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Hotelier Peter Bodenmann: "Es gibt kein Comeback"


Hotelier Peter Bodenmann in Lauerstellung

Nach dem politischen Absturz rechnen viele mit einem Comeback des früheren SPS-Präsidenten

VON PETER KNECHTLI

"Ich bin Hotelier und Journalist", gibt sich Peter Bodenmann demütig. Seit seinem unausweichlichen Rücktritt aus der Walliser Kantonsregierung vor vier Monaten ist es um den einstigen "Arena"-Spitzenunterhalter und SPS-Chefideologen auf dem helvetischen Parteien-Parkett still geworden. Doch die politische Welt rechnet mit einem politischen Comeback - vielleicht schon bald.

Dass sich Bodenmann als Krisenmanager seiner Immobilienaffäre betätigt und seinen Namen als Kolumnist warm hält, ohne auch seine politischen Perspektiven auszuloten, glaubt niemand. Vielmehr vermuten die meisten Beobachter, dass den sozialdemokratischen "Polit-Junky" (Bodenmann über Bodenmann) ohne sein Lebensstoff Entzugserscheinungen plagen.

"Bei Peter kann ich mir ungefähr alles vorstellen", sagt SP-Doyen Helmut Hubacher unverblümt. "Hotelier zu sein ist nicht die oberste Stufe, die er erreichen will. Ich rechne damit, dass er in die Politik zurückkehrt."

Auch der neugewählte SP-Staatsrat Thomas Burgener, der seit zwei Monaten Bodenmanns Amtsgeschäfte weiterführt, meint: "Bei ihm kann man keine Ueberraschungen ausschliessen."

"Ueber die SP hinaus aunerkannt"

Selbst Gegner des Politikers ausser Dienst wie der christlichsoziale Oberwalliser Ständerat Peter Bloetzer rechnen mit einem baldigen Comeback. Bei aller Kritik, so Bloetzer, sei Bodenmann "ein fleissiger Mann, der seine Dossiers beherrscht und weit über die SP hinaus Anerkennung gefunden hat".

Laut eigenem Bekunden will Bodenmann mit dringlicher Priorität seine belastende Haus-Aufgabe lösen. Eine Rückkehr in die Politik hat er allerdings nie ausgeschlossen.

Schon kommenden Herbst könnte es so weit sein. Seit im Rhone-Kanton die CVP-Vormachtstellung auf allen politischen Stufen zu erodieren beginnt, die christlichen Kantonalparteien zerstritten sind und das Volk mehr Pluralität und weniger Filz verlangt, steigen die Kurse der SP: Mit Bodenmann zog vor zwei Jahren - auch von Freisinnigen unterstützt - erstmals ein Sozialdemokrat in die Walliser Kantonsregierung ein. Bald droht auch, dass die CVP einen ihrer beiden Ständeratssitze verliert, da Edouard Delalay und Peter Bloetzer zurücktreten.

Ihr Erbe antreten könnte neben dem CVP-Nationalrat Simon Epiney der freisinnige Unterwalliser Nationalrat Bernard Comby - oder eine SP-Bewerbung aus dem Oberwallis. Neben der Sittener Vize-Stadtpräsidentin Anne-Christine Bagnoud dürfte am SP-Kongress vom 27. August für das Oberwallis die Briger Apothekerin Esther Waeber-Kalbermatten (47), Mitglied der Stadt-Exekutive und profilierte Grossrätin, portiert werden.

Bodenmann immer noch bekannter als Ursula Koch

Falls die SP im ersten Wahlgang unter den Erwartungen abschneidet, könnte Bodenmann (Comby: "Eine bemerkenswerte Persönlichkeit") die Gunst des Augenblicks nutzen und sich mit seinem Nimbus als mit allen Wassern gewaschener Polit-Zauberer für den zweiten Wahlgang bitten lassen. Laut Walliser SP-Quellen ist Bodenmann, dessen Vater Hermann schon für die CVP im Ständerat sass, immer noch bekannter als seine Nachfolgerin, SPS-Präsidentin Ursula Koch. Ebenso habe "das Gros der Walliser Bevölkerung seinen abrupten Abgang als Staatsrat bedauert".

Bodenmann hielt sich auf Anfrage maximal knapp: "Es gibt kein Comeback. Ich habe nie irgendwo ein Comeback angekündigt." Weitere Kommentare über seinen politischen Wiedereinstieg mochte der erbarmungslose Angreifer nicht machen: Er habe - offensichtlich im Gegensatz zu früheren Zeiten - "keine Lust, über die SonntagsZeitung zu kommunizieren".

Grund für Bodenmanns Sprech-Pause sind Beiträge der SonntagsZeitung vom vergangenen März. Darin wurden die schwerwiegenden Probleme um Finanzierung, Bau und Nutzung des vom Familien-Konsortium Bodenmann getragenen Hotel- und Gewerbekomplexes "Saltina Ost" in Brig dargestellt. Kernaussage: "Bodenmann hatte es schlicht verpasst, noch vor Amtsantritt als Staatsrat Ordnung in seine privaten finanziellen Angelegenheiten zu bringen."

Der Filz-Kritiker bietet Angriffsflächen

Mit seinem von der Walliser Kantonalbank finanzierten Immobilien-Abenteuer bot Bodenmann als Mitglied der Kantonsregierung seinen Kritikern genau jene Art Angriffsfläche, die er an ihnen nie ungenützt liess und die sein Leibblatt "Rote Anneliese" am christlichen Filz so hingebungsvoll sezierte. Indes weiss das welsche Magazin "Hebdo" von Fortschritten in der Krisenbewältigung zu berichten: Das 164 Zimmer fassende Hotel "Good Night Inn" sei bis September "praktisch ausgebucht" und die kommerziellen Geschäftsflächen seien vermietet.

Der SonntagsZeitung war es innert nützlicher Frist nicht möglich, diese Positiv-Berichte über die Auslastung des 40-Millionen-Baus zu verifizieren: Bodenmann ("es hat keinen Sinn, dass wir uns gegenseitig die Zeit stehlen") verweigerte auch dazu jeden Kommentar.

Sicher ist, dass er mit preislich attraktiven Angeboten die lokale Konkurrenz aufschreckte. Auch berichten Vertraute, das Hotel laufe gut. Noch-Ständerat Peter Bloetzer, Bauingenieur von Beruf, ist denn auch auf alles gefasst: Wenn Bodenmann bis Herbst "aus dem Dreck heraus gekommen ist", könnte eine Bereitschaft zur Ständeratskandiatur "schon eine Option sein". Völlig offen sei dagegen, "wie gut dieses Spielchen beim Volk ankommt".

SP: Nicht nur Freude

Laut der designierten SP-Ständeratskandidatin Esther Waeber-Kalbermatten nahm Bodenmann seit seinem Rücktritt als Staatsrat "nicht mehr an Partei-Sitzungen teil, an denen auch Kandidaturen besprochen wurden". Von einer Bodenmann-Bewerbung im zweiten Wahlgang wäre sie alles andere als begeistert: "Es ist auch eine Frage der Glaubwürdigkeit, als Staatsrat zurückzutreten und wenige Monate später Ständerat werden zu wollen." Ein Oberwalliser SP-Mitglied über Bodenmann: "Er testet derzeit seinen Marktwert."

Mit Widerstand hätte das trickreiche Animal politique auch in den eigenen Reihen zu rechnen - vor allem, wenn die SP-Frauen-Kandidatur den ersten Wahlgang vielversprechend überstehen sollte: Nicht bloss einzelne Stimmen lehnen derzeit ein Damenopfer zugunsten Bodenmanns ab; auch sei es an der Zeit, weiterem SP-Nachwuchs ein Forum in Bern zu bieten.

Doch für den entscheidenden Wahlgang ist auch die Frauenkandidatur noch nicht gesetzt. Eine prominente Walliser SP-Quelle: "Es wäre ein grosser Fehler, wenn man jetzt schon doktrinär das Vorgehen im zweiten Wahlgang festlegen würde".

Gute Karten hätte Bodenmann, wenn die SP im ersten Durchgang deutlich hinter den Erwartungen bliebe. Dann könnte der national bekannte Streit- und Leithammel seinen zugkräftigen Ruf, "in Bern etwas bewegen zu können", voll ausspielen: Blocher bekäme wieder einen ebenbürtigen Fechtpartner.

Wenn er will, könnte der aktuelle Hotelier und Journalist zumindest in der Walliser Energiepolitik schon jetzt auf Kontinuität setzen. Vor einigen Tagen meldete die Regierung Bodenmanns Rücktritt als Staatvertreter aus Verwaltungsrat und Ausschuss der Walliser Elektrizitäts-Gesellschaft. Und schon liegt ein Vorschlag derselben Exekutive vor, wie Bodenmann als gewöhnliches Mitglied im Verwaltungsrat bleiben könnte - als Nachfolger eines zurücktretenden nichtstaatlichen Mitglieds.

2. August 1999

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(c) by Peter Knechtli