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Erledigt "immer alles sofort": Ciba-Patron Armin Meyer


Der Drei-Worte-Botschafter verströmt
Zuversicht

Der neue Ciba-Konzernchef Armin Meyer profiliert sich als kraftvoller Kapitän - selbst bei Gewerkschaften


VON PETER KNECHTLI

Einen Umsatzrückgang und den Abbau weiterer 450 Stellen musste der neue Ciba-Konzernchef Armin Meyer nach seinem ersten Semester bekannt geben. Dennoch schaut Meyer optimistisch in die Zukunft. Und nicht nur er: Kaderleute wie Gewerkschafter halten den früheren ABB-Topkader für fähig, dem Spezialitätenchemiekonzern neuen Pfiff zu verleihen.

Das in kräftigem Rot gehaltene Bild in seinem geräumigen Office erinnert an das Blubbern von Chemikalien im Reaktor. "Dynamisch" findet es der Chef. "Ich weiss es nicht", gesteht er auf die Frage, wer der Künstler sei, springt aber zur Nachfrage sofort entschlossen von der Couch. Sekunden später ist der Urheber ausgemacht - der deutsche Maler Rainer Gross.

2'800 Mitarbeiter eins zu eins gesehen

Die Situation ist typisch für Armin Meyer (52), seit Mitte letzten November Präsident und seit Anfang Jahr auch CEO von Ciba Spezialitätenchemie. Keine offenen Fragen, keine Pendenzenberge: "Ich erledige immer alles sofort."

Die mentale Differenz zu seinem eher introvertierten Vorgänger und Namensvetter Rolf A. Meyer könnte grösser nicht sein. Der frühere Chef liebte Finanzanalysen am Bildschirm, seine geschäftlichen Pläne formulierte er distanziert. Armin Meyer dagegen, der schon "2'800 Mitarbeiter auf der ganzen Welt eins zu eins gesehen" hat, ist ein teamorientierter Chef zum Anfassen. "Ich will eine Kultur, in der wir ganz offen über Probleme reden."

"Ich bin der Herr Meyer"

Seine Botschaften formuliert der frühere ABB-Konzernleiter mit Vorliebe in Drei-Worte-Slogans aufs Maximum minimiert: "Fit for growth" der Wachstums-Kick, "Ask the CEO" die Sorgen-Standleitung per Intranet ins Chefbüro, "Make it simple" seine Firmenstruktur-Philosophie. Organigramme will er keine sehen, Funktionsprahlerei und akademischer Dünkel sind out. Der promovierte ETH-Absolvent und frühere Titularprofessor ist "der Herr Meyer", mit den engsten Mitarbeitenden verkehrt er per Du. "Wir sind deswegen nicht familiär verklüngelt. Ich kann ganz bestimmt und knallhart sein." Und höchstwahrscheinlich auch ungeduldig.

Zeit zum Abwarten hat der verheiratete Vater zweier Kinder im Alter von 16 und 20 Jahren nicht. Als eines der weltgrössten Unternehmen für Spezialchemikalien ist Ciba wie ihre Konkurrenten dem Konjunkturzyklus ausgesetzt. Jede Flaute - ob im Textil-, Auto- oder Plasticgeschäft - schlägt direkt durch, wie Meyers erstes Halbjahresergebnis zeigt: Vier Prozent Umsatzeinbusse, acht Prozent weniger Betriebsgewinn und eine Ebitda-Marge von 17,1 Prozent machen einen weltweiten Abbau von 450 Stellen unumgänglich. Dies, nachdem schon im Februar die Amputation einer Managementstufe 150 Stellen einsparte.

Applaus vom Kader

Aber anders als Platzkonkurrent Clariant scheint Ciba Tritt zu fassen. Der Konzerngewinn wuchs um drei Prozent, der Aktienkurs stieg seit Meyers Stellenantritt von 96 auf deutlich über 100 Franken. Auch wird seine Drei-Worte-Strategie und ihre unbarmherzigen Fokussierung auf die Kunden von der Belegschaft verstanden. Als Meyer letzten Dienstagmorgen 500 Manager darauf einschwor, frühzeitig auf die Konjunkturabflachung zu reagieren, brandete ihm am Schluss Applaus entgegen. Meyers Befund: "Das hat mich gefreut. Wir haben ein enthusiastisches Management."

Einmal jährlich unternimmt er mit seinen Konzernleitern einen Ausflug ins Engadin: Zwei Tage Strategie-Seminar, anschliessend Festigung des Wir-Gefühls auf einer ausgedehnten Wanderung mit Ehefrauen. Ein Teilnehmer spürt an Armin Meyer frischen Wind, Charisma und eine klare Linie, von der er sich nicht abbringen lasse: "Er ist genau der Mann, den wir brauchen."

Gewerkschaften: "Fähiger Mann"

Selbst die Gewerkschaften stellen einen fundamentalen Klimawandel fest: Habe der Vorgänger ein "Strategievakuum" geschaffen, habe es Armin Meyer "kurzfristig fertig gebracht, einen Korpsgeist zurück zu bringen und im Kader den glauben an die Firma wieder herzustellen", bilanziert GBI-Sekretär Mathias Bonert: "Man hält Meyer für fähig, die Firma auf Vordermann zu bringen."

Wo Sozialpartner so milde Worte wählen, wächst die Erwartungshaltung. Armin Meyer schränkt ein: "Die Monate, die vor uns liegen, werden schwer sein." Eine Erholung seiner Märkte sieht er frühestens im ersten oder zweiten Quartal nächsten Jahres. "Alles im Leben ist sinusförmig", weiss der gelernte Elektrotechniker und ist überzeugt: "Ciba befindet sich auf der ansteigenden Kurve." Bis 2005 will er durchschnittlich um sechs Prozent wachsen, die Ebita-Marge auf 20 Prozent stemmen und mit einem freien Cashflow von über einer Milliarde Franken die Aktienkurse beflügeln. In spätestens vier Jahren soll Ciba "eine der beiden führenden Spezialitätenchemiefirmen der Welt" sein.

Meyer verteidigt Akquisition von Allied Colloids

Erreichen will Armin Meyer dieses Ziel mit Kostensenkungen, aber auch mit "absoluten Spitzenprozessen", neuen Initiativen und dem Aufbau von neuen Beratungs- und Servicepaketen. Anstelle von fünf verschiedenen Spezialchemikalien, die für die Herstellung von Plastic nötig sind - von der Farbe bis zum Stabilisator -, soll künftig nur noch eine Pille geliefert werden, die alle Einzelchemikalien schon enthält. Dieses Produkt soll für den Kunden "nicht teurer, sondern billiger" werden.

Auf dem Tisch liegen auch einige geheime Akquisitionsprojekte. Gewitzigt aus der früheren Übernahme der mit 3,6 Milliarden Franken krass überbezahlten britischen Wasserbehandlungsfirma Allied Colloids will Meyer aber nur kleinere und mittlere Firmen einkaufen, "die einen vernünftigen Return haben". Den Preis-Flop mit Allied Colloids verteidigt er damit, dass in jener Zeit auch zahlreiche andere Firmen zu teure Akquisitionen getätigt hätten. Strategisch hält Meyer das noch wenig profitable, technologisch aber interessante Wassergeschäft für eine "zukünftige Stütze" mit grossen Absatzchancen in Lateinamerika und China: "Unsauberes Wasser gibt es überall."

Ferrari auf dem Arbeitstisch

Dass die Marke Ciba SC mit Effekten und der Veredelung von Produkten, aber nichts mehr mit Pharmazeutika zu tun hat, ist in der Öffentlichkeit noch zu wenig bekannt. Wer weiss schon, dass das Ferrari-Rot und das Rot in Michael Schuhmachers Rennanzug aus der Ciba-Küche stammt. Eine entsprechende Miniatur-Bolide ist auf Armin Meyers beinahe blankem Arbeitstisch langzeitparkiert. Sein liebstes Privatgefährt allerdings trägt keine rote Spur: Eine Harley Davidson.

27. August 2001

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© by Peter Knechtli