pic Peter Knechtli Reports Signet
Hier könnte ein Link auf die Glaxo- Homepage stehen. Attraktiver Preis.
061 271 63 64


Ich möchte diese Story bestellen und abdrucken

Ihre Meinung (auf "E-Mail" klicken)
E-Mail-Button


Glaxo stellt "Wundermittel" gegen Grippe vor

Medikament soll "volkswirtschaftliche Schäden verhindern" / Kassenpflicht noch nicht geklärt

VON MATTHIAS BRUNNER

Rechtzeitig zu Beginn der nasskalten Witterung präsentierte das Pharmaunternehmen Glaxo Wellcome sein neues Grippemittel Relenza. Der Pharmamulti will mit diesem Medikament, für das sich drei Spezialisten stark machten, die alljährlich hereinbrechende Grippewelle aufhalten.

Das Medikament mit dem Wirkstoff Zanamivir soll bei bereits ausgebrochener Grippe die Symptome zwei bis drei Tage frührer zum Verschwinden bringen. Dies habe eine entsprechende Placebo-Vergleichsstudie ergeben, erklärte Werner Wunderli, der in Genf das nationale Zentrum für Influenza leitet. Weiter würden 84 Prozent der Grippefälle fieberfrei verlaufen, wenn Relenza prophylaktisch eingesetzt werde. Aussderdem müssten auf diese Weise 65 Prozent weniger Antibiotika verschrieben werden.

Jürg Barandun, Leiter des Lungenzentrums der Klinik Hirslanden in Zürich, betonte jedoch, dass das Medikament innert 48 Stunden nach Ausbruch der ersten typischen Grippe-Symptome eingenommen werden müsse, um seine volle Wirkung zu erlangen.

Grippe verursacht hohe Kosten

Vor allem volkswirtschaftliche Argumente machte Thomas Szucs, Leiter der Abteilung für Gesundheitsökonomie am Universitätsspital Zürich, für die Anwendung dieser neuen Generation von Grippemitteln geltend. Eine Untersuchung in Deutschland habe Gesamtkosten als Folge der Influenza in Höhe von 1,7 Milliarden DM pro Jahr ergeben.

Besonders ins Gewicht fielen hauptsächlich die indirekten Kosten durch die krankheitsbedingten Arbeitsausfälle. Von Relenza verspreche man sich, diese Kosten spürbar senken zu können. Allerdings erachtet Wunderli nach wie vor die präventive Influenza-Schutzimpfung als wirksamste Massnahme. Doch beklagte er: "Die Schweiz liegt im internationalen Vergleich weit hinten, was die Impf-Rate betrifft."

Noch nicht kassenpflichtig

Wird jetzt von den Arbeitgebern der Druck auf die Arbeitnehmer noch verstärkt, schon im voraus Medikamente gegen Influenza zu nehmen? Möglicherweise trauen sich in Zukunft noch weniger Arbeitnehmer, eine Grippe mit Bettruhe auszukurieren.

Ob sich die neuen Grippemittel wie Relenza von Glaxo oder Tamiflur von Hoffmann-La Roche schliesslich bei der breiten Bevölkerung durchsetzen können, wird nicht zuletzt davon abhängen, ob die Krankenkassen diese Medikamente übernehmen müssen. Immerhin kostet eine Packung satte 80 Franken. In der Schweiz ist ein Entscheid noch bei den zuständigen Bundesbehörden hängig. Laut "Basler Zeitung" wurde ein entsprechendes Gesuch von Glaxo Wellcome in Grossbritannien kürzlich abgelehnt.

Auf die Frage von "Online Reports" nach den Umsatzerwartungen reagierte Peter Pfäffli zurückhaltend: «Wir rechnen damit, dass in drei bis fünf Jahren 30 Prozent der Influenza-Patienten Relenza inhalieren.» Weitaus weniger Zurückhaltung übte Glaxo Wellcome bei der Verteilung des Medikaments: Nach der Medienkonferenz erhielten die Medienvertreter gleich noch ein Gratis-Muster. Dabei ist Relenza rezeptflichtig.

6. Oktober 1999

Zurück zu Wirtschaft
Zurück zur Hauptseite

(c) by Peter Knechtli