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Fotos: zvg, Giger

Erich Straumann (links) schlug den Sozialdemokraten Andres Klein


SVP wieder in der Baselbieter Regierung

Landwirt Erich Straumann sorgt als Nachfolger von Edi Belser für Rechtsrutsch

Nach fünfjähriger Absenz zieht die SVP mit Erich Straumann wieder in die Baselbieter Regierung ein: Der SP gelang es nicht, mit Andres Klein den Sitz des zurücktretenden Edi Belser zu verteidigen.

Für die Baselbieter SVP war der gestrige Sonntag auch politisch ein Frühlingsbeginn. Obschon die politischen Beobachter kaum klare Prognosen wagten, war das Ergebnis des Wahlkampfes um den frei werdenden Sitz des zurücktretenden Sozialdemokraten Edi Belser schliesslich klar: Mit 26'033 Stimmen schaffte der Wintersinger Landwirt, Gemeindepräsident und SVP-Landrat Erich Straumann die Wahl auf Anhieb. Er schlug den sozialdemokratischen Landrat Andres Klein aus Gelterkinden, der 24'001 Stimmen erzielte und sich zum Ziel gesetzt hatte, den zweiten SP-Sitz in der fünfköpfigen Exekutive zu erhalten.

Damit ist die SP in der kommenden Legislatur nur noch mit Erziehungsdirektor Peter Schmid (28'051 Stimmen) in der Regierung vertreten. In die restlichen Mandate teilen sich die wieder gewählten Freisinnigen Hans Fünfschilling (33'780 Stimmen, Finanzen), Andreas Koellreuter (31743 Stimmen, Justiz und Polizei), CVP-Politikerin Elsbeth Schneider (33'647 Stimmen, Bau und Umwelt) sowie der neue SVP-Mann Erich Straumann, der Belser in der Volkswirtschafts- und Sanitätsdirektion folgen wird.

Dass Finanzdirektor Hans Fünfschilling noch knapp vor der als Spitzenreiterin gehandelten Elsbeth Schneider das beste Ergebnis erzielte, mag mit den rosigen Finanzaussichten zu tun haben, die er dem Baselbiet im Wahljahr bescherte. Von einer "katastrophalen Finanzlage", wie sie noch vor einigen Jahren am Horizont auftauchte, ist weit und breit nichts mehr zu sehen.

Die Geschichte wiederholt sich

Der SVP-Sieg vom Wochenende hat durchaus eine historische Parallele. Als Nachfolger des charismatischen Paul Manz war 1982 der Landwirt Werner Spitteler als SVP-Vertreter in die Regierung gewählt worden. Dem damaligen SP-Hausforderer und Strafgerichtspräsidenten Rainer Schaub war es damals nicht gelungen, den zweiten SP-Sitz zu erringen und die SVP aus der Regierung zu katapultieren. Zwar verlor die SVP ihren Sitz in einer Ersatzwahl vor fünf Jahren an die CVP, doch am vergangenen Wochenende wiederholte sich das Muster von 1982: Wenn die SVP einen volkstümlichen Pragmatiker wie Straumann stellt, gewinnt sie im Baselbiet gegen akademisch gebildete Sozialdemokraten. Der unterlegene Sozialdemokrat Klein ist promovierter Biologe und gilt als sehr solider und tüchtiger Berufsmann und Politiker, es blieb aber auch im Wahlkampf das Image des Elitären und Unnahbaren an ihm haften. Seine Gegner mochten an Kleins ökologischen und teils armeekritischen Standpunkten "extreme Ideologie" auszumachen.

Demgegenüber präsentierte sich Straumann als pragmatischer volksnaher Politiker mit einfacher verständlicher Sprache und "warmer Ausstrahlung" (so Parteipräsident Karl Willimann in einem
REPORTS-Interview) ohne allerdings Ambitionen als besonderer Erneuer zu äussern. Abgesehen vom persönlichen Eindruck des zugänglichen "Sunnyboys" profitierte die SVP von der bürgerlichen Wahlallianz mit FDP und CVP, die besser spielte als aufgrund der Vorgeschichte angenommen. Kommt dazu, dass im Laufental die vor allem freisinnig orientierten Berntreuen mit der SVP in den Wahlkampf zogen.

Straumann kein Blocher-Fan

Auch wenn Klein das Absolute Mehr deutlich schaffte, gibt es an Straumanns Sieg nichts zu deuteln: In allen fünf Bezirken schaffte er eine Mehrheit - auch in den bevölkerungsstarken und wahlentscheidenden Agglomerationsgemeinden des Unterbaselbiets.

Gegenüber unserer Zeitung freute sich Straumann über seinen Erfolg. Er fühle sich - obschon von der bürgerlichen Allianz unterstützt - "als Regierungsrat allen Bürgerinnen und Bürgern des Kantons" verpflichtet. Er teile keineswegs den Blocher-Kurs der Zürcher SVP, sondern liege viel eher "auf dem liberalen Kurs der Berner SVP".

Als Leitlinie seiner künfigen Regierungsarbeit will Straumann der "Familienfreundlichkeit" zum Durchbruch verhelfen. Verschiedene bürgerliche Politiker - auch Straumann - kritisierten, dass "die SP mit ihren Verursacherprinzipien Forderungen stellt, die gar nicht im Interesse der Arbeiter sind". Straumann knüpfte hier an, dass er durchaus auch soziale Anliegen zu vertreten gedenke. Häufig war auch die Vermutung zu hören, dass es Straumann deutlich schwierig gehabt hätte, wenn die SP mit dem pragmatischen Gewerkschaftsekretär und Landrat Urs Wüthrich angetreten wäre.

Aussenseiter ohne Chance

Wie erwartet hatten die Aussenseiten-Kandidaturen der Schweizer Demokraten nicht den Hauch einer Chance: SD-Landrat Peter Brunner mit 7'600 Stimmen und Brigitte Müller mit 3'811Stimmen blieben weit abgeschlagen.

Dass sich die Kandidaten am Sonntag im Liestaler Regierungsgebäude drängelten, vermochte nicht über das fortschreitend erodierende Interesse am Wahlgang hinwegzutäuschen: Nur knapp jede und jeder Dritte Stimmberechtigte beteiligte sich an der Wahl. Innerhalb von zwölf Jahren sank die Wahlbeteiligung im Baselbiet von 41,1 auf 32,5 Prozent.

SVP auch im Landrat mit starken Gewinnen

Ihren Vormarsch vermochte die SVP auch in den gleichzeitig stattfindenden Landratswahlen durchzusetzen. Gemäss den vorliegenden unvollständigen Ergebnissen konnten SVP und Schweizer Demokraten kräftig zulegen, wogegen die Freisinnigen mit rund vier Prozent Parteiwähler starke Einbussen erlitten. Eher mit Verlusten rechnen muss auch die CVP. Kräftige Verluste stehen überdies den Grünen ins Haus, wogegen die Sozialdemokraten moderat zulegen. Der Trend insgesamt: Der Rechtsrutsch in der Regierung wird sich auch in den Landratswahlen bestätigen.


Die Ergebnisse der Regierungsratswahlen

Hans Fünfschilling (FDP) 33780
Elsbeth Schneider (CVP) 33647
Andreas Koellreuter (FDP) 31743
Peter Schmid (SP) 28051
Erich Straumann (SVP) 26033
Andres Klein (SP) 24001
Peter Brunner (SD) 7600
Brigitte Müller (SD) 3811

Absolutes Mehr: 19628
Wahlbeteiligung: 32,5%




Foto Reports


"Straumann - ein Mann mit warmer Ausstrahlung"

Interview mit Karl Willimann, Präsident der SVP Baselland

Herr Willimann, haben Sie damit gerechnet, dass der Sitz nach fünf Jahren an die SVP zurückfällt?

Willimann: Fest damit gerechnet haben wir nicht, aber wir wussten, dass wir eine Chance haben. Dieser Sieg kam nur dank der bürgerlichen Wahlallianz zustande.

Haben Sie auch den besseren Wahlkampf geführt?

Willimann: Davon bin überzeugt. Wir haben mit den riesigen roten "3"-Plakaten als Werbung für die SVP-Liste 3 eine Ueberraschungsaktion lanciert, die die Bevölkerung früh auf die SVP aufmerksam machte. Das dürfte sich auch bei den Landratswahlen auszahlen.

Nur ein Sozialdemokrat in der fünfköpfigen Baselbieter Regierung - stimmt für Sie dieses Verhältnis?

Willimann: Eine schwierige Frage. Wir sind froh, dass wir wieder einen SVP-Sitz in der Regierung haben. Gemessen an den Prozentanzeilen der Stimmen hätte die SP Anspruch auf zwei Sitze.

Was hat an Ihrem Kandidaten Straumann überzeugt?

Willimann: Erstens ist Straumann ein Mann mit warmer Ausstrahlung, der bei der Bevölkerung gut angekommen ist. Er hat sicher auch ein politisches Konzept. Er ist in ländlichen Verhältnissen aufgewachsen und verwurzelt. Straumann ist kein extremer Mann, sondern einer, der abwägt.

Strebt die SVP in den Nationalratswahlen einen zweiten Baselbieter Sitz an?

Willimann: Der Wunsch wäre es schon, aber aufgrund der bisherigen Stimmenanteile ist es unrealistisch, davon auszugehen, dass wir einen zweiten Sitz erobern.

21. März 1999

 

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