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"Virus, der ansteckt": UNEP-Direktor Klaus Töpfer, Basler Regierungspräsidentin Barbara Schneider*


Basel erhält ein Treibhaus für
Nachhaltige Energie

UNO-Umweltchef Klaus Töpfer unterzeichnet Absichtserklärung zum Aufbau einer "Basler Agentur für Nachhaltige Energie"

VON PETER KNECHTLI

Basel soll Zentrum zur Entwicklung und Förderung der Nachhaltigen Energie werden: Klaus Töpfer, der Direktor des Uno-Umweltprogramms, und die Basler Regierungspräsidentin Barbara Schneider haben am Dienstag eine Absichtserklärung zum Aufbau einer "Basler Agentur für Nachhaltige Energie" (Base) unterzeichnet. Töpfer hoffte dabei auf einen "Virus, der ansteckt".

Schon im Jahr 1998 hatte Töpfer am ersten Basler Kongress für eine Nachhaltige Energiezukunft "Sun21" das "institutionelle Defizit" geortet: Anders als für die Atomenergie existiere im Bereich der Nachhaltigen Energie nichts Vergleichbares. Am Dienstag sass Töpfer auf dem Präsidentenstuhl des Basler Grossrats-Saals und zeigte sich beeindruckt und geehrt, dass in den drei Jahren konkrete Aufbauarbeit zur Umsetzung der Vision geleistet worden war. Zusammen mit der Basler Regierungspräsidentin Barbara Schneider unterzeichnete der UNEP-Direktor im Beisein des trinationalen Rates der RegioTriRhena eine Absichtserklärung.

Ein trinationales Konzept

Das Dokument sieht die Einrichtung einer Basler Agentur für Nachhaltige Energie als trinationales Vorhaben der Länder Frankreich, Deutschland und der Schweiz vor. Ziel es ist, das entsprechende UNEP-Programm zu unter stützten und zu fördern. Konkret soll "Base" ("Basel Agency für Sustainable Energy") eine "international tätige Clearingstelle" (Schneider) sein, ein Bindeglied zwischen Investoren und Grossprojekten im Bereich der erneuerbaren Energie und der Energieeffizienz. Sitz der Oekoenerige-Agentur ist Basel. Es sollen aber auch Niederlassungen in Baden-Württemberg (Freiburg) und im Elsass (Colmar oder Strassburg) betrieben werden. Den grenzüberschreitenden Charakter des Pionierprojekts betonten bei der Unterzeichnung auch Adrien Zeller, der Präsident des Elsässischen Regionalrats, und der südbadische Regierungspräsident Sven von Ungern-Sternberg.

Mit Mitteln aus dem baselstädtischen Energie-Förderfonds wurde die Geschäftsstelle Anfang dieses Jahres mit einer Ein-Frau-Besetzung eröffnet. Das Ziel ist es, dass "Base" die Arbeit kommendes Jahr definitiv aufnehmen kann. Die Finanzierung der Agentur ist noch nicht geregelt. Auf die trinationalen Politikern schien aber der "Virus, der ansteckt" (Töpfer), bereits übergesprungen zu sein. Geplant ist der Aufbau einer Stiftung, die mit öffentlichen und privaten Mitteln aus Frankreich, Deutschland, der Schweiz und dem Kanton Basel-Stadt gespeist werden. Die Agentur mit einem anfänglichen Jahresbudget von 1,5 bis 2 Millionen Franken soll aus dem Zinserträgen finanziert werden. Ende November hatte "Base" schon das 1. Internationale Investoren-Forum für Nachhaltige Energie in Basel organisiert. An dieser Veranstaltung seien Investitionsprojekte im Gesamtwert von über 500 Millionen Franken "zusammengeführt" worden. Kommenden September soll ein weiteres Investoren-Forum durchgeführt werden.

Basel aus "exzellenter Standort"

Lob konnte Projektleiter Daniel Wiener aus dem Munde des südbadischen Regierungspräsidenten entgegen nehmen: Er habe durch "clevere und geschickte" Art die Partner zusammen gebracht. Zu den treibenden Kräften hinter dem Projekt zählen der Arzt Martin Vosseler als Hauptinspirator der "Sun21", sein Co-Projektleiter Benjamin Szemkus sowie der frühere Gewerbedirektor und heutige liberale Regierungsrat Christoph Eymann.

Klaus Töpfer, früherer bundesdeutscher Umweltminister, bezeichnete den "Base"-Standort Basel als "exzellent". Das Dreiländereck sei "die energiebewusste Region in Europa". Es gehe nicht darum, eine grosse Bürokratie aufzuziehen, sondern auch - dem Energiekonzept entsprechend - dezentral und überschaubar zu arbeiten. Ebenso machte Töpfer in gewohnt launiger klar, dass es ihm nicht nur um einen unverbindlichen "Zeichnungsakt" gehe. Vielmehr soll eine "gute Zusammenarbeit mit konkreten Aufgaben in Gang gesetzt" werden. Töpfer sprach die Hoffnung aus, dass durch die beiden Unterschriften "für uns viel Arbeit entsteht".

Breites Know-how vorhanden

Auch die Basler Regierungspräsidentin Barbara Schneider betonte die Standortgunst: Nicht nur sei Basel zentral gelegen, auch biete die Region mit fortschrittlichen Umweltgesetzen und einer aufgeschlossenen Bevölkerung ein "günstiges Umfeld". Zudem sei sowohl in Basel wie in der ausländischen Nachbarschaft bezüglich Finanzen, Forschung und technischer Umsetzung das nötige Know-how vorhanden.

__________

*Bei der Unterzeichnung der Absichtsvereinbarung am 13. März 2001 im basler Grossratssaal.



BASE KOMMENTAR

Foto Claude Giger

"Base": Die Fussstapfen der Energie-Geschichte

Die politischen Repräsentanten aus dem Dreiländereck waren am Dienstagabend im Basler Grossratssaal Zeugen eines Stücks Energiegeschichte: Am Anfang stand die Besetzung des Baugeländes für das Atomkraftwerk Kaiseraugst. Heute, bald 26 Jahre später, sitzt der Umweltdirektor der UNO im Basler Rathaus, um den Aufbau einer Agentur für Nachhaltige Energie per Unterschrift zu bekräftigen.

Auch wenn den Kämpferinnen und Kämpfern für sanfte Energie-Technologien die Amtsmühlen oft zu träge waren, auch wenn es Rückschläge zu verkraften galt - eines ist sicher: Der Weg, der mit Kaiseraugst seinen Anfang nahm, wird der Weg der Geschichte sein. Damalige Widerständler sind heute die treibenden Kräfte, die Basel auch institutionell zu seiner energiepolitischen Bedeutung verhelfen, die es verdient. Baugelände-Okkupanten bringen Politiker über Landesgrenzen hinweg zusammen - und den UNO-Chefökologen Klaus Töpfer ins Rathaus.

Aus "Base", der trinationalen Agentur für Nachhaltige Energie, wird nie ein Gebilde wie etwa die giganteske Atomenergie-Agentur werden. Es wird ein gutes halbes Dutzend Leute sein, das Investoren und Projektanbieter in der Drehscheibe für sanfte Energie zusammen bringt. Bevor es jedoch so weit ist, muss die Finanzierung noch "entwickelt" werden, wie sich Töpfer ausdrückte. Hier sind öffentliche wie private Geldgeber aufgerufen, die Mittel mit Freuden fliessen lassen: "Base" ist nicht nur das Treibhaus einer ökologisch und ökonomisch sinnvollen Energieentwicklung, sondern auch KMU-Förderung im besten Sinn.

Spürbar wird bei diesem Projekt ein anderes Phänomen: Hier sind Kräfte wirksam, die ideologische Schranken abgelegt haben und über politische Partialinteressen hinweg das gemeinsame Gute vorangetrieben haben. Sie haben gemerkt, dass Grabenkrieg nur Kräfte vernichtet. Auch diesbezüglich ist "Base" ein Modell, von dem Basel und der Rest der Schweiz noch lernen könnte.

Peter Knechtli

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13. März 2001

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