigen Themas, die zur Sprache gekommen sind, sollen hier drei herausgegriffen werden: Die Frage der mangelhaften Beteiligung von Ausländerinnen und Ausländern der ersten Generation und, in etwas geringerem Umfang, von Schweizern; die Frage der zentral wichtigen "Schlüsselpersonen", und schliesslich die Frage von neuen Quartiertreffpunkten, die als interkulturelle Begegnungsorte dienen sollten.

Entscheidend sind wirtschaftliche Gründe

Als ersten haben wir den Architekten und langjährigen Quartieraktivisten Ruedi Bachmann befragt. Für Bachmann ist es "ganz natürlich, dass die Vereinslokale voll sind, die Quartiertreffpunkte hingegen Schwierigkeiten haben". Solche Treffpunkte forderten eben die Menschen weit mehr und stellten sie manchmal auch in Frage. Vor allem hätten ausländische Menschen ganz andere Voraussetzungen als die im Vergleich privilegierten Schweizer, seien häufig mit dem täglichen Überlebenskampf vollkommen ausgelastet. Viele Ausländer ernährten zudem mit ihrem Einkommen eine ganze Grossfamilie, erklärt Bachmann, und erbrächten in diesem Bereich unglaubliche Leistungen. Ein Engagement in einem Quartierverein liege deshalb für die meisten Ausländer schlicht nicht drin.

Das ebenfalls bescheidene Engagement der Schweizerinnen und Schweizer im Quartier nimmt Bachmann gewissermassen schulterzuckend zur Kenntnis; wir lebten eben in einer "Konformitäts-Gesellschaft". Die Integrationsanstrengungen würden überall von einer kleinen Minderheit von Menschen getragen, die sich bewusst seien, "was Schlimmes passieren könnte, wenn man nichts tut."

Mehr Kontakte zu ausländischen Vereinen

Aus der Sicht von Urs Müller, Komitee-Mitglied der Gesellschaft zum Bären und verantwortlich für das "Bäremöhli", ist es tatsächlich noch nicht gelungen, die Ausländer und Ausländerinnen im grösseren Massstab zu erreichen. Den Hauptgrund sieht Müller in der Entstehungsgeschichte der Gesellschaft: Die Initianten hätten sich bewusst von den konservativen Ehrengesellschaft distanzieren und ein andere Signal setzen wollen. Es war eigentlich, so Müller, "eine Idee von Schweizern für Schweizer". Das Komitee der Gesellschaft besteht bis heute ausschliesslich aus Menschen mit Schweizer Pass - etwas seltsam für eine Organisation mit integrativer Zielsetzung.

Die geringe Teilnahme von ausländischen Mitbürgern am "Bäremähli" nimmt man in der Bärengesellschaft zur Kenntnis, fühlt sich dadurch aber nicht besonders irritiert. Müller sieht allenfalls "die Gefahr einer gewissen Selbstgefälligkeit", wenn in der Kaserne die Vorzüge und Chancen der Multikulturalität gepriesen werden, gleichzeitig aber wesentliche Bevölkerungsteile fehlen. Integration sei eben ein langer Prozess, meint Müller. Man wolle in Zukunft aber auf jeden Fall mehr Kontakt zu ausländischen Vereinen im Quartier aufnehmen.

Eher bescheiden ist bis heute auch das Interesse der ausländischen Wohnbevölkerung am neu geschaffenen Quartiersekretariat an der Klybeckstrasse. Das liege wohl auch daran, dass die Institution bei vielen Migranten noch nicht oder bloss unzureichend bekannt sei, meint Quartiersekretär Hanspeter Rohrer. Die Erfahrung zeige allerdings auch, dass es häufig "schwierig sei, Migranten zum Mitmachen zu motivieren". Auch Rohrer sieht den Hauptgrund dafür in den Alltagsproblemen, mit denen viele ausländische Mitbürger konfrontiert sind.

Zentral wichtige "Schlüsselpersonen"

Entscheidend für das das Funktionieren des Quartiersekretariat, so Rohrer, ist die Zusammenarbeit mit sogenannten "Schlüsselpersonen", die als Verbindungsglieder zu den jeweiligen Ausländergruppierungen wirken könnten. Doch ausgerechnet in dieser Hinsicht steht das Quartiersekretariat noch ganz am Anfang. Man habe noch nicht systematisch Kontakt aufgenommen mit Migranten und Migrantinnen und verfüge deshalb bis zum heutigen Zeitpunkt noch über kein nennenswertes Netz von solchen "Schlüsselpersonen", erklärt Rohrer. Um diese Kontakte herzustellen, bräuchte es auf jeden Fall eine Person mit Migrationserfahrung oder vertieften Kenntnissen der interkulturellen Vermittlung. Dafür, dass diese Stelle bis heute nicht besetzt worden, macht der Vorstand des Quartiersekretariats, wie aus Kreisen des Trägervereins verlautet, Unsicherheiten bezüglich der zukünftigen Finanzierung des Sekretariats verantwortlich. Dieser Umstand hat bei zahlreichen Quartieraktivisten Unmut ausgelöst.

Keine Frage: Die Einstellung einer Person mit Migrationserfahrungen, entsprechenden Sprachkenntnissen und Fähigkeiten im interkulturellen Dialog ist entscheidend, wenn diese Stelle wirklich funktionieren soll. Doch vor allzu hoch geschraubten Erwartungen muss wohl gewarnt werden. Denn viele Fragen, dies räumt auch Rohrer ein, bleiben offen: Wird es etwa einer türkischen Person gelingen, zu albanischen, spanischen oder serbischen Menschen den Kontakt aufzunehmen? Und welche Rolle spielen etwa Gräben zwischen den Generationen, zwischen den verschiedenen ideologischen, politischen und religiösen Orientierungen innerhalb der ausländischen "Communitys"?

Braucht es "neutrale" Begegnungszentren?

Im Zusammenhang mit dem Vereinslokal "Regenbogen", das seine Trägerschaft bereits erweitert hat und sich in Zukunft als Begegnungszentrum für unterschiedliche Gruppierungen und Vereine positionieren möchte (s. Kasten), stellen sich schliesslich verschiedene Fragen. Kann ein Verein, der ursprünglich Menschen türkischer Nationalität ansprechen wollte, wirkungsvoll auf sehr viel breiterer Basis arbeiten? Bräuchte es dazu nicht eine vollkommen neue Trägerschaft mit einem "neutralen" Lokal?

Noch grundlegender ist die Frage, ob überhaupt ein Bedürfnis nach einem derartigen Zentrum besteht. Suchen Migranten und Migrantinnen der ersten Generation denn überhaupt die Begegnung mit Menschen anderer Nationalität? Und sind die Schweizer der mittleren Generation ihrerseits zu solchen Kontakten bereit? Ist es nicht sinnvoller, die ganze Energie auf die äusserst wichtige interkulturelle Jugendarbeit zu richten, wo mit Sicherheit mehr Chancen für Erfolg besteht? Vor übertriebenen Erwartungen sei tatsächlich zu warnen, sagt Rohrer. Ein gut betreutes Begegnungszentrum könnte allerdings ein wichtiger Katalysator für die gegenseitige Verständigung und das Zusammenleben sein. Bedingung dafür wäre die breite Abstützung eines solchen Zentrums in den verschiedenen "Communitys".

Ruedi Bachmann gibt sich optimistischer. Ein solches Begegnungszentrum würde im Kleinbasel auf jeden Fall Sinn machen. Derartige interkulturellen Treffpunkte müssten unbedingt gefördert und finanziell unterstützt werden. Statt der Million, die das Erziehungsdepartement in seinem "Konzept Quartiertreffpunkte" pro Jahr für diesen Zweck einsetzen will, fordert Bachmann allerdings drei Millionen pro Jahr. Als positiv beurteilt er, dass gemäss dem Konzept vorrangig Projekte unterstützt werden sollen, die auf der Initiative der Bevölkerung basieren.

Keine erzwungenen Begegnungen

In einem Punkt herrscht Übereinstimmung: Begegnungen zwischen den Menschen aus verschiedenen Kulturen können keinesfalls erzwungen werden. Wenn sie stimmig sein sollen, müssen sie sich aus Lebenssituationen heraus ergeben. Etwa so wie am Festival "Musik der Welt", das bekanntlich im Juni dieses Jahres auf dem Kasernenareal stattfand. Für Philipp Cueni, den Präsidenten der Kaserne Basel, war dies eines der schönsten Beispiele, wie sich Begegnungen unkompliziert und spontan ergeben können, ohne dass sie bewusst geplant waren: Der festliche Rahmen mit Musik, kulinarischen Verführungen und Markt waren offenbar verbindend genug.

Schön, dass es immer wieder solche Momente gibt, in denen Glanz und Zauber multikulturellen Lebens und Zusammenseins für einen Moment aufblinken. Denn auch in Basel hat in diesem Bereich längst die grosse Ernüchterung eingesetzt. Im Alltag ist für die nächsten Jahre jedenfalls harte Knochenarbeit angesagt; nicht nur im Kleinbasel.



VEREIN REGENBOGEN
"Menschen mit klaren Projekten zusammen führen"

bst. Hinter dem Verein Regenbogen steht eine Gruppe türkisch-kurdischer Menschen, die seit langen Jahren in der Schweiz leben und nach eigenem Bekunden hierzulande "ihre Rechte und Pflichten wahrnehmen wollen". Der Verein wurde vor zweieinhalb Jahren gegründet; seit April 2000 verfügt er über ein Lokal an der Haltingerstrasse.

Der Verein "Regenbogen" will bewusst für Menschen unterschiedlicher Herkunft offen stehen und in dem Sinn eine Art Quartiertreffpunkt sein. Vereine, die eine bestimmte ethnische Gruppierung oder politische Richtung vertreten, möchte man aber nicht im Zentrum haben, erklärt Präsident Orhan Erdal. Vielmehr plane man, mit Menschen aus verschiedenen Nationen projektbezogen zusammenzuarbeiten. "Wenn man nicht etwas Konkretes zusammen macht, kommt man sich nicht näher", ergänzt Gülsen Öztürk. Die Regenbogen-Aktivisten sind überzeugt davon, dass es ihnen auf diese Weise gelingen wird, auch etwa an religiös denkende Türkinnen oder an Menschen aus Ex-Jugoslawien heranzukommen.

Erdal räumt ein, dass ein wirklich "neutrales" Lokal mit einer ebensolchen Trägerschaft für derartige Aktivitäten im Prinzip geeigneter wäre. In einem solchen Zentrum würden die "Regenbogen-Aktivisten auch gerne mitarbeiten. Etwa im Quartierzentrum, das vielleicht schon bald in den Räumen des reformierten Kirchgemeindehaus an der Klybeckstrasse entstehen könnte, über dessen Zukunft zur Zeit beraten wird.

Der Vorwurf, der Regenbogen vertrete die türkische "Community" in keiner Weise, lässt die Verantwortlichen kalt. Diesen Anspruch habe man gar nicht, erklärt Nurettin Elibal. Die türkische Community in Basel sei in rund 40-50 verschiedene Gruppierungen aufgesplittert, welche alle ihre eigenen Interessen im Auge hätten und mehrheitlich keinen Kontakt suchten. Bei solchen Behauptungen sei zudem oft viel Neid im Spiel.

Im Lokal an der Haltingerstrasse werden zurzeit verschiedene Kurse angeboten, die für Menschen aus dem Quartier offen stehen: So etwa ein Deutschkurs oder ein Frauenalphabetisierungskurs. Doch die Finanzierung des Vereinslokals ist nur noch bis Ende Jahr gesichert. Ein Gesuch um Subventionierung ist zurzeit beim Erziehungsdepartement hängig.



28. August 2001

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