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Foto Ammann AG

Mit staatlichen Rahmenbedingungen häufig unzufrieden: neuer ASM/VSM-Chef Johann Schneider-Ammann


"Ich bin nicht ein Freund der Polarisierung und der Ausgrenzung"

Johann Schneider-Ammann ist seit Anfang Juli Präsident der Schweizer Maschinen-Industriellen

VON PETER KNECHTLI

Stilwechsel an der Spitze des Verbandes der Schweizer Maschinenindustriellen: Der KMU-Unternehmer Johann Schneider-Ammann löst den Grossunternehmer Edwin Somm im Präsidium des ASM/VSM ab.

Fällt er nicht, wie kürzlich, verletzungsbedingt aus, geht der 47jährige Oberaargauer im Sommer "Sonntag für Sonntag orientierungslaufen". Seit Juli steht er gar als OK-Präsident des Schweizerischen Sechstage-Orientierungslaufs unter Bewährung.

Früher waren es auch Hochgebirgstouren, heute ist es im Winter ausgedehntes Skilanglaufen: Ausdauer und Richtungsuche sind zwei der prägenden Konstanten im Leben von Johann Schneider-Ammann.

Verbands-Chef über mehr als 900 Firmen

Anfang Juli stieg der Langenthaler Unternehmer in eine weitere Disziplin der Richtungsbestimmung ein, diesmal an führender Stelle in der Arbeitswelt: Als Nachfolger von Edwin Somm (66) übernimmt er das Präsidium des Arbeitgeberverbandes der Schweizerischen Maschinenindustrie (ASM) und des Vereins schweizerischer Maschinen-Industrieller (VSM), denen mehr als 900 Firmen angehören.

Edwin Somm war es zwar gewesen, der Schneider um seine Nachfolge anhielt. Doch die beiden Unternehmer "sind komplett verschiedene Typen", wie Vorort-Präsident Andres Leuenberger weiss: Der temperamentvolle Ex-Chef von ABB Schweiz und heutige ABB-Verwaltungsrat prescht mit unorthodoxen, zuweilen provozierenden Thesen vor. "Schneider wird wohl erst abwägen und sondieren, bevor er einen Angriff lanciert", glaubt Leuenberger, der seinen neuen Verbandspartner "noch nicht so gut kennt", aber als gebürtiger Emmentaler zum Oberaargauer Schneider unvermittelt Seelenverwandtschaft verspürt.

"Ein sehr guter Zuhörer"

"Ich habe ein gutes Gefühl", freut sich Leuenberger auf die Zusammenarbeit mit dem neuen ASM/VSM-Chef. "Er macht mir den Eindruck eines gradlinigen, konzillianten vermittelnden Unternehmers und eines sehr guten Zuhörers." Die "eigenständige Unternehmerpersönlichkeit" führe eine "gute, weitsichtige Firma".

In der "U. Ammann Maschinenfabrik AG" in Langenthal ist Johann Schneider als Präsident und Vorsitzender der Geschäftsleitung der unbestrittene Chef. Verheiratet mit der Tochter des langjährigen Firmenpatrons Ulrich Ammann führt er die Baumaschinen und -anlagenfirma seit 1990 in der fünften Generation.

Sein einflussreiches Doppelmnandat hält Johann Schneider-Ammann für zweckmässig: "Dass ich grosse Macht habe, darf ich nicht abstreiten, versuche aber, behutsam damit umzugehen." So schuf er einen Verwaltungsrat, dem neben drei Inhabern eine Mehrheit von vier Aussenstehenden angehören.

Fast ausnahmslos schwarze Zahlen

"Auf diese Weise sind wir sehr handlungsfähig", glaubt Schneider. Das ist in seinem Geschäft unabdingbar. Das international tätige Familienunternehmen mit einem Jahresumsatz von 585 Millionen Franken, 1'800 Mitarbeitern und eigenen Produktionsbetrieben und Repräsentationen in Deutschland, Frankreich und Italien hat "schwierige Jahre hinter sich, was die Schweiz betrifft". Dank den Ergebnissen im Ausland schrieb die Ammann-Gruppe über die Jahre schwarze Zahlen".

Seinen Betrieb, der die Jahresarbeitszeit lange vor der Verankerung im Gesamtarbeitsvertrag eingeführt hatte, zählt er "zu den fortschrittlichen". Der Belegschaft bietet Chef Schneider den 13. Monatslohn und ergebnisbezogene Erfolgsbeteiligung.

Er müsste offener wirken

Seine intensive Erfahrung mit Höhen und Tiefen einer mittelgrossen Unternehmung ist es nach Meinung von Beda Moor, dem Zentralsekretär des Schweizerischen Metall- und Uhrenarbeitnehmerverbandes SMUV, was Schneiders Politik prägen wird. "Er ist ein selbstbewusster Arbeitgebervertreter, der die Sozialpartnerschaft vor allem auf der betrieblichen Ebene vertritt." Demgegenüber strebe die Gewerkschaft "nationale Strukturen und Grundlagen" (Moor) an.

Der Gewerkschafter, der Schneider schon als Verhandlungspartner bei der jüngsten Gesamtarbeitsvertrags-Erneuerung gegenübersass, sieht im neuen ASM/VSM-Präsident einen "eher konservativen Hardliner, der lernen müsste, etwas offener zu wirken".

Besonnenheit, Intelligenz und lösungsorientiertes Handeln attestiert Peter Hasler, Direktor des Schweizerischen Arbeitsgeberverbandes, dem neuen Top-Funktionär, der bereits seit acht Jahren den regionalen Wirtschaftsverband Oberaargau führt. Schneider sei "kein Ideologe", sondern ein "erfahrener Unternehmer, der keine Hirngespinste jagt". Hasler wünscht seinem neuen Amtskollegen, "dass er seinen Verband ohne interne Divergenzen stark und kontinuierlich führen kann" und dass er dazu auch "die nötigen Mittel und Möglichkeiten" erhält.

Erhaltung der Konkurrenzfähgikeit oberstes Gebot

Ganz gross auf seinen Fahnen will Johann Schneider die Erhaltung der Konkurrenzfähigkeit und des Werkplatzes Schweiz schreiben. Auch die Sozialpartnerschaft will er "mit Vernunft gestalten und versuchen, das weiterzuführen, was mein Vorbild Somm gut gemacht hat". An die Andresse der Gewerkschaften meint er: "Ich glaube nicht, dass der Wind wegen meiner Verbandsleitung schärfer wird. Ich muss aber davon ausgehen, das der Wind, der uns durch die Umstände aufgezwungen wird, schärfer wird."

Antworten auf den stärkeren Konkurrenzdruck will Schneider beispielsweise durch Bildungsanstrengungen geben. Arbeitszeitverkürzung dagegen sei nicht die Lösung. Teilzeitarbeit bei Frauen will er "differenziert anschauen". Die Löhne aber, glaubt Schneider, "sind zu hoch und sollten nicht weiter steigen". Sein Rezept: "Können die Kosten stabilisiert werden, kann die Kaufkraft erhalten bleiben, ohne dass die Löhne steigen."

"Die Unternehmer müssen auch in der Politik hinstehen"

Seinen Ideen kann der Langenthaler Unternehmer möglicherweise schon bald auch öffentlich Gehör verschaffen: Bei seiner zweiten Kandidatur für den Nationalrat sind die Wahlchancen des Freisinnigen intakt. Der Vater zweier Kinder bekennt sich dazu, "mit den Rahmenbedingungen der Politik sehr oft unzufrieden" zu sein und deshalb einen Beitrag an die schweizerische Wirtschaftspolitik leisten zu wollen: "Ich wäre froh, wenn hier mehr Unternehmer mithelfen würden. Denn es sind Unternehmer, die zeigen können, was möglich und unmöglich ist, um möglichst Vollbeschäftigung zu erreichen."

In gewissen Fragen ("Ich bin kein Europhoriker") kann er auch Postulate Christoph Blochers unterstützten, doch seinen Stil teilt er nicht: "Ich bin Pragmatiker und Realist und kein Freund der Polarisierung und Ausgrenzung."

5. August 1999

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(c) by Peter Knechtli