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Fahndungsfoto



Täter Hakan Mutlu: "Haftgründe waren nicht mehr gegeben"


Mord nach U-Haft-Entlassung

Arlesheimer Untersuchungsrichter war vor Gemeingefährlichkeit gewarnt

VON PETER KNECHTLI

Nach der Justizaffäre eine Justizpanne im Baselbiet: Gegen die Empfehlungen seiner Mitarbeiter entliess der Arlesheimer Untersuchungsrichter Andreas Keller einen Türken aus der U-Haft - fünf Tage später erstach er seine Schwester.

Der 21jährige Türke Hakan Mutlu hatte am Abend des 3. Februar in Basel seine um vier Jahre ältere Schwester mit mehreren Messerstichen umgebracht. Jetzt kommt aus: Nur fünf Tage zuvor war er unter fragwürdigen Umständen aus dem Arlesheimer Untersuchungsgefängnis entlassen worden.

In erster Instanz hatte der Arlesheimer Statthalter Andreas Keller ein Haftentlassungsgesuch noch abgelehnt. Doch noch während gegen diesen Entscheid eine Beschwerde des Täter-Anwalts bei der kantonalen Ueberweisungsbehörde hängig war, kam der Untersuchungsrichter zu einem andern Befund: "Ich gelangte zum Entscheid, dass keine Haftgründe mehr vorliegen."

Warnungen der Fachleute missachtet

Laut Informationen der SonntagsZeitung sass der Türke seit Monaten wegen mehreren Raubüberfällen mit Messereinsatz in U-Haft. Auch soll er schon seine Mutter mit dem Messer bedroht haben. Der Täter schien geistig gestört. So habe überprüft werden müssen, ob er überhaupt hafterstehungsfähig sei. Zudem soll er selbst Antrag auf Verlegung in eine geschlossene Anstalt gestellt haben.

Vor allem aber: Sowohl der unmittelbare Sachbearbeiter wie auch die Gefangenenbetreuer hatten ihren Chef vor der Gemeingefährlichkeit des Täters gewarnt.

Der promovierte Jurist Keller zeigte sich gegenüber der SonntagsZeitung unberührt: "Nein, Schuldgefühle belasten mich nicht, sonst würde ich meinen Job nicht richtig machen." Es handle sich um "keinen schwierigen Fall". In der Psychiatrie gebe es zahlreiche Fälle von Patienten, die "bestens funktionieren, und nach einem halben Jahr passiert etwas".

Pikant ist nicht nur, dass der Fall die seit der Justizaffäre belasteten Beziehungen zwischen den Justizbehörden Basel-Stadt und Baselland kaum verbessert. Auch machte Kellers Vorgänger als Arlesheimer Statthalter landesweit Schlagzeilen: Beat Meyer musste wegen seiner Rolle als Sonderermittler gegen Organisiertes Verbrechen in der Justizaffäre über die Klinge springen musste. Er hatte der zwielichtigen Graziella Klages eine Wanze anlegen lassen und drei Mitarbeiter der basler Staatsanwaltschaft verhaften lassen. Dort liegt jetzt das Mord-Dossier Hakan Mutlu.

21. Februar 1999

 

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© by Peter Knechtli