Hier könnte ein Aktiv-Link auf Ihre Clariant-Homepage stehen.
061 271 63 64




INTERVIEW MIT ROLF W. SCHWEIZER

STORY UEBER FUSION
PORTRAIT ROLF. W. SCHWEIZER



Der Sandoz-Geist lässt grüssen

Von Peter Knechtli

In Basel scheint man sich langsam an Gross-Fusionen zu gewöhnen: Vor über zwanzig Jahres war es der erste grosse Presse-Zusammenschluss ("Basler Zeitung"), dann folgte die Erdbeben-Fusion von Ciba und Sandoz ("Novartis"). Auch die UBS-Verschmelzung traf den Bankverein-Hauptsitz in Basel ganz zentral. Und jetzt die grosse Heirat in der Spezialitätenchemie.

Man kann die Fusion von Clariant und Ciba zu Clariant mit Ciba-Signet drehen und wenden wie man will - und auch die wortreiche Darstellung der partnerschaftlich ausgewogenen Besetzung der Führungsposition führt nicht an der Erkenntnis vorbei: Die alte Clariant-Kultur wird auch die neue bestimmen.

Proaktive Figur dieses Riesendeals war der 68jährige Rolf Schweizer, ein seinerzeitiger Industrie-Offizier aus dem Sandoz-Regiment, der während längerer Zeit als Nachfolger des legendären Patriarchen Marc Moret gehandelt wurde. Moret war es schon, der als eigentlicher Novartis-Architekt in die Wirtschaftsgeschichte einging. Jetzt war es Rolf Schweizer, dieser instiktsichere, in der knallharten Renditeschmiede von Sandoz geprägte Alterspensionär, der unerschrocken wie ein Jungmanager die Initiative zu einem weiteren historischen Deal entwickelt hatte.

Wie schon vor der Geburt von Novartis spielte die grössere und behäbigere Ciba die passive Rolle. Und so war es auch jetzt, als Schweizer den logischen Schritt vollzog und zwei sich zunehmend zu Parallelfirmen entwickelnde Konzerne zu einem gigantischen Gebilde verschob.

Es war die schnittige Sandoz-Manier, der dem Clariant-Fusions-Entscheid zu Gevatter stand. Schweizer hatte mit der wuchtigen Sparten-Akquisition von Hoechst den entscheidenden Grössenvorteil erworben, der es ihm jetzt erlaubte, den Sandoz-Geist in die neue Clariant zu vererben. Entscheide dieses Kalibers fehlten bei Ciba. Die dümpelnden Erträge, eine lustlose Börsenentwicklung und mittelmässige Marktlaune führten zum Schritt, der in Basel schon seit der Verselbständigung der Spezialchemie erwartet wurde. Es darf heute die Annahme erlaubt sein, dass eine spätere Fusion der beiden Spin-offs von allem Anfang zum Kalkül der Konzernstrategen gehörte.

Bei aller Ausrichtung auf die Shareholder-Interessen bringt aber auch die erst anderthalbjährige Ciba ein gewichtiges Element in das Weltspitze-Unternehmen ein: Das Humankapital in Form einer kontinuierlich gewachsenen Personalpolitik, die Einheitsverträge mit den Arbeitnehmern miteinschliesst. Sozialpartnerschaft ist Rolf Schweizers Lieblingsthema nicht, Vertragsverhandlungen mögen ihn kaum in Begeisterung zu versetzen. Wenn er aber will, dass sich Einsatzfreudigkeit und Firmenidentifikation auch in seiner neusten Firmenkreation breitmachen, sollte er die Grösse haben, sich an der fortschrittlichen Personalpolitk der Ciba zu orientieren.

9. November 1998

Zurück zu Wirtschaft
Zurück zur Hauptseite

(c) by Peter Knechtli