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Kann Fünfschilling nahe treten: SP-Ständerats-Kandidat Claude Janiak


Vom Adtranz-Bonus profitiert der bürgerliche Kandidat

Hans Fünfschilling soll Ständerats-Nachfolger seines Parteifreunds René Rhinow werden

VON PETER KNECHTLI

Wenn die Rechnung der Baselbieter Freisinnigen aufgeht, wird ihr Finanzdirektor Hans Fünfschilling Nachfolger des zurücktretenden Ständerats René Rhinow. Kontrahent ist der frühere SP-Kantonalpräsident Claude Janiak.

Beim ersten Wahlgang um den einzigen Ständerats-Sitz des Baselbiets ebnete der freisinnige Finanzdirektor Hans Fünfschilling das Terrain für seinen erwarteten Erfolg vom kommenden Sonntag. Mit 28'315 Stimmen landete er deutlich vor seinem Gegner Claude Janiak: Der SP-Landrat und frühere Landratspräsident vereinigte 21'857 Stimmen.

Obschon Fünfschilling als Favorit in die entscheidende Ausmarchung geht, kann ihm Janiak - ja nach Mobilisierungsfähigkeit - nahe kommen. Denn allgemein wird damit gerechnet, dass Janiak, obschon keine Oeko-Fundi, auch den grössten Teil jener Stimmen holen wird, die im ersten Wahlgang auf die grüne Nationalrätin Ruth Gonseth entfielen, die auch für den Ständerat kandidierte. Anderseits hat auch Fünfschilling sein Potenzial noch nicht voll ausgeschöpft: Er wird einen grossen Teil jener Stimmen verbuchen, die SD-Zentralpräsident Rudolf Keller in der ersten Runde schaffte. Goseth wie Keller treten zum zweiten Wahlgang nicht mehr an.

Am Anfang stand der "Schlafwagen nach Bern"

Die Profile der beiden Kandidaten unterscheiden sich deutlich: Der 51jährige Anwalt Janiak gilt als agiler Denker, gewiefter Taktiker und erfahrener Politiker. Die Baselbieter Standesinitiative zur Legalisierung von Cannabis-Produkten war sein Kind. Der Präsident der Aids-Hilfe beider Basel bietet sich nach dem SVP-Wahlerfolg unter dem Slogan "Gegensteuern!" als Gegengewichts-Verstärker an. Ursprünglich war er freilich angetreten, damit Ständerat René Rhinow nicht kampflos "im Schlafwagen nach Bern" gefahren wird.

Nachdem die Sozialdemokraten vor vier Jahren den Schlafwagen noch zuliessen und nicht kandidierten, ist die Ausgangslage mittlerweile anders: Rhinow gab nämlich am Tag nach den Kantonalwahlen vom 21. März seinen Rücktritt aus dem Ständerat bekannt und präsentierte gleich seinen Wunsch-Nachfolger - Hans Fünfschilling, der soeben mit Glanzresultat als Regierungsrat vom Volk bestätigt worden war.

FDP-Kandidat im Meer von Gewerkschafts-Transparenten

Weil sich noch andere FDP-Prominente als Rhinow-Nachfolger sahen - so Nationalat und Gewerbedirektor Hans Rudolf Gysin - gab die Express-Präsentation Fünfschillings parteiintern zwar bitterböses Blut. Doch jetzt, wo es um die Wurst geht, ist der Frühlings-Aerger verflogen.

Fünfschilling, mit 59 Jahren zwei Jahre älter als sein Vorgänger Rhinow, ist ein solider Finanzdirektor. Seine Zahlen jedenfalls lassen den baselstädtischen Amtskollegen vor Neid erblassen. Allerdings ist der promovierte Mathematiker alles andere als ein rhetorisches Talent, sich mit politisch originellen oder mutigen Standpunkten zu exponieren, ist seine Sache nicht. Diese Zurückhaltung gereicht dem kompromissfähigen Liberalen jetzt zum Vorteil: Er bietet keine wirklichen Angriffsflächen.

Vielmehr gelang es dem betulichen Kasenwart, in der Adtranz-Kontroverse wie ein veritabler Kämpfer zu erscheinen: Schon fast bizarr, wie mitten im Meer von Protest-Transparenten wütender Gewerkschafter auch FDP-Kandidat Hans Fünfschilling stand - und wie er es gar auf den heissen "Rundschau"-Stuhl brachte. Obschon an der Protestversammlung auch Janiak referierte, gelang es dem Sozialdemokraten im aktuellen Arbeitskonflikt nicht, Themenführerschaft zu übernehmen.

"Auf Hochtouren laufende Anwaltspraxis"

Sollte Fünfschilling die Wahl schaffen, wird er Ende kommenden Juni als Regierungsrat zurücktreten und sich "mit seiner gesamten Energie und Schaffenskraft" für sein Ständeratsmandat einsatzen, wie FDP-Kantonalpräsident Udo Spornitz in jüngsten Ausgabe des Partei-Organs "Baselbieter Post" schreibt. Ob Janiak mit seiner "auf Hochtouren laufenden Anwaltspraxis" einen vergleichbaren Einsatz zu leisten imstande wäre - sorgte sich Spornitz weiter -, wage er nicht zu beurteilen.




Fünfschilling und Janiak im "Reports"-Vergleich:
Profil, Präsenz, Prognose

Hans Fünfschilling
Partei: FDP
Profil: Die Bedächtigkeit in Person. Hat so wenig Kanten, dass er kaum anschlägt. Sehr guter Finanzdirektor, exponiert sich ungern, kein Ideologe, kompromissfähig, schwacher Kommunikator. Ist älter als sein Vorgänger René Rhinow. Müsste als Ständerat des Baselbiets offensiver den Kontakt zur Bevölkerung suchen.
Präsenz: Positionierte sich im Flaggenmeer aufgebrachter Gewerkschafter günstig als ADtranz-Stellenretter. Auch wenn wenig Substanz zu erwarten ist, gilt er als der zentale Polit-Akteur.
Prognose: Der Ärger über die Umstände seiner Nomination hat sich weitgehend verflüchtigt. Er wird gewinnen.
Claude Janiak
Partei:
SP
Profil: Kluger Kopf, guter Analytiker, erfahrener Politiker. Gilt ausserhalb seines engsten Zirkels als etwas unnahbar. Hat mit dem Nationalrats-Mandat sein Hauptziel erreicht und bildet zusammen mit Susanne Leutenegger Oberholzer ein Power-Duo, von dem in Bern noch zu hören sein wird.
Präsenz: In Medien und Mailings stark. Werbe-Ansatz (zugekniffenes Auge, JAniak) fragwürdig. Es gelang ihm nicht, die ADtranz-Affäre zu seiner Sache zu machen. Fünfschilling hat ihm diesbezüglich die Schau gestohlen.
Prognose: Seine Wahl wäre eine Ueberraschung, aber er dürfte Fünfschilling nahe auf den Fersen folgen.

ERGEBNISSE DES 1. WAHLGANGS

24. November 1999

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